Gesichtsverlust für Cosco

13. April: „Cosco-Einstieg im Hafen wird wieder geprüft“

Der Hamburger Hafen hat gegenüber Rotterdam und den aufstrebenden Häfen am Mittelmeer bekanntermaßen geografische Lagenachteile. Umso pfleglicher muss man mit seinen Kunden umgehen. Ganz besonders mit den asiatischen, die einen erheblichen Anteil zum Hafenumsatz beisteuern. Was in der Diskussion um die Beteiligung der chinesischen Reederei Cosco seit bald einem Jahr abgezogen wird, ist ein Trauerspiel für die deutsche und die Hamburger Hafenpolitik. Reedereibeteiligungen an Terminalgesellschaften sind im Containergeschäft weltweit absolut üblich, viele Reederei bauen sogar komplett eigene Terminals, insbesondre die Großen im Containerbusiness, Maersk und MSC. Was Cosco derzeit von der Deutschen Politik zugemutet wird, bedeutet – insbesondere für eine asiatische Firma – einen enormen Gesichtsverlust. Es würde mich nicht wundern, wenn Cosco die Beteiligung am Tollerort-Terminal ganz absagt, aber dann auch gleich die ganze Ladung vom Hamburger Hafen abzieht und sie dort umschlagen lässt, wo Cosco eine Terminalbeteiligung hat: in Rotterdam. Gleichermaßen traurig ist die erneute Diskussion um die für die Hafenwirtschaft wichtige Köhlbrandquerung. Wird die nicht rechtzeitig fertig und zwar als Tunnellösung, aber ohne separate Tunnel für den Containerumfuhr, dann droht ein weiterer Abzug von Ladung aus dem Hamburger Hafen.

Michael Jung

Geänderte Randbedingungen

12. April: „Atomausstieg am Sonnabend spaltet die deutsche Politik“ und „Pro und Kontra: Ist der Atomausstieg in Deutschland richtig?“

Seit der Entscheidung zum Ausstieg haben sich die Randbedingungen (Verteuerung der Gaspreise, Krieg, Verzögerungen beim Ausbau der „Erneuerbaren“, Verzögerungen beim Ausbau des Stromnetzes, Verschärfung des Klimawandels) geändert. In China wird das Alte abgeschafft, wenn das Neue da ist. Unsere Regierung legt die CO2-freien Atomkraftwerke still, ohne dass ausreichend Ersatz in Form erneuerbarer Energien zur Verfügung steht. Die Folge ist der Betrieb veralteter Kohlekraftwerke mit CO2-Ausstoß ohne Ende und die höchsten Strompreise weltweit. Die Folgen werden die Verlagerung der energieintensiven Produktionen ins Ausland sein, Entfall von Fertigungswissen, Arbeitsplätzen und Wohlstandsverluste. Zugleich muss klar sein: Bei einer „Dunkelflaute“ fällt der Anteil der erneuerbaren Energie unter zehn Prozent des Bedarfes. Dann müssen Kohle- oder Gaskraftwerke einspringen. Das ist unwirtschaftlich. So wird die Energiewende nicht gelingen.

Hans-Roger Komsthöft

Befremdliche Formulierungen

12. April: „Nach Großfeuer: Bezirks-Chef will durchgreifen. Ralf Neubauer hat einen Plan, spricht aber von ,Marathon‘“

Mir erschließt sich nicht, warum die Situation in der Billstraße als „Basar“ bezeichnet wird. Mir ist nicht bekannt, dass das eine offizielle Bezeichnung für einen Bereich ist, in dem Großhandel erlaubt ist (Definition nach Duden: Händlerviertel in orientalischen Städten/Verkaufsstätte von Waren für wohltätige Zweck). Ebenso finde ich die Formulierungen, dass man sich dort „schnell fremd fühlt“, es „andersartig“ ist, besonders in direkter Verbindung mit dem aktuellen Brandgeruch, sehr befremdlich. Die Aussage schließlich, dass es „nur wenige Hamburger“ dorthin zieht, erscheint mir völlig ohne Grundlage, da doch Hamburger ist, wer in Hamburg wohnt, und das völlig unabhängig davon, ob er arabische Schriftzeichen lesen kann oder nicht. Insgesamt hätte ich mir einen Artikel gewünscht, der berichtet und auch beschreibt, aber deutlich vorsichtiger in der Wahl der Kombination von Bildern und dem ungefilterten Unterbringen eigener Interpretationen ist. So ist der Schritt zur rassistischen Übertreibung nur noch ein kleiner.

