Über den Tellerrand schauen

25. August: „Die neuen Corona-Regeln für Herbst und Winter. Gesundheitsminister Lauterbach warnt vor ,erheblicher Welle‘. Streit um Maskenpflicht in Innenräumen“

Die neuen Corona-Regeln können nicht überzeugen. Zum einen zählt zu einem echten wissenschaftlichen Verständnis auch, über den eigenen Tellerrand zu schauen, wobei es gar nicht einmal so weit entfernte Nachbarn wie Dänemark gibt, wo seit dem Februar nicht einmal mehr in Bussen und Bahnen eine Maskenpflicht vorgeschrieben ist und die bei der Bewältigung der Pandemie keineswegs schlechter als Deutschland dastehen. Zum anderen liegt beim vorgestellten Gesetzentwurf eine entscheidende Schwäche ebenfalls darin, dass die Länder künftig gewissermaßen aus dem Bauch heraus entscheiden dürfen, ob sich die Situation zuspitzt, was dem ziemlich genauen Gegenteil einer professionellen Datenstrategie entspricht. Deshalb bleibt hier nur zu hoffen, dass seit jeher besonders strenge Städte wie Hamburg nicht wieder über das Ziel hinausschießen, indem sie gleich ab Oktober sämtliche Joker ziehen, da ansonsten dem ohnehin sich nur sehr langsam wieder erholenden Kunst- und Kulturbetrieb weitere erhebliche Schäden drohen!

Rasmus Ph. Helt

Gewagte Aussage

25. August: „Umweltsenator: ,Kein Blackout in Hamburg‘. Härtefallfonds soll Sperren bei Strom und Gas verhindern“

Jens Kerstan sichert in der Bürgerschaft den Bürgern von Hamburg zu, dass es keinen Blackout im Winter im Stromnetz von Hamburg geben wird. Wie kann er so eine Aussage machen, wenn er keinerlei Ahnung hat, wie das Europäische Stromnetz funktioniert? Das Stromnetz Hamburg ist kein Inselnetz, sondern ist mit mehreren Hochspannungseinspeisungen mit dem Deutschen und indirekt auch mit dem Europäischen Stromnetz vermascht. Wenn es ein Blackout in Norddeutschland gibt, ist dieses Netz der Stadt nicht als Inselnetz zu gebrauchen, dies geht technisch gar nicht. Es ist schön, wenn er die Bürgerschaft mit solch einer Aussage beruhigen will, aber diese Aussage ist sehr gewagt und kann gar nicht garantiert werden.

Ralf Waldmann, Hamburg

24 Durchsagen in einer Stunde

24. August: „In Hamburgs Nadelöhr liegen die Nerven blank. Nach Lkw-Unfall an den Elbbrücken wurden Ersatzverkehre verstärkt. Doch die S-Bahnen sind kaum zu ersetzen“

Nicht nur bei den Bahnfahrenden liegen die Nerven blank! Die Anlieger an der Bahnstrecke der S 3 im Bereich von Haltestellen werden im Minutentakt – bis zu 24 Durchsagen in der Stunde – auf den Schienenersatzverkehr hingewiesen. Teilweise erfolgen die Durchsagen auch in englischer Sprache und beschallen die zum Teil menschenleeren Bahnhöfe in den kleineren Orten wie zum Beispiel Dollern oder Agathenburg. Die Bitte von Anliegern, um eine angemessene Information der Reisenden, wird ignoriert.

Jens Komatowsky, Agathenburg

U-Bahn in die Sackgasse

Das Chaos um die S-Bahn über die Elbe – zurzeit wegen des Brückenschadens, vor wenigen Wochen wegen Weltkriegsbomben, zuvor wegen wochenlanger Sperrungen aufgrund von Bauarbeiten – bringt die Menschen, die auf der Elbinsel wohnen, nicht gut über die Elbe, sondern zur Verzweiflung. Hamburg braucht jetzt die Verlängerung der U 4 nach Süden, im ersten Schritt als mit einem Radweg verbundenen Hochbahn über den Grasbrook und den Spreehafen bis zum Norden Wilhelmsburgs an der Georg-Wilhelm-Straße und Harburger Chaussee. Dort warten die Menschen auf zuverlässige Verbindungen über die Elbe. Eine U 4 allein bis zum Grasbrook wäre eine U-Bahn in die Sackgasse, eine bis zur Elbinsel verlängerte U 4 ein Projekt für ein Klimaschutzsofortprogramm. Als unmittelbare Sofort-Maßnahme und Vorlauf für die U 4 nach Harburg muss schon im Jahresfahrplan 2022/2023 eine Expressbuslinie 34 Mal vom Hauptbahnhof Hamburg zum Bahnhof Harburg eingerichtet werden. Sie sollte über die Schnellbahnstationen Elbbrücken und Veddel, durch die Georg-Wilhelm-Straße im Reiherstiegviertel und durch Kirchdorf bis zum Bahnhof Harburg geführt werden, ähnlich wie der Nachtbus 640. So wäre auch der Bahnhof Harburg mit seinen vielen Regional- und Fernbahnverbindungen umstiegsfrei aus der dicht bewohnten Elbinsel erreichbar. Der Bürgermeister und der Verkehrssenator müssen endlich die ganze Stadt im Blick haben und nicht nur die nördliche Halbstadt.

