Versagen der Alt-Parteien

7. Februar: „Die AfD ist für die Ost-CDU eine Versuchung. Einstige ,Professorenpartei‘ feiert ihr zehnjähriges Bestehen. In den neuen Ländern will sie bald mitregieren“

Der Aufstieg der AfD dürfte doch wohl dem Versagen der anderen Parteien geschuldet sein. Wenn sich viele Menschen mit ihren Anliegen, Ängsten und Sorgen durch die „Alt-Parteien“ nicht mehr vertreten fühlen, dann bilden sich neue Parteien und werden gewählt – das beste Beispiel hierfür sind doch die Grünen, als die auftauchten, da wusste in den „Alt-Parteien“ CDU, SPD und FDP kaum einer, wie das Wort „Umweltschutz“ geschrieben wird, geschweige denn, was das ist. Wenn Parteien große Teile der Bevölkerung aus dem Blick verlieren, dann ergeben sich für andere bzw. neue Parteien Chancen, vor allem, wenn die „Alt-Parteien“ sich nur in Nuancen unterscheiden. Schaut man sich die Politik, aber auch die Medien, hier in Deutschland und in Hamburg an, dann bekommt man den Eindruck, dass die Masse der Bevölkerung aus gut verdienenden Lifestyle-Jüngern mit einer gepflegten Work-Life-Balance in angesagten Szene-Vierteln besteht – die Vollzeit-Normal-Arbeitnehmer in weniger angesagten Stadtteilen mit großen Problemen kommen kaum vor. Die AfD setzt sich kritisch mit dem Thema Migration auseinander, zudem als einzige mit dem Wunsch der Eindämmung derselben, ein Thema, welches auch viele Menschen in diesem Lande kritisch sehen, insbesondere eher jene in den nicht so angesagten Stadtteilen. Zwar beschäftigen sich auch die anderen Parteien mit diesem Thema, aber vernünftige Lösungen bleiben aus. Es werden weder die Probleme wie Wohnungsmangel, Kriminalität, Schulklassen mit mehr als 50 Prozent Schülern ohne Deutschkenntnisse oder fehlender Integrationswille angegangen, noch konkrete Lösungen präsentiert – diese Probleme treten aber ja auch nur in den weniger angesagten Stadtteilen auf, die Lifestyle-Hochburgen wie Eimsbüttel, Ottensen oder Eppendorf bleiben davon verschont, da kann die etablierte Politik sich doch lieber mit Anwohnerparkzonen beim hippen Wählerklientel Meriten verdienen.

Peter Drygalla

Waffen schaffen keinen Frieden

6. Februar: „Merkwürdige Zeiten: ,Ich lass im Wintersturm Drachen steigen, denn …“

Der Kommentar von Arno Luik hat mich „aufgeweckt“. Seine Fassungslosigkeit, seine Hilf- und Machtlosigkeit, die sich in seinen Aussagen widerspiegelt, teile ich in vollem Umfang. Ich bin nur wenige Jahre älter als der Verfasser, bin in den 50er- und 60er-Jahren in Hamburg groß geworden und bin dankbar, bis zum heutigen Tage, ohne eigene Kriegserfahrungen mein Leben gelebt zu haben. Die aktuell immer lauter werdenden Rufe und Forderungen nach Waffen, nach Aufrüstung, nach Abschreckung halte ich für einen falschen Weg. Wir werden die Welt, unser Leben und die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder nicht sicherer machen, wenn wir denen nachlaufen, die uns einreden wollen, dass wir nur mit Aufrüstung und immer mehr Waffen „Frieden schaffen“!

