Die Sanktionen schaden uns
18. Juli: „Energiekrise: Faeser warnt vor radikalen Protesten. Innenministerin fürchtet soziale Verwerfungen wegen steigender Gaspreise und Kommentar: Großmäuligkeit kein gutes Rezept. Spirale der Sanktionen verkürzt den Krieg nicht“
Ich bin als Bürger empört. Da warnt die Innenministerin vor sozialen Verwerfungen und diskreditiert bereits im Vorfeld Teilnehmer von Protesten und Demonstrationen, die ihrem Recht nach einer demokratischen Meinungsäußerung Ausdruck verleihen wollen, als mögliche Demokratieverächter und Rechtsextremisten. Und wer sich zu Recht nicht diesen Gruppen zugehörig fühlt, also sich beispielsweise der sogenannten politischen Mitte zurechnet, solle nicht die Ängste derer befeuern, die von den steigenden Preisen besonders hart getroffen würden. Nach meiner Interpretation heißt das, man sollte das Problem der Verantwortlichkeit nicht benennen. Erfreulich, dass Sie in der heutigen Ausgabe dem renommierten Journalisten und Juristen, Heribert Prantl, den Raum geben, dass Problem zu benennen. Kurz gesagt, den empörenden völkerrechtswidrigen Krieg hat Russland begonnen, den Wirtschaftskrieg hingegen, mit der Verhängung von Sanktionen, haben wir begonnen. Besser gesagt, nicht wir, nicht die Bevölkerung. Sondern die Regierung mit Zuspruch von großen Teilen der Opposition. Die Wirtschaftssanktionen müssen ausgesetzt werden. Sie haben nicht den gut gemeinten, erwünschten Erfolg erzielt, die Russen zum Einlenken und aus der Ukraine zu bewegen. Die Sanktionen schaden uns, unserer Gasversorgung, den einkommensschwächeren Teilen der Bevölkerung und unserer Wirtschaft. Und damit ist auch der Ukraine nicht geholfen. Es wird Zeit umzusteuern.
Reiner Gorning
Amtlichen Regeln anpassen
16. Juli: „Bäume statt Beton. Die Sommer werden immer heißer. Darauf müssen die Städte reagieren“
Die Realität in Hamburg sieht leider anders aus. Begrünte Hochhäuser alleine werde es nicht richten. Die Städte gleichen in vielen Vierteln nicht nur Betonwüsten, sondern die Hamburger Politik trägt mit dazu bei, solche entstehen zu lassen. Für einen Bahnhof am Diebsteich, den niemand braucht – außer ebendiese Investoren, die die Betonwüsten errichten – wurden ein 10.000 Quadratmeter großes Feuchtbiotop beseitigt und 425 Bäume abgehackt. Von diesen Bäumen im städtischen Kerngebiet werden aber nur 90 nachgepflanzt. Und dies noch nicht einmal auf Hamburger Stadtgebiet, sondern in einem Naturschutzgebiet in Schleswig-Holstein. Zudem müssen nur dann Bäume nachgepflanzt werden, wenn der gefällte Baum einen Stammdurchmesser von mehr als 25 cm hat. Aber auch Bäume, die dieses Kriterium nicht erfüllen, haben einen positiven Effekt auf das Stadtklima. Aber das wird geflissentlich übersehen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Straßenbäume in Hamburg seit Jahren kontinuierlich abnimmt. Und für ein weiteres umstrittenes Projekt, dem Neubau der Sternbrücke, sollen in den nächsten Jahren weitere 88 Bäume geopfert werden. Dabei weiß jeder, dass die Kühlungswirkung eines ausgewachsenen Stadtbaums mehr als einhundert mal so groß ist, wie die eine nachgepflanzten jungen Baumes. Leider sehen aber die offiziellen Nachpflanzregeln nur einen 1:1 oder bestenfalls 1:2 Ersatz vor. Erst bei einer Nachpflanzung von 100 Bäumen für jeden umgesägten alten Baum wäre halbwegs Klimaneutralität gesichert. Wann endlich werden die amtlichen Regeln dem Klimawandel entsprechend angepasst? Und der grüne Umweltsenator schweigt zu diesem Thema, unverständlicherweise.
