Mit zwei Ländern verbunden

29. November: „Der schnelle Weg zum deutschen Pass“

Ich bin australische Staatsbürgerin und lebe seit über 45 Jahren in Deutschland. Ich habe hier studiert, 33 Jahre in einem Kulturorchester in Hamburg gespielt und war mehrere Jahre im Betriebsrat meines Orchesters tätig. Als Rentnerin bin ich ehrenamtlich im Vorstand eines Kulturkreises tätig. Ich habe immer gehofft, dass auch für mich der Doppelpass eine Möglichkeit wäre. Wer einen Doppelpass hat und sich qualifiziert fühlt, in zwei Ländern wählen zu können, soll dies tun. Ich fühle mich nicht mehr qualifiziert in Australien zu wählen. Außerdem möchte ich keine Ergebnisse beeinflussen, von denen ich selbst nicht profitiere. Zudem darf ich nicht wählen, wenn ich weniger als sechs Monate pro Jahr am Stück in dem Land wohne. Das halte ich für eine vernünftige Regelung. Ich würde sehr gerne in Deutschland wählen dürfen. Das kann ich nur tun, wenn ich mich einbürgern lasse und die australische Staatsangehörigkeit aufgebe. Australien ist das Land, wo ich geboren und aufgewachsen bin, meine Wurzeln habe, und wo meine Familie lebt. Deutschland ist das Land, das ich lieben gelernt habe, meine Kinder wohnen, und ich mich zu Hause fühle. Trotzdem fällt mir der Schritt, meinen australischen Pass aufzugeben, extrem schwer. Das letzte Mal, dass ich wählen durfte, war 1976!

Helen Cortis

Effiziente Energie-Umwandler

29. November: „,Der deutsche Mittelstand stirbt bereits‘“

Das Argumentationsschema von Herrn Wasmuth ist nicht neu. Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist gefährdet, weil die Energiepreise zu hoch sind. Soweit richtig. Dann folgt aber ein mit widerlegbaren Aussagen begründeter Lösungsweg, obwohl Herr Wasmuth Fakten statt Meinungen einfordert. Atomkraft soll saubere und kostengünstige Abhilfe schaffen. Kein Wort über Endlagerung oder Entwicklungskosten, die nicht über die Stromrechnung beglichen werden. Hingegen wird argumentiert, dass nur 130.000 Mitglieder der Partei Bündnis 90/Die Grünen gegen einen neuen Ausbau dieser Hochrisikotechnologie sind. In Wirklichkeit sind es aber Umfragen zufolge über 43 Millionen deutsche Bürgerinnen und Bürger, die sich trotz politischer Energiekrise gegen einen erneuten Ausbau aussprechen. Wir kaufen keinen Atomstrom aus dem Ausland, weil in Frankreich aktuell immer noch ein Drittel der AKW aus verschiedensten Gründen abgeschaltet ist. Ja, unsere Photovoltaikanlage produziert zwar an manchem trüben Wintertag nur zwei kWh, aber über das Jahr 150 Prozent der Energie, die wir für unser Haus mit Wärme und Mobilität benötigen. Somit sind hier schon die Verluste für eine Langzeitspeicherung des Stromes eingepreist. Vor unserer Tür steht ein Elektroauto, in dem 12 kg Lithium verbaut sind. In welchem E-Auto stecken 300 bis 400 kg Lithium? Und wieso ist Lithium begrenzt? Der E-Motor und die Wärmepumpe sind die effizientesten Energie-Umwandler, die unsere aktuelle Technik kennt. Wir müssen nicht weiter forschen, wir müssen endlich loslegen. Gerade der Mittelstand hat es im letzten Jahrzehnt versäumt, auf eine günstige Energieversorgung mittels Photovoltaik umzustellen. Aktuell sind es wieder die konservativen Kräfte in der Regierung, die es verhindern, die Eigenenergieproduktion besser zu fördern und damit für den Mittelstand attraktiver zu machen. Wenn die Energiewende scheitert, dann sicher nicht an den technischen Möglichkeiten.

Martin Oster

Interessantes Interview

Danke, für das interessante Interview mit Pieter Wasmuth. Hier wurden zu klugen Fragen, verständlich formulierte Antworten zu einem komplexen Thema gegeben. Zusammenfassend bestätigt sich für mich, dass die ideologisch eingefärbte Energiepolitik in Deutschland nicht zu Ende gedacht ist und geradezu kontraproduktiv den eigentlichen Zielen entgegensteht.

