Rigide Verbotspolitik

9. März: Leitartikel: „Verfehlte Verkehrspolitik. Hamburgs Wirtschaft kritisiert den Senat scharf – zu Recht“

Der Leitartikel bringt es auf den Punkt: Die rigide Verbotspolitik des Herrn Tjarks ist unerträglich. Für Fahrrad-Autobahnen werden alte und gut erhaltene Straßenbäume gefällt, Steuerzahler werden für die Entsorgung von wild abgestellten Elektrorollern und E-Bikes durch die Stadtreinigung zur Kasse gebeten, und Gewerbetreibende müssen um ihre Existenz fürchten, weil die Anwohnerparkzonen ihnen keine Möglichkeit mehr lassen, ihre Lieferfahrzeuge zu parken. Hoffentlich bekommen die Grünen bei den nächsten Wahlen die Quittung für diese Zwangsbeglückungspolitik.

Martin Wucherpfennig

Konservative Sichtweise

Ist es Ihnen nicht peinlich, den alten Hut der Konservativen zu bemühen, die schichtdienstarbeitende Pflegerin für eine rückständige Mobilitätspolitik heranzuziehen? Abgesehen davon, dass die Interessen unfair bezahlter Menschen interessanterweise nie bei der Diskussion um bezahlbaren Wohnraum, Betreuungsangebote und Teilhabe eine Rolle spielen: Nehmen Sie sich doch ein Fahrrad und besuchen sie die zugestellten Quartiere. Ich weiß nicht, wie hoch die Quote an Bauarbeitern, Pflegekräften und Polizisten dort ist, sichtbar ist jedoch, dass dort im wesentlichen Autos stehen, die im Anschaffungspreise bei einem Nettojahresgehalt in diesen Berufsgruppen gerade einmal anfangen. Was wir in Hamburg brauchen, ist eine faire und differenzierte Mobilitätswende. Innerhalb des Ring 3 sieht es eben anders aus als in den Randbezirken. Wer glaubt, dass die Mobilitätswende ohne Verdrängung des Privatwagens funktioniert, sollte nach Paris oder Singapur reisen.

Julian Wilckens

Erst neue Systeme ausloten

Haben Sie Dank für Ihre klaren Worte. Ideologische Zielsetzungen lösen nicht die zweifellos vorhandenen Verkehrsprobleme. Fakt ist: Die Nachfrage nach Mobilität ist da. Sie lässt sich nicht beschränken oder gar einschläfern. Und alle Prognosen weisen ein weiteres Wachsen der Nachfrage aus. Wer also Mobilität einschränken will, für welches System auch immer, der muss auch sagen, welches andere System das eingeschränkte Mobilitätsangebot übernehmen soll und wie dieses System so ertüchtigt werden soll, dass es die umgelenkte Nachfrage auch bedienen kann. Erst, wenn diese Ertüchtigung vollzogen ist, können die angestrebten Einschränkungen des anderen Systems gestartet werden. Nicht vorher! Sonst wird aus einer lebenswerten eine nicht lebenswerte Stadt. Das Berliner Beispiel wird zu Recht als Warnsignal zitiert.

Hans Lafrenz

Wenn das keine Abzocke ist!

9. März: „Handelskammer warnt Senat vor Ausbau des Anwohnerparkens. Wirtschaft fordert Ende des Stellplatzabbaus und Parkberechtigungen für Betriebe und Beschäftigte“

Es ist ja nett, dass die Handelskammer Krach macht. Aber: Früher waren die Parkscheinautomaten, noch nicht flächendeckend, „nur“ für das Parken von montags bis freitags zu bedienen. Dann rutschte die zahlungspflichtige Parkzeit auf „werktags“. Sodann dehnte sich das – zusammen mit der Ausdehnung des Anwohnerparkens – klammheimlich aus auf „täglich“. Wenn das keine Abzocke ist! Wo bleibt der Protest der Kirchen, dass die Kirchgänger nicht nur aus näherer Umgebung kommen und Parkgebühren berappen müssen, um in den Gottesdienst zu gehen? Wo bleibt der Protest von CDU und FDP zur Verteidigung legitimer Interessen ihrer Bürger, ihre sozialen Kontakte zu pflegen, ohne dass diese einer zeitlichen Begrenzung von drei Stunden und einer Abzocke von drei Euro pro Stunde ausgesetzt sind? Und wo bleiben alle anderen Institutionen für die Verteidigung der Interessen normaler Bürger? Es werden mehr Parkscheine ausgegeben als Parkplätze verfügbar sind, der Parksuchverkehr findet nach wie vor statt. Besucherausweise sind auch keine Lösung, denn sie sind nur erhältlich für Leute, die einen Computer besitzen. Auch ist der Beschaffungsvorgang sehr zeitaufwendig und gewöhnungsbedürftig. Das ist eine Ausgrenzung weiter Teile der Gesellschaft.

