Jeder kann zur Gefahr werden

6. Januar: „ADAC strikt gegen Fahrtest-Pflicht für Senioren“ und 4. Januar: „Dieser Unfall ist mir völlig rätselhaft“

ADAC, Polizei, Bundesministerium für Verkehr: Sie alle verwenden die selben Textbausteine, um die angeblich allgemein gute Fahrtüchtigkeit älterer Menschen zu belegen. Aber darum geht es nicht! Der Einzelne kann trotzdem zur erheblichen Gefahr werden. Doch die Einsichtsfähigkeit sinkt leider parallel zur Fahrfähigkeit. Vielleicht wird das bei mir auch irgendwann der Fall sein und beim Leser dieser Zeilen ebenso. Es geht daher nicht darum, mit einem regelmäßigen Fahrtauglichkeitstest ältere Menschen pauschal als fahruntauglich darzustellen. Es geht vielmehr darum, alle Menschen im und um das Auto herum vor Verletzung und Tod zu schützen. Um Altersdiskriminierung auszuschließen, muss dann eben jeder Führerscheinnutzende seine Fahrtauglichkeit alle drei Jahre nachweisen. Man wird damit nicht alle kritischen Personen sofort entdecken. Aber so wie heute auf immer und ewig nichts zu tun, führt dazu, dass ziemlich viele mit ihren tonnenschweren Gefährten unterwegs sind und sich und andere gefährden.

Timo Schnee

Das erlebe ich unterwegs

Ich bin 75 Jahre alt und im Laufe meines Arbeitslebens als Unternehmensberater Millionen Kilometer in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefahren. Dreißig Jahre mit Schaltgetriebe und ca. 15 Jahre mit Automatikgetriebe. Auch ich „glaube“ Herrn Wauschkuhn. Aber ein Auto mit Automatikgetriebe startet nicht, wenn nicht das Bremspedal getreten wird. Mit defekter Bremse springt der Motor nicht an. Ich reihe mich ein in die Agenda derer, die in diversen Leserbriefen das Automatikgetriebe, besser den Umgang damit, als Schuld für die vielen Unfälle, auch in der Waitzstraße, sehen. Die Gründe wurden mehrfach genannt. Ich selbst habe nach Jahren mit Automatik nach dem Einsteigen den Wagen starten wollen und unbewusst mit meinem linken Fuß ein Kupplungspedal treten wollen. Auch oder gerade dann wenn ich völlig entspannt war. Die Reflexe der vielen Jahre mit Schaltgetriebe lassen sich nicht abstellen auf Knopfdruck. Seit zwei Jahren fahre ich fast jeden Freitag um fünf Uhr von Kaltenkirchen quer durch Hamburg nach Billbrook, mit einem Transporter, und um 15 Uhr zurück. Was ich da erlebe, speziell in der Rushhour, von Senioren die auf E-Bikes kaum die Kurve bekommen ohne sich festzuhalten an Verkehrsschildern oder Ampeln, von jungen Menschen die an fast jedem Ampelstopp ihr Handy bedienen oder auf den Zebrastreifen Fast-Zusammenstöße verursachen, weil sie ihr Handy nicht aus den Augen verlieren wollen, mit und ohne Kind im Schlepptau... Wenn ich mich nicht irre, ist es seit April 2020 erlaubt, wenn man auf Automatik-Auto fahren gelernt hat, später Schaltgetriebe zu fahren. Man muss nur zehn Fahrstunden á 45 Minuten und eine 15-minütige Testfahrt absolvieren. Im Umkehrschluss: Wer auf Schaltgetriebe gelernt hat und auf Automatik umsteigt, sollte das ebenfalls. Und zwar jede und jeder.

Nikolaus Michael Kraus

Straßenbahn als Ergänzung

6. Januar: „Stadtbahn könnte Hauptbahnhof entlasten. Studie der Linken: Neue „Linie 13“ von Mundsburg nach Kirchdorf würde auch Nahverkehr über die Elbe verbessern“

