Billige Tickets, höhere Steuern

3. August: „Senator: 9-Euro-Ticket ersparte bis fünf Millionen Autofahrten im Monat. Positives Fazit im HVV-Bereich“

Eine Fortsetzung der 9-Euro-Sedierungs-Aktion kann rein rechnerisch nur durch eine Steuerumverteilung bzw. -erhöhung in einem dreistelligen Millionenbetrag für den schon vorher subventionierten HVV erfolgen, oder es müsste bei anderen Ausgaben gespart werden. Das sollte jedem klar sein, der das fordert und wünscht. Die Kosten-Nutzen-Kalkulation unserer Landesregierung hat sich offensichtlich dagegen entschieden. Die Übergangsmaßnahmen, wie die Verlosung von 999 billigen Tickets und kleinen weiteren kurzlebigen Placebo-Pillen, empfinde ich als eher peinliche Vertuschungsstrategie, die belegt, wie die Entscheidungsträger über die Hamburger denken. Mein Wunsch wäre das 365-Euro-Ticket nach Wiener Vorbild. Das kostet den Steuerzahler einiges, aber wenn man alle bisher unberücksichtigten Faktoren wie z.B. Umweltschutz, Entlastung des Straßenverkehrs usw. mit einbezieht, und wenn das so organisiert wird, dass der HVV die Aufwendungen für den Fahrkartenverkauf radikal herunterschrauben kann, sieht die Rechnung schon anders aus. HVV-Verkaufsstellen würden entlastet und die Busfahrer könnten sich noch besser auf den Straßenverkehr konzentrieren.

Uwe-Carsten Edeler

ÖPNV noch attraktiver machen

Der Hamburger Senat sollte aus eigener Kraft viel für die Attraktivität des ÖPNV tun: Radikale Durchforstung des HVV-Tarifdschungels, kürzere Taktungen, mehr Pünktlichkeit (insbesondere bei der S-Bahn), schnellere Erledigung von Bauarbeiten und Preisgestaltung nach tatsächlich entstandenen Kosten statt nach dem ungeeigneten Index.

Wieland Schinnenburg

Putin wird nicht aufgeben

2. August: „,Flieht vor den Russen, rettet euer Leben‘. Die Ukraine will Donez evakuieren“

Begreift der ukrainische Präsident endlich, dass Durchhalteparolen und Appelle an Stolz, Ehre und Vaterlandsliebe die unbarmherzige, verbrecherische und menschenverachtende russische Kriegsführung letztlich nicht stoppen können? Die Getöteten können keinen Stolz und auch keine Vaterlandsliebe mehr empfinden, um sie kann nur noch getrauert werden. Und Putin wird seine Ziele leider nicht aufgeben. Darauf hat sich die ukrainische Regierung einzustellen und sich als oberstes Ziel zu setzen, Menschenleben retten zu wollen und die unerträgliche Zerstörung ihres Landes zu verhindern. In diesem Fall ist ein mit Bedingungen und Akzeptanzen (z.B. Neutralität der Ukraine, Anerkennung der VR im Donbass als unabhängige Staaten, Landzugang zur Insel Krim und deren Anerkennung als russisches Territorium) ausgestaltetes Aufgeben kein Zeichen von Schwäche, sondern notwendige Erkenntnis der bitteren Realität in der Ukraine.

Udo Bauer

Bayreuth nur mit Chihuahua

2. August: „Die Götter könnten verrückt sein. Der ,Rheingold‘-Auftakt vom neuen Bayreuther ,Ring‘ behauptet vieles, löst aber nicht alles ein oder auf“

Zwei Wochen vor der Premiere bot mir ein Freund einen Kartensatz für die Premiere des „Ring“ an, Wert 1200 Euro. Eine Sekunde überlegte ich, das Geschenk anzunehmen. Doch – spielte nicht mein letzter Festspiel -„Ring“ im Rotlichtmilieu, wo überwiegend Zuhälter und Nutten agierten? Hatte nicht Wagner einen korrupten Gott scheitern lassen, von einer gierigen Gattin angestiftet? Das Scheitern eines Zuhälters hätte ihn wohl kaum zu einem derartigen Werk inspiriert. Nein, nicht noch einmal wollte ich dieses gewaltige Werk von einem künstlerischen Zwerg (Regisseur Schwarz) zerlegt sehen. Also dankte ich meinem Freund – und machte mit den vier Karten womöglich einen anderen Menschen glücklich. Heute wird gemeldet, dass Wotan mit seinem hölzernen Sessel zusammengekracht ist, und die Vorstellung einem Ersatzspieler überlassen musste. Erst wenn in der Regie die Riesen zu Zwergen und der Drache zu einem Chihuahua mutiert sind, komme ich wieder. Was hatte mir Katherina Wagner 2011 in einer Berliner Kneipe anvertraut: „Ich werde das alte Bayreuth zerstören.“ Nun kann sogar für das „neue“ Bayreuth bestätigt werden: Mission completed!

