Mehr Bürokratie, mehr Klagen…

3. April: „Habecks Heizungsgesetz – es hagelt Kritik und Fragen“

Die Reihenfolge stimmt nicht: Bevor man auch den Wärmesektor elektrifiziert, muss die erneuerbare Energie dafür vorhanden sein. Auch wenn der Anteil erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung heute über 40 Prozent beträgt, so machen der Wärme- und Verkehrssektor 80 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus und diese haben nur einen Anteil von ca. 20 Prozent erneuerbare Energie, wovon der größte Teil Holz und anderes biologisches Material ist. Ich frage mich daher, woher denn hierfür die ganze erneuerbare Energie kommen soll? Eine Wärmepumpe heute als „100 Prozent erneuerbare Energie“ zu bezeichnen, ist daher reiner Euphemismus. Man macht den Menschen etwas vor. Hinzu kommt, dass die geplanten Regelungen wieder einmal einen neuen teuren Bürokratie-Apparat erfordern, der die Regeln überprüfen muss. Dazu wird es dann zu unzähligen Klagen kommen, wie bei allen unklaren, praxisfremden Festlegungen. Wieder einmal zeigt sich, dass die Politiker sich fast ausschließlich aus akademischen Theoretikern zusammensetzen.

Dr. Bernd E. Langner, Winsen

Zum Scheitern verurteilt

1./2. April: „Wasserstoff, Biogas & Co.: So teuer wird das Heizen“

Diese von der Bundesregierung beschlossene Wärmewende ist zum Scheitern verurteilt und verunsichert Millionen von Hausbesitzern, auf die immense Kosten im höheren fünfstelligen Bereich zukommen. So viele Subventionen sind vom Staat gar nicht leistbar, um dies sozial für die Betroffenen abzufedern. Hinzu kommt, dass bis 2030 40 Prozent unserer derzeitigen Stromversorgung (Braunkohle, Steinkohle und Kernenergie) durch Energie aus Wind und Sonne ersetzt werden soll. Selbst wenn die 10.000 Windkraftwerke und mehrere Quadratkilometer Solaranlagen, von denen Habeck fabuliert, bis dahin errichtet werden, müssen zig Back-up-Gaskraftwerke gebaut werden, um Strom zu erzeugen, wenn Wind und Sonne ausbleiben. Gleichzeitig sollen aber aufgrund dieser Wärmewende Millionen von stromverbrauchenden Wärmepumpen Gas- und Ölheizungen ersetzen und zusätzlich ans Netz gehen. Ebenfalls müssten ca. 67 Prozent der Fernwärme, die mit den fossilen Energieträgern Kohle und Gas erzeugt wird, ersetzt werden. Von dem Mangel an Handwerkern, die diese Wende umsetzen sollen und den fehlenden Materialien ganz zu schweigen. Und dann kommen noch Millionen von E-Autos sowie die Produktion von grünem Wasserstoff hinzu. Ich frage mich, wie angeblich rational denkende Politiker bei dieser Faktenlage solche Beschlüsse fassen können. Mit den Franzosen könnte man eine solche Politik nicht machen.

Ernst Mutz

Woher den Strom nehmen?

Das Gebäudeenergiegesetz fordert den Einsatz von 65 Prozent erneuerbarer Energie zur Beheizung von Gebäuden. Dazu favorisiert der Wirtschaftsminister den Einbau von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr. Wenn aber 55 Prozent des dazu benötigten Stroms nicht aus erneuerbaren Quellen stammen, wie soll das dann gehen? In Hamburg stammen 84 Prozent des Stroms aus Kohlekraftwerken – aus Wedel. Sind Wärmepumpe und Elektromobilität dann noch klimaneutral? Übrigens 500.000 Wärmepumpen benötigen mindestens drei Gigawatt Strom, das ist die Leistung von drei Atomkraftwerken, aber die werden ja bekanntlich abgeschaltet. Woher also den Strom nehmen? Wieder aus Kohlekraft?

Dr. Carl Claus Hagenbeck

Nichts aus der Krise gelernt?

