Ein Schritt gegen Altersarmut

8. August: Mein Morgen-Land: „#IchBinArmutsbetroffen“

In dem Musterbeispiel einer scheidungsbetroffenen Alleinerziehenden wird deutlich, dass Armut häufig die direkte Folge eines veralteten Familienfinanzierungsmodells ist: Frau heiratet und bekommt und versorgt die Kinder. Der Mann versorgt die Frau samt Kindern. Doch wehe, wenn dieses Modell zerbricht! Faktisch ist die „Versorgungsehe“ schon lang gefährdet, immer mehr Paare trennen sich trotz ihrer Kinder, Scheidung oder gar ledig bleiben ist für Mütter ein hoher Garant für Altersarmut. Dabei sind es gerade die nachwachsenden Generationen, die von den Müttern großgezogen werden, jene Menschen, ohne die es für alle keine Rente gäbe! Wie wäre es, wenn Mütter für ihre Kindererziehung pro Jahr einen ganzen Rentenpunkt erhalten? Zurzeit erhalten sie für 18 Jahre Kindererziehung 1,5 solcher Punkte (für Kinder, die vor 1992 geboren sind, werden 36 Monate als „Erziehungszeit“ angerechnet und das ergibt ca. 34 Euro Rente für die gesamte Kindererziehungszeit von ca. 18-20 Jahren) – ein Azubi in einem Handwerksberuf erhält nach den ersten paar Lehrjahren schon genauso viel! Das wäre nicht nur ein Schritt gegen die überwiegend weibliche Altersarmut, sondern auch für die Wertschätzung von Care-Arbeit überhaupt. Sie ist mindestens so ein großes „Fachgebiet“ wie das eines Handwerkers im dritten Lehrjahr.

Stefanie Schlick

Von den Besten lernen...

8. August: „Grüne wollen bei Bildung von Finnland lernen“

Endlich! Statt immer wieder das Rad neu erfinden zu wollen und dabei ideologische Experimente auf dem Rücken der Schüler (und Lehrer) durchzuführen und bestenfalls nur Mittelmaß als Resultate zu erreichen, sollte man einfach von den Besten lernen, die über Jahre bewiesen haben, dass mit ihrem System dauerhaft Top-Ergebnisse erzielt werden. In der Wirtschaft längst gute Praxis, in der Politik hoffentlich immer öfter.

Frank Hertig

Löcher im grünen Mäntelchen

8. August: „Straßen bleiben beleuchtet. Senat erarbeitet Energiesparplan – Dimmen von Laternen auch wegen der Sicherheit kein Thema“

Auf die Abendblatt-Anfrage, wie Hamburger Institutionen Energie sparen, antwortet die Pressesprecherin der Deutschen Bahn (DB), dass diese ohnehin das klimafreundlichste und energieeffizienteste Verkehrsmittel sei und seit Jahren Energiesparmaßnahmen vorantreibe. Das ist im Prinzip richtig, aber in der Realität leider falsch. So brennt am helllichten Tage am derzeit wegen Bauarbeiten vollständig geschlossenen S-Bahnhof Diebsteich seit Tagen die komplette Bahnsteigbeleuchtung sowie die Lampen an den Infotafeln und im Treppenaufgang. Fast könnte man meinen, die im S-Bahnbetrieb hoch defizitäre Deutsche Bahn (DB) bekäme ihren Strom zum Nulltarif. Das grüne Mäntelchen, dass sich die DB gerne umhängt, hat leider in der Realität erhebliche Löcher.

Jutta Wallmann

Immer sollen die Bürger ran

6./7. August: „Duschen, heizen, kochen, waschen – die besten Tipps zum Energiesparen“

