Neue Linie nur Mogelpackung
27: April: „S 32 von Altona nach Neugraben fährt ab 2028. Stark belastete Linien S 3 und S 31 werden entlastet“
Jeder Pendler aus dem Süden Hamburgs weiß es, die Linien S 3 und S 31 sind überlastet. Da jetzt nach Corona die Fahrgäste langsam zurückkommen, gleicht die morgendliche Fahrt in die Innenstadt schon wieder einem Aufenthalt in einer Sardinenbüchse. Eine Kapazitätsverstärkung auf diesen Linien ist vordringlich. Aber was da jetzt für Anfang 2028 als neue S-Bahnlinie angekündigt wird, ist doch nur ein Vertrösten. Die geplante S 32 fährt auf der Strecke der jetzigen S 31 nach Altona! Daher stellt sich die Frage, warum muss eine Taktverstärkung bis 2028 warten? Im Zeichen des Klimawandels wäre diese Maßnahme schon sofort nötig. Eine Weiterführung der Linie zur geplanten Science City und nach Osdorf wird doch nach dem bisherigen Planungsstand frühestens 2040 fertiggestellt sein. So ist die angekündigte „neue“ Linie S 32 für die Bürger im Hamburger Nordwesten, die seit mehr als 40 Jahren auf eine Schnellbahnanbindung des Osdorfer Borns warten, eine Mogelpackung. Mehr Züge auf der alten Strecke, aber mit neuem Namen, schaffen noch keine neuen Verbindungen für die abgehängten Stadtteile.
Jutta Wallmann
Diskussion sachlicher führen
26. April: „Finanzinvestoren kontrollieren immer mehr Hamburger Arztpraxen. Ärzteverband schlägt Alarm. Dort biete man vor allem Leistungen mit starkem Umsatz“
In der Diskussion über das Engagement von Investoren in Arztpraxen wird leider mehr emotional als sachlich argumentiert. Fakt ist aber, dass Ärzte in freier Praxis immer schon private Unternehmer waren, die selbstverständlich auch Überschüsse erwirtschaften möchten. Die Alternative wären ja kommunal organisierte „Ambulatorien“, wie wir sie früher in der DDR hatten. Unabhängig davon, ob man dies für ein wünschenswertes Ziel hält, ändert sich aber die Qualität der medizinischen Versorgung nicht dadurch, dass die Risiken von einem fremden Kapitalgeber übernommen werden, und die Ärzte wie im Krankenhaus auch als Angestellte arbeiten. Mit der Vergabe eines Kassenarztsitzes ist aber auch ein Versorgungsauftrag verbunden und um den zu erfüllen, kann sich niemand, von Ausnahmen abgesehen, auf das Rosinenpicken konzentrieren. Und da die Erlöse der niedergelassenen Ärzte gedeckelt sind, führt eine Ausweitung der Leistungen, z.B. auf Grund von höherem Patientenaufkommen, zu einer geringeren Vergütung der Einzelleistung für alle. Und dies dürfte wohl auch die KV auf den Plan gerufen haben, denn die sieht sich als Interessenvertretung der selbstständigen Kassenärzte.
Peter Westendorf
Nur ein Sturm im Wasserglas?
26. April: „Flutheld oder nur ein ,Staatsschauspieler‘? Helmut Schmidt inszenierte sich 1962 als Krisenmanager“
Danke dem Historiker Stubbe. Mit 60-jähriger Verspätung bringt er endlich die Wahrheit an die sturmgepeitschte Wasseroberfläche der Elbe. Die Wellen gehen hoch. Schmidt’l hat uns belogen. Seine Heldenrolle war bloß die eines minder begabten, musikalischen Staatsschauspielers mit Macht-Ambitionen. Er hat sich mit falschen Schaumkronen geschmückt. Hamburgs Geschichte muss umgeschrieben werden. Seine Denkmäler sind zu stürzen und seine Messingschilder abzuschrauben. Es ist hart für mich, in dieser neuen Normalität aufzuschlagen – wieder auf dem Provinz-Flughafen Fuhlsbüttel zu landen und meine Kinder auf eine namenlose Hamburger Uni schicken zu müssen. Herr Stubbe hat endlich Luz ins Dunkel gebracht. Frei nach Voltaire: „Geschichte? Das ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat!“ Oder vielleicht doch William Sommerset-Maugham? „Der Historiker ist ein Reporter, der überall dort nicht dabei war, wo etwas passiert ist!“ Ich tendiere zur zweiten Aussage. Herrn Stubbes Forschungsergebnisse sind vielleicht doch nur ein Sturm im Wasserglas?
