Hauptkirchen werden Statisten

14. Juli: „Deutschlands höchste Bar. Hotelkette von Robert De Niro wird öffentliche Terrasse in der 55. Etage des Elbtowers betreiben“

Robert De Niro soll uns also helfen, mit einem Drink an seiner 900 Quadratmeter großen Bar inclusive Ausblick auf unser schönes Hamburg, den Anblick dieses aus der Zeit gefallenen Wolkenkratzers zu ertragen. Die warnenden Stimmen von Architekten, dass dieser Bau durch den immensen Verbrauch von Stahl und Beton eine wahre CO2-Schleuder ist, dass Hochhäuser die Menschlichkeit vermissen lassen, innen kommunikationsfeindlich und außen von einer vierfach beschleunigten Windgeschwindigkeit umgeben sind, zählen nicht. Der Ehrgeiz unter den Stadtvätern deutscher Metropolen treibt in Hamburg seltsame Blüten. Die fünf Hamburger Hauptkirchen werden zu Statisten eines neuen Wahrzeichens degradiert. Die öffentlich zugängliche Bar mit Ausblick soll uns beruhigen, solange die Interessen des Investors nicht gestört werden. Nach dem gigantischen im Bau befindlichen Einkaufszentrum in der HafenCity ist dieser Wolkenkratzer ein weiteres Beispiel dafür, wie unsere Politiker das eigentlich zu lösende Problem, nämlich eine Neuorientierung der notleidenden Innenstadt mit kontraproduktiven Entscheidungen verhindern.

Bruno Brandi

Naiv und gleichgültig?

14. Juli: Kommentar: „Anreize zum Gas-Sparen. Verzicht-Appelle allein werden nicht reichen“

Was glauben die Herren Habeck und der Kommentar-Schreiber wie naiv oder gleichgültig die Bürger sind? Ich, wie auch meine Nachbarn, haben gleich nach dem Einmarsch der Russen im Februar unseren Gasverbrauch drastisch gesenkt! Das war allein aus Solidarität geboten und weil sich Jeder denken konnte, dass die Gaspreise exorbitant steigen werden. Bei uns wird nur Warmwasser mit Gas erzeugt, geheizt wird zur Zeit überhaupt nicht. Vielleicht sollte der Minister die Gasversorger nach den Verbrauchszahlen und Beginn des Verbrauchsrückgang fragen.

Thomas Schendel

Nun ist plötzlich alles anders...

9. Juli: „Woke – Kleine laute Gruppenbestimmen den Diskurs – angefeuert von einer Twitter Blase, verbreitet von vielen Medien. Die Mehrheit staunt – und schweigt. Der woken Welle könnte ein böses Erwachen folgen.“

Das war mal wieder ein kritischer Kommentar von Mathias Iken, der sich wohltuend von dem unkritischen Mainstream abhebt. Diese Kritik trifft aber nicht nur auf die woke-Bewegung zu, sondern auch auf die derzeitigen Gasversorgungsprobleme. Noch vor einigen Monaten haben viele Politiker, Wissenschaftler und auch Bürger ein sofortiges Gasembargo gegenüber Russland gefordert, damit wir nicht den Krieg mitfinanzieren. Wissenschaftler der Leopoldina hatten sogar ausgerechnet, dass genügend Gas zur Verfügung steht und ein Embargo nur geringe wirtschaftliche Auswirkungen hätte. Herr Habeck hat uns versichert, dass für den nächsten Winter die Gasversorgung gesichert sei, höchstens im nächsten Jahr könnte es eng werden. Viele Medien haben kräftig in diesen Kanon mit eingestimmt. Anne Will hatte sogar den Bundeskanzler gefragt, ob er den Wissenschaftlern nicht glauben würde, weil er sich gegen ein Embargo sträubt. Nun ist plötzlich alles ganz anders. Wir sollen uns auf Versorgungsengpässe einstellen, es wird ein Kollaps der Wirtschaft befürchtet, im Winter müssten wir frieren und für Senioren solle die Möglichkeit geschaffen werden, dass sie sich in Sporthallen zeitweise aufwärmen können (um danach in ihre eiskalten Wohnungen zurückzukehren). Übrigens wird jetzt die von Senator Kerstan gefeierte Stilllegung des modernsten, CO2-armen Kohlekraftwerks Moorburg als totale Fehlentscheidung entlarvt. Mit diesem Kraftwerk hätte man nicht nur viel Gas einsparen, sondern auch große Teile Hamburgs mit Wärme versorgen können. Auf einmal überschlagen sich auch die Medien mit Vorschlägen, wie man sich einschränken und Gas sparen kann. Durch die zahlreichen Sanktionen gegenüber Russland hat die EU mit dafür gesorgt, dass die Energiepreise explodieren und Putin seine Kriegskasse durch höhere Einnahmen aus Energieverkäufen u.a. an China und Indien stärker denn je füllen kann. Der Bundeskanzler hatte gesagt, die Sanktionen werden mit Augenmaß verhängt, damit sie unserer Wirtschaft nicht mehr schaden als der russischen. Inzwischen scheint allerdings das Gegenteil der Fall zu sein.

