Kontrollen für alle

5. Dezember: „Hamburgs neuer Blitzer-Plan“

Wenn es um die Kontrolle der Autofahrer geht, die zweifelsohne jede Berechtigung hat, wird von der Polizei aufgerüstet, was die Steuermittel hergeben. Gefahrenpotenzial haben jedoch auch andere Verkehrsteilnehmer, die mit weit weniger Kontrollen rechnen müssen. Gemeint sind die Fahrradfahrer und Fahrer von E-Scootern, die sich viel zu oft über die Verkehrsregeln hinwegsetzen. Es wäre deshalb zu wünschen, dass dort die Kontrolldichte spürbar erhöht wird. An den dafür notwendigen Finanzmitteln mangelt es jedenfalls nicht, wenn die Stadt bereit ist, die Einnahmen aus Bußgeldern, die mehr denn je sprudeln, heranzuziehen.

Günter Dorigoni

Vernünftiger fahren

Ich frage mich, warum es den Hamburger Autofahrern so schwer fällt, sich an die vorgegebenen Geschwindigkeiten zu halten. Liegt es etwa daran, dass die Fahrzeuge zu leistungsstark und somit zu schnell sind? Warum muss ein Pkw 300 PS und mehr haben? Das habe ich noch nie verstanden. Wären die Autofahrer etwas vernünftiger, hätte die Polizei die Blitzer umsonst angeschafft!

Oliver Siemers

Mit zweierlei Maß gemessen

Es ist technisch verhältnismäßig einfach und vor allem wunderbar einträglich, das Fehlverhalten von Autofahrern im Verkehr zu erfassen. Sie haben ein schön lesbares Nummernschild an ihrem Auto und müssen halt auch ihr Gesicht zeigen. Ich hätte deutlich weniger Bauchschmerzen mit den angekündigten Verschärfungen, wenn die anderen Verkehrsteilnehmer, wie Rad- und Rollerfahrer sowie Fußgänger in gleicher Weise kontrolliert werden würden. Aber das scheint politisch nicht gewollt zu sein, ist auch personell aufwändiger und rechnet sich vermutlich nicht.

Volker Schreiner, Hamburg

Positiver Blick auf Deutschland

3./4. Dezember: „Die Nationalelf – ein Spiegel der Nation“

Wenn man als Mängelsucher auf Deutschland blickt, wird man fündig – wobei Matthias Ikens Konstruktion einer Analogie des WM-Aus des deutschen Teams zu einem Zustand von Wirtschaft und Politik in Deutschland schon sehr bemüht wirkt. Man kann die Geschichte auch anders erzählen, viel weniger pessimistisch. Es ging in Katar letztlich um eine 20-Minuten-Schwäche der Nationalmannschaft im Spiel gegen Japan. Was folgte, war ein imponierender Auftritt gegen Spanien, der durchaus mit einem Sieg hätte enden können. Die Spieler wirkten entschlossen und selbstbewusst. Sie spielten sehr ansehnlichen Fußball und begeisterten die Fans. Denn Trainer und Spieler zogen Lehren aus der Niederlage gegen Japan, sie erkannten Fehler und führten positive Veränderungen herbei. Das ist anzuerkennen und lässt für die Zukunft hoffen.

Klaus Steffen, Hamburg

„Haltung“ rangiert vor Leistung

Matthias Ikens Artikel überzeugt und sollte alarmieren. Seine Ausführungen lassen sich weiter akzentuieren. Es geht um die immer stärkere Fokussierung weiter Teile von Politik, Medien, Kultur auf immer exzessiveres Moralisieren unter grober Vernachlässigung der Bemühungen um unsere materiellen Lebensgrundlagen und ihre Voraussetzungen. Die Fragen nach der Leistungsfähigkeit der deutschen Nationalmannschaft rangierten weit hinter denen nach ihrer demonstrierten „Haltung“, d. h. zeitgeistiger Gesinnungs-PR. Und nun folgte die normative Kraft des Faktischen auf dem Fuße, und alle sind frustriert. Die dominierenden Moralapostel der Gesellschaft kommen ganz überwiegend aus Bereichen, in denen Leistungen nicht gemessen werden. Politiker wie auch politiknahe öffentliche Bereiche vermeiden strikt, an den konkreten Ergebnissen ihrer Arbeit gemessen zu werden. Damit haben viele von ihnen bereits im Studium zu schlechte Erfahrungen gemacht. Heroische klimapolitische Ziele zu formulieren und mit schön klingender Maßnahmen-PR zu glänzen wird allemal gegenüber einer systematischen Erfolgsmessung der CO2 senkenden Wirkung bevorzugt. Im Sport aber, wie auch im ökonomisch bestimmten Arbeitsleben, wird der Erfolg von Leistungen knallhart gemessen. Und das treibt den Leistungsmotor an. Mit moralisierender Rhetorik und Indoktrination erhalten wir unseren Wohlstand mit dem ausgeprägtesten Sozialstaat in dieser anstrengenden Welt nicht. Unsere Politiker sind gewählt worden zur Gewährleistung zuverlässiger staatlicher Aufgabenerfüllung und zur Sicherung der Nachhaltigkeit unserer materiellen Leistungsfähigkeit in diesem Lande und nicht zuvörderst zur Rettung der Welt durch unsere Moralvorstellungen und unser Geld. Die Mehrzahl unserer Politiker ist leider nur mit sozialen oder ökologischen Anliegen in die Parteibiotope eingetreten, verweigert sich aber nur zu gern den ökonomischen Realitäten in hartem Leistungswettbewerb und finanziellen Zwängen . Wer allerdings unsere materielle Leistungsfähigkeit rücksichtslos durch einseitige öko-soziale Interessenpolitik unterminiert, muss für die Folgen haftbar gemacht werden. Versagende Spieler werden nicht mehr aufgestellt. In ihrer sachlichen Verantwortung versagende Moralapostel verdienen die rote Karte.

