Wie Wasser in der Wüste

7./8. Mai: „Ein Hoch auf ,Emma‘ und Alice Schwarzer. Der offene Brief zu Putins Krieg mag nicht jeden überzeugen – aber er hat das Fenster zur nötigen Debatte aufgerissen

Die Worte von Klaus von Dohnanyi oder auch Alice Schwarzer und den wenigen anderen mäßigenden Stimmen wirken wie Wassertropfen in der Wüste und geben Hoffnung, dass es noch ein paar vernunftbegabte Menschen in dieser Welt gibt. Nicht alle wollen in den „heiligen Krieg“ ziehen. Zum Glück. Die Kreuzzüge sind vorbei, so schien es jedenfalls. Der Pöbel brüllt und die Armee marschiert. Der Erste Weltkrieg lässt grüßen.

Thomas Börnchen, Hamburg

Tschentscher ist befangen

7./8. Mai: „Cum-Ex-Ausschuss: Hamburgs Bürgermeister entlastet Olaf Scholz. Peter Tschentscher weist Vorwürfe als ,völlig haltlos‘ zurück“

Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus! Wo bleibt der politische Anstand? Damals war Tschentscher Finanzsenator, wie kann er heute auf Entlastung Scholz’ plädieren? Wo bleibt die Glaubwürdigkeit eines solchen Zeugen? Ist der Begriff der „Befangenheit“ in Vergessenheit geraten? Mehr noch: Ist das Erinnerungsvermögen von Tschentscher besser als das von Scholz selbst? Es wäre für alle Beteiligten besser, sie würden den Mund halten und das Thema unter den Teppich kehren.

Herbert Nölting

Sirenengesänge bei Lanz

7./8. Mai: „Wenn der Moderator die Kontrolle verliert … und Gäste die Talkshow kapern. Die Woche mit Lanz“

In seinen Sternstunden leistet Markus Lanz mit seinen Sendungen wichtige Beiträge zur öffentlichen Debatte, aber er scheitert regelmäßig, wenn er sich quasi selbst als mitdiskutierenden Gast in seine eigene Sendung eingeladen hat. Dann verficht er mit Verve seinen eigenen Standpunkt, spielt Gleichgesinnten die Bälle zu und fällt Diskutanten, die eine andere Meinung vertreten, ins Wort. Lieblingsgäste werden hofiert. Zu beobachten ist dieses Phänomen in den letzten Wochen insbesondere dann, wenn es um das Thema Waffenlieferungen an die Ukraine geht. So fiel der Moderator etwa jedes Mal auf die nach dem Motto „Provokation statt Aktenkenntnis“ auftretende FDP-„Sirene“ Agnes Strack-Zimmermann herein, die ihre Unverschämtheiten habituell mit „Spaß beiseite!“ oder „Ich roll‘ mich ja schon ein!“ relativiert. Statt sich Wachs in die Ohren zu stopfen, um Kurs halten zu können, und ihre markigen Aussagen auf Wahrheitsgehalt und Konsistenz abzuklopfen, war der Moderator damit beschäftigt, sich zu amüsieren. Die Sendung am 3. Mai war ein Tiefpunkt, weil Lanz von Beginn an offen parteiisch war und die oben beschriebenen Verhaltensweisen an den Tag legte. Gab es einen inhaltlichen Erkenntnisgewinn für die Zuschauer? Höchstens, dass den meisten Menschen, so auch dem Moderator, Worte wichtiger sind als Handeln. Eine Binsenweisheit, die jedoch nicht trivial ist, weil unser offenes Ohr für Sirenengesänge zu den größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte geführt hat.

Veronika Klosa

Feldzug gegen das Auto

6. Mai: „Verkehrsversuch in Lokstedt soll in die Verlängerung. Die Grünen wollen die Grelckstraße zum Stadtteilzentrum entwickeln“