Michael Jung
Überbietungswettbewerb
18. Juli: „Gewerkschaft: „Das 9-Euro-Ticket macht krank“. Züge sind verschlissen, das Personal überlastet: Folgen des Ansturms auf die Bahn wirken sich aus“
Die Aussage stützt meine persönliche These: Erst die Bahn sanieren, dann über neue Fahrpreismodelle nachdenken. Ich kann die Aussage der Gewerkschafter mit persönlichen Erfahrungen bestätigen. Das betrifft sowohl den Fern- als auch den Nahverkehr. Erstaunlich auch die Aussage der Bahn, dass die Grundsanierung erst ab 2024 beginnen soll. Da haben sich nicht nur die jeweiligen Bahnvorstände, sondern auch die Verkehrsminister schuldig gemacht. Der derzeitige Überbietungswettbewerb der Politiker mit neuen Fahrpreismodellen ist wenig hilfreich.
Matthias Christen
Systematische Verschwendung
18. Juli: „Millionen Impfdosen müssen vernichtet werden. Grund ist Überlagerung der Vakzine. Kritik von Koalition und Opposition“
Unglaublich, da werfen uns unsere sogenannten Volksvertreter vor, immer mehr Lebensmittel in der Tonne zu entsorgen, weil sie unter anderem das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten haben. Und dann das. 3,9 Millionen Corona-Impfdosen müssen in Deutschland vernichtet werden, da sie abgelaufen sind. Auf diesem Wege wird unser Steuergeld systematisch verschwendet. Und das, obwohl viele Entwicklungsländer nicht ausreichend Impfstoff in der Corona-Pandemie besitzen. Und auch in Deutschland könnte der Corona-Impfstoff für alle für die zweite Booster-Impfung umgehend freigegeben werden. Aber die Ständige Impfkommission hält dies bei stetig steigenden Inzidenzwerten derzeit nur für über 70-jährige Bürger für notwendig, obwohl der Impfstoff in Australien bereits für über 30-jährige Bürger zur Verfügung steht. Ein skandalöser Treppenwitz deutscher Geschichte. Denn ich kenne mittlerweile mehrere Menschen, die weit unter 60 Jahre alt sind und dreimal gegen Corona geimpft wurden und trotzdem schwer an Corona erkrankten.
Roland Klose, Bad Fredeburg
Geht nach Büdelsdorf
15. Juli: „Die ganze Welt der Kunst in Büdelsdorf. Die NordArt ist eine der größten internationalen Kunstschauen. Bis Oktober zeigt sie Gewaltiges“
Vergesst die documenta 15, geht nach Büdelsdorf. Als Kind eines Kunstschaffenden Ehepaars habe ich auf Ausstellungen und Kunstschauen gelernt, Kunst zu verstehen (manchmal auch nicht), Schönheit zu empfinden und Zusammenhänge zu Aktuellem herzustellen. Nach Lektüre Ihres Artikels über die „NordArt“ in Büdelsdorf bei Rendsburg an diesem Wochenende und der „documenta 15“ am letzten Wochenende möchte ich allen zurufen: schaut Euch die Kunst in Büdelsdorf bei Rendsburg an! Kunst in Industriehallen und weitläufigen Parks: Interessant, lebendig, aktuell, überragend, schön und ganze nahe hier im Norden. Überhaupt kein Vergleich zur documenta, bei der es aktuell wenig attraktive Kunst, sondern nur viel Lärm gibt!
Dr. Rolf Eichenauer, Hamburg
Auswärtsfans Zugang sperren
18. Juli: „Glatzel, Glück und Glanzparaden. HSV zittert sich beim Saisonauftakt zum 2:0-Auswärtssieg bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig“
Ich gehöre nicht zu den Personen, die die Medien mit belanglosen Kommentaren zu irgendwelchen Problemen in der Welt belästigen. Aber nun ist mir der Kragen geplatzt. Ich habe Sonntag ein sehr schönes Fußballspiel in der 2. Liga gesehen. Der HSV hat glücklich in Braunschweig gewonnen. Das Wetter war toll, die Stimmung war gut. Nur einige Idioten in der Gästekurve haben den letzten Schuss nicht gehört. Bengals, Raketen, stinkender Qualm usw. haben in der Fußballwelt nichts zu suchen. Eine Bestrafung der Vereine ist nicht zielführende. Hier muss für die Auswärtsfans der Zugang gesperrt werden, solange die sich nicht benehmen können. Auch wenn dadurch einige vernünftige Fans betroffen sind. Aber die sind im Block dabei und wissen sicherlich, wer den Blödsinn verursacht.
Joachim Jäger Braunschweig
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