Johann Lindenberg

So kann das nicht weitergehen!

3./4. Dezember: „Wieder Parkplatzärger in Hoheluft“

Ich verstehe die Aufregung der Parkplatzsuchenden nicht, denn niemand kauft mit seinem Pkw einen Parkplatz dazu. Autobesitzer monieren die hohen Kfz-Steuern, eine vergleichsweise geringe Summe gegenüber den Aufwendungen für Parkplätze und Straßenbau. Herr Sender, vor 14 Jahren zugezogen, kennt das Parkplatzproblem vermutlich schon seit seinem Einzug, hat trotz Radnutzung einen Pkw für Ausflüge am Wochenende. Was er beschreibt, ist leider üblich: Der „ruhende Verkehr“ beansprucht öffentlichen Raum für selten bewegte Autos. Das heißt im Umkehrschluss: Die meiste Zeit ist der öffentliche Raum durch Wagen besetzt und ist anders nicht nutzbar: Nicht zum Spielen und Flanieren, nicht für Bänke zum Ausruhen, nicht für Grün, das die Luft verbessert. Wohin diese jahrzehntelange Politik geführt hat, entgeht keinem: Fußgänger werden gefährdet durch Falschparker und eingeschränkt durch enge Fußwege. Sie sollen sich obendrein mit kurzen Ampelschaltungen zufriedengeben und schädliche Abgase inhalieren, insbesondere beim Einparken. Viel öffentlicher Grund wird mit Parkraum und breiten Straßen verbaut und anderen Zwecken entzogen! So kann das nicht weitergehen! Für gelegentliches Fahren gibt es Carsharing und den öffentlichen Nahverkehr, der insbesondere in den vorgenannten Stadtteilen kurze Wege garantiert.

Gabi Neubert

Ein neuer Schandfleck

2. Dezember: „Sternbrücke: Bahn bleibt beim Bogenbau“

Die Ignoranz der Bahn und der Hamburger Behörden gegenüber den Argumenten der Kritiker ist skandalös. Es ist anhand der minimal vorgenommenen Überarbeitung des ersten Entwurfs keine Kompromissbereitschaft der Bahn zu erkennen. Wenn schon die Grundkonstruktion der Brücke nicht mehr zur Diskussion steht, dann sollte diese doch wenigstens eine gewisse gestalterische Qualität erhalten, so wie es ein Architekturbüro vor zwei Jahren anschaulich visualisiert hat. Diese Gestaltungsideen (Verklinkerung des Sockels, rostrote/dunkelgraue Farbgebung der Stahlteile, deutliche Gliederung der Flächen) sind offenbar in der Schublade verschwunden. Stattdessen zeigt sich der jüngste Entwurf der Bahn in nüchternem Hellgrau, welches alsbald an den zugänglichen Randflächen von Sprayern verunziert wird. Auf diese Weise entsteht ein neuer städtebaulicher Schandfleck.

Michael Nölker, Hamburg-St.Pauli

Schreiben Sie uns gerne an oder per Post an das Hamburger Abendblatt, 20445 Hamburg
Von den vielen Leserbriefen, die uns erreichen, können wir nur einen kleinen Teil veröffentlichen. Teilweise müssen wir kürzen, um möglichst viele Meinungen zu veröffentlichen. Mit Ihrer Einsendung erlauben Sie uns, alle Inhalte und Ihre Kontaktdaten an die zuständigen Redakteurinnen/Redakteure und/oder an externe Autorinnen/Autoren weiterzuleiten. Sollte eine Weiterleitung Ihrer Kontaktdaten und ein Dialog mit uns nicht gewünscht sein, bitten wir um Mitteilung. Einsendungen werden sowohl in der gedruckten Ausgabe sowie den digitalen Medien vom Abendblatt veröffentlicht und geben ausschließlich die Meinung der Einsender wieder. Veröffentlichte Leserbriefe finden Sie auch auf abendblatt.de/leserbriefe.