Lieber Amateurfußball gucken

24. November: „Ohne Worte. Deutschlands Fußballer wagen einen ganz leisen Protest gegen die Fifa – und verlieren gegen Japan 1:2“

Bei der letzten Fußballweltmeisterschaft hat die deutsche Mannschaft ein Debakel erlebt. Heute sieht es nicht viel besser aus. Beim Mannschaftsfoto halten sie sich den Mund zu. Hätten sie doch besser den Mund aufgemacht! Die Pose wirkt albern und hilflos. Zudem dokumentiert sie, dass die Macht der Fifa und des Geldes siegt. Dann auch noch gegen Japan verloren. Und schließlich eine WM kurz vor den Adventstagen. Stimmung? Lust, Fußball zu gucken? Ja, aber nicht mehr das deutsche Nationalteam. Ich gehe doch lieber zu den Amateurfußballern in meiner „Zuhausestadt“.

Detlef Lange, Ahrensburg

Es fehlte die Konzentration

Vielleicht hätten sich die Herren der deutschen Nationalmannschaft mehr auf ihr eigentliches Geschäft – den Fußball – konzentrieren sollen als auf die politische Botschaft. Die Japaner jedenfalls scheinen es getan zu haben.

Dr. Gunter Alfke

Hochmut kommt vor dem Fall

Olympia in Sparta hätte es nie gegeben, wenn nicht die verfeindeten Städte des alten Griechenlands absolute Neutralität und Friedenspflicht zugunsten des Sports für die Zeit der Wettspiele eingehalten hätten. In unseren Jahren scheint diese hohe Leistung und Moral verloren gegangen zu sein. Die sportlichen Spiele müssen an oberster Stelle stehen und dürfen nicht beschädigt werden. Ein Missbrauch für Demonstrationen von Gesinnungs- und Politfragen hat hier nichts zu suchen. Die Querelen zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und der Fifa sind zu anderer Zeit und an anderem Ort zu klären. Wenn wir der Welt die gegenwärtige Gesinnung aufzwingen wollen, sollten wir uns von übernationalen Sportveranstaltungen fernhalten. Hochmut kommt immer vor den Fall.

Dietrich Teudt

Gleiche Rechte für alle

Statt eines riesigen Theaters um Regenbogen-Armbinden in den Medien zu veranstalten, hätten sich der steinreiche DFB und seine spielenden Multimillionäre für hungernde Menschen, Gewaltopfer, sozial Benachteiligte und viele andere Bevölkerungsgruppen mit großen Problemen einsetzen können. Aber neben der Einsicht fehlte wohl auch der Mut, sich einmal für Minderheiten einzusetzen, die keine lautstarke und aggressive Lobby hinter sich wissen. Die Millionen Euro für Regenbogenfahnen, Armbinden, angepinselte Flugzeuge etc. hätten eine Menge Menschen auf diesem Planeten vor dem Verhungern retten können. Und Abertausende von Behinderten, psychisch Kranken, sozial Schwachen und Angehörigen anderer Minderheiten hätten sich darüber gefreut, wenn ihre Interessen auch nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit erhalten hätten, der den „One Love“-Armbinden gegolten hat. Letztlich ist der (politisierte) Fußball unwichtig. Stattdessen geht es darum, wieder in Richtung einer Gesellschaft zu kommen, in der der Gleichheitsgrundsatz der UN-Menschenrechtscharta und des Grundgesetzes im Mittelpunkt steht. Wo alle Menschen und alle Minderheiten gleich sind. Um Missverständnisse zu vermeiden: Es geht nicht um die (völlig unbestrittenen) Rechte von Homosexuellen im Allgemeinen. Sondern um die Kritik an einer Clique von Lobbyisten, Klientelpolitikern, Journalisten und Promi-Mitläufern, denen die Probleme und Sorgen weiter Teile der Bevölkerung anscheinend völlig egal sind. Und die es sich selber gut gehen lassen in ihrer Rolle als Pseudo-Weltverbesserer, Oberlehrer und Profiteuren ihrer eigenen Lobbyaktivitäten. Bleibt nur die Hoffnung, dass es doch noch (oder wieder) Politiker gibt, die den Mut haben, sich für die gleichen Rechte aller Menschen einzusetzen. Und Journalisten oder Prominente, die nicht nur im Mainstream mitschwimmen und alles nachplappern, sondern sich wirklich einmal für mehr Gerechtigkeit und Gleichheit für grundsätzlich alle Menschen und Minderheiten einsetzen.

