Das würde uns nützen

27. Januar: Leitartikel: „Fragen nach Brokstedt“ und „Warum war der Messerstecher noch im Land?

Der Palästinenser, der im Regionalzug von Kiel nach Hamburg zwei Menschen getötet und fünf weitere schwer verletzt hat, hat großes Leid verursacht! Macht es denn für die Opfer und ihre Angehörigen einen Unterschied, ob der Täter „politisch“ oder „terroristisch“ oder sonst wie motiviert war? Nützen uns Fahnen, die auf Halbmast stehen und kurzfristige „große Betroffenheit“ seitens der Politiker? Was uns wirklich nützen würde, wäre, wenn Leute wie dieser Palästinenser nicht in Deutschland leben dürften!

Birgit Sedello, Hamburg

Straftäter ausweisen

In dem Bericht heißt es, man könne den straffälligen staatenlosen Palästinenser nicht abschieben, weil das Herkunftsland nicht verpflichtet sei, ihn aufzunehmen, und ihn vermutlich auch nicht aufnehmen wolle. Da Deutschland laut Bericht des „Spiegel“ vom 19. August letzten Jahres Palästina Zusagen über Hilfen in Höhe von 340 Millionen Euro für die Jahre 2021 und 2022 gemacht hatte, sollte der Hinweis, diese Hilfe künftig auch einstellen zu können, ausreichen, dass Palästina den Straftäter zurücknimmt. Die Bundesregierung müsste allerdings auch bereit sein, einen solchen Druck auszuüben.

Hans-Wilhelm Meyer, Lübeck

Kanzler bricht sein Versprechen

26. Januar: „Ist Deutschland jetzt Kriegspartei? Die Ukraine bekommt doch Kampfpanzer – und stellt neue Forderungen. Die wichtigsten Fragen und Antworten“

Natürlich ist Deutschland nun Kriegspartei als Lieferer einer Angriffswaffe. Ohne Not aus einer direkten Gefahrenabwehrlage heraus und gegen die Hälfte der Bevölkerung erklärt die Bundesregierung Russland nunmehr offen den Krieg. Russland hat der Ukraine den Krieg erklärt und das ist mehr als erschreckend und verwerflich. Es ist aber kein Grund, sich wegen eines Nicht-Nato-Landes selbst zu gefährden. Und das in zweierlei Hinsicht: als Kriegsteilnehmer sowie als Reduzierer der eigenen Verteidigungsfähigkeit. Die Wähler haben der Ampel nur das Mandat gegeben, die anderen 29 Nato-Länder zu verteidigen, aber nicht ein Land, das nicht unter den Nato-Schutz fällt, das durch und durch korrupt ist, wie in Russland von Oligarchen geführt wird und dessen rechtsstaatliche und demokratische Defizite zu groß waren, um EU- oder Nato-Mitglied werden zu können. Auch wenn Deutschland eine repräsentative parlamentarische Demokratie ist, der freiwillige Eintritt in einen Krieg musste auf eine breitere Abstimmung gestellt werden. Mal eben in einer Umfrage seiner Stimmung von der bequemen Couch zu folgen, ist was ganz anderes, als mit einem Kreuz aktiv für den Krieg zu stimmen. Es ist so maßlos gefährlich, dass der Kanzler sein Versprechen, Schaden von diesem Land abzuwehren, gebrochen hat. Zumal am Ende die Ukrainer noch mehr Zerstörung vorfinden werden, auch wenn sich die Führer begeistert in die Hände klatschen, ihr Ziel den Nato-Russland-Krieg erreicht zu haben. Wer glaubt denn wirklich, dass nicht mehr und mehr eingegriffen wird, sollte das nunmehr versprochene Material verschlissen sein, ohne dass die Ukraine gewonnen hat?

