Zwischenbilanz ziehen

14. Februar: „Immobilienkrise trifft die HafenCity hart. Bau des Einkaufsviertels kostet eine halbe Milliarde Euro mehr“

„Die multiple Marktstörung“ macht dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der HafenCity GmbH Andreas Kleinau zwar keine Sorgen, aber uns Bürgern, die wir einmal diesen Stadtteil erobern und wertschätzen wollen, sehr wohl. Die vielfältigen Warnungen, alles besser eine Nummer kleiner zu machen, wurden jahrelang buchstäblich in den Elbwind geschlagen. Ein bisschen viel Zuversicht für ein solches Großprojekt, zumal das Einkaufs- und Entertainment-Projekt eindeutig zu groß, und das zu erwartende Verkehrsaufkommen schön gerechnet wurde. Eine kaufmännische Zwischenbilanz zu ziehen, wäre höchst ratsam. Im Ergebnis könnten dann statt einiger Großprojekte zusätzlich Parks und Spielflächen geschaffen werden.

Bruno Brandi

Ein Mahnmal gegen den Krieg

11./12. Februar: „Wird die Sedanstraße umbenannt?“

Aus erinnerungspolitischer Sicht wäre die Umbenennung der Sedanstraße ein Fehler. Statt den Straßennamen und damit die Erinnerung an einen auch in Hamburg im ausgehenden 19. Jahrhundert grassierenden Chauvinismus durch einfache Umbenennung zu tilgen, sollte der Straßenname beibehalten und durch einen erläuternden Text samt QR-Code ergänzt werden. Dort könnte der historische Hintergrund der Straßenbenennung, der vielen heutigen Besuchern kaum bekannt sein dürfte, dargestellt und kritisch eingeordnet werden. So würde die Sedanstraße zu einem historischen Lernort und zugleich zu einem Mahnmal gegen Krieg und Chauvinismus.

Tomas Unglaube, Historiker

Unsere Freiheit wird verteidigt

10. Februar: „Nach dem Beben. Hamburgs Altbürgermeister im Gespräch. Heute über die Lage in Europa““

Nun spricht auch Herr von Dohnanyi von diplomatischen Offensiven statt Waffen für die Ukraine. Ich verstehe die Logik hinter dieser Forderung nicht. Solange Putin glaubt, diesen Krieg gewinnen zu können, wird er sich für Verhandlungen überhaupt nicht interessieren. Und wenn keine Waffen mehr an die Ukraine geliefert werden, wird er sich erst recht nicht an den Verhandlungstisch setzen. Deshalb ergibt diese Forderung einfach keinen Sinn und ignoriert komplett, dass es Putin nicht um etwas mehr oder weniger vom Donbass geht oder um die Verhinderung eines Nato-Beitritts der Ukraine. Sein Ziel war von Anfang an die Auslöschung der Ukraine von der Landkarte. Das hat er seit Kriegsausbruch wiederholt erklärt und das sollte man auch nicht als Propaganda abtun. Die einzige Hoffnung auf Frieden, darin sind sich die meisten Experten einig, besteht darin, dass die russische Armee auf dem Schlachtfeld so sehr in die Defensive gerät, dass Putin glaubt, Verhandlungen wären für ihn ein Vorteil. Aus diesem Grund muss die Ukraine weiterhin mit Waffen und Munition unterstützt werden. Den ukrainischen Präsidenten als „Russlandfeind“ darzustellen, dem es an einer mangelnden Bereitschaft zu Verständigung mangelt, ist an Ignoranz und Zynismus nicht mehr zu überbieten. Auch seine Erzählung, dass Europa der ukrainischen Regierung „willenlos“ folgt, ist eine völlig verzerrte Darstellung der Politik in der EU. Dennoch gilt – und auch das hat Dohnanyi nicht verstanden: Nicht nur die Freiheit des ukrainischen Volkes, auch unsere Freiheit, wird in diesem Krieg verteidigt.