Klaus Kuttrus

Aale haben doch Kiemen

11. Juli: „Dramatisches Fischsterben in der Elbe. Auf Entenwerder flüchten Aale an Land, um Sauerstoff zu bekommen. Schlimm wie noch nie“

Der große Bericht über das leider wieder aktuelle Fischsterben in der Elbe ist gut und sinnvoll. Insbesondere vor dem Hintergrund der Verpflichtung Deutschlands zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, welche einen guten Zustand der Gewässer anstrebt, ist es kaum hinnehmbar, dass die sommerlichen Sauerstofflöcher in der Elbe immer größer werden und länger andauern. Die Ursache ist sicherlich zu einem beträchtlichen Teil in der in dem Artikel von den Verbänden zurecht angeprangerten, immer weiter fortschreitenden Elbvertiefung zu sehen. Spätestens jetzt ist eine Elbtiefe erreicht, die ein Überleben der Flussfauna zeitweise nicht mehr zulässt. Insofern sollte eine weitere Elbvertiefung zukünftig ausgeschlossen sein. Verwundert war ich jedoch, das Zitat eines BUND-Sprechers zu lesen, in dem dieser behauptet, Aale hätten keine Kiemen. Dies gehört in den Bereich des Nonsens. Aale können zwar zu einem geringen Anteil Sauerstoff über die (feuchte) Haut aufnehmen, beispielsweise wenn sie – um Hindernisse wie Wehre überwinden – kurze Strecken in feuchtem Gras zurücklegen. Im Wasser atmen sie, wie alle Knochenfische, mithilfe ihrer Kiemen.

Jörn Becker, Seevetal

Das ist eine Schnapsidee

13. Juli: „Wo Atomkraft eine Zukunft hat“

Mit Atomkraft kann man zwar nur im begrenzten Umfang Gas ersetzen, aber bekanntermaßen Strom erzeugen. Glauben die Befürworter des pünktlichen Abschaltens (laut Lafontaine ist Pünktlichkeit doch nur eine Sekundärtugend) der Atomkraftwerke am 31. Dezember dieses Jahres tatsächlich, dass die Bürger im Winter in „Wärmehallen“ gehen um sich dort aufzuwärmen oder gar zu schlafen? Das ist doch eine Schnapsidee. Die Leute werden sich für 20 Euro einen Heizlüfter kaufen und mit Strom heizen. Selbstverständlich nur bis zum Strom-Blackout. Dann frieren die Menschen nicht nur, sondern verlieren auch noch ihre Arbeit, ihr Einkommen um sich das Heizen zu leisten und irgendwann ihre Wohnung, weil sie die Miete nicht zahlen können. Die Grünen und die SPD müssen jetzt springen – auch wenn es weh tut. Die Welt verbessernden Parolen kann man sich in der Opposition erlauben – regieren kann man damit nicht. Zugegeben: Baerbock und Habeck haben schnell gelernt und verhalten sich vorbildlich, aber was ist z. B. mit unserer Umweltministerin Lemke?

Wolfgang Ehrlich, Hamburg

Ich bin erstaunt über den Neid

11. Juli: „Strahlendes Brautpaar, illustre Gäste“

Immer wieder bin ich so erstaunt über den Neid von uns Deutschen. Da hat ein Politiker ein tolles Hobby, (dass er für die jährlichen Mindestflugstunden überhaupt Zeit findet...?) und ein anderer Politiker feiert glücklich seine Hochzeit auf einer Insel, auf die auch ganz normale Menschen fahren. Schon regt sich der Neid und Unmut! Ist es dann nicht erstaunlich, wenn sich in Zukunft niemand mehr findet um in die Politik zu gehen? Vor allen Dingen keine klugen und charismatischen Menschen. Wollen wir die nicht? Lassen wir doch Politikern und Politikerinnen die Freiheit, sie selbst sein zu dürfen!

Anette Engelhardt

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