Trotzdem besonnen reagieren

13. März: „Nach Amoklauf: Innensenator Grote für schärferes Waffenrecht. Mehrere Verletzte schweben weiter in Lebensgefahr. Lob für Spezialeinheit der Polizei“

Natürlich ist die Aufregung nach so einer abscheulichen Tat sehr groß. Man sollte trotzdem besonnen reagieren. Im Hintergrund sind natürlich die Schuldigen mehr oder weniger ausgemacht: Die Schießstände und Schützenvereine. Wir haben doch schon ein scharfes Waffenrecht in Deutschland. Schuld an Amokläufen und Attentaten sind immer die Täter. Wenn ein potenzieller Täter einen Anschlag vor hat, kommt er immer, wenn er will, an eine scharfe Waffe. Kann man bekannterweise über Darknet oder entsprechende Kreise besorgen.

Wolfgang Kany

Anwendung von Datenquellen

11. März: „Das Waffenrecht – immer wieder umstritten. 5,5 Millionen Waffen sind in Deutschland offiziell registriert“

Es ist mir absolut unverständlich, warum bei der Überprüfung des Attentäters nach dem anonymen Hinweis nicht das allgemein gängige Prinzip der Open Source Intelligence angewendet wurde, die Nutzung offener Datenquellen. Hier hätte ein Prüfer mit minimalem Aufwand und ohne psychologischen Sachverstand bei Durchsicht der Homepage und einer Tagessatzforderung von 250.000 Euro leicht eine narzisstische Persönlichkeitsstörung mit krankhafter Selbstüberhöhung erkennen und Prüfschritte einleiten können.

Axel Wiechmann

Forschung massiv fördern

Ein unglaublich schwieriges Thema. Losgelöst davon, dass solche Diskussionen immer wieder nach solchen Dramen wie jetzt in Alsterdorf aufkommen, stellt sich doch die Frage, ob eine Verschärfung des Waffenrechtes überhaupt eine potenziell wirksame Möglichkeit darstellt. Mag man die Anforderungen an Waffenbesitzer gerne höher schrauben, die Erlangung einer WBK noch schwerer machen, Kontrollen noch öfter durchführen, als bislang geregelt. Auch behördliche Anstrengungen, die Anzahl der Magazine, die Menge der erworbenen Munition zu limitieren, dürften ins Leere laufen. Es wird denjenigen, der sich zur Begehung eines solchen Verbrechen entschlossen hat, nicht beeindrucken. Er wird sich die Waffe auf dem grauen Markt besorgen. Und nimmt er keine Schusswaffe, selbst dann blieben ihm dutzende andere Möglichkeiten. Einen massiv gefährlichen Straftäter mit abstrus-kranken Fantasien und dem unbedingten Willen, anderen Menschen Leid zuzufügen, wird man, schaut man einmal sorgfältig darauf, schwerlich mit Regularien aus der Verwaltungsetage davon abhalten können. Ebenso wenig erscheinen mir eine Verschärfung des Strafrechtes tauglich, gehen doch die meisten Täter in solchen Fällen eh’ davon aus, dass sie das Szenario nicht überleben werden. Was also dann? Aus meiner Sicht bliebe die sogenannte Früherkennung! Amokläufe geschehen nicht, wie man zumeist denkt, völlig überraschend. Straftäter, gerade im Amok-Bereich, bereiten ihre Taten nicht nur lange und akribisch vor, sie geben ihre Pläne oft auch vorher preis. Durchweg im Internet, in einschlägigen Foren. Oder im eigenen Umfeld. Und so gibt es auch bei uns bereits Forschungsprojekte, die sich genau diesem Thema widmen. Hier würde ich den Hebel ansetzen und diese Forschung massiv fördern.

