Ignoranz löst keine Probleme

19. Januar: „,Autofahren muss unattraktiver werden‘. BUND: Pkw-Verkehr gezielter eindämmen statt nur Alternativen zu stärken“

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Schon Albert Einstein wusste, dass Ignoranz eine menschliche Eigenschaft ist, die wirklichen Problemlösungen häufig im Weg steht. Autos werden in Hamburg besonders gerne als Transportmittel genutzt, weil die Entfernungen groß sind, Busse im Stau stehen, das Wetter schlecht ist oder Menschen sich schlicht nicht fit genug für zugigen, kalten oder zu heißen, überfüllten und lückenhaften ÖPNV fühlen. Wenn demnächst Babyboomer in die Rente gehen, werden noch mehr Menschen komfortable und bequeme Transportmittel nutzen – aktuell also nur das Auto. Wo sind die echten Alternativangebote zum eigenen Pkw in den weitläufigen Hamburger Randgebieten? Mit der gleichen Denke wie bisher würde die Politik ihrer Verantwortung nicht gerecht werden.

Andreas Baxmann

Geschichten vom ÖPNV

Die letzten Abenteuer dieser Welt erlebt man wirklich nur in Hamburg im ÖPNV: Seminar in der Stadt, ergo flott eine Tageskarte gekauft… Ach, die günstige gilt erst ab neun Uhr… Ach egal, Geld spielt doch keine Rolle. Lieber etwas eher zum 276 nach Duvenstedt, man weiß ja nie. Schon nach einem Drittel der Fahrtstrecke hat der Bus drei Minuten Verspätung, umsteigen in Poppenbüttel in die S-Bahn wird knapp. Macht aber nichts, die Bahn kommt in drei Minuten, kommt gleich, kommt verspätet, kommt in zehn Minuten. Na ja, einer muss ja zu spät zum Termin kommen. Rückfahrt nach Duvenstedt: Leider fährt der 176 nur bis Tannenhof… Ist ja auch schön dort, wenn man dort auf den nächsten Bus warten darf oder man kann ja auch prima mit seiner Tageskarte 20 Minuten zu Fuß gehen. Nächster Versuch mit der U 1. In die Stadt geht prima, Rückfahrt na ja. Nächster Zug bis Farmsen, der nächste bis Großhansdorf, der nächste bis Farmsen und schon geht die Reise nach Ohlstedt los. Mittlerweile hat man auch Freunde am Bahnhof gefunden. In Ohlstedt fährt uns der 276 vor der Nase weg… Landschaftlich ist es ja wirklich schön in Ohlstedt. Okay, dann eben ein Stück mit dem Auto in die Stadt und dann an der U 1 in Ohlsdorf oder Kellinghusenstraße parken. In der Alten Landstraße mit neun km/h zu schnell geblitzt worden. Ah, da ist mir wohl ein Unfallschwerpunkt entgangen. Parken ist dann doch eher schwierig. Anwohnerparken ist hier das Stichwort. Beim nächsten Mal werde ich wohl gleich in der Innenstadt übernachten. Danke für nix, Hamburg!

Rüdiger Steffen, Hamburg-Duvenstedt

Stöhnen auf hohem Niveau

18. Januar: „Bewohnerparken bringt Millionen“

Das sogenannte Anwohnerparken ist richtig und passiert nicht zum Leidwesen aller Hamburger, sondern ist den Speckgürtelbewohnern ein Dorn im Auge, da diese nicht die P+R-Parkplätze nutzen wollen. In Freiburg kostet die jährliche Plakette für das Anwohnerparken ab 240 Euro. Es wird wieder auf sehr hohem Niveau gestöhnt.

Sandra Wolter

Sollen Hamburger resignieren?

17. Januar: „Anwohner verärgert: 73 Parkplätze fallen weg“

Die Autogegner in der Politik möchten, dass die Anwohner resignieren und mittelfristig auf eigene Fahrzeuge verzichten. Auch das Anwohnerparken hat letztlich das gleiche Ziel, d. h. man darf für den Parkraum im Bezirk zwar bezahlen, hat aber kein Anrecht auf einen bestimmten Parkplatz. Der Nebeneffekt ist, dass sich die Stadtteile gegenseitig blockieren und die Mobilität noch weiter eingeschränkt wird. Gleichzeitig fließen die Gebühren fürs Anwohnerparken in den Ausbau neuer Radwege. Hier werden regelmäßig Kopenhagen und Amsterdam als Musterbeispiele ins Feld geführt, obwohl beide Städte zusammen wesentlich kleiner sind als die Metropole Hamburg. Somit ist dieser Vergleich irreführend. Im Übrigen benötigen auch die für den Normalbürger unerschwinglichen E-Autos Parkplätze.

