Heile Welt – nur ein Traum

25. Juli: „Russland räumt Angriff auf Hafen von Odessa ein. Nach Vereinbarung zu Getreideexporten ruft Beschuss Entsetzen hervor“

Die Bundeswehr habe ich Mitte der 1970er nach fast vollständig abgeleistetem Wehrdienst als Kriegsdienstverweigerer verlassen. Aber: Wer Kanzler Scholz nun noch wieder einen Termin bei Putin erbitten sehen möchte, mag bedenken, dass Brandt und Bahr mit den russischen Imperialisten (damals unter „Sowjet“-Label) um das Jahr 1970 herum deshalb erfolgreich verhandeln konnten, weil sie die Bundeswehr mit 500.000 und die Westalliierten mit weiteren 400.000 Soldaten, primär US-Amerikaner, im Rücken wussten. Obwohl in den letzten 30 Jahren Angriffe aller russischen Präsidenten auf souveräne Nachbarn – Gorbatschow (Litauen 1991), Jelzin (Tschetschenien ab 1994), Putin (Tschetschenien ab 1999), Medwedew (Georgien 2008) und wieder Putin (Ukraine 2014 und wieder ab 2022) – hat Deutschland im selben Zeitraum unter sechs CDU/CSU- und drei SPD-Verteidigungsministern seine objektive, messbare Sicherheit konsequent zurückgefahren und sich parallel in eine heile Welt hineingeträumt. Daran sind keineswegs nur die weiblichen Verteidigungsminister der letzten zehn Jahre schuld. Es gilt, teils schwächer ausgeprägt, für den gesamten Westen. Vor wenigen Jahren berichtete im Haus Rissen der damalige Oberbefehlshaber der NATO-Luftstreitkräfte, US-General Gorenc, dass er im Zuge dieser westlichen Abrüstung jeweils rund drei Viertel an Menschen und an Material verloren hätte. Dabei weiß doch gerade Deutschland von Wilhelm II. und von Hitler, dass aggressive Imperialisten, egal welcher Ideologie, nicht durch Zureden gebremst werden.

Thomas Martini

Keine dauerhafte Lösung

25. Juli: „9-Euro-Ticket: SPD erhöht Druck auf Wissing. Parteichefin Saskia Esken verlangt zügigen Vorschlag des FDP-Verkehrsministers für Nachfolgemodell“

So ein 9-Euro-Billigticket vom ÖPNV ist dauerhaft keine gute Lösung. Kein Unternehmen kann so ein Angebot lange aufrechterhalten. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in den letzten Jahrzehnten die Fahrpreise in D-Mark bzw. Euro so günstig angeboten wurden, im Gegenteil. Reell wäre ein Jahresticket für 365 Euro. Das wäre pro Tag ein Euro. Vergleichsweise zu anderen täglichen Produkten ein Preis, der immer noch weit unter den Gesamtkosten der Anbieter liegt. Alle 16 Bundesländer sollten über ein einheitliches Tarifangebot verfügen und die soziale Komponente berücksichtigen.

Rita Humpke

Jahresticket überzeugt

Dass Christian Lindner nicht vom 9-Euro-Ticket überzeugt ist, glaube ich ihm sofort. Dagegen finde ich Herrn Lindners Verständnis von sozialer Solidarität nicht so überzeugend, dass ich ihn als Volksvertreter wählen würde. Überzeugender finde ich da schon die Idee eines bundesweiten ÖPNV-Jahrestickets für 365 Euro. Das ist zwar auch sehr viel billiger als bisher, aber für den Staat und die Verkehrsbetriebe bestimmt sicherer zu kalkulieren.

Rolf Tonner

Wiener Modell übernehmen

23./24. Juli: „Wo Hamburg helfen könnte – es aber nicht tut. Mehr Trinkbrunnen, kostenloser HVV für Bedürftige oder ein Zuschlag für arme Rentner: Warum Rot-Grün so zögerlich ist“

In Wien gibt es 1000 solcher Trinkbrunnen und in Hamburg arbeitet Hamburg Wasser an der Entwicklung eines Prototyps? Ich fasse es nicht. Warum kann man bei uns nicht einfach das Wiener Modell übernehmen? Aber wahrscheinlich gibt es wieder dutzende Vorschriften, die einzuhalten sind. Ein ehemals technisch führendes Land würgt sich mit seiner überbordenden Bürokratie selbst ab.

