Was ist los mit der Jugend?

23. Januar: „Zwillings-Tragödie auf Bahngleis: Jetzt schaltet sich die Politik ein“

In dem Artikel warnt Frau Fegebank davor, dass sich Kinder „in Social Media verlieren“. Den Schuldigen für Todesfälle von Kindern und Jugendlichen findet sie bei den Social-Media-Konzernen. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber was steckt dahinter? Ich lese Artikel über Schüler, die Polizisten zu Boden prügeln, über Jugendliche und junge Erwachsene, die Rettungssanitäter, Feuerwehr und Polizei mit Silvesterfeuerwerk angreifen. Und jetzt die Zwillinge, die womöglich für eine Mutprobe verunglückt sind. Was ist los mit unserer Jugend? Die Ursachen sind vielschichtig, und man kann die einzelnen Ereignisse sicher nicht über einen Kamm scheren. Aber mir kommt es so vor, als würde das Offensichtliche übersehen, verdrängt, vergessen. Unsere Jugend hat zweieinhalb Jahre ihrer Entwicklung mehr oder weniger in häuslicher Gefangenschaft verbracht. Keine Schule, kaum Freunde, kein Sportverein, kein Kino, kaum Geburtstagsfeiern, keine Disco, oftmals nicht mal ungefilterte Luft zum Atmen. Natürlich ziehen sich Jugendliche zurück in Social Media. Was sonst? Die Folgen der Lockdowns für die Kinder und Jugendlichen sind mittlerweile allgemein bekannt und anerkannt. Wann sind wir bereit, diese offensichtlichen Zusammenhänge zwischen einer traumatisierten Generation und Gewalttaten (gegen den Staat oder auch gegen sich selbst) zu erkennen? Wann ist die Politik endlich so weit, die Folgen der Coronamaßnahmen aufzuarbeiten und kritisch zu hinterfragen? Eine ehrliche Kosten-/Nutzenrechnung der Maßnahmen steht weitestgehend aus. Der Zeitpunkt dafür ist jetzt, damit wir bei einer nächsten Pandemie besser dastehen.

Helen Freudenstein

Reserven schon aufgebraucht

23. Januar: „S-Bahn: Die Tücken des neuen Tunnels“

Sicher gibt es vernunftbegabte Mitarbeiter nicht nur bei der Bundesbahn, sondern auch in der Hamburger Verkehrsbehörde. Warum haben diese nicht erkannt, dass eine Dimensionierung des neuen, sozusagen im Freiraum der Grünen Wiese geplanten Fernbahnhofs Diebsteich nach den Anforderungen des Status quo nicht zukunftsfähig ist? Statt alle Flächen um den Bahnhof zu verplanen, hätten dort Flächenreserven vorgehalten werden müssen. Nun kommt mit der neuen Verbindungsbahn der erste gravierende Konflikt: Unter die Erde statt in gleicher Ebene neben den geplanten Gleisen soll die Lösung sein. Und die Stellplätze, die dafür weichen müssen, werden an einem Bahnhof ohnehin als ein Thema von gestern angesehen. Denn die Lösung heißt heute Busanbindung. Dafür sieht die Planung vor dem Bahnhofseingang zwei Busstandplätze vor, anstatt diese an einem „Bahnsteig“ auf gleicher Ebene neben den Bahngleisen halten zu lassen und die kürzesten Umsteigewege eines Hamburgischen Bahnhofs anbieten zu können. Schon diese Erweiterung erfordert eine Verdoppelung der Breite des Gleispakets. In weiser Voraussicht hat Hamburg seinerzeit beim Neubau des Flughafens einen Tunnel vor die Terminals für den Bahnhof einer noch nicht vorhandenen S-Bahn gebaut. Doch Vorsorge durch Freihalten von Möglichkeiten scheint heute im Programm der Verkehrsplaner nicht mehr vorzukommen. Bedauerlich für Hamburgs Zukunft!

Hans Lafrenz

Vom Kreißsaal zum Vollzeitjob

23. Januar: „Ampel will Mütter aus der Teilzeit holen. Frauen könnten helfen, den Fachkräftemangel zu verringern“

Soziologen, Politiker und Wirtschaft lassen nicht locker: Es muss doch möglich sein, die Mütter aus dem Kreißsaal postwendend in den Vollzeitjob zu bekommen. Seit Jahren wird daran gearbeitet und den Frauen, die es wagen, „nur“ einen Teilzeitjob auszufüllen, ein schlechtes Gewissen eingeredet. Komischerweise liest man auf der anderen Seite von „erfolgreichen“ Frauen im öffentlichen Leben, die munter berichten, dass ihr Partner sich zu Hause um die Kinder kümmert und den Hausmann gibt. Wo bleibt da gleiches Recht für alle und warum lässt man die Menschen nicht entscheiden, wer sich um Haushalt und Kind kümmert? Das Argument mit der Altersarmut zählt für mich nicht – der Staat kann ja eingespartes Geld bei der öffentlichen Kinderbetreuung dem jeweils betreuenden Elternteil zugute kommen lassen. Wäre doch mal eine Idee!