Jens Dörnbrack

Gerechtigkeit auf grüne Art?

Wenn es denn wenigstens für die Anwohner besser werden würde. Herr Tjarks sagt, die Anwohner würden es sich so wünschen. Gibt es dazu Umfragen? Oder ist das nur (s)eine Meinung? Um den Flughafen herum verstehe ich es ja noch, aber wer parkt denn sonst in Anwohnergebieten außer den Anwohnern und deren Besucher, was verbessert sich für die Anwohner? Wir dürfen dann zunächst noch 65 oder 70 Euro mehr im Jahr bezahlen, ohne Anspruch auf einen Parkplatz zu haben – also erstmal zahlen, ohne eine Leistung zu erhalten. Das ist per se schon ziemlich fragwürdig. Wenn noch eine Fernbeziehung hinzukommt und man sich – mangels halbwegs akzeptabler Alternativen – mit dem Auto besuchen möchte, sind es noch regelmäßige Zusatzkosten. Autofahren wird zunehmend zum Luxus. In Zukunft bleibt dann für die, die eh nicht auf das Geld schauen, wenigstens ausreichend Platz für die überdimensionierten Limousinen und SUVs. Soziale Gerechtigkeit auf grüne Art? Die einen fahren Auto, die anderen haben ein gutes Klima-Gewissen. Bitte erstmal halbwegs akzeptable Alternativen schaffen und an alle Bürger denken.

Thorsten Hundertmark

Vorwurfsvoller Unterton

19. Januar: „Blitzer-Einnahmen fast verdoppelt. Die Stadt kassiert 43,6 Millionen Euro von Temposündern“

Ich verstehe gar nicht, warum das Thema Blitzer immer wieder mit einem vorwurfsvollen Unterton ausgebreitet wird. Manch autoorientierte Partei spricht gar von Abzocke. Wer sich an die Verkehrsregeln hält, hat nichts zu befürchten. Die Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit ist wichtig, da sich z. B. bekanntlich der Bremsweg bei Tempo 50 anstatt 30 verdoppelt. Wer die wichtigen Blitzer beschädigt, ist kriminell und sollte streng bestraft werden. Es wäre gut, soweit möglich, dass Kameras eingebaut werden, die die Täter überführen könnten.

Matthias Christen

Speckgürtel einbeziehen

18. Januar: Leserbrief: „Immer mehr Digital-Spielzeug“ und 17. Januar: „Ein ,Mover‘ für Hamburg“

Ich finde die Idee an sich sehr gut, autonom fahrende „Mover“ einzusetzen, um die privaten Autos aus der Stadt zu verbannen. Aber das nützt mir und all den Menschen, die wie ich in Hamburgs Umland wohnen, wenig bis gar nicht. Ohne eigenes Auto komme ich nicht an Hamburgs Stadtgrenze. Und Parkplätze werden wegrationalisiert. Solange die angrenzenden Gebiete nicht einbezogen werden, wird das Auto unentbehrlich bleiben.

Karen Schulte, Norderstedt

U-Bahn quer durch die Stadt

Ich verstehe nicht, warum fast nur Leserbriefe erscheinen, die sich für ein Straßenbahnsystem in Hamburg aussprechen. Auch eine Straßenbahn kann auf eigener Schienenspur bei einem Autounfall vom Stau betroffen sein, wenn z. B. das verunglückte Auto die Schienen blockiert. Eine wirkliche Alternative zum Auto ist für mich nur eine U- oder S-Bahn und zwar quer durch Hamburg, von Ost nach West, und nicht wie die geplante U 5 mit großem Umweg und riesiger Zeitverzögerung sowie Kostenexplosion durch die Innenstadt. Bereits vor über 50 Jahren hat man bei Erstellung der Neubausiedlung Steilshoop mit 24.000 neuen Bewohnern versäumt, eine U-Bahn-Anbindung herzustellen. Dann hätten sich wahrscheinlich viel weniger Familien Autos angeschafft.

Gerda Horn

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