Cord Garben

Das „Problem“ friedlich lösen

2. August: „Vorsicht: Nicht reintreten! Darf die Kuh, wenn sie muss?“

Ich stelle mir vor, dass man das erwähnte „Kuhfladen-Problem“ mit Gelassenheit, Humor und ein wenig Einfallsreichtum sehr friedlich lösen könnte. Wie wir alle wissen, gibt es in den baumlosen Höhen des Himalaya keinen Energiemangel, weil die Menschen dort den getrockneten Dung von ihren zuverlässigsten Energielieferanten, den Yaks, als Brennmaterial verwenden. Wäre es in Zeiten drohender Energieknappheit in der westlichen Welt nicht sinnvoll, hier einmal über eine Nachahmungsmöglichkeit nachzudenken? Vielleicht könnte man ja sogar den heimischen Kühen Einiges an wohlriechenden Kräutern zu fressen geben, um unsere anspruchsvollen Riechorgane vor unliebsamen olfaktorischen Überraschungen dieses speziellen Heizmaterials am gemütlichen heimischen Kaminfeuer zu bewahren. Preiswert und ökologisch vertretbar wäre es auf jeden Fall. Ohne Reintreten, Streit und Bußgeld.

Margret Paech

Mehr Bedeutung für Frauen

30./31. Juli: „,Bürger:innen-Service‘ statt ,Kundenzentrum‘?“ und Leserbriefe

Wie lange gendern wir schon? Und das sehr gerne im maskulinen Generikum! Was ist nun so schlimm daran, andere Generika mitzubenutzen? Unsere tollen Fußballspielerinnen sprechen sehr oft im maskulinen Generikum, weil sie es nicht anders zu hören bekommen. Als Spielerin bist Du nicht so viel wert wie ein Spieler, eigentlich ganz verständlich, oder? Alle Sprachen, die sich aus dem Lateinischen entwickelt haben, besitzen ein feminines Generikum, mann(!) hat es nur in einigen Sprachen einfach abgeschafft, weil es doch so umständlich zu sprechen ist. Und in fast allen diesen Sprachen gibt es noch bestimmte Ausdrücke, die es auch in der weiblichen Form gibt. Im Norwegischen werden z.B. die Verben nicht mehr konjugiert, versuchen sie das mal in Deutschland. Jede Sprache hat ihre Eigenheiten und wenn Frauen mehr Bedeutung in unserer Gesellschaft erlangen sollen, dann gehört ihre deutliche Erwähnung auch dazu. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir ein paar Hundert Jahre lang nur die weibliche Form benutzen, aber da höre ich schon die Männer aufschreien.

Linda Schlüter

Schwingungen durch Abriss

27. Juli: „Wie man einen Bunker möglichst leise abreißt“

Aus meiner Sicht als betroffener Anwohner hat der Bauherr Hubertus Heumann das Abrissverfahren des Bunkers etwas sehr positiv dargestellt. Leider zeigen nämlich die Erfahrungen der ersten Abrisswoche, dass es zu erheblichen Bodenschwingungen kommt: Betroffene Anwohner in den Nachbargebäuden des Bunkers machen tagsüber „Erbeben-ähnliche“ Erfahrungen. Die Nachbargebäude erfahren große Schwingungsübertragungen über die Bodenplatte des Bunkers, so dass sogar Zimmerpflanzen in Blumentöpfen in große Schwingungen geraten. Das Hinzuziehen von Bausachverständigen bzw. dem Bauamt wird jetzt zeitnah zeigen müssen, ob die gründerzeitliche Nachbarschaftsbebauung mit erhaltenswerten fünfstöckigen Wohnhäusern auf Eichenpfahlgründungen diese Abriss-Methode des Bunkers schadlos überstehen werden – oder diese schönen und gepflegten Altbauten dann selber zum Sanierungs- oder vielleicht sogar Abriss-Fall werden!

Dirk Jacobsen

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