Dörte Lauerbach

Wir haben genug Krieg gehabt

21./22. Januar: „Tödliches Spiel auf Zeit. Dass Deutschland der Ukraine keine Leopard-Panzer zusagt, ist enttäuschend“

Der Aufforderung zur schnellen Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern stimmen mehr als die Hälfte der Bürger laut jüngster Umfrage nicht zu. Die Gefahr, noch mehr als bisher in den Krieg einbezogen zu werden, ist real. Je mehr Waffen der „Westen“ liefert, desto geringer ist die Bereitschaft von Präsident Selenskyj zu verhandeln. Bei aller Sympathie für das ukrainische Volk, sehe ich den Hintergedanken der politischen Führung der Ukraine, die Nato bewusst mit in den Konflikt einzubeziehen. Das sollte vermieden werden. Ich gehe sogar soweit, nur Waffen zu liefern mit der Auflage, ernsthafte Verhandlungen aufzunehmen. Vermutlich eine Minderheitsmeinung – aber Krieg haben wir in Deutschland wohl genug gehabt.

Gerd Patzwahl

Viele kluge Leserzuschriften

23. Januar: „Briefe an die Redaktion“

Meine Anerkennung gilt den vielen Lesern, die mit Kompetenz und profundem Wissen Ihre Nachrichten und Reportagen kommentieren. Ich verstehe das als Erweiterung Ihrer journalistischen Beiträge. Für mich ein Ausdruck von grundrechtlich garantierter Meinungsfreiheit. Wie schön, dass das in unserem Land so möglich ist, aber leider als so selbstverständlich betrachtet wird. Ich entnehme diesen Leserzuschriften immer wieder neues Hintergrundwissen oder Denkanstöße, die ich aus den journalistischen Beiträgen so oft nicht „heraushöre“. Hochinteressant, welches Fachwissen sich da manchmal auftut, ohne Zeilenhonorar oder Gehalt. Natürlich steht meine eigene Auffassung oft im Kontrast zu der einen oder anderen Sichtweise, aber hier bietet sich ein Forum, um seiner Meinung Gehör zu verschaffen, was ich weitaus produktiver finde, als sich mit fragwürdigen Aktionen wie Ankleben oder gewalttätigen Aktionen gegen Sicherheitskräfte ins Abseits zu begeben. Wie schön, dass ich an dieser Stelle meine Meinung sagen darf.

Axel Holst, Großenaspe

Prozess „verpennt“?

21./22. Januar: „Anlieger beklagen Wegfall aller Parkplätze. Der Frahmredder in Sasel wird zur Veloroute umgebaut“

So so, zwei Monate vor Baubeginn regt sich der Widerstand der Anwohner, die zu den Plänen nicht befragt wurden. Liebe Anwohner: Das Velorouten-Konzept wurde in den 1990-iger Jahren, also vor fast 30 Jahren erarbeitet und wird seit einigen Jahren endlich Zug um Zug in allen Teilen der Stadt fertiggestellt. Da kann man nicht kurz vor Baubeginn scheinbar aus allen Wolken fallen, wenn es vor der eigenen Haustür losgehen soll. Alle Sitzungen sind öffentlich, die Tagesordnungen, die Unterlagen und Beschlüsse stehen unter hamburg.de im Netz. Wenn man sich zu einem Thema einbringen will, kann man das vom heimischen Schreibtisch aus recherchieren, als Zuhörer an der Sitzung teilnehmen, sich in der Fragestunde zu Wort melden oder sich auf ganz anderem Weg Gehör verschaffen. Wenn man diesen langwierigen demokratischen Prozess „verpennt“, sollte man sich an die eigene Nase fassen, denn: Demokratie lebt vom Mitmachen. Wenn man es heute noch für völlig normal hält, dass „junge Familien (in fußläufiger Entfernung zu einer S-Bahn-Station!) nun mal zwei Autos hätten“ und deshalb Parkplätze Vorrang vor einer sicheren Fahrradroute bekommen sollen, dann hat man die Zeichen der Zeit noch nicht begriffen.

Hartmut Schenk

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