Es reicht, Herr Kerstan!

21. Juni: „Umweltsenator: ,Wir werden Moorburg nicht reaktivieren‘“

Jetzt reicht es, Herr Kerstan! Sie sind von Ihren Wählern und Wählerinnen beauftragt, Schaden in jeglicher Hinsicht abzuwenden. Sie sind berechtigt und verpflichtet, entsprechend sorgsam mit den Ihnen anvertrauten Steuergeldern umzugehen. Es erinnert an absolutistische Arroganz, in der aktuellen politischen Situation das Anfahren eines der modernsten Kohlekraftwerke der Welt zu verhindern und gleichzeitig zu erklären: „…dass Bürger mit stark steigenden Energiepreisen rechnen müssen“.

Ingrid Hormel

Falsche Energiepolitik

Wäre Moorburg an das Fernwärmenetz angeschlossen, hätte man bis zu 35 Prozent Primärenergie eingespart, Wedel und Tiefstack könnten abgeschaltet werden, und neue Gaskraftwerke wären nicht notwendig. Neben der erheblichen CO2-Einsparung hätte man hunderte Millionen Euro gespart. Die jetzige Krise macht die falsche Energie- und Umweltpolitik des Umweltsenators noch deutlicher.

Wolfgang Holler

Gaskraftwerke unabdingbar

18. Juni: „Sicher durch den Winter. Robert Habeck sichert die Energieversorgung – doch um welchen Preis?“

In seinem Leitartikel schreibt der Autor, dass der zügige Ausbau der erneuerbaren Energien Deutschland unabhängig von russischem Gas machen würde. Das ist meines Erachtens so nicht ganz richtig, denn durch die Abschaltung von verlässlichen Kern- und Kohlekraftwerken bis voraussichtlich 2030 müssen nach Expertenmeinung zur Erhaltung der Netzstabilität ca. 40 Gaskraftwerke mit einer Leistung von 23 GW errichtet werden. Andere Experten sehen einen noch höheren Bedarf. Da die Erneuerbaren nur sehr volatil, d. h. nicht kontinuierlich Strom produzieren und großvolumige Stromspeicher auf absehbare Zeit fehlen, sind flexible Gaskraftwerke, die diese Stromlücken ausfüllen, unabdingbar. Der zukünftige Bedarf an Erdgas – woher auch immer – für die Stromerzeugung und damit unsere Abhängigkeit wird also nicht sinken, sondern beträchtlich anwachsen. Außerdem tragen die Erneuerbaren nur sehr wenig zur Erzeugung von Wärmeenergie für die Raumheizung bei.

Ernst Mutz

Fracking gefährdet die Umwelt

20. Juni: „,Mehr Gas in Deutschland fördern – auch Fracking‘. Michael Kruse, der energiepolitische Sprecher der FDP, sieht in Fracking eine Chance und nennt Erneuerbare ,Freiheitsenergien‘“

Mit ihrer Forderung, das Fracking-Verbot in Deutschland zu kippen, will die FDP offenbar den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Es mag ja sein, dass das Putin ärgert, aber wem nützt es denn, wenn dafür die Klimakatastrophe noch schneller und noch härter kommt? Fracking treibt die Klimaerwärmung an und gefährdet die Umwelt und damit auch die schwindenden nutzbaren Grundwasservorkommen. Das ist nicht irrational, sondern wissenschaftlich belegt. Irrational ist es doch, Gas zu geben, wenn man sowieso schon mit hoher Geschwindigkeit auf den Abgrund zurast.

Carin Schomann, Hamburg-Altengamme

Selbstgerechte Haltung

21. Juni: „Pokal: Teutonia spielt gegen Leipzig in Dessau“

Diese selbstgerecht zur Schau getragene Haltung ist es, die mir diesen Verein bei aller Sympathie für Außenseiter trotzdem so unsympathisch macht. St. Pauli ist Teil eines großen Geschäfts, der Verein tut aber so, als ob er der einzig Aufrechte sei. Marketingtechnisch eine Meisterleistung, aber gleichwohl eine unredliche Haltung. Moral wird offenbar nur betont, wenn sie ins Gesamtkonzept passt. Bleibt zu fragen, ob St. Pauli – so der Verein denn in die erste Bundesliga aufgestiegen wäre – aus den jetzt genannten „Gründen“ die sechs zu vergebenden Punkte ohne Spiele nach Leipzig gesendet hätte. Sonst hätte man dem Brauseverein ja „eine Bühne bereitet“. Und sollten beide Vereine im DFB-Pokal zusammengelost werden, bin ich auf die dann präsentierte Erklärung gespannt, warum der RB Leipzig ausgerechnet dann doch am Millerntor spielen darf.

