Kein Wort des Dankes

6. Mai: „Dohnanyi: Ukrainischer Botschafter muss sich entschuldigen oder gehen. Früherer Bürgermeister und Bundesminister fordert Außenministerin Baerbock auf, Andrij Melnyk einzubestellen

Dohnanyi hat recht: Das Verhalten der ukrainischen Führung und ihrem Botschafter ist unerträglich. Nur fordern und beleidigen, kein Wort der Anerkennung und des Dankes. Der Langmut unserer Regierung ist nicht mehr zu verstehen. In Frankreich hätte man ganz anders reagiert. Mir graut schon vor dem Gedanken, wie sich die Ukraine erst aufführen würde, wenn sie in die EU aufgenommen würde. Gott bewahre!

Thorsten Thiel, Ahrensburg

Worte diplomatisch wählen

Endlich grenzt sich ein seriöser Mensch wie Herr von Dohnanyi von den verbalen Attacken des ukrainischen Botschafters und Präsidenten ab. Das Land ist im Krieg, aber beide sind in politischer Funktion für ihr Land und sprechen nicht als Privatperson. Da darf die diplomatische Wortwahl nicht vergessen werden. Es wird höchste Zeit, dass unsere Politiker sich gerade machen und Grenzen aufzeigen! Ich vermisse die selbstbewusste Ausstrahlung bei Frau Baerbock und anderen Ministern. Die Gangart von Herrn Merz wird zu Recht kritisiert. Warum muss er so vorsprechen?

Kersten Frank

Rüge für den Botschafter

Da kann man Herrn Dohnanyi nur in allem recht geben. Wo kommen wir denn hin, wenn sich unsere Politiker jeden Tag aufs Neue beleidigen lassen müssen. Der Botschafter sollte umgehend einbestellt werden und sich in aller Form nicht nur bei unseren Politiker entschuldigen, sondern bei der gesamten deutschen Bevölkerung, die Unglaubliches in Sachen Flüchtlingshilfe leistet. Auch sollte er von Seiten seines Präsidenten gerügt werden für seine Äußerungen. Sollte keine Entschuldigung von Seiten des Botschafters Melnyk und seinem Präsidenten Selenskyj erfolgen, können wir ja unsere Waffen- und Geldlieferungen auch ganz einstellen. Die deutsche Bevölkerung ist genauso dringend auf Hilfsgüter in Folge der stark gestiegenen Unterhaltskosten angewiesen und kann das dann gesparte Geld gut selbst brauchen. Damit meine ich nicht, dass die Hilfe für die unschuldige Bevölkerung in der Ukraine eingestellt werden soll. Auch Herr Merz gehört gerügt. Vielleicht sollte er sich mal klar werden, dass er und seine Partei nicht mehr in der Regierung sitzen und in dieser Zeit die amtierende Regierung mit voller Kraft unterstützen sollten, statt Wahlkampf zu betreiben. Mit solchem Verhalten wird die CDU/CSU jedenfalls so schnell nicht wieder auf einen grünen Zweig kommen.

Martina Poche

Sprachrohr Putins

Ich fand es unangemessen, dass die Meinung von „Dohnanyi am Freitag“ zum Krieg, nun auch noch die Titelseite schmücken darf. Auf die Titelseite hätte wohl eher, weil relevanter, der Artikel „,Irritationen ausgeräumt‘: Selenskyj lädt Steinmeier ein“ von Seite drei gehört. Herr v. Dohnanyi hat sich um Hamburg sehr verdient gemacht. Seine außenpolitischen Vorstellungen über den Umgang mit Russland sind aber abwegig. Er will nicht wahrnehmen, dass Putin – deutlich sichtbar schon 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz – angekündigt hat, dass er mit der bisherigen Politik des Westens brechen werde. Kurz darauf besetzte Russland nach dem russisch-georgischen Krieg im August 2008 Südossetien und Abchasien. Es folgte nach den Protesten gegen gefälschte Wahlen 2011 die Ankündigung, die imperiale Größe Russlands wieder herzustellen. 2014 dann der Überfall auf die Ukraine, danach Beistand für Assad in Syrien mit der Zerstörung Aleppos. Daneben wurden Putins Kritiker mundtot gemacht durch Verbote, Straflager bis hin zu Giftmorden. Parallel dazu wurde viel Geld aus den Einnahmen durch den Verkauf russischer Bodenschätze angelegt: Russland geneigte Politiker bekamen gut dotierte Posten. Infrastruktur wurde geplant, gebaut und gekauft. So sollten die Abhängigkeiten geschaffen werden, die zur Toleranz gegenüber Russlands Imperialismus nötigen sollten und jetzt sogar zu Hilflosigkeit bei nötigen Embargos führen. Wie kann man all das nicht bemerken und der Ukraine vorwerfen, dass sie sich „immer im Recht“ fühle. Anders ausgedrückt heißt das, sie habe nicht das Recht, Russland als alleinigen Aggressor anzusehen. Damit gibt Herr v. Dohnanyi der Ukraine eine Mitschuld am Krieg Russlands. Macht er sich damit nicht leider auch zu einem Sprachrohr Putins?

