Betriebswirtschaftlich naiv

12. September: „Flüssiggas-Terminal für Hamburg droht zu scheitern. Grüner Umweltsenator bittet grünen Wirtschaftsminister um Hilfe. Doch der weicht aus“

Nun steht Herr Kerstan mit seiner Energiepolitik nach der ergebnislosen Erdwärmebohrung in Wilhelmsburg (17 Millionen Euro Kosten) mit dem Scheitern des Flüssiggas-Terminals vor dem nächsten Flop. Dabei ist das seit Wochen vorhersehbar, nachdem das nautische Gutachten der Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) eine Realisierung so gut wie ausgeschlossen hat. Dann auch noch zu glauben, dass sich ein Betreiber findet, der den Betrieb für nur 12 Monate übernimmt, zeugt von einer betriebswirtschaftlichen Naivität. Die Investitionen müssten ja in einem Jahr abgeschrieben werden, was nicht gerade zu einem günstigen Preis des Fracking Gases aus den USA führt. Statt das Scheitern des Luftschlosses Flüssiggas-Terminal Moorburg einzugestehen, wird der schwarze Peter an den Wirtschaftsminister Habeck weitergereicht. Wenn der erwartungsgemäß die Finanzierung ablehnt, steht Herr Kerstan wenigstens gut da.

Dr. Klaus Striegel

Großartige Lebensleistung

12. September: „Von der Putzfrau zur Managerin. Die Kroatin Tanja Rados kam als Flüchtling nach Hamburg und arbeitete sich am Krankenhaus Groß-Sand im Pflegebereich hoch“

Die Lebensleistung von Tanja Rados imponiert mir sehr, großartig. Gleichzeitig ärgere ich mich sehr über unsere Einwanderungspolitik in der Vergangenheit. Wir haben unseren Neubürgern reichlich Knüppel zwischen die Beine geworfen, sehr zu ihrem aber auch unserem Schaden. Manches hat sich verbessert. Die demografische Entwicklung und die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt war lange bekannt. Dass wir erst jetzt endlich zu einem Einwanderungsgesetz kommen, ist erfreulich, aber viel zu spät. Asche auf das Haupt der dafür Verantwortlichen.

Dr. Alwin Mählmann

Das Foto macht Angst

10./11. September: „Was kommt im Winter auf uns zu? Wissenschaft trifft Wirklichkeit: Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider spricht mit dem ehemaligen Uni-Präsidenten Dieter Lenzen über (große) Themen unserer Zeit“

Warum wählen Sie ein derart Angst machendes Foto (ein frierendes Paar vor der Heizung), wenn Sie doch selbst schreiben, dass es so weit nicht kommen wird? Die konstruktiven Ratschläge von Herrn Lenzen zum Energiesparen tragen stattdessen weit mehr zur Beruhigung der Situation bei.

Angela Gründemann, Hamburg

Trauriger „Würfelhusten“

10./11. September: „Architektur Preis 2022 – Sie dürfen entscheiden“

Meine Güte – nichts davon ist ansprechend, wohnlich, grün oder ein Hingucker. (Ausgenommen vielleicht die Nummer fünf). Man könnte die Gebäude unfreundlich als „Würfelhusten“ bezeichnen oder als anspruchslose Kastenarchitektur oder einfach als Vierecke mit Fenstern. Für unsere Städte der Zukunft traurig und langweilig anzusehen. So kann man schon mit Duplo oder Lego bauen und es verdient nicht noch einen Preis.

Marion Mielke

Wer stoppt diesen Irrsinn?

10./11. September: „Friedensallee wird für neun Monate zur Einbahnstraße“

Wer stoppt endlich diesen Irrsinn? Was Herr Tjarks treibt, ist blanker Terror an den Autofahrern! Durch die zeitgleichen Baustellen auf Friedensallee und Von-Sauer-Straße ist der Verkehrsinfarkt in diesem Bereich vorprogrammiert. Aber das ist wohl so gewollt. Begreift Herr Tjarks eigentlich nicht, dass es Menschen gibt, für die ÖPNV und Fahrrad – z.B. aus Krankheitsgründen – keine Alternativen sind? Es macht keinen Spaß mehr, in Hamburg zu wohnen und zu arbeiten.

Kristine Hausch, Hamburg-Rissen

Was ist denn artgerecht?

