Evaluation – ein Fremdwort?

4. August: „Corona: Diese Regeln sollen im Herbst gelten. Die Ampelminister Lauterbach und Buschmann haben sich auf ein Paket geeinigt – mit Maskenpflicht und 3G-Nachweisen“

Die Corona-Regeln für den Herbst sind leider durch keinerlei Daten belegt. Evaluation ist im wahrsten Sinne des Wortes im Gesundheitsministerium ein Fremdwort. Man möchte nicht einmal auf die Fachleute von der Stiko hören. Ohne Impf-Abo alle drei Monate entfallen die Bürgerrechte komplett. Dabei hat sogar unsere Außenministerin eindrucksvoll belegt, dass eine vierte Impfung bei jungen Menschen keinen nennenswerten Schutz bietet. Diesen Irrsinn tragen immer weniger Bürger in unserem Land mit. Die angestrebten Regeln unterscheiden sich auch nur marginal von einem Lockdown. Es gibt aber eine Signifikanz auf einem anderen Gebiet. Unter den Corona-Regeln hat sich die Suizidrate bei Kindern und jungen Menschen signifikant gesteigert. Offenbar hat diese soziale Gruppe keinen eigenen Wert in unserer Gesellschaft. In erster Linie möchte man offenbar die Gewinnmargen der Pharmariesen sichern.

Christiane Dornecker

Zuschuss nur für Bedürftige

3. August: „Senator: 9-Euro-Ticket ersparte bis fünf Millionen Autofahrten im Monat. Positives Fazit im HVV-Bereich. Doch wenn es kein Nachfolgeangebot gibt, drohen Preiserhöhungen“

Aus dem Artikel geht leider nicht hervor, auf welcher konkreten Zahlenbasis Herr Tjarks so weitreichende Schlussfolgerungen zieht. Denn es ist mehr als unwahrscheinlich, dass 54 Prozent der 9-Euro-Ticket-Nutzer befragt wurden, weil das einige 100.000 Menschen wären. Es wird daher eine oder mehrere Einzelbefragungen gegeben haben, bei denen weder die Zahl der Befragten bekannt ist, noch ob es sich um eine repräsentative oder Zufallsbefragungen handelte. Darüber hinaus wird der öffentliche Nahverkehr ohnehin mit Steuermitteln bezuschusst und braucht weitere Milliardeninvestitionen (besonders die Bahn), damit die Verkehrswende gelingen kann. Daher ist ein allgemeiner Zuschuss nach dem Gießkannenprinzip für alle Nutzer – von denen die meisten die Fahrkarten selbst bezahlen können – eine Verschwendung von Steuergeldern. Ein Zuschuss sollte lediglich den Bedürftigsten gewährt werden. Ansonsten sollte geprüft werden, ob das Tarifsystem einfacher gestaltet werden kann und welche Verbindungen effizienter gestaltet werden können.

Beate Hille

Defizite zahlt der Steuerzahler

Günstige Fahrpreise im ÖPNV sind grundsätzlich eine gute Sache, allerdings aber auch eine Milchmädchenrechnung, denn alle Verluste, Defizite oder fehlende Einnahmen gleicht letztlich der Steuerzahler aus. Den wenigsten Politikern ist bewusst, wessen Geld sie eigentlich ausgeben, betriebswirtschaftliche Grundregeln werden ignoriert. Dies gilt insbesondere auch für Investitionen in den ÖPNV, die leider meist politisch statt fachlich entschieden werden. Hamburg leistet sich die teuerste „Hardware“ (Batteriebusse, U-Bahn), obwohl es nachweislich in Bau und Betrieb bessere und günstigere Alternativen gibt. Ein bereits seit Jahren teurer HVV wird insbesondere nach Fertigstellung der U 5 einen noch schlechteren Kostendeckungsgrad erzielen.

