Es gibt nicht nur eine Wahrheit

22. November: „,Ein beispielloser Vorgang‘. Die Fifa untersagt die One-Love-Kapitänsbinde“ und Kommentar: „Wer stoppt die Fifa?“

Die aufgeregte Diskussion um das Verbot der Fifa, Armbinden mit bunten Farben und der Aufschrift „One Love“ zu tragen, zeigt einmal mehr eine selbstgerechte Haltung, die sich hierzulande immer mehr durchsetzt. Es erfordert Mut, sich dagegen zu äußern, denn schnell wird man zum Gegner einer menschenfreundlichen Gesinnung abgestempelt. Daher sei vorweggeschickt, dass ich die Grundaussage natürlich teile, die mit der Armbinde vermittelt werden soll. Aber was würden wir sagen, wie groß wäre der Aufschrei, wenn die Fifa nicht nur dieses Statement erlauben würde, sondern auch Bekenntnisse eines großen islamischen Staates wie „Es gibt keinen Gott außer Allah!“ oder eines mächtigen ostasiatischen Landes wie „Souveränität für alle Völker“? Es gibt eben nicht nur eine Wahrheit in der Welt, und mit zunehmender Verschiebung der Machtverhältnisse weltweit ist man immer weniger bereit, außerhalb Europas unsere Sichtweise einfach zu übernehmen. Natürlich ist die Fifa kein edler, moralischer Verband, sondern ein Wirtschaftsunternehmen. Aber sie hat ein fast unschlagbares Geschäftsmodell: Die ganze Welt mit einem einfachen Spiel, das jeder irgendwie ein wenig spielen kann, für eine kurze Zeit zu verbinden. Dafür ist es eben notwendig, jegliche politische oder moralische Stellungnahme (auch durch den Trick einer bisher nicht bekannten Farbkombination) zu unterbinden. Ansonsten wäre es bald vorbei mit einem Turnier, an dem sich jedes Land vorbehaltlos beteiligt. Durch eine Fußball-WM wird die Welt nicht besser, aber vielleicht wäre sie ohne noch schlechter…

Robert Löcken

So nicht!

Deutschland möchte doch ständig bei so vielen Themen Vorbild für die Welt sein. In diesem Fall könnte der Fifa und der Welt ganz einfach gezeigt werden: So nicht! Es kann eigentlich nur eine Entscheidung geben, wenn die vermutlich korrupte Fifa bei ihrer Haltung bleibt: Abreisen! Ich möchte mal sehen, was die Verantwortlichen in der Fifa sagen würden, wenn der DFB genügend Rückgrat hätte, dies auch umzusetzen.

Frank Steder, Hamburg

Eine verpasste Chance

Ich frage mich, wie die Reaktion der Fifa wohl gewesen wäre, hätten sich die erpressten und kuschenden Verbände zusammengetan und anstatt eine laue gemeinsame „Erklärung“ abzugeben, mit der Abreise ihrer Mannschaften gedroht. Sechs oder sieben Mannschaften, inklusive England, Holland und Deutschland reisen ab – diesen Imageverlust hätte sich weder diese korrupte Allmachtsorganisation, noch das Land Katar leisten können. Schade, eine verpasste Chance diesen Herren mal zu zeigen, dass auch ihre Macht Grenzen hat. Stattdessen knicken sie wieder mal ein – erbärmlich!

Holger Hartleib

Andere Länder, andere Werte

22. November: Kommentar: „Mit China im Gespräch. Diplomatie verlangt Dialog statt Belehrung“

Ein wichtiger und guter Kommentar von Matthias Iken. Merken Deutschland und weite Teile Europas nicht, dass wir mit unserem moralisierenden und besserwisserischen Gehabe die Welt massiv zu spalten beginnen und uns ins handelspolitische sowie wertepolitische Aus begeben? Der größte Teil der Welt hat andere Werte und Einschätzungen als das kleine, alte und schon seit Jahren in extremem Wohlstand lebende Europa. In China z.B. haben vor Jahrzehnten weite Teile der Bevölkerung unter extremer Not gelitten, und man hat dort innerhalb weniger Jahre eine blühende Industrie geschaffen. Dürfen die Menschen dort nicht stolz auf ihr Land und das Geleistete sein? Wie kommt das permanente westliche Genörgel dort an? Wir bedienen nur unsere Vorstellungen von Menschenrechten und das mit einer Ignoranz und Hybris, die zum Himmel schreit! Dabei produzieren wir dünnste Luft, wenn es mal darauf ankommt. Das beste Beispiel ist das sofortige Einknicken bei der sogenannte One-Love-Binde. Die Welt lacht über unsere Werte, unsere Doppelmoral und unser unehrliches Gehabe. Die Welt ist anders als wir sie uns mit unserem bisherigen Wohlstandblick vorstellen! Wo bleibt unsere Diplomatie, ohne die eine immer stärker sich diversifizierende Welt über kurz oder lang gegen eine Mauer rasen wird, die der Klimakatastrophe in nichts nachsteht? Politik heißt das Mögliche möglich machen, zurzeit wird alles getan, damit das Mögliche unmöglich wird.

