Versorgung rund um die Uhr

24. Januar: „Asklepios nimmt Kassenpatienten die Butter vom Brot. Wer nicht privat versichert ist, bekommt in den Kliniken nur noch Margarine“

Ein solcher Aufmacher spaltet die Gesellschaft noch nachhaltiger als Margarine das je könnte! Jeder weiß doch, dass Butter für die Ernährung nicht sinnvoll ist, wir wollen doch weg von tierischen Fetten… Die Leute essen sicher zu Hause auch nicht täglich Butter aus den genannten Gründen: viel zu teuer! Das hat aber mit den Kliniken, die gestern noch einen tollen Job machten, gar nichts zu tun. Es kann doch nur in unserem Interesse sein, dass dort wirtschaftlich gearbeitet wird, Privatpatient hin oder her. Man sollte lieber das Vielkassensystem überarbeiten und die Neiddebatte nicht noch weiter befeuern, denn ohne die Privatpatienten wären viele Institutionen längst pleite. Entscheidend für die Qualität kann doch im Krankenhaus nur die medizinische Leistung sein. Ich bin übrigens Kassenpatient und froh in einem Land zu leben, in dem ich rund um die Uhr medizinisch versorgt werden kann.

Monika Kade, Krankenschwester a. D.

Mehr Leid durch Eskalation

24. Januar: Leitartikel: „Nationale Interessen. Panzerlieferungen sind kein Spielball der Wahlkämpfer in In- und Ausland“

Ein erfreulicher, gegen den Mainstream verfasster Kommentar. Herr Iken weist treffend darauf hin, dass es im Prinzip immer dieselben Akteure sind, die die abwartende Haltung von Kanzler Scholz kritisieren. Diese üblichen Waffenlieferungsbefürworter äußern gerne die Vermutung, dass sich Russland nach der Ukraine die baltischen Staaten einverleiben wird. Das kann wohl getrost in das Reich der Märchen verbannt werden. Natürlich ist der Angriffskrieg empörend, das Leid der Menschen in der Ukraine unerträglich. Aber eine Eskalation würde das Leid nur erhöhen, gar zu einem Dritten Weltkrieg führen. Das bedachtsame Navigieren von Scholz in der Frage der Waffenlieferungen ist sehr zu begrüßen. Mit einer Ausweitung des Krieges wäre schließlich auch der Ukraine nicht geholfen.

Reiner Gorning, Hamburg

Vernunft statt Aggression

Auf Matthias Iken ist Verlass. Wo andere lieber vorgestern als morgen Kampfpanzer an die Ukraine geliefert hätten und nur in den Kategorien militärischer Unterstützung denken, anstatt über „Verhandlungen“ ernsthaft nachzudenken, mahnt er mit einer sachkundigen Einschätzung der Lage zur Besonnenheit. Es mag sein, dass unser Bundeskanzler ein Zauderer ist, und es gibt Situationen, in denen uns das zu Recht ärgert. Im Blick auf den Ukraine-Krieg sollten wir aber dankbar dafür sein, dass internationale Abstimmung anstelle von Alleingängen, eine starke Allianz gegen den Aggressor statt Einzelaktionen und Vorpreschen die Linie des Kanzlers ist. Das ist der unbequemere Weg, der aber die Chance bietet, zu einer verantwortbaren Entscheidung zu kommen. Das kann und darf nichts ändern an der Empörung über den russischen Angriffskrieg und die von Putin und seinen Gefolgsleuten begangenen Menschenrechtsverletzungen. Es darf auch nichts an der materiellen, moralischen und politischen Unterstützung für die Ukraine ändern. Aber es sind mit Sicherheit noch nicht alle Möglichkeiten ausgelotet, geschweige denn genutzt, um dem Krieg ein Ende zu bereiten, mit dem auch die Ukrainerinnen und Ukrainer leben können. Richtig: Es geht ums Leben, um das Überleben! Ein Überleben in Freiheit, nicht in einer Diktatur. Deshalb sollte intensiver als bisher über die Möglichkeit von Verhandlungen nachgedacht werden. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang das Harvard-Konzept für Konfliktlösungen, das sich auch auf der politischen Ebene, im Nahost-Konflikt, bereits bewährt hat. Hoffen wir, dass irgendwann die Vernunft über die Aggression siegt, Waffenstillstand an die Stelle von Kriegsführung tritt und sich das Postulat von Verhandlungen durchsetzt!

