„Spätrömische Dekadenz“

3./4. November: „Die Nationalelf – ein Spiegel der Nation. Das peinliche Aus der deutschen Mannschaft passt zur Lage im Land: Wir bekommen unsere Stärken nicht mehr auf den Platz, setzen falsche Prioritäten, wirken satt und selbstzufrieden“

Vielen Dank, endlich bringt es mal jemand auf den Punkt! Der Text beschreibt sehr treffend die derzeitige Lage im Land und zeigt schonungslos auf, wie sehr wir uns selbst in eine äußerst schwierige Lage manövriert haben. Offenen Auges hat sich Deutschland aller Probleme dieser Welt angenommen, den erhobenen Zeigefinger in jede Wunde gelegt und dabei nicht bemerkt, wie dabei die eigenen Stärken, die das Land einmal groß und stark gemacht haben, auf der Strecke blieben. Nur das Lesen der Zwischenüberschriften reicht schon, um sehr besorgt in die Zukunft blicken zu müssen. Können wir das Ruder noch rumreißen, in einem Land, das sich gerne über andere empört und sich dabei nicht nur Freunde schafft? Ein Land, in dem die „Work-Life-Balance“ einen höheren Stellenwert hat als der Wille, Neues zu schaffen? Ein Land, in dem bei jedem Problem nach dem Staat gerufen wird, anstatt einmal selbst Lösungen zu suchen? Ein Volk, das nicht mehr weiß, wie Wohlstand erschaffen wird und stattdessen nur noch von Urlaub zu Urlaub denkt? Guido Westerwelle hat einmal – wenn auch in anderem Zusammenhang – den Ausdruck „Spätrömische Dekadenz“ geprägt. Ich finde, er passt heute besser denn je. Das römische Reich ging dann übrigens unter…

Michael Piplack

Öfter mal weiblich denken

Ist der Fußball ein Spiegel der Gesellschaft? Der Autor beantwortet die Frage mit guten Argumenten und einleuchtenden Beispielen mit einem Ja. Was hätte der Autor wohl nach der Europameisterschaft geschrieben, als unser Frauenteam Vizemeister wurde? Denn dort hat alles gestimmt, was unseren Männern fehlte. Die Haltung, der Freiraum für Individualität und Teamfähigkeit, und eine Trainerin mit Spirit und modernem Führungsstil. Aber das offenbart das Problem. Unsere Gesellschaft begrenzt das Potenzial an weiblichen Führungspersonen oder versucht, sie an antiquierte Verhaltensmuster anzupassen. Flache Hierarchien, Kooperative Führungsstrukturen, weiche Steuerung durch Resonanzfähigkeit und der Mut, Neues auszuprobieren. Dies sind die Tugenden, die wir brauchen um eine Zeitenwende herbeizuführen, während wir jammern, Besitzstände verteidigen und unsere Bürokratie ausbauen, anstatt z. B. Kitas, Schulen und Krankenhäuser bedarfsgerecht zu finanzieren. Deshalb werden wir Männer auch besser bezahlt. Und da sind wir wieder beim Fußball. Unsere Fußballerinnen werden miserabel bezahlt obwohl sie Vorbilder für einen gesellschaftlichen Wandel sind. Vielleicht sollten wir öfter weiblicher und nachhaltiger denken, planen und handeln.

Dr. Wolfgang Hammer

Hochmut kommt vor dem Fall

Ein deutsches Wintermärchen. Wir sind fleißig, wir sind ordentlich, wir sind pünktlich, wir können organisieren und der Fußballgott ist ein Deutscher. Das Resümee ist leider, andere können es schon viel besser. Die sogenannten deutschen Tugenden sind Vergangenheit, und Hochmut kommt vor dem Fall. Der Zustand der Nationalmannschaft ist bezeichnend für das ganze Land.

Jens Dörnbrack

Nur der Fußball zählt?