Klaus-Jürgen Baum

Deutschland hoch zu Ross

23. November: „One Love. Vor dem ersten Deutschland-Spiel bei der Fußball-WM heute eskaliert der Streit um die Kapitänsbinde“

Wie hoch ist eigentlich der moralische Sockel, auf dem wir uns offensichtlich befinden? Als Deutschland 1974 die Fußball-WM ausrichtete, stand Homosexualität unter Strafbewehrung. Dagegen protestierte kein teilnehmender europäischer Verband. Der einschlägige § 175 StGB existierte hingegen noch bis 1994! Wenn sich der katarische Staat also an Deutschland orientiert, hätten sie noch 20 Jahre Zeit, sich an westlich geprägten moralischen Vorstellungen zu orientieren. Das allerdings die aktuelle WM auf den Gräbern von mehreren Tausend Gastarbeitern ausgetragen wird, scheint weniger nachhaltige Empörung auszulösen. Hier wäre (schon vor Jahren) die Verlegung der WM oder frühzeitige Absage der Teilnahme angezeigt gewesen.

Peter Cohrs, Hamburg

Bodenlose Dreistigkeit

22. November: „E-Scooter: Hamburg räumt auf. Wie die Stadtreinigung gegen falsch abgestellte Elektroroller vorgeht“

Der Artikel bringt die Problematik auf den Punkt. Leider wird nicht mitgeteilt, wer denn nun die Kosten der Räumung trägt. Es ist schon kaum nachvollziehbar, dass die Stadt den Unternehmen die Parkfläche auf den Gehwegen kostenlos zur Verfügung stellt. Wenn nun auch noch die Kosten der Räumung der fahrbaren Untersätze auf den Steuerzahler abgewälzt wird, ist dies eine bodenlose Dreistigkeit und für mich absolut nicht mehr nachvollziehbar.

Heinrich Stüven

Trennung ohne Gesichtsverlust

22. November: „Erleichterung über Schura-Austritt. Alle Bürgerschaftsfraktionen begrüßen, dass das Islamische Zentrum Hamburg nicht länger Mitglied ist“

Die Staatsverträge mit muslimischen Verbänden könnte ein guter Schritt zu Integration und Gleichberechtigung sein. Aber soll das auch für Islamisten gelten? Seit Jahren ist auch den beiden Regierungsparteien in Hamburg bekannt, dass das „Islamische Zentrum Hamburg“ (IZH) der verlängerte Arm des brutalen Mullah-Regimes in Teheran ist. Nicht mal angesichts der Gräuel im Iran konnten sich die Senatsparteien durchringen, vom Dachverband Schura einen klaren Schnitt zum IZH zu fordern. Stattdessen bat man die Schura, sich vom IZH zu trennen. Der Austritt des IZH aus der Schura ist nun eine elegante Lösung für beide, eine einvernehmliche Lösung, die mit den besten Wünschen für die Zukunft des IZH und „geschwisterlichen Grüßen“ endete. Denn die Schura hatte offensichtlich nicht die interne Macht, Klartext mit dem IZH zu reden, oder fühlte sich den muslimischen Brüdern doch so nah, dass ein von ihr durchgeführter Schnitt zu schmerzhaft gewesen wäre. Eine Trennung von Seiten der Schura wäre eine aktive Haltung in Richtung Integration in unser Wertesystem gewesen, wäre eine offene, öffentliche Kritik am IZH gewesen. Das IZH bekommt so die Rolle des Aktiven, der nicht ausgegrenzt wird, sondern aufgrund einer Meinungsverschiedenheit nun seinen eigenen Weg geht. So trennt sich das IZH von der Schura, damit die Schura in Bezug auf die Staatsverträge keine Schwierigkeiten bekommt. Sehr geschickt. So verliert niemand sein Gesicht. Eine klare Abgrenzung gegen die Scharia-Befürworter sieht anders aus. Wahrscheinlich gibt sich der Hamburger Senat damit zufrieden. Ob das auch für die große säkulare iranische Gemeinde in Hamburg gilt?

Hans Dall, Hamburg

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