Das Thema Stadtbahn für Hamburg wird uns wohl als eine nicht endende Diskussion noch lange erhalten bleiben. Dabei wird immer wieder darauf hingewiesen, dass in anderen Städten doch erfolgreich eine Straßenbahn betrieben wird. Aber kann man verkehrspolitisch eine Stadt wie Hamburg einfach mit Dresden oder Düsseldorf vergleichen? Es wird bei diesen Vorschlägen eigentlich immer außer Acht gelassen, wie die Topographie in den unterschiedlichen Städten aussieht. Oder anders ausgedrückt, wie viele Einwohner leben auf der Fläche, wie sieht die Fläche im Detail aus, insbesondere welche Distanzen müssen zurückgelegt werden. Eigentlich haben wir es in Hamburg mit mindestens zwei Verkehrsräumen zu tun. Das sind einerseits die südelbischen Stadtteile und andererseits die ganze nordelbische Verkehrsfläche. Ohne hier den Süden mal wieder abhängen zu wollen, muss darauf hingewiesen werden, dass wir speziell über diesen nordelbischen Raum immer wieder diskutieren und Verkehrslösungen hierfür brauchen. Diese Fläche ist etwa genauso groß wie die Stadt München oder die Stadt Wien. Im Gegensatz zu diesen befindet sich das Stadtzentrum aber nicht in der Mitte, sondern im Süden (Rathaus / Jungfernstieg). Daher sind die Zentrumsfahrten etwa doppelt so lang wie in den Vergleichsstädten. Entsprechend sind auch die U-Bahnlinien länger, die Fahrgäste sind länger unterwegs, und die Anzahl der Fahrgäste ist geringer – bei gleicher Fülle der Züge. Das U-Bahn Netz von München und Hamburg ist mit etwas über 100 Kilometern gleich lang, die Münchner betreiben dort acht Linien, in Hamburg haben wir vier. Bei diesen Distanzen kommt nun die Geschwindigkeit der Fortbewegung ins Spiel. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Wiener Straßenbahn liegt bei etwa 15 Stundenkilometern. Der Metrobus 5 in Hamburg fährt 20 Stundenkilometer. Mit dem privaten Pkw schafft man etwa 25 bis 30 Kilometer pro Stunde, und die Hamburger U-Bahn kommt auf knapp 38 Stundenkilometer. Mit welchem Verkehrsmittel kann man nun den Autofahrer in den ÖPNV holen, wenn er eine Strecke von 10 bis 20 Kilometern zu bewältigen hat? Die Antwort liegt doch auf der Hand: Nicht mit einer Stadtbahn, die nur 15 Kilometer pro Stunde schafft! Millionenstädte brauchen leistungsfähige U- und S-Bahnen. Eine Straßenbahn kann nur eine Ergänzung sein, unter anderem insbesondere auch als Zubringer. Nicht umsonst werden in den Millionenstädten trotz vorhandener Straßenbahnen die U-Bahnnetze erweitert. Dies gilt für Wien, Berlin und München gleichermaßen, obwohl alle auch Straßenbahnen haben. Die von der Linken vorgeschlagene Stadtbahn kann ein Zubringer im Süderelberaum sein, den Sprung über die Elbe muss aber eine verlängerte U 4 machen. Und die U 5 brauchen wir wegen der Fahrzeiten und der Personenkapazität ohnehin.

Alexander Beeck, Hamburg

Damals: Vom Auto besessen

Ich kenne sie noch gut, die Straßenbahn. Habe sie mit viel Spaß und häufig benutzt, wie alle Familienmitglieder. Dann kam in den 1970er-Jahren ein offensichtlich durchgeknallter Senat auf das schmale Brett, dieses voll etablierte, akzeptierte und komplett ausgestattete ÖPNV-Angebot einzustampfen – zugunsten des Autoverkehrs! Offensichtlich war man damals so vom Auto besessen wie heute unser Verkehrssenator vom Fahrrad. Das hat viel mit Ideologie zu tun, wenig mit Verstand. Skepsis zeigte 1978 seinerzeit sogar der Bürgermeister Ulrich Klose: „Es kann sein, dass das ein Fehler gewesen ist“, sagte er und spracht damit vielen Hamburgern aus dem Herzen. So schlau war man in anderen deutschen Städten längst, siehe etwa Hannover oder München. Aber in Hamburg hat man Verkehrspolitik nie wirklich gekonnt, außer auf dem Wasser.

Jörg Ökonomou

Danke für die Detektivarbeit

3. Januar: „Mogelpackungen – es werden immer mehr“

Ich bin dankbar dafür, dass sich die Verbraucherzentrale um diese Mogelverpackungen kümmert. Es gibt genug Menschen, die auf diese versteckten Preiserhöhungen hereinfallen. Wer liest denn bei einen Produkt, das er regelmäßig kauft, jedes Mal die Mengenangabe? Es ist doch offensichtlich, dass die Hersteller hier manipulativ handeln. Sonst würden sie eine kleinere Verpackung nehmen – das spart ja auch noch mal Kosten ein. Die machen das bestimmt nicht, weil noch so viele alte Verpackungen auf Lager liegen. Es geht ja gar nicht darum, dass Preiserhöhungen nicht gerechtfertigt sind. Nur müssen sie ersichtlich sein und nicht „erforscht“ werden. Danke an die VZ für diese Detektivarbeit zum Schutz der Verbraucher, Lobbyisten für die Industrie gibt es genug.

Jens Sendel

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