Maike Mau

Vahrenholt gilt als Lobbyist

11. April: „Vahrenholts ignorierter Bestseller ,Die große Energiekrise‘ – Ex-Umweltsenator und Atomfan rechnet mit der deutschen Politik ab“

Fritz Vahrenholt hat wieder ein Buch geschrieben. Ein Buch, das von den Massenmedien ignoriert wird. Warum ist das wohl so? Weil man der Person keine Objektivität in Energiefragen zutraut. Herr Vahrenholt gilt als Lobbyist. Selbst wenn das Buch etwas Wahres enthielte, würde ich es nicht lesen, weil ich nicht unbemerkt doch noch manipuliert werden möchte. Herr Iken tut sich keinen Gefallen damit, dass er wie schon bei der „Kalten Sonne“ unter dem Deckmäntelchen der Meinungsausgewogenheit Herrn Vahrenholt promotet. Ich wünsche mir, dass der Klimaschutz mit einem passenden Mix an Erneuerbaren Energien vorangebracht wird. Die Atomkraft wäre dabei nur scheinbar hilfreich, da sie die Uran-Abhängigkeit von Russland und Kasachstan verstärken würde. Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert und empfehle Herrn Vahrenholt, sich mal mit den Vorschlägen der Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kempfert für eine vernünftige Energiepolitik auseinanderzusetzen, falls er ideologisch nicht zu verbohrt ist.

Jochen Kälber

Toll, ich spare 213 Euro

8./9./10. April: „49-Euro-Ticket – für viele wird es jetzt teurer“ und Leserbriefe

Ich bin überrascht über den Platz, den das Hamburger Abendblatt den wenigen Lesern bietet, die durch das neue 49-Euro-Ticket Einbußen von monatlich drei, vier oder 10,10 Euro hinnehmen müssen. Von den mehr als 650.000 Abonnenten im HVV haben aber wohl 99 Prozent zum Teil sogar erhebliche Einsparungen durch das neue Ticket. Ich bin enttäuscht und teilweise auch zornig, was ich täglich an Negativem lese. Dabei sind es oft einzelne Erlebnisse, die Entscheidungen für die Gesamtheit als nicht praktikabel darstellen. Aber vielleicht schreibt ja doch noch jemand: „Toll! Mit dem neuen 49-Euro-Ticket spare ich als HVV-Abonnent im Gesamtnetz jeden Monat 213 Euro und kann zusätzlich am Wochenende meine Freunde in Hannover und Bremen besuchen.“

Lutz Donner

Elternwahlrecht: ein hohes Gut

6./7. April: „Sonderschulen – wieder mehr Kinder“

Hamburg ist nach meiner Kenntnislage das Bundesland, das die inklusive Bildung am umfassendsten in allen Schulformen einschließlich der beruflichern Vorbereitung unter beispielhafter Berücksichtigung des Elternwillens umsetzt. Die Eltern von Kindern mit Behinderungen kommen in der Regel bei der nur in Hamburg durchgeführten viereinhalbjährigen Vorstellung mit Schule erstmalig in Berührung. Hier werden sie über die schulischen Rahmenbedingungen in Hamburg informiert. Außerdem werden sie über die durchzuführende sonderpädagogische Diagnostik und die daraus abgeleiteten Förderpläne informiert und in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Hamburg hat in allen allgemeinen Schulformen in den Schulen eine hohe Beratungskompetenz für Eltern mit behinderten Kindern aufgebaut. Lehrer, Beratungslehrer und „Förderkoordinatoren“ werden in die Beratung der Eltern und Lehrer eingebunden. Im weiteren hat die Bildungsbehörde Ombudsstellen eingerichtet, die sich intensiv um die Sorgen und Fragestellungen von Eltern kümmern und regelmäßig die Leitung der Bildungsbehörde beraten. Außerdem wird jährlich überprüft – unter Einbindung der Eltern – ob ein sonderpädagogischer Förderbedarf weiterhin vorliegt und welche Fördermaßnahmen im kommenden Schuljahr erforderlich sind. Auch haben Eltern im Rahmen eines Antrags das Recht, von der allgemeinen Schule in die Sonderschule zu wechseln und umgekehrt. So wird dem Elternwahlrecht als ein hohes Gut in einer demokratischen Gesellschaft im Rahmen des hamburger Schulwesens auch für behinderte Schüler eine große Bedeutung und Akzeptanz eingeräumt!

Birgit Zeidler

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