Wolfgang Sprengel

Schwere Zeiten für die Enkel

Der Autor Arno Luik spricht mir aus der Seele! Ich bin zehn Jahre älter als er, geboren drei Wochen nach Ende des 2. Weltkriegs. Den hoffnungsvollen Stoßseufzer der damaligen Zeit nahm ich quasi über die Muttermilch in mich auf: „Nie wieder Krieg!“. Als ich zehn Jahre alt war, und unser Land die Wiederbewaffnung beschloss, weinte ich abends im Bett. Meine Eltern versuchten mich zu trösten: Bis ich ins wehrfähige Alter käme, würde der Spuk vorüber sein. Bekanntlich hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Als Russland vor einem Jahr die Ukraine überfiel, war mein Gefühl nicht „Zeitenwende“ (Scholz) oder „Epochenbruch“ (Steinmeier) sondern: Endzeitstimmung! Und wie Arno Luik ertappe ich mich bisweilen bei dem „tröstlichen“ Gedanken: Wie gut, dass ich schon so alt bin und mein Leben gelebt habe. Aber natürlich ist es kein wirklicher Trost, selbst bald nicht mehr von dem allgegenwärtigen Wahnsinn betroffen zu sein, zu dem auch der menschengemachte Klimawandel, die rücksichtslose Bereicherung einiger Weniger auf Kosten der großen Mehrheit der Weltbevölkerung etc. gehören. Denn es kann uns Alten nicht egal sein, wie die „Welt nach uns“ aussieht. Auf die Generation unserer Kinder und Enkel kommen sehr schwere Zeiten zu. Und diese bedrückende Aussicht legt sich natürlich auch und in besonderem Maße auf das Gemüt der älteren Generation.

Hans-Jörg Bieger

Unwort des Jahres?

6. Februar: „Wo die Brutalität der russischen Armee herkommt. Die Berichte über Gräueltaten wie in Butscha oder Irpin offenbaren eine erschreckende Gewaltkultur“

In dem wichtigen und zugleich verstörenden Bericht über die Brutalität der russischen Armee stört mich der Begriff „Gewaltkultur“. Auch wenn sich dieser Begriff durch die Medien schleicht, ist er dennoch unangebracht. Kultur ist für die meisten ein Begriff positiver Wertvorstellungen, man denke an die „schönen Künste“, die Ausdruck des Kulturschaffens sind. Wenn schon, sollte man die Gewaltkultur in Anführungszeichen setzen, wie manche Journale das dankenswerterweise praktizieren. Für mich hat der Begriff das Zeug zum Unwort des Jahres.

Andreas Willscher

Teure Ticketpreise

4./5. Februar: „Auf der Suche nach dem verlorenen Publikum. Wie hat sich die Nutzung von Kultur während der Corona-Jahre verändert?“

Ich kann hier zwar nur über den Rock- und Pop-Bereich sprechen, aber für mich ist ein Faktor, der in der Studie gar nicht erwähnt wird, die hohen Eintrittspreise. Am 30. August 1998 spielten die Rolling Stones auf der Trabrennbahn. Es war damals das erste Konzert, für das ich über 100 D-Mark ausgegeben habe. Und ich sagte mir: Das mache ich nie wieder. Geschenkt. Habe ich nicht durchgehalten. Aber irgendwann ist mal eine Grenze erreicht. Nur ein Beispiel vom vergangenen Jahr: Da kostete doch ein Konzert von Iggy Pop im Stadtpark 106 Euro (und dann noch bestuhlt). Und das ist kein Einzelfall. Dreistellige Ticketpreise sind in dieser Branche keine Seltenheit. Wer soll denn das noch bezahlen bei ständigen Preissteigerungen von Energie, Mieten und Lebensmitteln? Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn hier kulturelle Abstriche gemacht werden.

Malte Gumpricht

Unklare Verkehrssituation

3. Februar: „Waitzstraße: Händler machen mobil gegen Umbau-Vorschläge“

Der grüne Vorschlag, die Waitzstraße autofrei zu machen (Kommunaltrasse), ist ein Schlag ins Gesicht der dort ansässigen Geschäfte. Wenn auch solche lokalen Einkaufsstraßen noch veröden, müssen noch weitere Wege in große Einkaufszentren gefahren werden. Das Problem in der Waitzstraße sind nicht die Parkplätze, sondern die unklare Verkehrssituation: Obwohl es sich um eine Einbahnstraße handelt, dürfen Radfahrende seit einiger Zeit uneingeschränkt gegen die Fahrtrichtung fahren. Die Ein- und Ausparkenden müssen also nicht nur auf Fahrzeuge von hinten achten, sondern auch auf Fahrradfahrende in allen Richtungen. Dabei müssen noch mindestens 1,50 Meter Abstand zu den Fahrrädern eingehalten werden, was in der engen Straße sowieso fast unmöglich ist. Nicht nur ältere Menschen können bei solch komplexen Verkehrssituationen schon einmal die Konzentration verlieren. Parallel zur Waitzstraße läuft ein südlicher Fahrradweg, dieser könnte von Radfahrern gut genutzt werden. Dann könnte die Waitzstraße wieder zur richtigen Einbahnstraße werden, und der Verkehr könnte ohne den verwirrenden gegenläufigen Fahrradverkehr vereinfacht werden.

Harald Meyer

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