Festakt zur falschen Zeit

8. September: „,Ein Hanseat aus Überzeugung‘. Senat würdigt den neuen Ehrenbürger Udo Lindenberg. Bürgerschaft stimmt mit großer Mehrheit zu“

Es hätte Udo und dem Hamburger Senat gut zu Gesichte gestanden, wenn sie zum jetzigen Zeitpunkt auf die Verleihung der Hamburger Ehrenbürgerschaft verzichtet hätten. Man sollte für diesen Festakt schon ruhigere Zeiten abwarten. Hoffentlich haben die Schnittchen allen Mitfeiernden gemundet.

Maren Rau

Coole Überschrift

8.. September: Lesermeinung zur Wettermeldung auf Seite eins „Ein Paar wie Blitz und Donner“

Wie cool ist das denn – eine passende Überschrift für den Wetter-Überblick, zuzüglich zur Berichterstattung über die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Udo Lindenberg, dem Udo-Lied „Hinterm Horizont geht’s weiter“ entliehen. Genialität braucht nicht viele Worte, das wissen Udo-Fans, das wissen aber auch die Abendblatt-Leserinnen und -leser, die auf der ersten Seite als Erstes aufs Wetter schauen – nicht wegen des Inhalts, sondern wegen der Headline. Kompliment!

Gerhard Lippe

Abwegige Entscheidung

7. September: „Auch Pensionäre erhalten 300 Euro Energiepauschale“

Jetzt sollen also auch die Pensionäre 300 Euro Energiepauschale aus der Staatskasse gespendet bekommen. Welch eine abwegige Entscheidung! Ich z.B. als pensionierter Oberstudienrat bekomme eine Altersversorgung, mit der ich sehr gut über die Runden komme, auch in schwierigeren Situationen. Da wird das Geld Leuten zugesteckt, die gar nicht darauf angewiesen sind. Warum bekommen stattdessen nicht die vielen Armen, die es unübersehbar in der Stadt gibt, entsprechend mehr? Wir werden die 600 Euro, die meine Frau und ich zusammen geschenkt bekommen sollen, nicht einstreichen, das wäre uns zu peinlich. Wir werden es an Hilfsbedürftige weitergeben. Wir kennen einige.

Johannes Grossmann

Wichtig für jüdischen Alltag

7. September: „Der erste Schritt zur neuen Synagoge. Jüdische Gemeinde und Senat wollen Wiederaufbau am historischen Ort – Studie vorgestellt“

Der Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge ist sehr wichtig für einen neuen jüdischen Alltag in Hamburg. In seiner Gestaltung sollte der Neubau sich an der von den Nazis bewusst zerstörten alten Synagoge orientieren. Eher zeitgenössisch können die geplanten Nebengebäude realisiert werden.

Katrinka und Markus Erich-Delattre

Projekt mit großer Strahlkraft

Der Neubau einer Synagoge an diesem Ort ist zweifellos ein Projekt mit großer Bedeutung für die jüdische Einheitsgemeinde und von großer gesellschaftlicher Strahlkraft. Die gestern vorgestellte Machbarkeitsstudie erweckt allerdings den Anschein, dass mit erstaunlicher Leichtigkeit wichtige historische Zeugnisse aufgegeben werden sollen: So ist davon auszugehen, dass die Grundmauern der historischen Bornplatz-Synagoge noch erhalten sind, nähere Erkenntnisse zu Zustand und Umfang, die nur durch archäologische Grabungen und ingenieurtechnische Untersuchungen gewonnen werden könnten, liegen jedoch nicht vor. Es ist zu befürchten, dass der Synagogen-Neubau am ursprünglichen Standort und in der ursprünglichen Kubatur erhebliche Eingriffe in dieses Geschichtsdokument, wenn nicht gar seine vollständige Entfernung erforderlich machen wird. Wenn die Projektbeteiligten die Machbarkeit des Projektes verkündet haben, so scheint dieser Aspekt keine Bedenken ausgelöst zu haben. Gleiches gilt für den denkmalgeschützten Bunker, Zeuge von Nazidiktatur, Krieg und Zerstörung, dessen Abriss für alle Mitautoren einschließlich des Denkmalschutzamtes offensichtlich bereits beschlossene Sache ist. Das Bodenmosaik von Margit Kahl schließlich, es bildet den Grundriss der verlorenen Synagoge ab und lässt zusammen mit dem Bunker einen Erinnerungsort entstehen, soll in den Neubau integriert werden. Es wird allerdings zunächst vollständig entfernt werden müssen und allenfalls in Fragmenten zurückkehren können. Die Erhaltung, Veränderung oder Aufgabe von Geschichtszeugnissen muss stets Gegenstand intensiver Abwägungsprozesse unterschiedlicher, ggfs. widerstreitender öffentlicher Interessen sein. Es wäre wünschenswert, diesen Prozess nicht als abgeschlossen zu betrachten, die Diskussion weiterzuführen und im nachfolgenden Architektenwettbewerb auch Varianten zuzulassen, die einen Erhalt wenigstens eines Teils der Geschichtszeugnisse ermöglichen.