1./2. April: „Hamburg erwartet so viele Kreuzfahrt-Schiffe wie nie“

Kein Wort zu den negativen Seiten des neuen Booms der Kreuzschifffahrt. Stichworte wie die Umweltbelastung durch Schweröle (die schmutzigste Antriebsart schlechthin), Ausbeutung des Personals, Verschwendung und massiv belastender Tourismus in den Zielorten werden komplett ignoriert. Stattdessen ein Hurra auf die „Entwicklung der Zahlen bei den Anläufen (der Schiffe) und bei den Passagieren. Aktuell besser als prognostiziert“. Wieder mal haben viele Akteure nichts aus der Krise gelernt. Es soll einfach unverändert so weitergehen wie vor Coronazeiten. Kein neues, aufgeklärteres Bewusstsein, weder in der Kreuzschifffahrt-Branche noch bei den Passagieren. Ganz im Gegenteil: Eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ macht sich breit („es gab ja so viele Entbehrungen…“). Die Katastrophe ist doch, dass sich viele Menschen überhaupt keine weiterreichenden Gedanken machen, dass sie die Klimakrise verdrängen oder leugnen, dass sie keinen unterstützenden Beitrag zum Klimaschutz leisten. Es ist ihnen scheinbar irgendwie egal. Und was mich besonders stört, ist die Tatsache, dass die Politik (Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Habeck) weitgehend wegschaut. Stattdessen wird dem „kleinen Mann“ sinnbildlich die Pistole auf die Brust gesetzt. Da sollten zwangsweise die alten Gas- und Ölheizungen ab/nach 2024 ausgetauscht werden. Ist zwar jetzt erstmal vom Tisch, zeigt aber die Gesinnung. Den „einfachen Bürger“ erziehen, gängeln und zwingen, die „großen Unternehmen“ aus politischer Feigheit verschonen (wegschauen). Schade, dass man sich nicht auf dem Wasser festkleben kann.

Doris Bartram, Herzogtum Lauenburg

Gebaute Geschichte

31. März: „Denkmalschützer und Eigentümer geraten aneinander. Bewohner der Siedlung Hamburg Bau ‘78 fühlen sich von der Behörde ausgebootet. Bei einer Infoveranstaltung gibt es viele Buhrufe“

Die Unterschutzstellung von Baudenkmälern ist eine fachliche Entscheidung und kein Beteiligungsprozess, bei dem Eigentümer/-innen oder Bewohner/-innen eines Quartiers oder gar die Stadtbevölkerung via Abstimmung mehrheitlich entscheiden. Die Aufgabe der Unterschutzstellung liegt – so steht es im Denkmalschutzgesetz – bei der zuständigen Behörde, also dem Denkmalschutzamt. Und das ist gut so. Die Definition und Einhaltung von gesetzlichen Schutzzielen benötigt Fachkompetenz und keine Beteiligungsprozesse, das wird bei anderen Schutzzielen auch kaum jemand bezweifeln, wie etwa bei den gebäudebezogenen Schutzzielen der Standsicherheit und des Brandschutzes, oder bei Naturschutz, Katastrophenschutz und Klimaschutz. Und die Durchsetzung auch dieser Schutzziele berührt allzu häufig Eigentumsrechte. Der Denkmalschutz aber wird immer mal wieder infrage gestellt, vielleicht deswegen, weil der Verzicht auf dieses Schutzziel nicht Leib und Leben gefährdet, und – so ist zu befürchten – bei persönlicher Betroffenheit. Dabei ist die gesellschaftliche Relevanz von Kulturdenkmälern kaum hoch genug einzuschätzen, weil sie als gebaute Geschichte zu unserem kollektiven Gedächtnis gehören. Schutz benötigen übrigens insbesondere die Gebäude der Nachkriegsjahrzehnte, weil deren historische Bedeutung sich heute vielen (noch) nicht erschließt und daher deutlich mehr Vermittlung benötigt als ältere Zeitschichten.

Lennart Hellberg,

Denkmalverein Hamburg e.V.

Dank an den Stifter

1./2. April: „NS-Dokuzentrum in der HafenCity. In der Nähe des Hannoverschen Bahnhofs soll an die Deportation von Juden erinnert werden“

Endlich: Seit 2017 liegen die Pläne für das geplante NS-Dokumentationszentrum am ehemaligen Hannoverschen Bahnhof in der HafenCity brach. Jetzt aber ergreift mit Herrn Müller-Spreer ein Hamburger Stifter die Initiative und stellt gleich ein attraktives Gebäude vor, in dem die Lebensumstände und Deportationen jüdischer Bürgerinnen und Bürger in der NS-Zeit dokumentiert werden. Wieder einmal geht das Engagement von einer privaten Stiftung aus: glückliches Hamburg. Dank an den Stifter.

Michael Göring, Hamburg

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