Fakten nüchtern betrachten

4. Juli: Leitartikel „Ferner Frieden. Der Ukraine-Krieg hinterlässt nur Verlierer. Zeit für Verhandlungen“

Wie wohltuend diesen Artikel zu lesen. Matthias Iken hat recht, der Ukrainekrieg hinterlässt nur Verlierer. Die Fakten sollten nüchtern betrachtet und daraus Konsequenzen gezogen werden, statt weiter kollektiven Realitätsverlust zu betreiben mit fatalen Folgen. Seit Wochen diskutiere ich mit diesen Argumenten gegen weitere Aufrüstung im Freundeskreis und habe es nicht leicht damit. Es tut gut, jetzt diese Gedanken im Abendblatt zu lesen.

Regina Grabbet

Eine Aufgabe für alle

2./3. Juli: „Senator Kerstan: In Hamburg keine neuen Einfamilienhäuser mehr!“

Wenn man selbst ein Einfamilienhaus bewohnt, kann man eine solche Aussage locker aussprechen. Warum zieht der Senator aber für sich nicht die Konsequenz und verändert seine Wohnsituation zugunsten von Menschen, die noch in beengten Wohnverhältnissen leben? Auch übersieht er die Empfehlung vieler Sozialpolitiker, Wohneigentum zur Altersabsicherung zu bilden. Der Hinweis, dass man das Ferienhaus auf Mallorca am besten mit dem Flugzeug erreicht, ist ja nicht falsch. Nicht richtig ist dann aber auch, den Menschen, die bezahlbare Urlaubsziele im Ausland anstreben, klimaschädliches Verhalten vorzuwerfen. Das Interview lässt mich etwas ratlos zurück. Einerseits sollen die Bürger auf Vollbäder verzichten und nur kurz duschen, andererseits ist der Einfluss des Einzelnen auf das Klima begrenzt. Für die Kernaussage des Senators „wir müssen den Lebensstil ändern – auch ich“ reicht es nicht aus, an drei Tagen in der Woche auf Fleisch zu verzichten. Klimaschutz ist eine Aufgabe für die ganze Menschheit. Der Hamburger Umweltsenator sollte dabei Vorbild sein.

Heinz R. Fricke

Mit gutem Beispiel vorangehen

Danke, für das schöne Interview mit Herrn Kerstan. Interessant zu lesen, dass Einfamilienhäuser nicht mehr gebaut werden sollen, weniger Fleisch gegessen werden soll und man weniger fliegen sollte. Derweil lebt Herr Kerstan alleinstehend in einem Einfamilienhaus, isst gerne Fleisch und fliegt regelmäßig nach Mallorca. Das ist immerhin erfreulich ehrlich. Trotzdem wäre es schön, wenn die Politik, die solche Forderungen stellt, selbst einmal mit gutem Beispiel voranginge und nicht nur „an sich arbeitet“, wie Herr Kerstan mehrfach betont. Das gilt im übrigen auch für diejenigen, die in der Bundesregierung Elektroautos fordern, aber selber weiterhin offensichtlich mit großen Dieselmotoren fahren.

Karsten Wilbrand

Bärendienst für die Umwelt

2./3. Juli: „,Es geht im Ernstfall um sechs Millionen Arbeitsplätze‘. Fritz Vahrenholt (SPD), ehemaliger Umweltsenator in Hamburg, im Interview“

Bei allem Respekt, aber was will uns Herr Vahrenholt mit seinen Darlegungen sagen? Atomkraft, Steinkohle, Braunkohle und der „schlummernde Schatz“ im Schiefergestein geborgen durch Fracking? Das alles ohne die Folgen für Mensch und Umwelt zu benennen? Ich nenne das fahrlässig. Statt Umdenken zu befördern, kommen die alten fossilen Energien wieder auf den Tisch. Ich wähnte mich in den USA, wo genau das wieder von den Großkonzernen der Energiewirtschaft gefeiert wird. Allein Fracking mit den nachgewiesenen Folgen für die Landschaft und das Grundwasser, eine kostbare Ressource. Das will Herr Vahrenholt? Wem nützen seine Aussagen? Bestimmt nicht den Menschen in unserer Gesellschaft, die seit Jahren beobachten, was allein der ungebremste CO2-Ausstoß in unserer Welt anrichtet. Nein, als ehemaliger Umweltsenator hat Herr Vahrenholt der Umweltbewegung mal wieder einen Bärendienst erwiesen. Hätte er doch geschwiegen!

