Einsatz kommt viel zu spät

16. Februar: „Senat will G + J-Mitarbeitern helfen. Bürgerschaft kritisiert Aus für Zeitschriften und Jobs. Kultursenator spricht von Förderungen“

Die Debatte und die vielen Sonntagsreden der Politiker, der „Einsatz“ von Kultursenator Brosda kommen doch viel zu spät. War nicht jedem klar, wohin die Reise geht? Anzeichen gab es seit Jahren genug: Bertelsmann übernahm, Führungskräfte wurden ausgetauscht, Umzugspläne wurden wieder und wieder verschoben. Spätestens als Rabe das Ruder des schönsten Schiffs am Hafen selbst in die Hand nahm und allerspätestens als der Schriftzug „G + J“ abgebaut und durch RTL ersetzt wurde, musste jedem klar sein, was passieren würde! Warum hat niemand in der Bürgerschaftsdebatte es beim Namen genannt und darauf hingewiesen, dass der zuständige Senator alle Anzeichen verschlafen hat? Es klingt wie Hohn für die Mitarbeiter von G + J, wenn in der Debatte gesagt wird: „Seit Montag ist der Senat in einem engen Austausch mit G + J darüber, wie es weiter geht“. Mindestens ein Jahr zu spät, Herr Brosda!

Henning Behrens

Keine Chance für Autos

15. Februar: „Hamburgs Pendler brauchen am längsten. TomTom-Verkehrsindex: In keiner deutschen Stadt ist Autofahrt zur Arbeit so mühsam“

Normalerweise hat der Verkehrsminister eines Bundeslandes die Aufgabe, alles zu tun, damit der Verkehr so störungsfrei wie möglich verläuft. In Hamburg geht man den umgekehrten Weg. Der rot-grüne Senat mit dem Verkehrssenator Tjarks tut alles, um den Autofahrern das Autofahren zu verleiden. Grüne Welle Fehlanzeige, Hauptstraßen werden verengt oder in Tempo-30-Zonen verwandelt. Ganze Viertel werden für den Verkehr gesperrt, Durchfahrten verboten. Fahrradwege werden absurd verbreitert oder neu eingerichtet, wo schon welche sind. Baustellen werden errichtet und im Schneckentempo abgearbeitet. Alles, was nicht zwei Räder hat, hat in Hamburg keine Chance.

Andreas Stiegert

Weitsichtige Entscheidung

15. Februar: „Aus für Verbrenner: Das bedeutet der EU-Beschluss. Ab 2035 sollen keine neuen Diesel und Benziner mehr zugelassen werden“

Der Ausstieg aus dem Verbrenner für Pkw und Lkw ab 2035 ist allein mit Blick auf Effizienz und Kosten vernünftig. Die Spaltung von Wasser durch Strom in seine Bestandteile Wasser- und Sauerstoff über die Elektrolyse ist extrem energieintensiv. Noch viel teurer wird entsprechend die Weiterverarbeitung von grünem Wasserstoff in Ammoniak oder Methanol oder andere so genannte E-Fuels wie E-Kerosin, E-LNG oder E-Diesel. Rund sechs Mal günstiger als die Umwandlung in E-Fuels ist es, Strom aus Sonne oder Wind so direkt wie möglich zu nutzen. Insofern ist es sinnvoll, dort batteriebasierte Systeme zu forcieren, wo sie sich von der Reichweite her besonders gut eignen. Dazu gehört vor allem der straßengebundene Verkehr mit Pkw oder Lkw. Aber auch kürzere Distanzen im Schiffsverkehr – wie zum Beispiel auf der Strecke Puttgarden-Rödby – lassen sich perspektivisch für den Schiffsverkehr elektrifizieren. Riesige Containerschiffe oder Flugzeuge werden dagegen wegen der langen Distanzen weiterhin auf einen Verbrennungsmotor und entsprechend klimaneutrale E-Fuels angewiesen sein. Denn Batteriesysteme wären wegen des Gewichts untauglich. Weil in Hamburg zudem die Produktion von Aluminium, Stahl oder Kupfer rund 50 Prozent der gesamten Energie absorbiert, die Industrie jedoch ebenfalls die klimaneutrale Transformation mit wasserstoffbasierten Energieträgern hinbekommen will, werden Bedarf und Konkurrenz um die Verfügbarkeit von wasserstoffbasierten Produkten gewaltig sein. Aber: Deutschland wird kaum den gesamten Energiebedarf aus eigener Produktion decken können und ist dauerhaft auf Importe aus anderen Ländern in Afrika oder Südamerika angewiesen. Weil Wasserstoff wegen des energetischen Aufwandes und der mangelnden globalen Verfügbarkeit noch lange ein kostbares Gut sein wird, muss eine Nutzungskonkurrenz zwischen Batterie und E-Fuels möglichst vermieden werden. Vor allem deswegen ist die Entscheidung, den Verbrenner auf der Straße auslaufen zu lassen, nicht ideologisch, sondern weitsichtig. Das bedeutet aber auch, dass die Ladeinfrastruktur für elektrische Fahrzeuge schnellstmöglich ausgebaut werden muss.