Dr. Thomas Koch

Ungerechte Verteilung

23./24. Juli: Kommentar: „Windräder: Zeit, dass sich was dreht“ und „Wo und wie soll Hamburg die Windkraft weiter ausbauen? Die Stadt muss bald 0,5 Prozent ihrer Fläche für Windräder nutzen. Antworten auf die wichtigsten Fragen“

Es ist mir absolut unverständlich, warum die Vier- und Marschlande zugepflastert werden sollen. Hamburg hat viele große Parkanlagen. Warum nicht Windkraftanlagen im Stadtpark, in der Alster oder in den Wallanlagen? Für Menschen, die in den Marschlanden wohnen, ist es auch nicht schön, abends auf blinkende Anlagen zu schauen. Aus meiner Sicht ist die Verteilung wieder typisch. Der „Hamburger“ will natürlich keine Anlagen sehen. Auch will der „Hamburger“ immer frisches Obst und Gemüse und Bio-Fleisch. Gerüche, Lärm, leuchtende Windräder für Öko-Strom, stinkende Bio-Gasanlagen, Gülle…, all das will der Städter nicht. Können ja die dämlichen Landeier ertragen. Hamburg ist ein Stadtstaat mit viel Land drumherum. Wäre es nicht fair, Windkraftanlagen auf alle Menschen zu schultern und nicht nur auf die, die das Glück haben, idyllisch auf dem Land zu leben, dafür aber kaum ÖPNV haben?

Daniela Reimers

Eine Schnapsidee

23./24. Juli: „,Uwe-Seeler-Stadion‘: Kühne würde es ermöglichen. Namensrechte-Inhaber ist für Umbenennung der Arena im Volkspark“

Die ganze Stadt trauert, egal ob Fußballfan oder nicht, ob HSV-Anhänger oder St.-Pauli-Fan. In einem ersten Reflex bringt sich nun Herr Kühne ein mit dem Vorschlag, das Volksparkstadion in „Uwe-Seeler-Stadion“ umzubenennen. Mit Verlaub, das ist wirklich eine Schnapsidee, aus zwei Gründen: Erstens war Uwe Seeler ein durch und durch uneitler Mensch, dem bestimmt nicht viel daran gelegen hätte, dass ein Stadion seinen Namen trägt. Und zweitens wäre es Uwe Seeler viel zu wichtig, dass das Stadion seinen Traditionsnamen behält – „so hieß es schon früher und so muss das sein“, hätte er gesagt! Also: Finger weg von dieser Idee, „Uns Uwe“ hätte es bestimmt nicht gewollt!

Otto Wyczig Hamburg

Danke Uwe, wir bleiben aktiv!

22. Juli: „Danke, Uwe! Er war HSV-Idol, Ehrenbürger, Deutscher Meister und Ehrenspielführer der Nationalmannschaft – aber vor allem war er ein echter Hamburger“

Überall wird „uns Uwe“ gewürdigt – eine in jeder Hinsicht beeindruckende und unvergessliche Persönlichkeit. Ein besonderer und zugleich typischer Wesenszug von Uwe sei aber noch ergänzt: Uwe hat sich immer für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und deren sportlicher Teilhabe eingesetzt. Sei es über die Ausstattung der Mannschaften, bei der Würdigung zum Uwe-Seeler-Preis, mit finanzieller Unterstützung von Veranstaltungen oder zuletzt gemeinsam mit den Ehrenbürgern Prof. Dr. Michael Otto und Prof. John Neumeier mit dem Aufruf an die Hamburger Bevölkerung, diese Menschen für die Weltspiele 2023 zu unterstützen. Das und vieles mehr, was Uwe Seeler als sozial engagierten Menschen ausmachte, wird von ihm weiterleben. Gerade diese sportbegeisterten Menschen sagen: Danke Uwe, wir bleiben aktiv!

Andreas Klitsch,

Vorsitzender Brücken für Kinder e.V.

Und als nächstes Nacktbaden?

23./24. Juli: „Oben ohne für alle in Eimsbüttel. Bezirk beschließt neue Badeordnung – die letzte Entscheidung haben die Betreiber“

Jeder soll baden, wie er sich wohlfühlt? Das ist dekadent, und Frauen müssen mit sexistischen Bemerkungen rechnen. Kommt als nächstes Nacktbaden im öffentlichen Schwimmbad? Es ist grotesk, dass sich Frauen in vielen Ländern total verhüllen müssen und hier sollen alle Hüllen fallen.

Antje Netz

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