Wilhelm Baack, Norderstedt

Nachweis der Bedürftigkeit

11. März: „Philipp F. – ein rätselhafter Mann. Er hatte die Tatwaffe legal erworben und wurde nach einer Anzeige von der Polizei überprüft“

Über das tragische Ereignis in einer Glaubensgemeinschaft im Stadtteil Alsterdorf wurde die Öffentlichkeit von der Hamburger Polizei und der Staatsanwaltschaft in den Medien umfangreich informiert. Was sollte grundsätzlich für Sportschützen künftig verändert werden: Nach dem Erwerb einer Waffenbesitzkarte sollte von allen Inhabern ein Nachweis der Bedürftigkeit nachgewiesen werden. Dazu zählt die Mitgliedschaft in einem gemeinnützigen Verein, der die Aufsicht über das Übungs- und Wettkampfschießen durchführt. Sobald eine Mitgliedschaft endet, muss dies sofort als Auflage vom Vereinsvorstand der zuständigen Waffenbehörde angezeigt werden. Dies sollte zusätzlich in das Waffengesetz für Sportschützen aufgenommen werden. Dadurch haben Vereinsmitglieder die Möglichkeit, gegebenenfalls Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.

Hans Humpke, Hamburg

Interview lesen und handeln!

11. März: „„Es wird jetzt ernst für die Wirtschaft“. Dirk Messner, Chef des Umweltbundesamtes, über Klimawandel, Verkehr und Wohnungsbau“

Die Einschätzungen vom Präsidenten des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, sollten den aktuell verantwortlichen Politikern als Blaupause dienen. Insbesondere dem Verkehrsministerium wird ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. In dem FDP geführten Ressort wird am deutlichsten Klientelpolitik betrieben. Diese Form der politischen Ausrichtung können wir uns aufgrund der drängenden Probleme nicht mehr leisten. Also, mein Appell an die Mitglieder der Ampel: Parteibücher in die Schublade, das Interview lesen und handeln!

Hans-Joachim Bull

Moralisierenden Trend

10. März: „Alarm in Entenhausen: Wird Dagobert Duck zensiert? Politisch korrekte Comics und Kinderbücher, sensible Sprache, Warnungen: Was passiert da gerade? Ein Interview mit Rainer Moritz“

Rainer Moritz polemisiert mit Recht gegen den moralisierenden Trend, Literatur nachträglich zu reinigen oder korrigieren zu wollen. Zudem ist die verbreitete Grundannahme, Sprachreinigung würde zu mehr Kinderschutz führen, irrig. Natürlich existiert zwischen Sprache und Denken eine Zusammenhang. Doch der ist weder linear noch kausal. Ich habe in meiner Kindheit sicher kiloweise Negerküsse verspeist und auch Indianer gespielt. Doch eine menschenverachtende, rassistische Haltung ist daraus nicht erwachsen, weil das erzieherische und nachbarschaftliche Umfeld nicht danach war. Wenn man Kinder gegen die problematischen Umstände unsers Lebens immunisieren will, selbst in guter Absicht, schafft man eher korrekte Duckmäuser als selbstbewusste Persönlichkeiten. Wir müssen mehr miteinander reden und weniger zensieren wollen. Ich denke, ich sollte mir jetzt unbedingt wieder die unkorrekten Tom Sawyer und Huckleberry Finn Romane, die Lieblingsbücher meiner Kindheit, anschaffen, bevor ….?

Holger Geißelbrecht, Hamburg

Wo endet das aber?

Ich kann Herrn Moritz nur in jedem Punkt Recht geben, wenn er sich gegen die „Sprach- und Textpolizisten“ wendet. Diese selbst ernannten Zensoren erinnern mich an dunkle Zeiten deutscher Geschichte. Es gab einmal Zeiten, in denen Zensur zum alltäglichen politischen Geschäft gehörte. Wo stehen wir heute? Es beginnt bereits damit, dass ein vorliegendes literarisches Werk ‚korrigiert‘ wird. Wo endet das aber? Der nächste Schritt wird dann sein, dass das Werk aus dem Verlagsprogramm genommen wird. Und dann? Wird das Werk dann verboten? Und wird es dann öffentlich verbrannt?

Claus-Peter Holste-von Mutius, Wedel

Immer eloquent

11. März: „Wo Kinder im Schlachthaus schuften. Hunderte US-Unternehmen schlagen Kapital aus Minderjährigen, die allein ins Land kommen“

Großen Dank an Dirk Hautkapp, der immer wieder Zustände im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufzeigt, die man nicht für möglich halten würde - und das oft mit spitzer Feder, immer eloquent.

Dr. Ursula Augener

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