Rolf Gläßner

Krieg ist schlechteste Lösung

Ist Deutschland jetzt Kriegspartei? Das entscheidet Putin. Wichtiger ist die Frage, die gestellt und beantwortet werden muss: Was kann diesen schrecklichen Krieg schnellstmöglich beenden? Die russische Staatsführung mit ihrer brutalen, menschenverachtenden, gnadenlosen, verbrecherischen Kriegsführung will ohne Rücksicht – auch auf eigene Verluste -- ihre Ziele erzwingen. Was haben die tapferen Ukrainer und Ukrainerinnen und ihre westlichen Unterstützer dem tatsächlich entgegenzusetzen und mit welchen Zielen? Wie viele Menschen sollen noch sterben, gefoltert, vergewaltigt, vertrieben, traumatisiert werden und die Ukraine ruinös zerstört werden? Wie sollen die russischen Allmachtsfantasien gegenüber der Ukraine begrenzt, beendet werden? Etwa mit den 90 Kampfpanzern? Kaum zu erwarten. Beendigung des Krieges durch Aufgabe ist offensichtlich für die ukrainische Staatsführung keine Option, egal, was noch erlitten werden muss. Das unwürdige, schwer erträgliche Leben unter einer Diktatur wie in Weißrussland, Russland, China und vielen anderen diktatorisch geführten Staaten ist für sie nicht hinnehmbar. Aber was erwartet die Ukrainer und die Ukrainerinnen und deren Kinder, wenn der Aggressor seine Ziele doch durch Krieg erreicht? Gnadenvolles Verhalten? Krieg ist die schlechteste aller Lösungen.

Udo Bauer

Schutz für leeres Gebäude?

26. Januar: „Alsterufer: Grüne wollen Durchfahrt für Radfahrer. Poller könnten Alternative zur Straßensperrung vordem US-Konsulat sein“

Nach dem Mauerfall 1989 in Berlin haben wir in Hamburg eine neue, eigene Mauer errichtet. Nach „nine eleven“ hat es die Sicherheitslage erfordert, das Amerikanische Generalkonsulat besonders zu schützen. Aber nach 20 Jahren hätte man sich eine Änderung bzw. Normalisierung vorstellen können. Diese Sperrung hätte schon viel früher hinterfragt werden müssen. Eine Überprüfung der Gefährdungslage im Hinblick auf eine Öffnung hätte sicher erheblich früher zu einem für beide Seiten befriedigenden Ergebnis geführt. Die Sperrung hat die Stadt an einer für die Menschen sehr schönen und der Freizeit bestimmten Seite der Alster nachhaltig behindert. Jetzt steht das Gebäude leer und der „Mauereffekt“ wurde immer noch nicht aufgehoben. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass gewisse Kräfte im Rathaus und im Bezirk kein Interesse an einer Normalisierung der Situation haben. Dass einige Autos nach der kurzzeitigen Öffnung trotz Verbots hier durchgefahren sind, macht die Entscheidung der neuerlichen Schließung nicht schlüssig. Vielmehr zeigt sich hier wieder die „Fahrradideologie“ dieser Stadt in voller Größe. Die Stadt hatte nun wirklich alle Zeit der Welt sich auf die neue Situation einzustellen, denn die Verlegung des Konsulats in die HafenCity war ja keine Überraschung sondern von langer Hand geplant. Es ist also lächerlich, ein leeres Gebäude zu schützen nur weil man keine Idee bzw. nicht nachgedacht hat. Von den Kosten und der Bindung von Personalressourcen ganz zu schweigen.

Helmut Stieber

Präzision und Leidenschaft

24. Januar: „Heikles Programm mit hörbaren Schwächen. Das Bundesjugendorchester hatte ein Avantgardewerk wohl zu wenig geprobt. Der Rest gelang besser“

Die unglückliche Headline „Heikles Programm mit hörbaren Schwächen“ beschreibt das Konzert eben gerade nicht. Es sollte vielleicht eher heißen: „Heikel programmiert, mit krassen Stärken“. Der weitaus überwiegende Eindruck, den das Konzert hinterließ, war Schostakowitschs einstündige 11. Sinfonie, ein durch das Bundesjugendorchester mit heftiger Leidenschaft und großer Präzision vorgetragenes, visionäres Meisterwerk. Dessen Interpretation widmet sich die Rezension kaum. Schostakowitschs Sinfonie von 1957 ließ Dallapiccolas Zwölftonwerk „Variazioni“ von 1954, das immer noch unter „Neuer Musik“ firmiert, als Komposition allerdings sehr alt und blass aussehen. Die Lustlosigkeit der Dallapiccola-Partitur hörte man der Interpretation durch die Jugendlichen auch deutlich an, und ich frage mich, warum man überhaupt zwei Werke aus den 1950er-Jahren programmierte und nicht anstelle der „Variazioni“ ein fulminantes und frisches Werk eines jugendlichen Komponisten oder Komponistin des 21. Jahrhunderts gewählt hat. Das wäre dem Bundesjugendorchester wirklich angemessen gewesen.

Ludger Vollmer

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