Karl Stengler

Die Natur ist nicht gerecht

2./3. Juli: „Wie lange bleibt uns der Wohlstand noch erhalten? Wissenschaft trifft Wirklichkeit: Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider spricht mit dem ehemaligen Uni-Präsidenten Dieter Lenzen über die (großen) Themen“

Das Gespräch mit Herrn Lenzen habe ich als herausragend empfunden. Zum Klimawandel: Es sind uns die Grenzen des Wachstums schon seit ungefähr 50 Jahren bekannt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind schleppend. Immer wieder staune ich über die Möglichkeiten der Wissenschaft, den Verlauf des Klimawandels zu berechnen. Wir wissen alle, dass die Natur über die Gesetze nicht verhandeln wird. Dass die Voraussagen richtig sind, können wir jetzt schon, in noch milder Form, spüren. Unsere Ansprüche steigen aber trotzdem ständig. Eine Wirtschaft ohne Wachstum ist nicht denkbar. Richtig ist, dass wir dazu neigen, alle Verantwortung auf „die Politik“ zu schieben. Politiker, die uns zur Mitverantwortung anhalten wollen, werden aber eventuell abgewählt. Auch Demokratien bringen nicht immer vorbildliche Menschen an die Macht. Das haben wir in den USA mit Donald Trump erleben können. Die in der Welt einzigartige Stellung der Menschheit, ohne natürliche Feinde, ist für mich nicht verständlich. Das führt zu einer Anzahl von zehn Milliarden Menschen. Und danach? Gibt es eine Grenze dieses Wachstums? Oder werden wir mit fürchterlichen Waffen eines Tages um die letzten bewohnbaren Gebiete kämpfen? Ich bin pessimistisch. Wie wird die Welt 2100 aussehen? Ich bin 80 Jahre alt und habe eine Zeit in nie gekanntem Wohlstands und Sicherheit erleben dürfen. In Deutschlands dunkelster Zeit geboren, ging es mir, auch durch glückliche Umstände, immer besser. Dafür bin ich dankbar. Leider geht es nicht allen Menschen so. Die Natur ist nicht immer gerecht.

Jan-Peter Freytag, Hamburg

Hohe Kosten für nichts

1. Juli: „Scholz verdient mehr als 30.000 Euro. Kanzler kommt ab Juli durch Plus bei Abgeordnetenbezügen in die ,Zone 30‘“

Wieder steigen die Diäten der Bundestagsabgeordneten – um 310,40 Euro. Nicht einmalig, sondern monatlich. Diese Erhöhung erhalten auch die Minister und Ministerinnen mit einem Bundestagsmandat. Ein No-Go! Der arbeitenden Bevölkerung und den Gewerkschaften wird angeraten, auf Lohnerhöhungen zu verzichten. Das wäre im Moment kontraproduktiv. Dafür gäbe es eine Einmalzahlung von 100 oder 150 Euro um die hohen Energiekosten abzufedern. Ist bei zwei Mal tanken aber schon wieder weg. Für fast eine halbe Milliarde Euro – richtig gelesen – haben die Fürsten auf Schloss Elmenau zwei Tage lang zusammengesessen. Und was ist dabei rausgekommen? Wie immer bei den Treffen: wenig bis nichts.

Hans-Joachim Wehmeier, Kaltenkirchen

Nächtlicher Fluglärm nimmt zu

27. Juni: „Ausländische Helfer sollen Flughafenchaos verhindern. Bundesregierung will für Reisezeit mehrere Tausend zusätzliche Arbeitskräfte ins Land holen“

Interessant an dieser Situation ist, dass niemand beachtet, dass sich das Flugfenster am Hamburger Flughafen immer weiter Richtung 24 Uhr und später verschiebt. Die Anzahl der verspäteten Starts und Landungen hat in den letzten Wochen stark zugenommen. Es werden weitestgehend keine Maßnahmen seitens der Lärmschutzbeauftragten unternommen und sich lediglich auf die bestehenden Verträge bezogen. Dass diese Verträge den Fluggesellschaften lediglich in die Karten spielen, wird ignoriert. Jede Nacht werden bis zu 130.000 Bürger von dem zunehmenden Fluglärm behelligt und es geschieht nichts. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn sich unsere Politikerinnen und Politiker auch darüber Gedanken machen würden. Immerhin müssen die betroffenen Bürger am nächsten Morgen ihre Arbeit aufnehmen und produktiv sein.

Ingo Köster

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