Achim Kiene

So denken viele Menschen

Herr von Dohnanyi spricht aus, was viele Menschen denken. Ich wünschte, auch unsere Verantwortlichen in der Regierung würden so klar Stellung beziehen und entsprechend handeln. Danke, Herr von Dohnanyi!

Heidrun Baginski

Angemessene Reaktion fehlt

Dohnanyi bringt auf den Punkt, was sich vermutlich viele schon länger fragen: Wo bleibt eine adäquate Reaktion des Außenministeriums auf die eskalierenden Provokationen eines entgrenzten Botschafters? Und es bedarf auch endlich einer kritischen Anmerkung zum Verhalten der ukrainischen Führung, während der vergangenen acht Jahre in Bezug auf das Minsker Abkommen. Kaum einem Journalisten schien bislang aufzufallen, dass es hochgefährlich ist, unkritisch der ukrainischen Führung einfach Waffen im Endlosstrom zur Verfügung zu stellen und alles, was sie damit macht oder plant, zur „legitimen Selbstverteidigung“ umzudefinieren.

Stefanie Schlick

Verständliches Verhalten

Herr Melnyk ist der Botschafter eines Landes, das ohne jegliche Provokation von einem erheblich größeren Nachbarn überfallen wurde. Und dies mit einer ausgesprochen genozidalen Begründung. Ich würde ihm daher einigen Freiraum in der Überschreitung der üblichen diplomatischen Höflichkeitsgrenzen gewähren wollen. Der Mann ist wie sein Land schlicht verzweifelt angesichts dessen, was die Bundesrepublik bislang geliefert hat. Mich berührt viel peinlicher die Tendenz von Klaus von Dohnanyi, hier aufgrund seiner zweifellos langjährigen außenpolitischen Erfahrung den Doyen der Putin-Versteher geben zu wollen. Unterstützt von Matthias Iken als seinem Pressesprecher.

Till Neumann

Danke für Ihr Rückgrat

In unserer zurzeit sehr einseitig orientierten Medienlandschaft tut es gut, eine solche Aussage zur Kenntnis nehmen zu können. Krieg ist kein Mittel Konflikte zu lösen, aber was die ukrainische Führung tut, ist doch schlichtweg Erpressung und unsere Politiker lassen sich ein schlechtes Gewissen einreden. Der ukrainische Botschafter sollte ausgewiesen werden – solche Beleidigungen und Provokationen müssen wir nicht dulden. Danke für den Leitartikel, danke für das Interview und danke an Bundeskanzler Scholz für sein Rückgrat.

Wolfgang Czerny

Kinder verhalten sich sozial

Es wundert mich wirklich, wie gering die Resonanz der politischen Öffentlichkeit auf das Verhalten des ukrainischen Botschafters ist. Er hatte Bundeskanzler Scholz im Zusammenhang mit seiner Weigerung, in die Ukraine zu fahren, als „beleidigte Leberwurst“ tituliert und „Kindergartenverhalten“ vorgeworfen. Aber das stimmt nicht. Kinder verhalten sich solidarisch und in der Regel sozial angemessen. Ich kann Dohnanyi in seiner Forderung nur unterstützen und wünsche mir wirklich eine Resonanz des Außenministeriums auf dieses empörende Verhalten. Unbenommen bleibt die Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern in diesem schrecklichen und menschenverachtenden Krieg.

Juliane Falk