Michael Wiedemann

Mehr Arbeit für Arbeitslose

22. November: „Ansturm auf die Rente mit 63. Immer mehr Menschen steigen früher aus der Erwerbstätigkeit aus. Unternehmen warnen vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels“

Seit 1973 ist die „Sockelarbeitslosigkeit“ kontinuierlich angestiegen. Wir haben uns an einen Arbeitslosen-Bestand von zurzeit etwa 2,5 Millionen Menschen gewöhnt. Wieso soll jemand sich mit 60 oder 70 Jahren noch zur Arbeit schleppen, wenn so viele Menschen offenbar bequem zu Hause sitzen? Ich bin 62 Jahre alt und ich möchte mit Abschlägen, aber dennoch mit 63 Jahren und vier Monaten in Rente gehen im nächsten Jahr. Ich arbeite im Handwerk und das ist nicht jeden Tag nur Urlaub. Ich werde aber wohl als Rentner noch ein wenig nützlich sein, Erfahrung habe ich tatsächlich.

Michael Puls

Wer falsch parkt, soll zahlen

22. November: „E-Scooter: Hamburg räumt auf. Wie die Stadtreinigung gegen falsch abgestellte Elektroroller vorgeht“

Das Ärgernis falsch abgestellter E-Scooter lässt sich nicht durch ein paar Mitarbeiter der Stadtreinigung beseitigen, sondern hier bedarf es härterer Maßnahmen. Wenn ich mein Auto falsch parke, oder selbst, wenn ich die bezahlte Parkzeit nur kurz überschreite, muss ich mit einem Bußgeld rechnen. Das dies bei den E-Scootern nicht so ist, sollte dringend geändert werden. Sowohl der Halter als auch der letzte Nutzer dieser Geräte sind dokumentiert und können ermittelt werden. Die Betreiber könnten sich über eine zuvor zu hinterlegende Sicherheitsleistung absichern und im Falle einer Strafzahlung diese dem Nutzer berechnen. Sobald es für die rücksichtslosen Fahrer teuer wird, die Geräte einfach so herumliegen zu lassen, dürfte sich deren Verhalten ändern. Auf jeden Fall erzielt man dadurch eine Deckung der Kosten, welche der Stadtreinigung entstehen. Diese den Gebühren und Steuer zahlenden Bürgern aufzuerlegen, halte ich für den falschen Weg.

Peter Westendorf

Keine Sonderrechte für Klinik

22. November: „Nein zur Parkzone an der Altonaer Kinderklinik. Politiker von CDU und FDP wollen Regelung am AKK wieder abschaffen“

Ich lese viel über die Bedürfnisse der Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter, aber in keinem Satz ist das Anliegen der Anwohner vertreten. Die Kinderklinik hat einen Parkplatz und (wahrscheinlich) die Möglichkeit, diesen auf mehrere Ebenen zu erweitern. Diese Option haben die Bewohner des Viertels nicht. Die Verkehrswende fordert von allen Bürgern, auf den ÖPNV umzusteigen. Die Verkehrsanbindung des Kinderkrankenhauses ist nicht schlecht. Und warum sollten nicht auch die Mitarbeiter und Besucher, die einen oder anderen durchaus verkraftbaren Umstände in Kauf nehmen, um zur Verkehrswende beizutragen, wie alle anderen Hamburgerinnen und Hamburger. Schließlich haben auch andere Arbeitnehmende keine Sonderrechte in Anwohnerparkgebieten. Ich halte Privilegien und Sonderrechte gegenüber Anwohnern nicht für gerechtfertigt.

Dirk Uhlenbrock

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