Die SPD wird immer „grüner“

7. September: Leitartikel: „Die Stunde der SPD. Industrie in Not, Mieter in Angst – der Kanzler muss entscheiden“

Der Leitartikel blendet einen Umstand leider aus – die SPD ist zu einer Art „Grünen-Verschnitt“ verkommen. Auch große Teile der SPD-Oberen möchten ökologisch sein, die Atomkraftwerke abschalten, Anwohnerparken und vieles mehr, dabei ist es ihnen völlig egal, dass dadurch auch ihre potenzielle Wählerschaft, die Arbeiter und Angestellten, massiv benachteiligt wird und in Not gerät. Ein Bürger- oder Wohngeld bekommt die Krankenschwester nicht, ein 49-Euro-Ticket nützt ihr nichts, wenn sie zum Nachtdienst muss, denn die öffentlichen Verkehrsmittel fahren nicht und Parken in der Anwohnerparkzone beim Pflegedienst darf sie auch nicht. Die normalen, zur Miete wohnenden Arbeitnehmer werden nicht ausreichend entlastet. Die besser verdienenden Grünwähler sind von der Energiekrise kaum betroffen, sind sie doch ohnehin der Meinung, Energie muss viel kosten und außerdem in der Lage, das zu zahlen. Es ist doch ein Armutszeugnis, dass die – auch durch undurchdachte Sanktionen – selbst verschuldete Energiekrise nicht konsequent angegangen, und der Schaden für Wirtschaft und – vor allem – die Gesellschaft minimiert wird, z.B. durch einen Preisdeckel (für alle). Leider wird die Politik von den „Problemchen“ der Lifestyle-Schicht in unserer Gesellschaft dominiert, hipper Öko- und Gender-Klimbim ist angesagter als die Existenzsorgen der „normalen“ Arbeitnehmer, Rentner und Gewerbetreibenden.

Peter Drygalla

Einschränken ohne zu klagen?

Ich danke Ihnen, dass Sie sich des Themas „wirtschaftlicher Untergang und Verarmung“ contra „moralisch einwandfreier Einstellung“ angenommen haben. Zwar ist es rührend, dass unsere Politiker das deutsche Volk als so anständig einschätzen, dass es klaglos schmerzhafte Einschränkungen erträgt, um die Demokratie und unsere Freiheit zu schützen, aber wir sind auch nur Menschen. Wenn Hunger und Kälte zur Tür hereinkommen, flieht die Moral durchs Fenster. Ich fürchte, lange wird unsere Solidarität mit der Ukraine dem Druck nicht mehr standhalten. Und dann?

Christiane Mielck-Retzdorff

Komplizierte Bürokratie

7. September: „Grundsteuer? Erklärt sich doch von selbst. Gemarkung, Gebäudefläche, Grundbuch – hat der Eigentümer alles. Er weiß nur nicht, wo. Oder wie. Und warum“

Das Thema „Grundsteuer-Neuberechnung“ zeigt auf, wie abgeschnitten und hinterwäldlerisch und vor allem kompliziert die Bürokratie in Deutschland ist. Anstatt jedem im Grundbuch eingetragenen Eigentümer bereits einen digitalen Zugang zu bereits vorausgefüllten Daten zur Verfügung zu stellen, wo lediglich nur noch die korrekte Quadratmeterzahl und die Art der Heizungsanlage eingetragen werden müsste (selbst das ist Bestandteil des Bauantrages), braucht der Otto Normaleigentümer sage und schreibe mindestens eine oder noch mehr Stunden, um im Worst Case dann sowieso falsche/unkorrekte Angaben zu machen, die seitens des Finanzamts hinterfragt und wieder korrigiert werden müssen. Die Behörden haben doch eh alle Daten von mir. Warum muss ich dann noch alles eintragen per Hand?

Martin Temp, Hamburg

Mehr Rasen und Hecken

6. September: „Hamburg sitzt auf dem Trockenen. In diesem Sommer hat es viel zu wenig geregnet“

Hamburg hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Zu viele versiegelte Flächen durch Neubauten und zusätzliche Versiegelungen um diese Gebäude herum. Was läuft da schief? Seit Jahren redet man schon davon, das Steinbeete keine Zukunft haben, und doch lebt es die Stadt vor. Besonders oft ist dies im Bereich von neuen Wohnanlagen zu beobachten. Wer es nach diesem Sommer noch nicht verstanden hat, der muss sich beeilen, denn die Stadt benötigt viel mehr offene Flächen, bestehend aus Rasen, Büschen, Hecken und vielen, vielen Bäumen. Gebäude brauchen viel mehr Gründächer und vertikale Fassadenbegrünung. Die Nachtauskühlung ist wichtig für das städtische Klima. Andere Städte sind hier schon deutlich weiter. Wird Zeit, dass Hamburg hier aufholt.

