Ein Außenminister für Männer?

2. März: „Deutsche Außenpolitik wird feministisch. Regierung gibt sich neue Leitlinien – Ministerin sieht ,keine Revolution‘. Die wichtigsten Fragen und Antworten“

Soweit ich es beurteilen kann, macht Annalena Baerbock überraschenderweise einen guten Job, von kleinen Fehlern abgesehen. Schwamm darüber, keiner wird als Außenminister/-in geboren. Jetzt möchte sie aber ihren Job neu definieren und feministische Außenpolitik machen. Bekommen in diesem Fall die Männer ihren eigenen Außenminister? Ich erwarte, dass ein/-e Außenminister/-in der Bundesrepublik Deutschland die gesamte Bevölkerung vertritt und ganz nebenbei nicht vergisst, dass Deutschland ein Teil der EU ist. Natürlich gehören die Rechte der Frauen dazu, das sollte heute selbstverständlich sein. Was will sie also ändern und warum macht sie nicht einfach ihre Arbeit? Flüchtlinge ertrinken im Mittelmeer, Menschen sterben im Krieg in der Ukraine und Annalena Baerbock erfindet eine neue Außenpolitik. Hat sie wirklich keinen anderen Probleme?

Fred Bonkowski

Die Zeit am Nachmittag fehlt

2. Februar: „Wissenschaft trifft Wirklichkeit: Warum beginnt die Schule so früh?“

Der Unterricht meiner Kinder beginnt seit der Coronapandemie um 8.30 Uhr. Zuvor wurde eine Umfrage dazu gemacht. Die Lehrer waren mehrheitlich dafür, die Eltern dagegen, und die Schüler zwiegespalten. Für die Lehrer ist es ein Vorteil, sie können in Ruhe ihre eigenen Kinder zur Schule schicken. Meine Kinder sind noch immer dagegen, ihnen fehlt die Zeit am Nachmittag und am Morgen sehen sie den Vater nie. Der Ausschlaffaktor war nach der zweiten Woche aufgebraucht, da sie nun später zu Bett gehen. Die ganze Diskussion ähnelt der Zeitumstellung zur Sommerzeit. Der Körper gewöhnt sich an die notwendigen Uhrzeiten.

Susanne Lescow

Mit der heißen Nadel gestrickt

1. März: „Nicht überfordern. Verbot von Öl- und Gasheizungen: Die Verbraucher brauchen mehr Hilfe“

Hier wird der Verbraucher wieder einmal vor vollendete Tatsachen gestellt. Was sich in der Theorie zum Wohle des Klimaschutzes vielleicht gut anhören mag, ist nicht immer praktisch umsetzbar. Haben die Politiker dabei bedacht, dass nicht jedes Haus für Wärmepumpen geeignet ist (hängt von der baulichen Substanz ab)? Haben die Politiker dabei bedacht, dass viele das dafür notwendige Kapital nicht zur Verfügung haben? Die Verunsicherung und Überforderung ist damit vorprogrammiert. Was ist, wenn die Heizung ausfällt? Was ist, wenn die Substanz meines Hauses einen Umbau gar nicht zulässt und wenn doch, wenn ich diesen Umbau nicht bezahlen kann? Muss ich als älterer Mensch dann mein Haus verkaufen? Wohin soll ich dann ziehen? Denn es ist ja nicht genügend Wohnraum vorhanden. Hier wird einmal wieder etwas mit der „heißen Nadel gestrickt“, was alleine die Verbraucher auszubaden haben und verängstigt. Langsam aber sicher reicht es wirklich!

Susanne Lüders

Voraussetzungen nicht erfüllt

Ein Verbot ist immer schnell und vielleicht auch leichtfertig ausgesprochen. Die energiepolitische Wendeabsicht mag angesichts des Klimawandels sehr dringlich sein, aber sie enthebt die Verantwortlichen nicht, die komplexen Voraussetzungen eines derartig schnellen Eingriffs zu prüfen und ins Kalkül einzubeziehen: Wo soll binnen zehn Monaten der Anteil von 65 Prozent an erneuerbarer Energie für diese neu zu verbauenden Heizungen herkommen bei einem Gesamtanteil von derzeit noch unter 50 Prozent? Welche alternative und auch bezahlbare Heiztechnik soll in diesem kurzen Zeitraum zur Verfügung stehen? Woher sollen all die erforderlichen Heizungsbauer rekrutiert und wie qualifiziert werden bei dem gegenwärtigen Fachkräftemangel? Niemand, weder die Energieindustrie, noch die Heizungsproduzenten, noch die Service-Unternehmen, noch die Bauherren sind bei dieser „Wende“ an Bord. Ein mit heißer Nadel gestrickter Aktionismus, der auf politische Einbindung pfeift und nichts anderes kann als zu administrieren – wie bei so vielen Verbotsmaßnahmen. Das kann nicht gut gutgehen.

