Arme frieren, Reiche schwitzen

23. August: „Ist der Saunagang unnötiger Luxus? Energiekrise: Hotelchefs reagieren empört auf Forderung, Saunen im Winter zu schließen“

Es ist schon erstaunlich, dass die Hotels darauf bestehen, ihre Saunen weiter betreiben zu wollen. Einige Seiten weiter wird im Hamburger Abendblatt darüber berichtet, wie im Einzelhandel Energie eingespart werden soll. Wollen diese, meist Hotels im Luxussortiment, überhaupt nichts dazu beitragen? Stattdessen sollen ärmere Menschen in ihren Wohnungen frieren, damit besser betuchte Touristen in Saunen schwitzen können.

Dietlind Thiessen

Unsolidarisches Verhalten

Es kam, wie es kommen musste – da sind sie wieder, die Partikularinteressen. Erst erklärte die Keksindustrie ihren Gasbedarf für systemrelevant, jetzt beanspruchen Nobelhotels energieintensive Wellness als Sonderrechte für Wohlhabende. Da heizen und kühlen die Kommunen weniger, Schwimmbäder lassen kalt baden oder schließen ganz, Normalbürger duschen weniger und werden ihre Heizungen zurückdrehen. Doch links- wie rechtsextreme Politiker proben den Aufstand, und besonders betuchte Hotelgäste sollen bevorzugt werden, da „eine Schließung bei den Gästen nicht gut ankomme“. Horrende Energiekosten zahlen sie locker aus der Portokasse. Gemeinsam ist allen, dass sie mit ihren speziellen Befindlichkeiten die Einheit der Gesellschaft zu spalten drohen. Solches Verhalten ist unsolidarisch und einfach nur schäbig.

Johannes Zink, Norderstedt

Alles zu seiner Zeit

23. August: Leitartikel: „Winnetou gehört uns allen. Wer solche Bücher vom Markt nimmt, kapituliert vor den Eiferern“

Als Kind habe ich die Winnetou-Geschichten geliebt. Ich wäre – in meiner Fantasie – gerne eine Squaw gewesen und hätte mit meinem Stamm für das „Gute“ gekämpft. Als Kind möchte man Abenteuer erleben und nicht über Gräueltaten aufgeklärt werden. Als politisch und historisch interessierter Mensch habe ich das dann nachgeholt und mit Entsetzen festgestellt, wozu Menschen fähig waren und noch sind! Alles zu seiner Zeit, und so sollte man den Kindern auch die Möglichkeit lassen, diese Abenteuer zu „erleben“. Wenn das so weitergeht, wird auch Winnetou bald nicht mehr in Bad Segeberg reiten. Wäre das nicht schade? Man muss nicht alles verbannen. Ein Erklärungstext fördert vielleicht sogar das Interesse, sich mit den Realitäten auseinanderzusetzen.

Sibylle Stoermer, Glinde

Winnetou soll weiterleben

Es ist nicht zu fassen! Generationen von Kindern sind mit Winnetou und Old Shatterhand groß geworden, so auch ich, die die Bücher verschlungen hat. Wir waren fasziniert, und in unserer Fantasie waren wir in Nordamerikas Wildem Westen, erlebten gefühlsmäßig alles mit und spielten es nach. Es hat uns überhaupt nicht geschadet, und es ist überheblich und unverantwortlich von den Eiferern und Aktivisten, dies im Nachhinein und in Zukunft unterbinden zu wollen. Nein, Winnetou soll weiterleben. Howgh!

Ingke Tjebbes

Auch Winnetou ist nur Fiktion

Wie krank ist unser Land nur geworden! Winnetou, eine rassistische Figur? Winnetou ist Fiktion, genau wie Spider-Man, Batman oder die Avengers. Mir ist es mittlerweile echt peinlich, in einem Land zu leben, in dem Diskussionen nicht mehr möglich sind und selbst ernannte Tugendwächter Entscheidungen für alle treffen dürfen. Sollen diese Menschen ihren Kindern doch den moralisch korrekten Brockhaus vorlesen und ihnen allen Spaß an Abenteuern und Verkleidungen nehmen.