Oliver Hanke

Immense Kosten im Leerlauf

6. September: „Habeck will Atommeiler nur als Notreserve. Zwei der drei verbliebenen Kraftwerke sollen im Krisenfall wieder angefahren werden“

Kernkraftwerke sind als Soforthilfe denkbar ungeeignet. Auch ohne großes, physikalisches Hintergrundwissen sollte dem grünen Wirtschaftsminister bewusst sein: Es ist nicht möglich, ein Kernkraftwerk sofort von null auf hundert hochzufahren. Das benötigt eine Woche bis zu zehn Tagen. Im Gegensatz zu Gas oder Kohlekraftwerken. Alle Fachleute tendieren dazu, die Meiler vorerst bis 2023 oder darüber hinaus weiterlaufen zu lassen. Im Leerlauf verursachen sie immense Kosten und der Vorhaltebetrieb ist sinnlos. Selbst unsere Partner in Europa schütteln angesichts dieser schwachsinnigen Entscheidung die Köpfe. Aber es geht nicht um Versorgungssicherheit, es geht um grüne Ideologie. Nach Habecks ersten Murks mit der Zwangsabgabe auf Gas, kommt nun Murks Nummer zwei bei den Kernkraftwerken. Man darf gespannt sein, was dem Wirtschaftsminister als nächstes einfällt. Und das alles bei hervorragenden Umfragewerten. Ungläubiges Kopfschütteln ist angesagt.

Hans-Joachim Wehmeier

Russisches Roulette

Wir fahren sehenden Auges der Finsternis entgegen. Wenn Politiker, die von der Materie wenig verstehen, Entscheidungen treffen, die der aktuellen Situation nicht angemessen sind, nähern wir uns dem Blackout mit riesigen Schritten. Wer zwischen den Zeilen lesen und hören konnte, wird bemerkt haben, dass die Übertragungsnetzbetreiber die Situation offenbar weit kritischer beurteilen als der Wirtschaftsminister. Auch ein Philosoph müsste doch zu der Einsicht fähig sein, dass er nicht alles weiß. Die Qualität der Netzstabilität und die Versorgungssicherheit sollte von Fachleuten beurteilt werden, auf die im Ministerium auch gehört wird. Der Minister spielt Russisch Roulette, wenn er meint, dass das Land nur durch diesen Winter kommen müsse, und dann wird sich die Lage zum Besseren wenden. Er setzt auf eine zukünftige Infrastruktur, die wir jetzt noch nicht einmal ansatzweise haben. Die Kernkraftwerke brauchen übrigens mehrere Tage, um hochzufahren und ins Netz einzuspeisen. Sie helfen also bei plötzlichem Erzeugungsmangel nicht sofort. Es sind in der Vergangenheit viele energiepolitische Fehler gemacht worden, die durch das jetzige „Nichtstun“ und „Abwarten“ noch verstärkt werden. Man kann allen Bürgerinnen und Bürgern nur empfehlen, sich ausreichend, vor allem mit Wasser, zu bevorraten.

Werner Berndt

Solarzellen statt Gründach

27. August: „Ein Gründach für die Alster-Schwimmhalle. Die Wasserfläche erhöht sich nach der Sanierung deutlich, doch der Energieverbrauch sinkt“

Sollten nicht auf öffentlichen Gebäuden vermehrt Sonnenkollektoren installiert werden? Hatte man sich nicht beklagt, dass Hamburg in dieser Sache Schlusslicht ist? Warum wird auf der AlsterSchwimmhalle ein Gründach angelegt? Ein Gründach liefert bekanntlich keinen Strom. Zumal sicher eine Schwimmhalle nicht unbedeutend viel Strom verbraucht. Ein so großes Dach wäre doch ideal dafür, einige der Solarzellen anzubringen. Hat man die Devise „Strom sparen“ schon vergessen? Oder gilt das nicht für öffentliche Gebäude?

Igor Hawrylow

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