Lennart Hellberg, Vorsitzender

Kristina Sassenscheidt, Geschäftsführerin, Denkmalverein Hamburg e.V.

Ein moderner Bau würde stören

In Anlehnung an den historischen Stil wäre der Wiederaufbau der Synagoge eine Bereicherung für den Stadtteil. Ein moderner Bau hingegen, wie üblich nur auf reine Funktionalität ausgerichtet, würde eher stören, dann sollte man besser den Platz so belassen wie er ist.

Etta Dorothea Ehlers, Hamburg

Noch einmal von vorn?

7. September: „Informatik soll Pflichtfach werden. Einführung an Hamburgs weiterführenden Schulen von 2024 an möglich“

Als junger Lehrer in Schleswig-Holstein habe ich bereits Mitte der 1980er-Jahre an Informatik-Weiterbildungskursen teilgenommen und als einer der ersten Informatiklehrer das Fach in der Oberstufe meines Gymnasiums unterrichtet. Damals wurden an vielen Gymnasien die ersten Computerräume eingerichtet und es standen das Erlernen einer Programmiersprache und der Umgang mit Algorithmen im Mittelpunkt des Unterrichts. Die Schülerinnen und Schüler konnten Informatik sogar als schriftliches Abiturprüfungsfach wählen. Etwas später wurde ITG (Informationstechnische Grundbildung) in der Mittelstufe als Teil des Mathematikunterrichts eingeführt. Der Umgang mit dem Internet und Computerprogrammen wurde erstmals verpflichtend Unterrichtsinhalt. Als Software-Berater schulte ich in den 1990er-Jahren dahingehend Lehrkräfte. Als inzwischen pensionierter Schulleiter eines Gymnasiums musste ich in den ersten Jahrzehnten des neuen Jahrtausends den Niedergang des Faches Informatik in der Oberstufe infolge verschiedener Reformen begleiten. Informatik war zuletzt nur noch an wenigen Schulen als Abiturfach wählbar. In den meisten wurde es nicht mehr unterrichtet. In der Mittelstufe wurde der Umgang mit dem Computer auf alle Fächer ausgedehnt und damit abhängig von den Kenntnissen und dem Engagement der einzelnen Lehrkräfte. Soll ich mich nun darüber freuen, dass Informatikunterricht schon bald fester Bestandteil der Unterrichtstafel wird? Oder soll ich mich fragen, warum das nicht bereits seit knapp 40 Jahren so ist?

Peter Rosteck, Oberstudiendirektor a. D.

Mehr Mitglieder, mehr Quote

7. September: „,Ich stimme gegen die Frauenquote‘. Tilman Kuban, Chef der Jungen Union, mahnt die CDU zur Schärfung ihres Profils“

In den politischen Parteien in Deutschland sind ca. 1,2 Millionen Mitglieder organisiert, davon knapp 30 Prozent Frauen. Dieser weibliche Anteil ist im Bundestag mehr als gut abgebildet. Wenn Frauen mit 50 Prozent an politischen Ämtern beteiligt werden wollen, so mögen sie bitte in eine Partei eintreten und den Frauenanteil hier entsprechend anheben! Wenn das einmal geschehen sein sollte, wäre die Forderung nach einer 50-prozentigen Frauenquote berechtigt, aber dann löst sich diese Frage von selber.

Dr. Gerhard Diercks

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