Andreas Kaluzny

Wo bleibt eure Gelassenheit?

Ich bekenne mich gerne: Ich bin FC St. Pauli Fan! Ich gehe zum Millerntor, ich war beim letzten Saisonspiel meines St. Pauli im Stadion dabei, bin seit Jahren Vereinsmitglied. Und liebe an meinem Verein diese wunderbare Mischung aus Klarheit in der (auch politischen) Haltung und lockerer Gelassenheit. Aber jetzt wird dies auf dem Altar einer sportpolitischen Borniertheit geopfert, die meinem geliebten Verein St. Pauli überhaupt nicht gut tut. Nun muss das Fußballteam des FC Teutonia 05 hunderte von Kilometern zu ihrem Heimspiel reisen. Echt jetzt, lieber FC St. Pauli, wo bleibt Eure Gelassenheit und wo die Solidarität für einen kleineren Verein in Eurer Nachbarschaft, der sein Glück für dieses Los kaum fassen kann? Ich frage mich, wie man denn ein Heimspiel gegen RB Leipzig nach einem gelungenen Aufstieg in die 1. Liga organisiert hätte...? Mein lieber FC St. Pauli, spring doch bitte über Deinen selbstgezeichneten Schatten und werde wieder gelassener.

Otto Wyczig, Hamburg

Wenig Interesse für einander

18. Juni: „Zottel, mein neuer Freund von der Bank“

Hajo Schumacher hat mir aus der Seele gesprochen. Diese Begegnung mit „Zottel“ hat ein bisschen wehmütig gemacht. Leider ist es so, dass viele (wenn auch nicht die meisten) Menschen sich nur noch oberflächlich unterhalten und kein wirkliches Interesse für einander haben. Und so können wahre Freundschaften nicht entstehen. Schade.

Wolf Brake

Im Shantychor mitsingen

18. Juni: „Uni-Projekt ,Schuppenküche‘ im Hafenmuseum“

Ich empfehle den Studierenden im Shantychor der Hafenarbeiter mitzusingen. Hier treffen sie auf Geschichten aus dem Hafen, über das Schleppen von Säcken und Bananen, über Rumfässer und riesige Lagerhallen, die stundenlang ausgefegt werden müssen sowie über Containerbrücken und Schichtenfahren. Also das wahre Leben.

Gerhard Rohard

Mal selbst ausprobieren

16. Juni: „Tjarks zum Anwohnerparken: ,Viele Bürger wollen das‘“

Bevor es Verkehrssenator Tjarks gelingt, eine pulsierende Handelsstadt flächendeckend in eine beschauliche Fahrradwelt mit Lastenrädern umzugestalten, empfehle ich Herrn Tjarks, sich mal für einen Tag in einem Alterssimulationsanzug mit Gepäck und Gehstock zu einer entfernten Bus- oder Bahnhaltestelle zu begeben, gern auch bei Sturm und Regen, hohe Treppen zu bewältigen und sich am Automaten durch das Ticketangebot durchzuklicken. Was das Anwohnerparken und die Vernichtung von Parkplätzen angeht, sollte Herr Tjarks mal ein paar Tage mit einem Handwerker mitfahren, gern mit einem Fliesenleger, Parkettverleger oder Fensterbauer, der neben Handwerkskoffer und Leiter auch große Teile zum jeweiligen Kunden schaffen und dafür einen der raren Parkplätze suchen und auch für Stunden nutzen können muss. Vielleicht hilft das ein bisschen, die Welt realistisch zu sehen und nicht nur mit den Augen eines gesunden und durchtrainierten Fahrradfahrers. Eines Tages, wenn die zahlreichen Babyboomer gebrechlich werden, wird sich diese einseitige Verkehrspolitik als gewaltige Fehlplanung erweisen.

Andreas Kirchner

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