Die vordergründig als „Verkehrslabor“ verbrämte Umgestaltung der Grelckstraße ist nur ein weiterer Angriff im ideologischen Feldzug der Grünen gegen das Auto. „Klönen, Kaffeetrinken, Spielen und Einkaufen“ findet doch heute schon auf den breiten Bürgersteigen statt? Warum dann was ändern? Und das übrigens nur an etwa 160 Tagen, denn bei 180 Tagen Schietwetter in Hamburg ist man froh, so nahe wie möglich an die Zieladresse fahren zu können. Das gilt vor allem für viele, nicht mehr so mobile Senioren, die auf ihr Auto angewiesen sind und durch diesen Plan von der Teilhabe am täglichen Leben ausgegrenzt werden. Wenn es ringsherum großflächige Parkplätze gäbe, wie z.B. am Tibarg in Niendorf, wäre der Plan noch zu verstehen. So ergibt sich ein erhöhter Parkplatzsuchverkehr, CO2 lässt grüßen. Verlierer, wie in den meisten Umgestaltungsmaßnahmen der Grünen zur Verkehrswende, sind die Gewerbetreibenden: Umsatzverluste, Lieferbehinderungen, frustrierte und abwandernde Kunden. Dabei ist die Erreichbarkeit für den stationären Einzelhandel im zunehmenden Onlinewettbewerb von allergrößter Bedeutung. Aber die „Bullerbümaßnahmen“ wie Hochbeete, Sandkästen und Tischtennisplatten sind den Grünen wichtiger als die lokale Wirtschaft. In Volksdorf startet jetzt ein ähnlich blödsinniger Versuch. Auf die Frage im Rahmen einer Onlinediskussion an den Leiter des Projektes der Bezirksverwaltung Wandsbek, wer für die Verluste des Gewerbes aufkommt, hieß lapidar: Niemand!

Volker Kamm

Gefährliches „Spielzeug“

6. Mai: „Immer mehr Bußgelder für E-Scooter-Fahrer. Fast 1500 Anzeigen und 44.000 Euro Strafzahlungen für falsch abgestellte Roller in den ersten dreieinhalb Monaten 2022. CDU kritisiert Senat“

Während im Stadtzentrum die Nutzer der E-Scooter wohl eher durch ihre rücksichtslose Fahrweise und die Nichtbeachtung der Verkehrsregeln auffallen, sind in den Stadtteilen weiter draußen die oft hirnlos abgestellten Kleinfahrzeuge das größere Problem. Dort werden meist nicht die sandigen und oft zugeparkten, engen Gehwege befahren, sondern verständlicherweise die glatten asphaltierten Straßen. An den Bahnhöfen und Bushaltestellen stehen oder liegen sie dann aber, direkt beim Buseinstieg, auf den Blindenleitstreifen oder einfach nur im Weg, selbst wenn in unmittelbarer Nähe große, ungenutzte Fahrradabstellflächen vorhanden sind. Sie gehören ja nicht dem Nutzer und werden dementsprechend oft schlecht behandelt. Kontrollen seitens der Anbieter oder der Ordnungskräfte finden hier nicht statt. Ich habe auch noch nie einen E-Scooter-Nutzer gesehen, der den abgestellten Roller fotografiert hat. Die Anbieter holen auch keine falsch abgestellten Roller ab. In der Nähe unserer Wohnung steht z. B. seit Wochen ein E-Scooter, der trotz Hinweisen nicht eingesammelt wird. Die Anbieter versprechen alles, was der Verkehrssenator hören will, halten sich – genauso wie die Nutzer – aber an keine Vereinbarungen. Die E-Scooter sind kein Beitrag zur Verkehrswende oder zum Umweltschutz. Sie ersetzen so gut wie keine Autofahrten (schon gar nicht bei Wind und Wetter), sondern nur Muskelarbeit. Sie benötigen bei der Herstellung und beim Betrieb viel Energie und Rohstoffe, halten nicht lange und werden dann irgendwie und irgendwo verschrottet. Sie verschandeln die Landschaft, besonders wenn sie in Grünanlagen herumliegen, sind ein in verschiedener Hinsicht gefährliches „Spielzeug“. Wann endlich reagiert hier in Hamburg die Politik und setzt diesem Unsinn Grenzen?

Christoph Beilfuß

Gesundheitliche Katastrophe

6. Mai: „Eurowings erhöht die Ticketpreise. Aufschlag für bereits erfolgte Buchungen wegen hoher Kerosinkosten soll es aber nicht geben. Hamburger Flughafen erwartet ,heißen Sommer‘“

Flughafenchef Eggenschwiler prognostiziert einen „heißen Sommer“ am Flughafen und erwartet Belastungsspitzen, die höher sind als 2019. Das erscheint angesichts der immer lauter werdenden Klimadiskussion als sehr befremdlich, denn Flugzeuge sind bewiesenermaßen die Klimakiller Nummer eins! Überaus befremdlich ist auch die Tatsache, dass Flugbenzin (Kerosin) immer noch mit keinem Cent besteuert wird! Insofern tendiert die berechtigte Klimadebatte leider zur Scheinheiligkeit. Der „heiße Flugbetriebssommer“ von täglich sechs bis 24 Uhr wird für die vielen Menschen rund um den innerstädtischen Flughafen auch eine gesundheitliche Katastrophe, aber ganz im Sinne der Menschen verachtenden Wirtschaftsbehörde der Hansestadt.

Uwe Kühl, Norderstedt