Es ist immer dieselbe Leier: Um Schaden von der Republik abzuwenden, sollen die Bürger ran. So war es mit der Banken- und der Eurokrise, als die Leitzinsen bis auf 0 reduziert wurden, um den Euro und vor allem die notleidenden Staaten zu retten, wir aber unsere Renten- und Sparpläne opferten. Schlimmer noch, in der Folge kletterten die Immobilienpreise und damit die Mieten dank des billigen Geldes, was Investoren anlockte. Die Banken aber, die gerettet wurden, haben nichts zu ihrer Rettung beigetragen. Jetzt geht es schon wieder los: Die Bürger sollen Energie sparen, sollen weniger kochen und heizen. Nur, dieses Einsparpotenzial ist so gering, das es nicht ins Gewicht fällt. Es dient nur dazu, dass „wir alle“ etwas beitragen, ein Solidaritätsgefühl geweckt wird, damit die Last, die wir tragen müssen, erträglicher erscheint. Wir sollen in neue Heiztechnologie, in Dämmung, in effizientere Geräte investieren, obwohl wir bereits enorm genau diese Bereiche erneuert haben. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir Öl und Gas sparen können, haben Solarmodule und -thermie auf den Dächern installiert, Pellets- oder Holzheizungen angeschafft. Die aber, deren Einsparbeitrag wirklich spürbar ist, bleiben unerwähnt. Die Industrie darf weiter Energie verbrauchen und wird als Hauptverbraucher gar nicht mehr erwähnt. Sie hat eine starke Lobby, die sofort die Keule „Arbeitsplätze“ schwingt. Wenn es heißt, dass alle verzichten müssen, dann betrifft es auch die Industrie. Leider vergisst auch das Abendblatt, dass einseitige Lastenverteilung niemandem hilft.

Hellmut Dürr

Unselige Verquickung

6./7. August: „Ein Hamburger Patriot. Max M. Warburg gründete vor 100 Jahren den Übersee-Club – und hinterließ auch sonst in der Stadt viele Spuren. Doch dann musste er vor den Nazis fliehen“

Wenn es einen Olymp gäbe, auf dem die Helden des Gemeinwesens thronen könnten, für Max M. Warburg wäre dort ein Platz auf dem höchsten Rang zu reservieren. Dem Abendblatt sei Dank, dass wir seine Vita in derart bewegenden Bildern erleben durften. Freilich so licht diese Bilder aus der Vergangenheit auch sind, der Name Warburg weist in der Gegenwart doch einige Schatten auf, die sehr schmerzen. Die unselige Verquickung mit dem Cum-Ex-Geschehen wiegt schwer und zerrt an der Reputation eines in der Vergangenheit über jeden Zweifel erhabenen Bankhauses. Und schlimmer noch: Weitaus schwerer wiegt die Uneinsichtigkeit, mit der jegliches Eingeständnis schuldhaften Verhaltens abgelehnt wird. In der Strafrechtspraxis wirkt derartige Halsstarrigkeit strafverschärfend, in der Öffentlichkeit, um es vorsichtig zu formulieren, irritierend. Deshalb ist dem Bankhaus dringend anzuraten: Kommen Sie zur Einsicht und zur Demut. Ihr mit 13 Millionen Euro besoldeter Inspirator ist offensichtlich bereit, reinen Tisch zu machen. Seien Sie konsequent, und lassen Sie sich auch zu dieser Umkehr inspirieren. Auch andere Sünder haben sich zu ihrer Schuld bekannt: mea culpa, mea maxima culpa – und damit die Gerechtigkeit wieder ins Gleichgewicht gebracht. Oder biblisch gesprochen: Ein reuiger Sünder wird mehr himmlische Freude bereiten als neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

Prof. (em.) Dr. Klaus-Peter Martens

Den Unsinn rückgängig machen

6./7. August: „Lauterbach hat Corona: So geht es dem Gesundheitsminister. Trotz vierfacher Impfung hat sich der SPD-Politiker mit dem Virus infiziert“

Es hätte richtigerweise heißen müssen: „So schützen sie sich nicht vor Corona.“ Denn auch der vielgeimpfte Dauermaskenträger Karl Lauterbach konnte sich einer Corona-Infektion nicht entziehen. Es geht ihm wie so vielen „Durchgeimpften“ in dieser Zeit: Sie infizieren sich trotzdem. Ungeachtet dieser Erkenntnis müssen manche gerade um ihren Arbeitsplatz kämpfen und ein faktisches Berufsverbot fürchten, allein weil sie nicht geimpft sind. Darunter sind paradoxerweise auch Ärzte, die in letzter Zeit häufig Dienste übernommen haben, die geimpfte Kollegen wegen ihrer Corona-Infektion nicht leisten konnten. Eine stichhaltige Begründung für eine einrichtungsbezogene Impfpflicht gibt es in der gegenwärtigen Lage noch weniger als zu der Zeit, als dieses Gesetz beschlossen wurde. Man sollte jetzt wenigstens den Mut und das Verantwortungsbewusstsein haben, diesen folgenschweren Unsinn wieder rückgängig zu machen. Über all dem schwebt aber ein Gesundheitsminister, der diese Realitäten ignoriert, das Impfen forcieren will, und der weiterhin auf Spaltung und Ausgrenzung setzt.

Peter Garten

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