Malte A. Siegert,

NABU, Landesverband Hamburg e.V.

Die Stadt sollte Vorbild sein

15. Februar: „Hamburgs großer Klima-Plan. Gesetzentwurf macht Bauherrn viele neue Vorgaben“

Als Bürger der Freien und Hansestadt Hamburg hat man das Gefühl, dass der Hamburger Senat und insbesondere die Umweltbehörde wieder einmal nach dem Motto „Hannemann, geh’ Du voran!“ handelt. Denn wer in den letzten Wochen intensiv die Berichte zu den neuen Klimaschutzzielen und deren Erreichen verfolgt hat, bekommt den Eindruck, dass die Konzepte für alle gelten, nur nicht für die Stadt und ihre Immobilien. Die Quote der installierten Photovoltaik-Anlagen und der Umstellungen der Heizungsanlagen ist nicht gerade der Reißer. Vorbildfunktion sieht anders aus! Aber es ist natürlich einfacher CO2-Zertifikate in Afrika zu kaufen, statt in neue Einrichtungen zu investieren. So braucht man sich auch nicht um die Probleme mit einem überhitzten Markt zu kümmern, bei dem die Lieferfristen sich von mehreren Wochen auf mehrere Monate verlängert. Auch die Tatsache, dass man kaum noch Handwerker findet, die freie Kapazitäten haben, interessiert die Stadt offensichtlich wenig. Ich weiß, wovon ich rede. Im Frühsommer 2022 haben wir für unser Haus eine Photovoltaik-Anlage bestellt. Ursprünglich sollte sie im Spätherbst 2022 geliefert und installiert werden. Jetzt können wir uns freuen, wenn wir im Mai 2023 eine fertig montierte Anlage haben. Daraus kann man nur folgern, dass die Fristen im Gesetz absolut unrealistisch sind. Das wir sich negativ auf den Wohnungsbau auswirken!

Heinz-Dieter Detzner

Ideologisch und inkompetent

Dieser „Klima-Plan“ scheint mir ein erschütterndes Zeugnis von Inkompetenz und ideologischer Selbstherrlichkeit zu sein. Eine generelle Verpflichtung zur Installation von Photovoltaik in einer Großstadt – wie stellt man sich das vor? Schon geringe Verschattungen führen zu erheblichen Effizienzeinbußen. Viele Dächer sind aufgrund der Lage schon ungeeignet, für andere müssten dann schöne alte Bäume abgeholzt werden, um eine lächerliche Dachbegrünung zu errichten. Und zuletzt: Wer soll diese wenig effizienten Anlagen alle installieren, die zudem durch den Fachkräftemangel (und mögliche staatliche Subventionen) schwindelerregende Preissteigerungen erfahren werden? Hoffentlich gibt es noch Politiker, die etwas größer denken und Photovoltaik nur dort subventionieren, wo sie effizient einsetzbar ist.

Dr. Martin Schwager

Die Umsetzung ist schwierig

Die Politik sollte sich erst einmal die städtischen Gebäude vornehmen. Dann werden sie merken, dass es gar nicht so schnell umzusetzen ist, wie die gesetzlichen Fristen gesetzt werden. Es kann zwei Jahre dauern, bis man einen Termin beim Energieberater bekommen hat, der ermittelt, was notwendig und machbar ist, dann braucht man nicht nur das Material, sondern auch die Handwerker. Und dann muss das Ganze auch noch bezahlt werden. Ob die Umsetzung im Altbestand technisch überhaupt möglich ist – egal, reißen wir doch einfach ab, was nicht zu sanieren ist. Alte Eigentümer haben oft nicht die hohen Rücklagen, neuere Eigentümer konnten noch keine aufbauen. Aber egal, verkaufen wir doch die Wohnung/das Haus, die Alterssicherung fliegt im Moment schneller davon als die Renten erhöht werden können.

Silke Kuehl

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