Das Hamburger Abendblatt ist entsetzt: „Was ist nur mit der Fußballnation los?“ Diese Frage zeigt deutlich die grandiose Einstellung der Zeitung zum Fußball! Titelseiten-Hauptthema: „DFB stellt Flick und Bierhoff infrage“. Der Kommentar auf Seite zwei: „Nur Krisenweltmeister: Was ist nur mit der Fußballnation los?“ Aha, „Fußballnation“ heißt ja wohl, dass in Deutschland Fußball das Allerwichtigste ist, mit dem sich die Nation identifiziert! Für das Abendblatt ist Fußball ganz offensichtlich das Allerwichtigste. Darauf deuten auf Seite zwei auch die diversen Leserbriefe zum Fußball hin und auf Seite sechs eine ganzseitige Analyse: „Die Nationalelf – ein Spiegel der Nation“. Das heißt: Wenn Deutschland beim Fußball top ist, dann spielt alles andere keine Rolle – und schon gar nicht irgendeine der mehr als einhundert anderen Sportarten. Nur Fußball zählt, sonst nichts! Warum beklagt sich das Abendblatt über das schnelle Ausscheiden dieser satten, mit Geld überfütterten jämmerlichen Spieler, wenn die Zeitung nur ein Thema kennt, mit dem sich die Nation identifizieren kann: Fußball. Beim Überfüttern ganz vorn mit dabei ist: das Hamburger Abendblatt.

Kay Lauenstein

Wir sind wieder die Bösen

Danke für diesen Artikel, der zu den besten gehört, die ich in den letzten 30 Jahren im Abendblatt gelesen habe. Sie halten uns den Spiegel vor Augen und zeigen uns unsere Arroganz und Besserwisser-Mentalität auf, nicht nur im Sport, sondern auch in der Politik. Die uns Deutschen, nach dem Sommermärchen entgegengebrachte, positive Einstellung anderer Nationen haben wir in den letzten 15 Jahren wieder restlos verspielt. Wir sind wieder die Bösen, die alles kritisieren und nach unserem Willen korrigieren wollen, frei nach dem Motto, jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung, solange sie mit der unseren übereinstimmt. Nur, wenn man protestiert, dann hätte man es an der richtigen Stelle tun sollen, nämlich bei der Fifa und das schon bei der Vergabe 2010. Aber da hat der DFB geschwiegen, weil man ja mitverdient hat. Die katarischen Fans haben unseren protestierenden Fußballern jedenfalls mit einem Youtube-Video eine schallende Ohrfeige erteilt. Ich hoffe, dass sich die führenden Herrschaften des DFB aber auch Frau Faeser, Frau Baerbock und Herr Habeck den Artikel zu Herzen nehmen.

Udo Krug

Ein bewegendes Schicksal

3./4. Dezember: „Das lange Leiden der Familie Kuyateh“

Der Artikel über die Familie bewegt mich sehr. Als reiche nicht ein Schicksalsschlag, wurde hier gleich mehrfach grausam zugeschlagen. Meine Tochter fragt mich, wie wir wohl mit dieser Situation klarkommen würden. Wäre ich auch so eine starke Mutter? Ich weiß es nicht, ich glaube, so etwas kann man auch nicht wissen, ohne es zu erleben. Aber die benannten Themen, wie die unzureichende Wohnsituation und die mangelnde Bereitschaft der Krankenkasse zur Kostenübernahme einer sinnvollen Therapie, dürften die kräftezehrendsten Hürden in einem sowieso schon mehr als schwierigen Alltag sein. Nun gibt es hoffentlich, auch aufgrund der Berichterstattung, eine Verbesserung in den Lebensumständen und den Ausbildungsmöglichkeiten der Kinder. Ich wünsche der Familie alles Gute für die Zukunft und würde mich sehr freuen, wenn im Abendblatt als „Wiedervorlage“ über ihren weiteren Weg berichtet wird.

Imke Eggers, Schenefeld

Alles Gute, Familie Kuyateh

Ihren Artikel über die Familie Kuyateh habe ich vom ersten bis zum letzten Satz gelesen. Er hat mich sehr mitgenommen, ständig liefen mir die Tränen herunter. So ein schweres Schicksal, und dann diese Schwierigkeiten, das ist einfach nicht zu verstehen. Wenn irgendwo in der Welt Menschen in Schwierigkeiten sind, ist Deutschland das erste Land, das hilft und große Geldsummen zur Verfügung stellt. Aber den eigenen Landsleuten werden dicke Steine in den Weg gelegt. Was die Familie Kuyateh benötigt, sind doch Peanuts dagegen! Als Rentnerin steht mir nicht viel Geld zur Verfügung, aber ich habe heute einen kleinen Betrag auf Ihr Konto „Abendblatt hilft“ für die Familie eingezahlt. Ich wünsche Familie Kuyateh alles, alles Gute und hoffe sehr, dass es aufwärts geht!

Kirsten Vetter

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