10./11. September: „Circus Krone – Premiere mit Protest. 20 Demonstranten fordern Verzicht auf Wildtier-Show. Zirkus verweist auf gute Haltungsbedingungen“

Das Tierwohl soll an erster Stelle stehen. Das ist auch meine Meinung, aber die vermeintlichen Wildtiere wurden oft schon in „Gefangenschaft“ gezüchtet, haben also mit den Tieren der Wildnis nicht mehr viel gemeinsam, genau wie andere Tiere, deren Fähigkeiten sich die Menschen im Laufe der Jahrhunderte zunutze gemacht haben. Dann dürften keine Reiterin und kein Reiter mehr ein Pferd besteigen, kuscheln mit Kühen, Spaziergang mit Lama, Blindenhunde, Spürhunde, Hirtenhunde, alles müsste verboten werden, weil das nun wirklich nicht artgerecht ist. Und was ist mit uns Menschen? Sind wir dafür gemacht, den ganzen Tag am Laptop zu sitzen oder an der Kasse eines Supermarktes?

Claudia Schneider

Russlands Kolonialreich zerfällt

9. September: Dohnanyi am Freitag: „Verhandlungen sind die Lösung“

Herr von Dohnanyi versucht konsequent ein altes Märchen zu erzählen. Die USA und Westeuropa sind an dem russischen Angriffskrieg schuld, weil sie die russischen Interessen nicht berücksichtigt haben. Dazu kommen noch die sturen osteuropäischen Länder, sowie Finnland und Schweden, die statt brav zu schweigen unbedingt in die Nato wollen. Die Wahrheit sieht aus meiner Sicht völlig anders aus. Die vor kurzem verstorbene Queen Elisabeth II. war die Zeugin des Zerfalls des britischen Empires. Seit über 30 Jahren zerfällt auch das russische Kolonialreich. Russland hat immer auf die Emanzipationsbestrebungen der unterdrückten Völker nur ein Rezept gehabt – brutale Gewalt. Es rollten russische Panzer. So war es in Budapest 1956, in Prag 1968, in der letzten Zeit in Tschetschenien, Georgien und jetzt in der Ukraine. Es wäre an der Zeit, dass Herr von Dohnanyi angesichts der aktuellen Geschehnisse in der Ukraine seine Ansichten überdenken sollte.

Jacek Augustowski

Mit Russland kooperieren

Klaus von Dohnanyi sagt zum wiederholten Mal, inzwischen in undiplomatischer Deutlichkeit, dass uns, das heißt Deutschland und ganz Europa, die Nibelungentreue gegenüber den USA unermesslichen Schaden zufügt. Vor einigen Wochen hat er einmal gesagt, die US-amerikanischen Interessen sind nicht unsere Interessen. In arroganter Siegermentalität hat der Westen die ausgestreckte Hand ausgeschlagen, die Putin uns mit seiner Bundestagsrede 2001 angeboten hatte. Überzeugend hatte er dafür geworben, dass Westeuropa mit Russland wirtschaftlich stärker kooperieren solle. Die Bundesrepublik hätte einen jahrzehntelangen unermesslichen wirtschaftlichen Schub bekommen. Auch zu dieser Zeit war Putin sicher kein lupenreiner Demokrat, aber weit entfernt von dem, was wir heute an ihm kritisieren. Jedenfalls sollte man ihm nicht verübeln, dass er sein Land mit Hilfe des Westens wirtschaftlich nach vorn bringen wollte. Eine Horrorvorstellung für die USA. Vielmehr hat man ihn gedemütigt, wo es ging, mit Sanktionen belegt, die jedem Völkerrecht widersprechen. Ein Nato-Beitritt Russlands, der einmal kurz diskutiert worden war, kam natürlich überhaupt nicht in Frage. Der Nato hätte dann ja der Gegner gefehlt. Vielleicht sei der Vergleich mit einem gefährlichen Tier erlaubt, das unkalkulierbar reagiert, wenn man es zu sehr in die Enge treibt. Jedenfalls sollten wir uns nicht länger vor den US-amerikanischen Karren spannen lassen, sondern endlich unsere eigenen Probleme in den Fokus nehmen, und zwar ohne ideologische Schranken. Solche haben in einem Teil Deutschlands schon einmal in den Ruin geführt.

Helfried Dietrich

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