Umgang mit dem „Russischen“

2. September: „Darf Netrebko noch in Hamburg singen?“

Der Intendant der Elbphilharmonie sagt: „Es gibt im Moment keine rechtliche Grundlage, etwas gegen das Konzert (der Anna Netrebko) zu machen.“ Mit anderen Worten: Gäbe es eine rechtliche Grundlage, würde er etwas gegen das Konzert machen. Im Abendblatt vom 24. Mai fühlte sich der Dirigent Christoph von Dohnányi beim Umgang mit dem „Russischen“ in der Kultur an die Bücherverbrennung erinnert. Mir geht es ebenso.

Martin Weise

Wo endet Putins Machthunger?

2. September: „Dohnanyi am Freitag: ,Es ist weltweit schon 5 nach 12‘“

Die Beurteilung des Dohnanyi-Interviews muss heute differenzierter ausfallen. Der Ansicht von Dohnanyis, dass in der Umweltfrage in den letzten Jahren viel zu zögerlich verfahren wurde, ist uneingeschränkt zuzustimmen. Es ehrt ihn als mitverantwortlichen Politiker, seine Mitschuld einzugestehen. Der zweite Teil seiner Analyse wiederholt allerdings zum wiederholten Male das Narrativ, dass Russland durch die Beitrittsbestrebungen der Ukraine in die Nato eingreifen musste. Hier wird in imperialen Perspektiven gedacht. Weshalb sollte sich ein souveräner Staat nicht Gedanken zu seiner Verteidigung machen? Was berechtigt Russland, die Grenzen der alten Sowjetunion als natürliche Staatsgrenzen zu betrachten? Darüber sind keine Verhandlungen möglich, zumal die sogenannten Angebote Russlands illusorisch und ultimativ waren. Auch wenn diese Argumente immer wieder wiederholt werden, werden sie nicht richtiger. Zumal ignorieren diese monoperspektivischen Überlegungen die berechtigten Sicherheitsinteressen der souveränen mittelosteuropäischen und osteuropäischen Staaten. Ein Überfall auf die Krim und Ukraine wurde für nicht möglich gehalten. Wer sagt, dass Putins Machthunger mit der Ukraine befriedigt ist?

Uwe Peters

Wir könnten umsteigen...

2. September: Leitartikel „Augen auf beim Tanken!“

Die deutschen Autofahrer/innen könnten ja mal demonstrieren und zwar in dem sie weniger fahren, d. h. nur die allernötigsten Fahrten machen und wer kann steigt um auf das Rad oder den ÖPNV. Dann werden die Mineralölkonzerne die Preise sehr schnell senken. Aber dagegen spricht wahrscheinlich die Bequemlichkeit.

Matthias Christen

Ein Geschenk des Himmels

27./28. August: „Der deutsche Schlendrian. Lausige Infrastruktur, lahmende Behörden, lustlose Debatten – wann ist das Land eigentlich falsch abgebogen?“

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Ein gutbürgerliches Gymnasium, nicht weit vor den Toren Hamburgs, leidet nunmehr auch unter Lehrermangel, von dem es bisher verschont geblieben ist. Beinahe alle Arbeitsgemeinschaften und Förderstunden (auch für Flüchtlingsschüler) müssen gestrichen werden, also all das, was das Schulleben neben dem Leistungsgedanken ausmacht. Zudem kann in einigen Jahrgangsstufen in diesem Jahr weder Sport noch Religion oder Werte und Normen unterrichtet werden. Ein Geschenk des Himmels war also dieser pensionierte Vertretungslehrer, der sich nach Jahrzehnten im Schuldienst, zuletzt als Leiter der besagten Schule, für den Staat verdient gemacht hat. Kurzerhand wollte er helfen und wieder einige Stunden unterrichten, damit zumindest das Hauptfach Deutsch abgedeckt ist. Doch nicht alle waren dankbar – der Landesschulbehörde waren so viel Eifer und Ehrgefühl anscheinend unheimlich. Der Beamte im Ruhestand sollte eine vollumfängliche Bewerbung einreichen. Samt Führungszeugnis. Ein großer bürokratischer Akt für dringend benötigte Unterstützung. Der Vertretungslehrer sagte daraufhin sein Engagement wieder ab, wer will ihm diesen Schritt verübeln? Es entsteht eine Lücke mehr im schon fertigen Stundenplan, die Leidtragenden sind vor allem die Schüler. Solch ein Szenario kann man sich nicht ausdenken, oder? Braucht man auch nicht. Genauso ist es dieser Tage geschehen. Matthias Iken hat in seinem Essay am Samstag gefragt, wann Deutschland falsch abgebogen ist. Diese Frage ist berechtigt. Viel bedenklicher ist aber die Feststellung, dass dieses Land keinen Bogen fährt, um wieder in die Spur zu kommen. Es fährt stattdessen im Rückwärtsgang gegen die Wand.

