Der Krieg soll enden – sofort

5. September: „Das bringt das große Entlastungspaket. Die Koalition will Bürgerinnen und Bürger mit weiteren Maßnahmen unterstützen“

Um das mal ganz klar zu sagen: Ich möchte kein Geld und auch keine Entlastungspakete. Ich möchte, dass dieser Krieg endet und zwar auf diplomatische Weise. Sofort. Und nicht das bombardiert wird, bis nichts mehr geht.

Thomas Börnchen

Es gibt kreative Alternativen

5. September: „Teurer Schulstart belastet viele Eltern. Erstausstattung kostet 300 bis 350 Euro – ein ganzes Schülerleben rund 25.000, schätzt die Elternkammer“

Ich frage mich, wer das Niveau der Erstausstattung für die lieben Erstklässler diktiert. Vielleicht geben die so genannten Besserverdiener den Takt vor, dem die Mehrheit der Normal- und Geringverdiener schon aus Prestigegründen folgen müssen? Oder ist es die Schulausstattungsindustrie, die den Eindruck vermittelt, es ginge nur mit Diddl-Maus-Motiven und 40 unterschiedlichen Buntstiften als Erfolgsgarantie für den Schulanfang? Allein die Ranzenindustrie, die ihre Produkte als „Schulbegleiter“ aufpolieren, das Stück zwischen 100 und 300 Euro bei Herstellungskosten um die 20 Euro, setzen die Eltern unter Druck, die verhindern wollen, dass ihr Kind gemobbt wird, wenn sie den Einflüsterungen der Industrie nicht folgen. Ergonomisch adäquat, gesund, leicht, reflektierend, obwohl die Kinder mit dem Familienauto vor das Schultor gefahren werden, müssen sie schon sein. Mit Kunststoff – anders als früher mit Leder – leicht zu machen. Ranzen müssen es sein mit durchdachtem Innenausbau, mit Zubehör wie Federmäppchen, Sportbeutel und mit gleichem Lieblingsmotiv, das den Kindern schon als Säugling nahe gebracht wurde – in pink, hellblau mit den Lieblingscomics mit Copyright-Aufschlag. Und: Für jedes Alter ein Upgrade. Auch verbotene Preisbindung der zweiten Hand sicherte noch vor einigen Jahren hohe Gewinnspannen der Schulerstausstatter. Was für ein Geschäft und Wachstumsmarkt! Ein dreistelliger Millionenumsatz lockt und wird medial befeuert. Mein Mitleid mit denen, die das mitmachen, hält sich in Grenzen. Es gäbe kreative, nachhaltige Alternativen und vor allem Mut, es anders zu machen als die Verführten.

Uwe-Carsten Edeler

Wie konnte es dazu kommen?

3. September: „Was kommt im Winter auf uns zu? Die Füllstände der Gasspeicher steigen, die Preise sinken. Doch nun kommt vorerst kein Gas mehr durch Nord Stream 1“

Eine Frage stellt sich der Autor nicht: „Wie konnte es dazu kommen?“ Der Versuch einer Antwort: Im Februar hat Russland unter Putin völkerrechtswidrig trotz aller Versuche des Westens, das zu verhindern, die Ukraine angegriffen. Nicht etwa den Westen. Natürlich muss der Ukraine geholfen werden, sich dieses Angriffes zu erwehren, sei es mit Waffen oder mit Sanktionen gegen den Aggressor. Doch sollten sich solche Sanktionen nicht gegen den Aggressor richten und nicht gegen die Staaten, die sie verhängen? Doch genau das ist im Hinblick auf die Gasversorgung geschehen. Berlin und Brüssel wollten mit dem Ende des Gasbezuges aus Russland Putin treffen, seinen Krieg nicht finanzieren. Doch nun schlägt diese Idee auf die eigene Bevölkerung und die eigene Industrie zurück. Russland stellt von sich aus die Gaslieferungen ein und fackelt das Gas – CO2-emittierend – lieber sinnlos ab. Da mutet das soeben in Berlin beschlossene „Entlastungspaket“ für Menschen und Betriebe an wie das Eingeständnis eigener Schuld, diese Gasverknappung offenbar gedankenlos bewirkt zu haben. Man merke: Russland hat der Ukraine diesen widerlichen Krieg aufgezwungen, nicht Deutschland, nicht der EU, nicht den USA (die sich nun mit der Lieferung von Fracking-Gas eine goldene Nase verdienen wollen). Ist es nicht so?

