Toleranz drückt sich anders aus

24. Februar: „Gendern: Positive Entwicklung oder Zensur? Grünen-Fraktionschefin Jennifer Jasberg und Autor Matthias Politycki im Streitgespräch über geschlechtergerechte Sprache“

In Ihrem Streitgespräch zum Thema Gendern sagte Herr Politycki, das generische Maskulinum „sei die einzige Form, die wirklich inklusiv ist“. Dem würde ich voll und ganz zustimmen! In dem Moment, wo wir behaupten, mit dem generischen Maskulinum seien nur Männer gemeint, wird es in jedem Satz knifflig: nicht zu gendern, wäre dann ja eine bewusste Entscheidung, nicht alle Geschlechter zu meinen. Man stellt aber z.B. fest, dass negativ konnotierte Worte eher selten gegendert werden, oder wann liest man schon mal von Mörder*innen, Verbrecher:innen, Betrüger_innen? Ist das geschlechtergerecht? Auch sind alle Genderformen auf den Plural ausgerichtet. Im Singular wäre es bei Aufgabe des generischen Maskulinums als allgemeingültige Form gar nicht mehr möglich, diskriminierungsfrei zu sprechen: „der Studierende“ ist nicht besser als „der Student“, nur umständlicher und deutscher klingend. Sicher kann man sich aus theoretischer Warte darüber aufregen, dass Worte, die das biologische männliche Geschlecht beschreiben, mit den gleichen Endungen gebildet werden wie das generische Maskulinum. Aber genauso gut könnte man sich darüber aufregen, dass zu allen Pluralformen das Personalpronomen „sie“ und der Artikel „die“ gehören, welche mit der weiblichen Singularform identisch sind. Das ist aber alles keine Diskriminierung, sondern gewachsene Sprache. Diese künstlich zu verändern, ist der falsche Weg. Es führt nur dazu, dass Reden und Texte schwerer verständlich werden. Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Menschen drücken sich meines Erachtens auf ganz anderen Ebenen aus.

Mareike Hainz

Hemmungslos emotional

23. Februar: „Volle Breitseite gegen die Ampel. Nach zweijähriger Corona-Pause teilt CSU-Chef Söder am Aschermittwoch wieder kräftig aus“

Ich fasse es nicht. Söder brüllt, ätzt, poltert, verhöhnt und provoziert… Ist ihm nicht klar, dass diese Inszenierung als Blaupause für alle Hetzer und Trolle in den sozialen Medien gilt? Diese hemmungslose Emotionalisierung trägt zu der ansonsten viel beklagten Spaltung der Gesellschaft bei – unverantwortlich für einen Regierungspolitiker. Da lerne ich unseren Bundeskanzler einmal mehr schätzen.

Ulrike Grave

Entweder alle oder keine

23. Februar: „AfD klagt erfolgreich vor Bundesverfassungsgericht. Karlsruhe fordert mehr Transparenz bei Zuschüssen. Ob parteinahe Desiderius-Erasmus-Stiftung in Zukunft Geld erhält, bleibt aber unklar“

Ich finde es unfassbar, dass sich parteinahe Stiftungen nahezu komplett aus Steuermitteln finanzieren. Das sollte Aufgabe der Stifter sein, die dann zusätzliche Mittel einwerben. Schließlich erhalten schon die Parteien erhebliche Geldmittel aus Steuern. Insofern erscheinen zusätzliche Zahlungen an die Stiftungen als verdeckte Parteienfinanzierung. Ohne ein Freund der AfD zu sein: Entweder erhalten alle Stiftungen finanzielle Zuwendungen oder keine.

Eike Antje Oldenburg

Es gibt kein Bier auf Hawaii...

23. Februar: „Bald 7,50 Euro für den halben Liter? Warum Bier teurer wird“

Wer kennt ihn nicht, den Oldie von Paul Kuhn? „Es gibt kein Bier auf Hawaii, es gibt kein Bier. Drum fahr ich nicht nach Hawaii, drum bleib ich hier.“ Für ein „kühles Blondes“ werden demnächst 7,50 Euro und mehr abkassiert. Aufgrund der hohen Energiekosten folgen die Brauereien den Bäckereien mit höheren Preisen, die sie an die Kunden weitergeben müssen. Wer die Angebote in den Supermärkten vergleicht, staunt immer wieder, dass Hochprozentiges in den Regalen bereits für 4,99 Euro angeboten wird und Bier jetzt wesentlich teurer werden soll. Letztlich bestimmt der Kunde selbst, ob Bier- oder Weintrinker, was konsumiert werden soll oder lieber nicht.

