Firmen hatten genug Zeit

10. Januar: „Neues Mehrweg-System stellt Firmen vor Herausforderungen“

So ganz kann ich die plötzliche Aufregung nicht verstehen. Seitdem das Mehrweg-System beschlossen wurde, hatten die betroffenen Unternehmen zwei Jahre Zeit, sich darauf vorzubereiten. Ihre Verbände hatten reichlich Gelegenheit, sich gemeinsam auf ein tragbares System zu einigen. Das wurde offensichtlich versäumt, sonst würde man heute nicht beklagen, „nicht mitgenommen worden zu sein“. So wurde wieder einmal die Chance vertan, auch die Verbraucher von Beginn an für ein überzeugendes System zu begeistern!

Peter von Elm, Lüdersburg

Die Fakten sprechen für Altona

10. Januar: „Klage gegen Hamburgs neue Autoverladung“

Als langjähriger Mitarbeiter der Autozugsparte der DB und letzter Wirtschaftsausschuss-Sprecher vor der Abwicklung der Nacht- und Autozüge 2016 fallen mir einige Zahlen in dem Artikel auf. Die geplante Anlage in Eidelstedt sei für die gleichzeitige Abfertigung von zwei Autoreisezügen (ARZ) „mit jeweils maximal 80 Pkw ausgelegt“, während für Altona die Zahl von derzeit durchschnittlich 40 Pkw am Tag genannt wird. Dieser Vergleich soll wohl einen Vorteil für Eidelstedt suggerieren, aber es ist ein Trick, denn das eine ist die Maximalbelastung und das andere die Durchschnittsbelastung in der Nebensaison. Die Fakten sprechen für Altona: Dort gibt es an vier Gleisen Verladerampen, nicht nur an zwei. Im Aufstellbereich in der Präsident-Krahn-Straße wurden jahrelang die Fahrzeuge für bis zu fünf ARZ mit einer Kapazität von 280 Pkw gleichzeitig abgefertigt, das ist das Siebenfache dessen, was im Artikel für Altona genannt wird, und das Dreieinhalbfache der Kapazität von Eidelstedt. Vor zehn Jahren wurden in Altona sage und schreibe 2400 Züge mit Auto- und Motorradbeförderung abgefertigt. Freitags und sonntags waren es jeweils sechs ankommende und sechs abfahrende Züge. Es heißt zwar, Eidelstedt sei auch „für zukünftige Nachfragesteigerungen ausgelegt“, aber bei nur zwei Gleisen, wenig Platz auf dem Gelände, zu wenig Sitzplätzen und Toiletten und ohne Gastronomie erscheint das unglaubwürdig. Wie viele Ladesteckdosen für E-Autos sind vorgesehen? Und hat man eigentlich mal simuliert, wie lange es dauern würde, bis 160 Pkw im morgendlichen Berufsverkehr vom ARZ-Gelände aus in die Elbgaustraße einbiegen können? Da mit der Elektromobilität ein wachsender Bedarf an Reisen mit dem ARZ besteht, wäre es kurzsichtig – und auch gesetzeswidrig – Kapazitäten in Altona zu vernichten, ohne gleichwertigen Ersatz zu schaffen.

Joachim Holstein, ehem. Sprecher des Wirtschaftsausschusses DB European Railservice GmbH

Vandalismus oder Kunst?

10. Januar: „E-Scooter hängt am Schornstein von Supermarkt“

Für mich zeigt dieses Foto geniale aktuelle Kunst: Es ist witzig, entlarvt Dauermissstände und ist doppelt effektiv: Dieser, mit hohem persönlichen Einsatz „abgelegte“ Scooter behindert weder Fußgänger noch Sehbehinderte. Dieser Scooter muss nicht – wie so unendlich viele andere – auf Kosten der Steuerzahler durch das Ordnungsamt aus einer unzumutbaren Lage entfernt werden. Es trifft den Vermietungsunternehmer, der verantwortlich ist für das, was mit seinen Fahrzeugen zu Lasten der Allgemeinheit geschieht. Übrigens bedeutet Vandalismus blinde Zerstörungswut. Die kann ich hier nicht erkennen.

Jean-Pierre Gallembert

Geschichte macht sensibel

9. Januar: „Stadthaus – die Narbe der NS-Verbrechen“

Aus persönlicher Betroffenheit möchte ich mich für den wertvollen Beitrag bedanken. Mein Vater Rudolf Esser und mein Onkel Alwin Esser wurden in der Nacht zum 10. November 1933 in ihrer Eimsbütteler Wohnung in der Schäferstraße 4 von der Gestapo verhaftet und in deren Hauptquartiert im Stadthaus verschleppt. Dort wurden sie gedemütigt und gefoltert. Alwin wurde während des Verhörs ein Satz auf die Stirn gestempelt, der als Verhaftungsgrund galt: „Nieder mit Hitler und dem Brandstifter Göring“ – eine Anspielung auf den Reichstagsbrand vom Februar 1933. Vom Stadthaus wurden mein Vater und mein Onkel in derselben Nacht ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel überführt. Dort wurde Alwin am gleichen Tag zu Tode geprügelt. Er starb mit 21 Jahren. Es ist sehr wichtig, für die junge Generation einen Gedenk- und Lernort im Stadthaus zu schaffen, damit das Unrecht nicht vergessen oder verleugnet wird. Geschichte kann sensibel machen für heutige Gefährdungen der Demokratie und des Rechtsstaates.

Bernhard Esser (Jahrgang 1944)

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