Zu viele Investigativfragen?

2. Dezember: „Deutschland gewinnt – aber fliegt raus“

Spieler und Trainer sind den erwartbaren Fragen der Sport-Journalisten nach Spielende hilflos ausgesetzt. Das konnte man nach auch diesmal eindrucksvoll feststellen. Und wenn der Trainer die Leistung seiner Spieler durchaus sachlich richtig kommentiert, erwarten die Interviewer durch geschickte Fragestellung sogar seinen Rücktritt. Wie emotional dürfen sich Spieler auf dem Spielfeld verhalten, um sich nicht nach Spielende im Fadenkreuz der Investigativ-Fragen zu verfangen? Leidet etwa bereits dadurch die Leidenschaft der Spieler während des Spiels? Vielleicht könnte die Presse einfach die Spieler das Spiel kommentieren lassen. Bohrende Nachfragen nach dem Spiel führen zu einer Abwehrhaltung und sind daher für zukünftige Spiele kontraproduktiv. Aber: Ehemalige Spielerinnen und Spieler liefern immer noch die besten Kommentare. Fair und sachlich.

Hannes Westphal, Norderstedt

Ausscheiden ist verdient

Das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft ist völlig verdient. Der groß angekündigte Umbruch nach dem WM- Aus 2018 hat nicht stattgefunden. Auch Bundestrainer Hansi Flick hat es nicht geschafft, die Defensive zu stabilisieren und die Effektivität der Offensive zu erhöhen. Nicht umsonst heißt es im Fußball: der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften. Schon in den Qualifikationsspielen kassierte die Abwehr zu viele Gegentore, weil die Qualität der Abwehrspieler bis auf zwei Ausnahmen (Rüdiger, Neuer) nicht internationalen Ansprüchen genügt. Nur Fantasten werden davon geträumt haben, dass Deutschland zumindest das Halbfinale erreicht. Damit es in knapp anderthalb Jahren nicht zur dritten Blamage kommt, muss der lange angekündigte Umbruch nun endlich folgen.

Martin Wucherpfennig

Vermittlung gelingt nicht

2. Dezember: „18 Monate Probezeit für Migranten. Bundestag stimmt über Reform ab. Profitieren sollen Menschen, die seit über fünf Jahren hier wohnen“

Der unkontrollierte Zuzug von Flüchtlingen hat den Blick auf die eigentliche Problemstellung unnötig verzerrt. Die eigentliche Frage lautet doch, warum es bei 2,4 Millionen Arbeitslosen nicht gelingt, rund 820.000 offene Stellen zu besetzen. Die Vermittlungsbemühungen der Jobagentur sind inakzeptabel, gelingt es doch nicht einmal (trotz Mindestlohn) in einfache Berufe zu vermitteln, leicht ablesbar an den reduzierten Öffnungszeiten wegen Personalmangels. Und das Wundermittel Weiterbildung funktioniert schon seit längerem nicht: 2020 durften drei von 100 Arbeitslosen an einer Weiterbildung teilnehmen, im Bereich des Hartz IV lag der Anteil nur bei zwei Prozent. Welche Zeitenwende soll jetzt im Bereich von Frau Nahles stattfinden? Eine anonyme Befragung der Mitarbeiter der Agentur würde schnell Licht ins Dunkel bringen und die Politiker zurück in die Realität 2022.

Norbert Herzberg, Sylt

Das ist ein schlechter Witz

2. Dezember: „Sternbrücke: Bahn bleibt beim Bogenbau“

Man braucht die neue monsterhafte Sternbrücke für den Deutschlandtakt? Das hört sich für mich wie ein schlechter Witz an. Denn der neue geplante Bahnhof Diebsteich wird ohne den neun Milliardenteuren Verbindungsbahnentlastungstunnel niemals ansatzweise den Deutschlandtakt schaffen. Denn er ist einfach zu klein, während der alte Bahnhof Altona bereits heute Kapazitäten für den Deutschlandtakt besitzt. Und selbst die alte Sternbrücke wäre noch in der Lage die Kapazitäten für den Deutschlandtakt zu schaffen. Die DB nutzt einmal mehr schön klingende Schlagworte. Leider steckt nichts dahinter und die Realität ist anders. Aber wenigstens kann die DB mit diesen Projekten viel Geld verdienen – ärgern dürfen sich danach die Fahrgäste.

Christine Zander, Hamburg

Teuer erkaufte Zeitersparnis

1. Dezember: „90.000 Hamburger müssen monatelang auf U-Bahn verzichten“

Ich lese, dass in Hamburg 97 Prozent der Menschen mit dem ÖPNV-Angebot in zufrieden sind. Verbesserungsbedarf besteht in der Taktung, weniger in der Erreichbarkeit der nächsten Haltestelle. Warum wird dann so viel Geld in die U 5 verpulvert, besonders mit einer derart unsinnigen Streckenführung. Vielen Hamburgern scheint es durchaus zumutbar, mit einem Bus zur nächsten U-/S-Bahn Station zu fahren. Müssen zehn Minuten Zeitersparnis wirklich derart teuer erkauft werden, finanziell und klimatechnisch? Dieses Geld könnte wirklich sinnvoller eingesetzt werden.

Holger Hartleib

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