Norbert Richter

Entwicklungen verschlafen?

1. März: „Sorge im Hafen: Umschlag von Containern bricht um 26 Prozent ein“

Der Umschlagseinbruch von 26 Prozent im Januar ist tatsächlich dramatisch. Die langfristige Entwicklung des Hamburger Hafens ist jedoch noch dramatischer. Die großen weltweiten Warenverkehrsrouten suchen sich schon seit Jahren neue Wege. Deshalb stagniert der Hafenumschlag nun seit mehr als zehn Jahren. Vor zehn Jahren ging man im Hamburger Hafen noch von einer Containerumschlagsentwicklung von 25 Mio. TEU bis 2025 aus. Heute haben wir tatsächlich 8,8 Mio. TEU. Der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH), Gunther Bonz, der jetzt wieder vollmundig staatliche Hilfen fordert, hat die globalen Veränderungen der Warenströme scheinbar verschlafen. Keiner der Hafenakteure hat z.B. den chinesischen Schienenweg „Neue Seidenstraße“ und den rasanten Ausbau des Hafens von Piräus (verbunden mit einer „Vermehrfachung“ des Hafenumschlags) auf dem Schirm. Dies verschiebt die Warenströme von Nord- nach Südeuropa. Jetzt die Augen zu verschließen und nur nach Subventionen des Staates zu rufen, ändert die Grundprobleme des Hafens überhaupt nicht. Man sollte nicht vergessen, dass die Probleme von Rotterdam und Antwerpen zwar nicht so gravierend wie die Hamburger Probleme sind, aber auch dort stagnieren die Umschlagszahlen mehr oder weniger. Deshalb helfen keine Subventionen, sondern nur ein innovativer Entwicklungsplan für eine erfolgreiche Zukunftsentwicklung jenseits der reinen Orientierung an Containerumschlagszahlen. Wir brauchen keine quantitative, sondern endlich eine qualitative Hafenentwicklung.

Hartmut Sauer

Schönheit durch Ordnung

1. März: „Ideen gesucht: Wie kann Hamburg schöner werden?“

Als Anwohner im Bezirk Mitte sehe ich zunächst einmal die Notwendigkeit, die zunehmende Verwahrlosung des öffentlichen Raumes in den Griff zu bekommen! Das heißt: Konsequenter Kampf gegen die zunehmende „Graffitisierung“ und das Beschmieren öffentlicher sowie privater Fassaden und sonstiger Flächen, z.B. durch Bereitstellung von Fördermitteln für Hauseigentümer, die ihre Fassaden reinigen lassen. Zweitens: Der allgemeinen Vermüllung von Plätzen, Wegen, Straßen und Parks Einhalt gebieten, u.a. durch Aufstockung der Kapazitäten der Stadtreinigung und bezirklicher Kontrolldienste – insbesondere betreffend die inflationäre Zunahme von Schrott-Fahrrädern. Drittens: Die ungeordnete Beschlagnahme großer Teile der öffentlichen Verkehrswege durch E-Scooter, Leih-E-Bikes und Stadträder muss beendet werden. Schönheit liegt nicht nur im Auge des Betrachters, sondern ist auch im gewissen Maß in Ordnung und Sauberkeit begründet.

Michael Nölker, Hamburg-St.Pauli

Gemüse aus der analogen Welt

1. März: „Frauengold: Wer richtig hip sein will, ist analog“

Ich hatte ein wunderbares Erlebnis in der analogen Welt: In Alsterdorf gibt es ein kleines Gemüsegeschäft. Als ich zahlen wollte, schnappte sich die nette Verkäuferin einen kleinen Zettel, addierte die Preise ohne digitale Hilfen und notierte sogar mit einem Bleistift die Umsätze. Im gesamten Laden gab es keine Computer und auch sonst keine Hinweise auf die schöne neue digitale Welt. Jetzt werde ich bei meinen Einkäufen nach weiteren Überbleibseln der analogen Welt fahnden.

Knut Danker

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