Jens Ode

Noch mehr Freizeitverkehr

Schaut man sich die Daten an, die das Statistische Bundesamt zur Nutzung des Tickets im Monat Juni veröffentlicht hat, stellt man fest: Das wichtigste politische Ziel, Berufspendlerverkehr vom Auto auf die Bahn zu verlagern, wurde nahezu komplett verfehlt. Der Anteil dieser Nutzer ist äußerst gering. Das Ticket wurde ganz überwiegend im Freizeitverkehr genutzt. Natürlich ist auch hier eine Verlagerung vom Pkw auf die Bahn sinnvoll. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Ein großer Teil der Fahrten im Freizeitverkehr ist nicht vom Pkw verlagert worden, sondern durch das günstige Angebot zusätzlich erzeugt worden. Ist das wirklich im Sinne der Verkehrswende, zusätzlichen Verkehr zu erzeugen und das auch noch mit Milliardensubventionen? Wohl kaum. Dieses Geld ist sinnvoller angelegt für den Ausbau und die Sanierung der Bahn! Der Vorschlag des VDV, als Nachfolge ein bundesweit gültiges Nahverkehrsabo für 69 Euro anzubieten, geht in die richtige Richtung, weil es einerseits die Idee des vereinfachten Zugangs zum ÖPNV aufgreift und andererseits unnötige Milliardensubventionen vermeidet, die dringend zum Infrastrukturausbau benötigt werden.

Bernd Plath

Millionengehälter senken

2. August: „Eine Reise, ein Rausch – und jetzt eine Bitte“ und Leserbrief: „Beste Werbung für den Fußball“

Die neuerwachte Freude am Fußball des Leserbriefschreibers aus Anlass der Frauenfußball-EM ist verständlich. Mir ging es ähnlich. Man kann nur hoffen, dass der Frauenfußball in Zukunft nicht eine solche Entwicklung nimmt, wie es in den letzten Jahren und Jahrzehnten bei den Männerprofis geschehen ist. Siebenstellige Ablösesummen und Jahresgehälter weit jenseits der Million sind kaum vertretbar und korrelieren in seltensten Fällen mit einem Anstieg der Leistung auf dem Fußballfeld. Es gibt doch auch Einkommensbereiche unterhalb der Million, wo man gut und glücklich leben und sportlich alles geben kann. Und hier könnte sich die kickende Damen- und Männerwelt auf Augenhöhe treffen, um auch die Frage der Einkommensgerechtigkeit abzuhaken. Und aller Voraussicht nach hätte auch die Fangemeinde, ob am Bildschirm oder im Stadion etwas davon.

Jan Troje

„Waffenschein“ für’s Internet

3. August: „,Leute rufen zu meiner Ermordung auf‘. Gesundheitsminister Karl Lauterbach über Hetze im Netz, den Corona-Herbst und wie er die Anti-Covid-Pille Paxlovid besser einsetzen will“

Wäre das Internet ein Land, dann hätte es heute den sechstgrößten Energieverbrauch der Welt. Und wofür verbrauchen wir diese enormen Ressourcen? Zu einem Großteil für die Verbreitung von Hass, Hetze, Morddrohungen, belanglosen Inhalten, demokratiegefährdender Manipulationen, Fake News. Mehr noch, das Internet ist zu einer gefährlichen Waffe geworden, die bereits Menschenleben gefordert hat. Wäre es da nicht naheliegend, analog zum Waffenschein, eine Internet-Benutzungserlaubnis einzuführen? Nach Bedarfs- und Sachkundenachweis wird man mit Namen und Adresse registriert. Social-Media-Plattformen wären überflüssig, alle Trollfabriken müssten geschlossen werden, allen Pädophilen wäre, zumindest im Internet, die Verbreitung solcher Inhalte nicht mehr möglich, vielleicht würde sogar der sachliche Diskurs zurückkehren und ein gedeihliches Zusammenleben wieder möglich. Ganz zu schweigen vom Zeitgewinn und der Einsparung an CO2.

Dieter Klann

Geldtransfer erst nach Ankunft

3. August: „,Die Vorkasse gehört abgeschafft‘. Angesichts des Flug-Chaos fordert Deutschlands Verbraucherschutz-Chefin Pop ein hartes Durchgreifen“

Vorkasse ist sinnvoll und risikolos, solange bei Problemen eine schnelle Rückzahlung gesichert ist. Dazu muss das Geld bis zur Ankunft oder Kofferausgabe am Zielort bei einer vertrauenswürdigen Stelle hinterlegt werden. Das passiert z. B. für Ferienunterkünfte bei den großen Ferienwohnungsportalen. Die Miete bekommt der Vermieter erst, wenn sich der Reisende bis 24 Stunden nach vertragsgemäßem Mietbeginn nicht beschwert hat. Dieses Modell wäre auf die Airlines übertragbar. Sie hätten ausreichend Planungssicherheit, blieben aber bis zur Ankunft motiviert, die Reise ordnungsgemäß durchzuführen.

Dirk Emmermann

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