Carsten Nicolaisen

Energiepauschale spenden

„Aufruf und Appell zur Solidarität unter Hamburger Bürgern“

Rentner und Pensionäre, die nicht unmittelbar unterstützungsbedürftig sind, sollten die 300 Euro Energiepauschale, die der Staat im Dezember allen nach dem Gießkannenprinzip überweist, unmittelbar an die Hamburger Tafel weiterleiten. Angesichts der zunehmenden Zahl der Bedürftigen, der rückläufigen Sachspenden, des Einsetzens des Winters und des bevorstehenden Weihnachtsfestes kann man 300 Euro in der jetzigen Situation nicht sinnvoller und für den Spender befriedigender ausgeben. Hamburger Bürger-Solidarität, vielleicht auch als Vorbild und Anreiz für andere Bundesländer? Nicht nur die Bedürftigen, auch tausende, sich aufopfernde ehrenamtliche Helfer, machen sie glücklich!

Dr. Wolfgang Kausch

Geschenkte Notarkosten

15./16. Oktober: „Dickes Bündel für Bauherren. Nebenkosten werden beim Grunderwerb oft vergessen, sind aber bei der Finanzierung elementar“

Lange hat Hamburg die Höhe der Grunderwerbsteuer unverändert gelassen. Sie beträgt aktuell noch 4,5 Prozent vom Kaufpreis. Ab dem 1. Januar 2023 werden nunmehr 5,5 Prozent vom Kaufpreis fällig. In Schleswig-Holstein liegt der Steuersatz schon lange bei 6,5 Prozent, in Niedersachsen 5 Prozent. Allein Bayern und Sachsen haben von der noch recht neuen Länderbefugnis, die Höhe der Grunderwerbsteuer selbst zu bestimmen, keinen Gebrauch gemacht. Dort liegt der Steuersatz immer noch bei 3,5 Prozent. Der Begriff der Grunderwerbsteuer ist übrigens irreführend. Besteuert wird nicht erst der eigentliche Grunderwerb, also die Eintragung im Grundbuch als neuer Eigentümer, sondern bereits der Abschluss eines Grundstückskaufvertrages. Beim Kauf einer erst noch zu bauenden Wohnung kann die Steuer also bereits anfallen, obwohl noch kein Spatenstich getan wurde. Einen Vorteil hat dies allerdings im Hinblick auf die bevorstehende Erhöhung der Grunderwerbsteuer: Alle Kaufverträge, die noch in diesem Jahr wirksam abgeschlossen, also beurkundet werden, profitieren in Hamburg vom alten Steuersatz von 4,5 Prozent. Wird ein Grundstück mit Haus für eine Million Euro hingegen erst im Januar 2023 gekauft, fallen 10.000 Euro zusätzlich an Grunderwerbsteuer an. Das ist übrigens mehr als die gesamten Notarkosten für Vertragsentwurf, Beurkundung, Abwicklung, eingeschlossen eine Grundschuld in voller Kaufpreishöhe als Sicherheit für die finanzierende Bank und 19 Prozent Umsatzsteuer. Wäre die Freie und Hansestadt Hamburg ein Elektronikmarkt, würde sie die Steuererhöhung vermutlich so verkaufen: Beurkunden Sie noch im Dezember und wir schenken Ihnen im Vergleich zum Januar die gesamten Notarkosten!

Dr. Jens Jeep

Wo ist das Problem?

26.27. November: „Neue Fragen zu Spahns Millionenvilla in Berlin“

Ich verstehe die Aufregung nicht. Eine Sparkasse im Münsterland finanziert einer Lebensgemeinschaft mit überdurchschnittlich hohem Einkommen eine Villa. Die Kreditgeber sind eben davon überzeugt, dass die beiden Herren die monatlichen Raten stemmen können. Wo ist das Problem? Normalverdiener zahlen in Großstädten 750.000 Euro für ein Einfamilienhaus, das von Banken inklusive aller Kaufnebenkosten voll finanziert wird, obwohl das Einkommen der Kreditnehmer oft nicht mal ein Zehntel des Einkommens von Spahn und seinem Lebensgefährten beträgt. Da wird auch schon mal im Computersystem eingetragen, dass weitere Sicherheiten vorhanden wären, um die Zusage zu rechtfertigen. Stellen Sie sich doch mal eine Stunde an den Ku’damm, denken Sie, dass jeder Mittzwanziger, der mit einem Porsche, Mercedes AMG oder Lamborghini vorbeifährt, 200.000 Euro auf dem Konto hat? So what? Solange Spahn seine Raten zahlt, ist doch alles gut. Leben und leben lassen.

Sascha R. Diekmann

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