Herbert Nölting

Im kleinen Rahmen testen

Als Bewohner der Zone 106 Hoheluft-Ost, mit inzwischen einiger Erfahrung mit dem Anwohnerparken, kann ich die wesentlichen Kritiken und Vorschläge der Handelskammer nur unterstützen. Sehr gut auch der Gedanke, mit Kammern und Verbänden einen „runden Tisch Gewerbeparken“ einzurichten. Das allerdings – und das ist meine wesentliche Kritik – hätte der Senat einrichten sollen, bevor er solche Entwicklungen anstößt, bzw. in den Bezirken duldet. Eine solche Runde hätte ergänzt werden müssen um eine Beteiligung von Anwohnern. Gute Behörden hätten zudem überlegen sollen, ob man solche gewaltigen Veränderungen nicht durch regionale praktische Versuche ausprobieren sollte. So etwas sollte man zunächst in kleinem Rahmen testen, um Fehler korrigieren zu können.

Dieter Brandes, Hamburg

Frust beim „Blöckenfahren“

Ich hätte im Zusammenhang mit diesem leidigen Thema den Vorschlag zu machen, doch das Anwohnerparken total abzuschaffen. Dann müssten nämlich so einige Autofahrer damit rechnen, ihren Feierabend mit „Blöckchenfahren“ (Suche eines Parkplatzes) zu verbringen. Sicher wird die Frustration dermaßen groß sein, dass nicht wenige ihren Wagen abschaffen und sich stattdessen eine Alternative (doch nicht etwa das Fahrrad?) suchen würden. Zu befürchten wäre leider, dass Anwohner in gewissen Wohngebieten allein aus Imagegründen dagegen sein werden…

Jobst Thurmann

Hamburger Wahrzeichen retten

8. März: „Kritik an Plänen für den Hauptbahnhof“

Ist die Politik in Hamburg jetzt völlig abgedreht und hat sie der absolute Größenwahn gepackt? Wie kann es sein, dass dieser absichtlichen Zerstörung des Stadtbildes keine Absage erteilt wird! Nach Genehmigung und Baubeginn des monströsen Wolkenkratzers an den Elbbrücken und dem nach wie vor geplantem Abriss der markanten Köhlbrandbrücke mit fadenscheinigen Argumenten, scheint es nun dem Jahrhundertbauwerk Hauptbahnhof an die optische Zerstörung zu gehen. Denn eine Aufwertung ist dieses völlig aus der Zeit gefallene Science-Fiction-Anhängsel-Gebäude bestimmt nicht! Es bleibt zu hoffen, dass sich noch Retter der Hamburger Wahrzeichen und der Silhouette unserer schönen Stadt finden, die die weitere Zerstörung unterbinden!

Hans-Jürgen Vogt

Uns hilft nur ein großes Update

8. März: Kommentar: „Spitzenleistung hat ihren Preis. Ausbau der Informatik in Hamburg ist wichtig“

Um international wettbewerbsfähig aufzutreten, kommt es hier nicht nur auf mehr Geld, sondern vor allem ein echtes Gesamtkonzept an, indem das Fach nicht nur an den Universitäten, sondern bereits an den Schulen deutlich besser gefördert wird. Ebenfalls müsste das nicht minder wichtige Thema angepackt werden, endlich wie nach US-amerikanischem Vorbild, wesentlich mehr Ressourcen und Hilfen an den Hochschulen für Start-up-Gründungen von Studierenden bereitzustellen. Deshalb hilft am Ende nur ein größeres Update aus der Misere, zumal nach wie vor auch die Interdisziplinarität wie etwa über Ethik-Kurse zu wünschen übrig lässt. Gerade für künftige KI-Programmierer sollten diese aber ein Muss sein.

Rasmus Ph. Helt

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