Andrea Tholl-Lehmbecker

Auch historisch interessant

20./21. August: „Wo jeder vierte Hamburger wohnt – eine Sommerwanderung durch Wandsbek. Der Bezirk ist voller Widersprüche und Gegensätze, idyllisch grün und hässlich verbaut, dörflich und urban, vielseitig und mit herbem Charme“

Ergänzend möchte ich darauf hinweisen, dass Eilbek und Wandsbek auch historisch einiges zu bieten haben – dokumentiert durch rote und blaue Tafeln in der „Eilbeker Tafelrunde“ und im „Historischen Rundgang“. So lebten in Eilbek beispielsweise Max Schmeling, Ernst Thälmann und Vicky Leandros, und Hans Fallada schrieb hier „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“. In Wandsbek wirkten neben Matthias Claudius auch Johann Heinrich Voß, der hier mit der Übersetzung der „Ilias“ von Homer begann, der bedeutende Humanist Heinrich Rantzau, der berühmteste Astronom vor Erfindung des Fernrohrs, Tycho Brahe, der reichste Mann Europas seiner Zeit, der insbesondere auch durch Sklavenhandel zu ungeheurem Reichtum gelangte Schloss­erbauer Heinrich von Schimmelmann, und Sigmund Freud heiratete in der Wandsbeker Synagoge. Wandsbek hat daneben mit dem Schimmelmann-Mausoleum das bedeutendste klassizistische Denkmal Nordeuropas aufzuweisen, das einzige Brückenkino Europas, den ältesten Grenzstein Hamburgs, die erste Bürgerinitiative für die Umwelt und eine Kirche, bei der der Turm erst im Westen, dann in der Mitte, dann im Osten und jetzt im Süden stand!

Michael Pommerening

Wüstefeld muss sofort gehen

22. August: „Wie reagiert der HSV-Aufsichtsrat auf die Vorwürfe?“

Auch wenn ich grundsätzlich Marcell Jansen als Aufsichtsrat des HSV schätze, so teile ich im Fall von Herrn Wüstefeld so gar nicht seine Meinung. Ob die Klagen gegen ihn und die Betrugsvorwürfe gegen Herrn Wüstefeld nun letztlich wahr sind oder nicht, kann dahingestellt bleiben – sie schaden dem Ansehen des HSV zur jetzigen Zeit immens. Nicht nur, dass Herr Wüstefeld von sich aus über den Umweg des finanziellen Einstiegs beim HSV und das Aufsichtsrat-Mandat als Manager auf Zeit antreten wollte – wovon jetzt offensichtlich nicht mehr die Rede ist –, so ist er in eine Vielzahl gegen ihn gerichteter Vorwürfe verwickelt, sodass er spätestens jetzt als Vorstand des HSV nicht mehr tragbar ist. Hätte er nur ein bisschen Anstand, würde er den HSV durch seinen Rücktritt entlasten.

Michael Börger

Olympia in Deutschland?

20./21. August: „Doppeltes Gold zum EM-Abschluss. Speerwerfer Robert Weber nach Wurf über 87 Meter neuer Europameister – Lückenkemper holt ihr zweites Gold mit Frauen-Sprintstaffel“

Durch München wehte ein Hauch von Olympia: 50 Jahre nach den Sommerspielen fanden hier die European Championships mit neun Sportarten statt. Viele der Sportstätten von 1972 wurden dabei genutzt, in denen deutsche Athleten ungeahnte Erfolge feierten. München und die Meisterschaften zeigen: Viele Menschen begeistern sich noch immer für die große, völkerverbindende Idee sportlicher Großwettkämpfe – allen ablehnenden Volksentscheiden gegen die Ausrichtung Olympischer Spiele zum Trotz. Nach Paris könnten 2036 die nächsten Olympischen Sommerspiele in Europa stattfinden. Deutschland sollte seinen Hut in den Bewerbungsring werfen und 100 Jahre nach den Spielen in Berlin zeigen, wie weltoffen, tolerant und nachhaltig unser Land ist. Und warum entwickelt man die Idee im Sinne von Nachhaltigkeit nicht weiter und veranstaltet die Spiele beispielsweise in einer Handvoll Städte und verteilt die Sportarten danach, wo die beste Infrastruktur vorhanden ist -- analog einer Fußballweltmeisterschaft oder Europameisterschaft? Das wäre nachhaltig und würde der Gigantomanie vergangener Spiele ein Ende setzen. Einfach mal mutig sein und neu denken!

Rando Aust

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