Michael Rothschuh

Update für Fährangebot

20./21. August: „Pendler aus dem Süden brauchen starke Nerven. S-Bahnen und Metronom fahren nur eingeschränkt – das führt zu extrem langen Fahrzeiten“

Ich wohne (wie mehr als 53.000 weitere Personen und perspektivisch im Zuge der geplanten neuen Wohnviertel noch einige Zehntausende mehr) in Wilhelmsburg und arbeite in Altona. Mehrmals die Woche nutze ich mit meiner Abo-Karte die S-Bahn-Verbindung zwischen Altona und Wilhelsmburg – normalerweise. Aufgrund des Ersatzverkehrs nehme ich seit ein paar Wochen alternativ die Fähre 73 zwischen Ernst-August-Schleuse und den Landungsbrücken. In Verbindung mit dem Fahrrad ist das großartig! Wunderschön und zudem praktisch. Diese Verbindung über das Wasser wird viel und gern von Inselbewohner/-innen genutzt. Aktuell ist die Fähre besonders voll, da einige damit den Ersatzverkehr umgehen möchten, und die Linie zudem bei Touristen/-innen sehr beliebt ist. Und es zeigt sich, dass die Nachfrage das Angebot sichtbar übersteigt, bzw. dass das Interesse an dieser Verbindung groß ist. Seit Jahren wird eine Ausweitung des Fährangebots auf die Wochenenden und eine Erhöhung des Taktes tagsüber (mitunter fährt sie nur alle 40 Minuten) von Bewohner/-innen der Elbinsel gefordert – und dies ist jetzt akuter und relevanter denn je. Wie in allen Mobilitätsbereichen gilt auch hier: Ein attraktives Angebot führt zu einer entsprechend höheren Nutzung. Das bestehende Fährangebot zwischen der Elbinsel und den Landungsbrücken ist unzureichend und verdient ein Update.

Christina Veldhoen

Ich bin gegen das Monstrum!

19. August: „Commerzbank-Tochter steigt beim Elbtower ein“

Ein so prägendes Bauwerk, das das Erscheinungsbild Hamburgs derart verändert, sollte die Zustimmung der Hamburger Bevölkerung haben und nicht einfach von der Stadtentwicklungsbehörde entschieden werden. Ich bin empört, dass Herr Benko sich auf Kosten Hamburgs hier ein Denkmal setzen darf, von dem im Übrigen hauptsächlich er profitiert. Wir Hamburger sicher nicht. Ich bin gegen dieses Monstrum!

Christian Fischer

Die Innenstadt ist für alle

12. August: Leitartikel „Die ganze Stadt im Blick? Die Politik starrt auf die Szeneviertel. Hamburg ist mehr als Eimsbüttel“

Auf zwei besondere Aspekte der selektiven Wahrnehmung möchte ich hinweisen: Zum einen führt die selektive Wahrnehmung zu einer Ungleichbehandlung der Stadtteile. Die Stadtteile, die weniger Aufmerksamkeit bekommen, werden eher mit ihren Problemen alleingelassen und unpopuläre Projekte werden eher in solchen Stadtteilen realisiert. Zum anderen führt die Betonung der innenstadtnahen Stadtteile dazu, dass sich die Innenstadt vom Rest der Stadt entkoppelt. Die Innenstadt wird faktisch umgewidmet – vom Zentrum aller Hamburger zu einer verkehrsberuhigten Anwohnergegend für diejenigen, die dort oder im unmittelbaren Umfeld wohnen. Das ist nicht die Funktion einer Innenstadt: Die Innenstadt ist für alle Hamburger da!

Dr. Henning Löwe

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