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Politiker ohne Rückgrat

3./4. September: „Keine Staatsgäste bei Begräbnis von Gorbatschow“

Die Deutschen verdanken ihm die deutsche Einheit, die baltischen Staaten, und die anderen osteuropäischen Länder ihre Unabhängigkeit. Aber kein Staatsoberhaupt dieser Länder – außer der vielgescholtene Präsident Ungarns – hat das Format und Rückgrat, diesen für uns so wichtigen Mann zu Grabe zu tragen! Was hat das Begräbnis mit Putins Krieg zu tun? Das kann doch kein Argument sein – Präsident Orban war doch auch anwesend. Unterstützt man damit nicht indirekt die Verachtung, die Putin zeitlebens immer wieder gegenüber Gorbatschow geäußert hat? Es ist eben einfacher, überall moralische Statements zum Krieg abzusondern, als einmal Stellung zu beziehen und den von uns geschätzten und beliebten Reformer zu würdigen, besonders dann, wenn sein Widersacher Putin gerade dieses Lebenswerk zerstört. Undank ist der Welt Lohn. Ich schäme mich für Deutschland und unsere Regierungsvertreter.

Prof. Dr. Fritz Jänicke

Selbstreflexion geht anders

3./4. September: „Anwohnerparken – das große Streitgespräch“

Sicher sollten natürlich erst einmal die Anwohner mit Parkplätzen bedacht werden. Die Grünen verhindern allerdings mit ihrem Agieren, dass Anwohner überhaupt noch Besuch bekommen können. Familienbesuche aus anderen Regionen Deutschlands, z.B. mit Kleinkindern und Hund, wird nicht mehr möglich sein. Und Touristen sind in Hamburg auch nicht mehr erwünscht. Denn nicht alle können die Bahn benutzen oder tagelang unterwegs sein wie früher mit der Postkutsche. Ich denke mal, die großen Verfechter dieser Denke sind vor allem Singles, die sich eh nur um ihre eigenen Anliegen kümmern und in ihrem eigenen kleinen eingegrenzten Stadtkosmos leben. Erstaunlicherweise sind es oft genau diese Menschen, die gerne die Welt bereisen oder sich alles von Amazon schicken lassen. Selbstreflexion geht eindeutig anders. Durch Briefe schreiben oder über Zoom kann man dann zukünftig mit Freunden oder der Familie noch Kontakt halten. Und als Handwerker würde ich in Zukunft Anfragen aus den genannten Stadtteilen gar nicht mehr bearbeiten. Sowohl das Handwerk als auch Mitarbeiter von Kliniken, Pflegeheimen, der Polizei etc., von denen die Grünen erwarten, dass sie jeden Tag stundenlange Anfahrten mit Bus und Bahn auf sich nehmen sollen, werden mit Kusshand in anderen Regionen Deutschlands begrüßt und umworben.

Susanne Bohr

Der Preis für Freiheit ist hoch

2. September: „,Es gibt im Moment keine rechtliche Grundlage gegen das Konzert‘. Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter über Anna Netrebko, Teodor Currentzis und Plácido Domingo“

Christoph Lieben-Seutter hat sich um die Elbphilharmonie verdient gemacht. Dafür gebührt ihm Anerkennung. Umso enttäuschender ist, was er in dem Interview von sich gibt. Der Interviewer stellt ihm dezidiert wichtige Fragen, die er entweder gar nicht oder nur ausweichend beantwortet. Wie alle Kultureinrichtungen hat die Elbphilharmonie in der Pandemie unter beträchtlichen Einnahmeausfällen gelitten. Auch heute noch ist der Kulturbetrieb nicht wieder auf dem Niveau von der Vor-Corona-Zeit. Aber viele Menschen, Institutionen, Unternehmen leiden unter den finanziellen Folgen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine. Eine Welle der Hilfsbereitschaft geht durch die Länder der westlichen Welt. Opfer werden erbracht. Und der Intendant der Elbphilharmonie macht sich Sorgen um Vertragsstrafen von einigen hunderttausend Euro. Der Preis, den wir für Freiheit und Demokratie in Europa zahlen, ist hoch. Aber er ist es allemal wert. Natürlich gehört Mut dazu, auf große Stars und fette Einnahmen zu verzichten. Die Amerikaner haben für die Haltung von Herrn Lieben-Seutter ein Wort: Chicken.

Peter Stockfisch

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