Benjamin Mathews

Durchsetzungsfähigkeit fehlt

Ich kann Herrn Iken nur beglückwünschen zu diesem Artikel. Respekt vor seiner Offenheit. Jedes Wort kann ich nur unterstreichen. Heute seine Meinung in aller Öffentlichkeit zu sagen, ist nicht mehr möglich. Sogleich wird man als Rassist etc. angesehen. Bei Treffen mit Freunden und Nachbarn wird offen diskutiert, aber nur im kleinen Kreis und nicht in der Öffentlichkeit. Deutscher Stolz und deutsche Tugenden sind nicht mehr „in“. Deutschland schafft sich wirklich ab! Die Deutschen wollen die Welt retten und alles und jeden alimentieren. Ich frage mich nur, in welchem Himmel wird das Füllhorn hierfür aufgefüllt und durch wen? Wer soll all die „guten Taten“ später bezahlen, die übernächste Generation? Ja, Zeitenwende ist angesagt, hier fehlt meines Erachtens in den politischen Gremien DER Kopf mit entsprechender Durchsetzungsfähigkeit, um diese wirklich einzuleiten und auch zu lenken.

Herta Brokate, Ratzeburg

Bitte vereinfachte Tarife

30. August: „9-Euro-Ticket: Was der Senat plant“

Das 9-Euroticket war nicht nur wegen des Preises ein Erfolg, sondern auch wegen der Einfachheit. Man musste nicht lange schauen, wie und wann man am günstigsten fährt und welche Tarifzonen man bis zum Ziel durchfährt. Dass es teurer werden muss, ist einsehbar, aber bitte mit vereinfachten Tarifen.

Karen Weidmann Henkel

Das macht mich nachdenklich

1. September: „Olympia-Attentat: Entschädigung für Angehörige“

Es mutet doch sehr nachdenklich an, dass erst jetzt nach 50 Jahren die Bundesregierung die Entschädigungsfrage mit den Hinterbliebenen einvernehmlich geklärt hat – das ist der eigentliche Skandal. Palästinensische Terroristen haben gemordet und die deutschen Sicherheitsorgane anscheinend versagt, aber bestimmt nicht vorsätzlich. Entschädigungsansprüche sind deshalb auch ein besonders heikles Thema, weil es um ermordete Juden wieder einmal in Deutschland geht. Darüber hinaus stellt sich die Frage, mit welcher geldlichen Höhe überhaupt ein Menschenleben entschädigt werden kann. Grundsätzlich aber ist es sehr fragwürdig, zu einer Gedenkveranstaltung mit dem Bundespräsidenten einzuladen und sich zu entschuldigen. Und eine letzte Frage sei erlaubt: Was ist mit den Angehörigen des getöteten deutschen Polizisten – werden sie auch 2,5 Millionen Euro erhalten?

Dietmar Johnen-Kluge

Mehr Mutmacher und Hoffnung

31. August: „Bitte keine Angst machen“

Endlich! Endlich sagt auch jemand aus der Redaktion, wie es ihr mit der gehäuften Wiedergabe bedrückender Nachrichten geht. Ich bin seit über 30 Jahren Abonnentin und habe meine Tage immer mit gespanntem Lesen des Abendblatts begonnen: Was gibt es heute aus Hamburg und der Welt zu berichten? Was hat die Redaktion wieder Interessantes ausgewählt? Das ist gerade am Kippen bei mir. Wenn ich mich nach der morgendlichen Lektüre zunehmend erschlagen fühle, dann ist das nicht mehr mein Einstieg in den Tag. Ja, es sind herausfordernde Zeiten, doch gerade die fordern nach guten Beispielen, hoffnungsvollen Ansätzen und Mutmachern.

Christiane Thies

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