Hartmut Graf

Putin versteht nur ein „Nein“

10. Februar: „Russland droht das Olympia-Aus“

Als der Olympiasieger Thomas Bach als erster Deutscher 2013 zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt wurde, war die Hoffnung auf Reformen groß, wollte Bach doch die Korruption innerhalb des IOC bekämpfen und konsequent gegen den Missbrauch von Dopingmitteln und deren Bestrafung vorgehen. Ernüchterung ist bisher geblieben, Reformen lassen auf sich warten, auch der Kuschelkurs Bach’s mit Präsident Putin bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi bleibt in unangenehmer Erinnerung. Bach sollte jetzt ein konsequentes „Nein“ zur Teilnahme Russlands an den Olympischen Spielen 2024 in Paris innerhalb des IOC durchsetzen, alles andere wäre fatal und das falsche Signal für Putin. Bei einer Teilnahme Russlands bei den Olympischen Spielen ist bei Einzelwettbewerben ein Stellvertreterkrieg zwischen Russen und Ukrainern zu befürchten. Daher nochmals, „Nein“ Herr Bach, schließen Sie Russland rechtzeitig aus, damit auch die Bevölkerung in Russland dieses Zeichen der Internationalen Sportgemeinschaft versteht.

Gert-Rüdiger Wüstney

Vier Jahre umsonst trainiert?

Wer russischen Athleten die Teilnahme an der Olympiade 2024 verbieten möchte, hat den Grundgedanken der Olympischen Spiele nicht verstanden, nämlich den „friedlichen Wettstreit, der von keinen kriegerischen Auseinandersetzungen gestört werden soll“. Der Vietnamkrieg dauerte 20 Jahre – niemand kam auf die Idee, die USA von Olympia auszuschließen. Araber und Israelis sowie Griechen und Türken beweisen seit Jahrzehnten, dass sie politische Konflikte und Sport sehr gut trennen können – mit Anstand und Fairness. Die zitierten Gutmenschen aus dem Lager der SPD und Grünen hingegen können nichts anderes, als andere schlecht zu machen. Sie nutzen die Olympiade als Kulisse für ihre eigene Selbstdarstellung – wie bereits die Fußball-WM in Katar. Die betroffenen Sportler sollten zu Wort kommen – damit vier bis sechs Jahre Training nicht umsonst waren und vor allem, damit die olympische Grundidee nicht weiter vergiftet wird.

Uwe Karsten Bäcker

So wird kein Unrecht erzeugt

11./12. Februar: „Kampf gegen die Nebengeräusche. Nach einer turbulenten Woche will der HSV in Heidenheim wieder für sportliche Furore sorgen“

Während über die Unfälle in der Waitzstraße schon fast eine Artikelserie erschienen ist, wird der vermeintliche Raser-Unfall eines HSV-Spielers unter „ferner liefen“ abgetan. Solche Unfälle können zum Tod von unbeteiligten Menschen, insbesondere an Bushaltestellen, führen und sind schon mit versuchtem Mord angeklagt worden. Im Bewusstsein von jungen übermotorisierten Männern wird hiermit kein Unrecht erzeugt und kann somit auch nicht zu Änderungen des Verhaltens führen. Dies ist mir unverständlich und kann nur mit Zurückhaltung zugunsten des Heimat-Vereins erklärt werden.

Sibylle Ziegert

Nur etwas für schönes Wetter

7. Februar: „Zu teuer für den großen Durchbruch. Fachleute zweifeln am 49-Euro-Ticket als Impulsgeber für eine Verkehrswende in Deutschland“

Genauso ist es: Für Gelegenheitsnutzer ist das neue Ticket zu teuer. Als frühere HVV-Abonnentin und Bahncard-Inhaberin bin ich während der Maskenpflicht fast ausschließlich mit dem Auto gefahren und würde es jetzt öfter einmal stehen lassen, um wieder den ÖPNV zu nutzen. Dafür sind 50 Euro im Monat aber zu viel. Wenn das Ticket einen Euro pro Tag kosten würde, könnte man es einfach kaufen und je nach Situation entscheiden, womit man am besten fährt. Im Moment ist das 49-Euro-Ticket auch keine Alternative zu Tageskarten, deren Kauf ich mir jedes Mal gut überlege, da ich schon einen Parkplatz am Arbeitsplatz bezahle. Busse und Bahnen sind leider Schönwetter-Verkehrsmittel: Technische Pannen, Personalmangel, Streiks, Stillstand bei drohendem Sturm, etc. führen dazu, dass es ratsam ist, immer auch die Möglichkeit zur Nutzung eines Autos zu haben.

Doris Mir Ghaffari

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