Wo bleibt unser Mitgefühl?

23. Dezember: „Milliardendebakel beim Corona-Impfstoff. Die EU hat zu viel Vakzin bestellt – auch Deutschland. Erste Dosen werden vernichtet. Und die Staatsanwaltschaft ermittelt“

Anstatt uns zu beklagen, dass es zu viel Impfstoff gibt und sich gleichzeitig über die Chinesen lustig macht oder sie kritisiert für ihre verrückte Covid-Politik sollte man jetzt dem chinesischen Volk unsere Impfstoffe schenken, bevor man sie vernichtet! China versinkt in einer gigantischen Covid-Welle. Täglich sterben schon heute Tausende von Menschen, besonders Alte. Wo bleibt unser Mitgefühl? 160 Millionen Dosen schluckt dieses Milliardenvolk innerhalb weniger Wochen und es hilft vielleicht, Millionen Menschen zu retten vor Leid und Tod! Besonders Weihnachten sollte man doch diesen Versuch und dieses Angebot an die chinesische Regierung machen.

Thomas Schwieger

Scheinheilige Politik

22. Dezember: „Bei den Atomlaufzeiten darf es keine Tabus geben“

Deutlicher als im Interview mit dem Verkehrsminister zum Ausdruck gebracht, kann die politische Augenwischerei zum Thema Elektromobilität nicht dargestellt werden. Elektromobilität ist nur dann ein Beitrag zum Klimaschutz, so der Minister, wenn der Strom sauber ist. Leider ignoriert die Politik und die Automobilwirtschaft weiterhin, dass zur Elektromobilität nicht nur Strom gehört, sondern dass dieser in Batterien gespeichert werden muss. Und das wahrscheinlich umweltschädlichste an der Elektromobilität ist die Herstellung dieser Batterien, Entsorgungslösungen sind noch nicht einmal ansatzweise in Sicht. Zur Herstellung der Batterien wird das endliche Lithium benötigt, das überwiegend heute aus Chile bezogen wird. In der dortigen Atacama-Wüste werden in der Lithium-Förderanlage täglich 21.000.000 Liter Grundwasser nach oben gepumpt, um das Lithium, das mit sechs bis sieben Prozent Anteil im Gestein enthalten ist, nach oben zu bekommen. Diese Menge Grundwasser verdunstet anschließend. Mit dieser Methode wird die Lebensgrundlage der Bauern in höchstem Maße gefährdet. Die 21.000.000 Liter Grundwasser (täglich!) fehlen natürlich der Bevölkerung und in der Landwirtschaft. Das aber interessiert hier niemanden – wir fahren elektrisch, sauber, emissionsfrei und mit gutem Gewissen, Wir sind ja die Guten, wir tun etwas für die Umwelt. Was gehen uns die Probleme der chilenischen Bevölkerung an. Scheinheiliger kann Politik und Wirtschaft nicht sein.

Harald Reinhard, Hamburg-Niendorf

Doppelte Raffgier!

22. Dezember: Kommentar: „Das ist nur noch Abzocke. Höheren Abschleppkosten fehlt jedes Maß“

170 Euro Behördengebühr, bei einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von maximal zehn Minuten ergibt sich ein Stundenlohn von 1020 Euro. 300 Euro für den Abschleppdienst, nur weil der Sprit teurer wurde? Was verbrauchen denn die Abschleppwagen? 150 Liter auf 100 Kilometer? Und dann schafft die Verkehrsbehörde Hunderte von Parkplätzen ersatzlos ab. Das kann man alles nicht verstehen.

Michael Björnson, Hamburg

Möge er seinen Frieden finden

22. Dezember: Leitartikel: „Hechten, stürzen, aufstehen“ und „Boris Becker: Neues Leben in Dubai?“

Nun hat sich auch das Abendblatt dazu entschlossen, sehr umfassend über die Haftentlassung des Boris Becker zu berichten. Auch ein Leitartikel musste es schon sein, um dieses „Großereignis“ würdig zu dokumentieren. So, so, mit einem Privatjet hat Herr Becker England in Richtung Deutschland verlassen. So tief scheint er dann ja doch nicht gefallen zu sein, es gibt wohl noch finanzstarke Gönner in seinem Umkreis. Ich verstehe ja durchaus, dass er seine Haftentlassung jetzt vermarktet, hat er doch noch erhebliche Schulden zu tilgen. Danach sollte er es denn aber gut sein lassen und sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Als Vorbild taugt er jedenfalls nimmermehr, wie ja auch die TV-Einschaltquoten von Dienstagabend eindrucksvoll beweisen. Möge er in Dubai sein Glück und seinen Frieden finden.