Rita Humpke

Dann fahr ich nach Lübeck

21. Februar: „Steinstraße soll weitgehend autofrei werden. Senat will Innenstadt durch Umbau attraktiver machen“

Die Hamburger Innenstadt strotzt vor visionären Ideen, aber die Einwohnerinnen und Gewerbetreibende leiden darunter. Leider wird oft der dritte und vierte Schritt vor dem ersten getan. Eine autofreie City? Ja, warum nicht, aber das funktioniert doch erst dann, wenn nicht nur Konzepte vorliegen, sondern alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung bereits vorhanden sind. Aktuell erlebe ich Baustellen, Parkverbote, Anwohnerparken (super einträglich für die Stadt). Ein attraktives Beförderungsangebot aber leider nicht. Moia ist eine schöne Idee, aber schade, dass es dieses Angebot in meinem Wohngebiet nicht gibt. Ich wohne am Rande von Hamburg. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln benötige ich eine knappe Stunde bis zum Hauptbahnhof. Dort finde ich dann eine sehr überschaubare Anzahl von Geschäften, und im Normalfall sind die Artikel, die ich erwerben möchte, nicht im Sortiment. „Wir bestellen das gern für Sie“… Nein danke, dann bestelle ich lieber wieder online und lasse es mir liefern. Das ist einfach weniger aufwendig und wirkt sich positiv auf meine Work-Life-Destress-Balance aus. Mein ökologischer Fußabdruck wird dadurch auch nicht größer oder kleiner. Andererseits könnte ich auch nach Lübeck fahren und mich dort umsehen. Das ist zwar vom Zeitaufwand ähnlich, aber dort ist es immer noch ganz schön, bummeln zu gehen, und es sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Selbst die Bahnanbindung nach Lübeck ist akzeptabel.

Jonny Kühl

Einlagern für den Notfall

18./19. Februar: „Fast 500 Millionen Corona-Masken unbrauchbar. Nach dem weitgehenden Wegfall der Tragepflicht sitzen Bund und Länder auf riesigen Beständen“

Die „Maskenverbrennung“ muss man als eine „symbolische“ Handlung sehen, die keiner rationalen und wirtschaftlichen Betrachtung standhalten kann. Geschuldet dem europäisch-bürokratischen Regulierungswahn und den Absatzinteressen der Hersteller, wird Produkten ein Haltbarkeitsdatum oder Verfallsdatum verpasst, das teilweise absurde Formen annimmt. Als Beispiel sei nur das Haltbarkeitsdatum von Kochsalz erwähnt, das vor der Verpackung schon Jahrmillionen im Meer oder Salinen unverändert „überstanden“ hat. Vor drei Jahren wurden die Schutzmasken panikartig, zunächst für völlig überhöhte Preise, auf Steuerzahlerkosten beschafft, da es keine Vorräte – entgegen der Notfallempfehlungen des RKI – gab und nun wird, im wahrsten Sinne des Wortes, erneut viel Geld verbrannt, weil das Verfallsdatum von zwei Jahren nach Produktionsdatum überschritten ist. Dabei ist die Maske (sowohl die medizinische OP-Maske als auch die technische FFP-Maske) genau betrachtet nichts anderes als ein Atemschutzfilter, der die Atemluft in beiden Richtungen filtert und somit eine Schutzwirkung sowohl für den Träger als auch für die Umgebung bietet. Die verschiedenen Filtervliese bestehen sowohl aus Kunststoffvlies als auch aus organischem Fasermaterial und werden zu mehrschichtigen Masken verarbeitet. Mit Sicherheit wird – eine trockene, temperierte und dunkle Lagerung vorausgesetzt – keine wesentliche Einschränkung der Filterwirkung eintreten, sodass sie auch nach dem Verfallsdatum die Übertragungswahrscheinlichkeit einer respiratorisch übertragbaren Erkrankung drastisch senken würden. Man sollte zumindest einen Notvorrat der teuer beschafften Masken einlagern, um bei einer weltweiten Mangelsituation besser vorbereitet zu sein. Das schont die Umwelt, spart Steuermillionen und schützt Menschenleben.

Ulrich W. Seck,

Fachzahnarzt für Oralchirurgie

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