Gerhard Lippe

Freiheit nach dem Klimakollaps

23. Januar: „Wissing lehnt Tempolimit für den Klimaschutz ab. Verkehrsminister: ,Autofahren bedeutet Freiheit‘ – Grüne empört“

Was bedeutet uns die Freiheit, wenn unser Klima ruiniert ist, wenn wir nicht mehr atmen können, wenn das Leben um uns herum nicht mehr lebenswert ist? Was bedeutet uns dann noch das Fahren mit hoher Geschwindigkeit auf unseren Straßen? Er wäre so einfach, der Schritt hin zur Geschwindigkeitsbegrenzung.

Anke Stegemann

Sicherheit durch Tempolimit

Die Ablehnung eines Tempolimits passt zu der Partei des Porschefahrers Lindner. Die Argumentation von Minister Wissing ist nicht stichhaltig und zu dünn: „Autofahren bedeutet Freiheit“ – das ist Unsinn. Wir sind fast das einzige Land in Europa, in dem es keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt. Wenn man zu Gunsten des Klimaschutzes zum Beispiel Tempo 130 einführen würde, bringt das eine ganze Menge fürs Klima und erhöht zudem die Verkehrssicherheit. Wenn man längere Strecken fährt, macht man die Erfahrung, dass man mit Tempo 130 nicht wesentlich langsamer vorankommt, als wenn man schneller fährt. Die Ampel sollte in unser aller Interesse baldigst ein Tempolimit einführen.

Helmut Jung

TikTok ins Jugendschutzgesetz

21./22. Januar: „TikToks tote Kinder. Die chinesische Plattform wird mit immer mehr Unglücken in Verbindung gebracht. Zeit, den Stecker zu ziehen“

Digitale Medien gehören ins Jugendschutzgesetz! Die Todesfälle nach TikTok-Challenges sind meines Erachtens nur die Spitze des Eisberges. Diese Netzwerke sind Brandbeschleuniger schlechten und krassen Verhaltens. Solche Phänomene, wie das mutwillige Zerstören von Toiletten in Schulen, werden dann gefilmt und geteilt. In Gesprächen mit Schulleitern wurde mir bestätigt, dass die Zerstörungen in Schulen in den letzten Monaten zugenommen haben, und es viele Hinweise gibt, dass dies auch auf Trends im Netz zurückgeht. Hier müssen wir als Gesellschaft dringend handeln. Strikte Altersgrenzen für bestimmte Kinder-Apps, die auch wirklich eingehalten werden müssen, wären z.B. ein erster Schritt. Was Kinder unter 14 Jahren auf ihren Smartphones alles schon machen und sehen, ist ein Desaster.

Benjamin Krohn

„Mauereffekt“ aufheben

20. Januar: „Ex-US-Konsulat: Straße wieder dicht“

Nach „9/11“ hat es die Sicherheitslage erfordert, das amerikanische Generalkonsulat besonders zu schützen. Aber nach 20 Jahren hätte man sich eine Normalisierung vorstellen können. Eine Überprüfung der Gefährdungslage im Hinblick auf eine Öffnung hätte sicher erheblich früher zu einem für beide Seiten befriedigenden Ergebnis geführt. Die Sperrung hat die Stadt an einer für die Menschen sehr schönen und der Freizeit bestimmten Seite der Alster nachhaltig behindert. Jetzt steht das Gebäude leer und der „Mauereffekt“ wurde immer noch nicht aufgehoben. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass gewisse Kräfte im Rathaus und im Bezirk kein Interesse an einer Normalisierung der Situation haben. Dass einige Autos nach der kurzzeitigen Öffnung trotz Verbots hier durchgefahren sind, macht die Entscheidung der neuerlichen Schließung nicht schlüssig. Vielmehr zeigt sich hier wieder die „Fahrradideologie“ dieser Stadt in voller Größe. Die Stadt hatte nun wirklich alle Zeit der Welt, sich auf die neue Situation einzustellen, denn die Verlegung des Konsulats in die HafenCity war ja keine Überraschung, sondern von langer Hand geplant. Es ist also lächerlich, ein leeres Gebäude zu schützen, nur weil man keine Idee bzw. nicht nachgedacht hat. Von den Kosten und der Bindung von Personalressourcen ganz zu schweigen.

Helmut Stieber

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