Dieter Buchholz, Hamburg

Ein Schicksal von vielen

Entschuldigung, ich sehe weder ein Phänomen Boris Becker, noch ein deutsches Drama. Er ist erstmal nur ein Mensch, der durch sportliche Erfolge viel Geld verdient hat. Weil er eben diese sportlichen Erfolge hatte und dazu auch noch sehr jung war, stand und steht er in der Öffentlichkeit. Durch ein finanziell miserabeles Management verlor er sein Geld und weil er sich nicht anders zu helfen wusste, kam es wohl zu diesen „Trickserein“. Dafür wurde er verurteilt und ging ins Gefängnis. Jetzt ist er vorzeitig entlassen worden. Ein Schicksal von vielen. Auch der Weg mit seiner Geschichte Geld zu machen, ist nicht verwerflich, sogar verständlich aus seiner Sicht. Mich nervt einfach nur das sich die Medien wie die Geier auf ihn stürzen. Das ausschlachten seiner Geschichte für die Regenbogen Presse. Das dafür sogar einen Leitartikel im Abendblatt verfasst wird, ist freundlich ausgedrückt erstaunlich. Die Welt hat wirklich andere Probleme, als das Leben von Boris Becker.

Fred Bonkowski

Prominent und präsent

Ich möchte Ihren Leitartikel zum Anlass nehmen zu begreifen, warum auch mich das Schicksal von Boris Becker seit dem Strafprozess gegen ihn in Großbritannien beschäftigt. Grundsätzlich gehöre ich nicht zu den Menschen, die sich für das Leben, Lieben und Leiden von Prominenten interessieren. Außerdem ist mir das Gefühl von Schadenfreude fremd. Was ich über die Medien diesen Tennisstar betreffend erfahre, lässt mich zwischen Mitgefühl, Bewunderung und Unverständnis taumeln. Trifft und traf Boris Becker außerhalb des Tennisplatzes jemals eigene Entscheidungen oder war er früh gezwungen, Erwartungen Fremder zu erfüllen? Als Berufsprominenter verdient er am leichtesten Geld, in dem er durch Medienpräsenz die Neugierde anderer befriedigt. Lernt er vorher von Beratern, mit welchen Aussagen oder welchem Auftreten er das Interesse an seiner Person weiter schüren kann? Oder ist er wirklich ein so starkes Stehaufmännchen? Oder wurde er seit seinem Sieg in Wimbledon von der Gier der Öffentlichkeit nach Helden und Verlierern versklavt? Für ihn spricht, dass seine Frauen mit ihren Kindern zu ihm halten. Folgen diese vielleicht ihren Instinkten, den Schwachen zu beschützen? Es sind wohl alle diese Fragen, die ihm weiterhin finanziell gut entlohnte Auftritte in den Medien garantieren. Doch was wird aus Boris Becker, wenn er im Sumpf der Bedeutungslosigkeit versinkt?

Christiane Mielck-Retzdorff

Tragischerweise versäumt

21. Dezember: „KZ-Sekretärin schuldig gesprochen. Sühne nach mehr als 76 Jahren: Irmgard F. (97), hier bei der Eröffnung des Stutthof-Prozesses in Itzehoe, ist gestern wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 10.500 Menschen zu zwei Jahren Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt worden“

Das Urteil ist schwer nachzuvollziehen. Kein Wort davon, dass der Lagerkommandant, Paul Werner Hoppe, der tatsächlich für die Morde und anderen Verbrechen, nicht nur im Konzentrationslager Stutthof, sondern auch anschließend verantwortlich war, offenbar nach Verbüßung von drei Jahren Zuchthaus weitere sechs Jahre erlassen bekam und sein weiteres Leben 14 Jahre lang als freier Mann verbringen konnte. Man hat den Eindruck, dass die heutige Richter-Generation als Enkel an den kleinsten Rädchen nachzuholen versucht, was ihre Großvätergeneration in diesem Amt tragischerweise versäumt hat, als es um die echten Täter ging.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

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