Erhard Benischek
Trostlos und monoton
26. April: „,Stadtreparatur‘: Neues Gesicht für Altona.“
Der Siegerentwurf für den Neubau an der Max-Brauer-Allee ist ein weiteres Beispiel für den im zeitgenössischen Städtebau vorherrschenden Trend zu blassen, kontrastarmen Fassadenmaterialien. Der in Hamburg – historisch begründet – weit verbreitete Rotklinker wird bei Neubauten zunehmend von hellgrauen, gelb-beigen, sandfarbenen Klinkern oder Natursteinen verdrängt, oft kombiniert mit unauffälligen helltonigen Fensterprofilen. Diese gestalterische Vereinheitlichung führt – ungeachtet der im Entwurf von Winking Froh Architekten GmbH gelungenen Gliederung der Fassade – zu einer wachsenden Kälte, Monotonie und Trostlosigkeit im Stadtbild. Es wächst die Sehnsucht nach „lebendigen“ individuellen Fassaden, nach visueller Abwechslung durch (farbige) Putz-, Holz-, Metallflächen, kontrastreichen Fensterprofilen und gerundete Formen. Altbauten so wie das verlorene Kaiserhof-Hotel zeugen von solch einer Lebendigkeit.
Michael Nölker
Umweltverbände sind maßlos
26. April: „Umwelthilfe fordert teureres Anwohnerparken“
Die absolute Humorlosigkeit und die doktrinäre Maßlosigkeit eigentlich aller „Umweltverbände“ geht mir auf den Geist! Die im Text dargestellten Forderungen sind einfach nur unverschämt. Ich fahre einen Fiat 500, zahle die Anwohnerparkgebühren und bekomme natürlich nicht immer einen Parkplatz in meiner Parkzone. Da unser Verkehrssenator nur „abzocken“ will, haben die Seitenstraßen natürlich eine andere Parkzone. Die sogenannten Umweltschützer übersehen natürlich, dass viele soziale Leistungen nur möglich waren, weil über Autoverkehr unglaubliche Steuererträge erzielt wurden. Der Neid auf die SUV-Besitzer ist unübersehbar. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann einmal die noch schweigsamen Autofahrer die fanatischen „Umweltschützer“ durch eigene Proteste in ihre Schranken verweisen und diese dann auf’s Land flüchten.
Michael Schumacher
In Wechselsystem investieren
26. April: „Die Tankstelle der Zukunft“
Leider verpasst die europäische Automobilindustrie die Chance, durch Festlegung einheitlicher Batteriegrößen und Einführung eines Wechselsystems die Akzeptanz und Effizienz des Elektroantriebs bei Pkw deutlich zu erhöhen. Batteriewechsel in einer Minute alle 250 Kilometer lassen die Reichweiten-Angst vergessen. Und warum soll man eine schwere Riesenbatterie das ganze Jahr über herumkutschieren, nur weil man ein oder zwei Mal im Jahr längere Strecken fährt? Dabei sind die Voraussetzungen für ein Wechselsystem sehr gut: Fast alle Hersteller haben eine flache Bauform zwischen den Achsen gewählt, die Kapazität von rund 50 kWh scheint ein guter Kompromiss zu sein. Die Förder-/ Automatisierungstechnik für einen schnellen Batteriewechsel existiert. Ein Wechselsystem würde allerdings nur mit Mietbatterien funktionieren. Aber vielleicht gar kein großer Nachteil für uns Verbraucher: geringere Anfangsinvestition, geringeres Restkapazitätsrisiko. Natürlich wären für ein Wechselsystem an allen Autobahnen Investitionen in Milliardenhöhe erforderlich. Aber warum nicht mal in so etwas investieren, statt in Milliarden teure Fahrzeugentwicklungskosten für immer weitere, zum Teil äußerst sinnleere Automodelle? Wer ein flächendeckendes Wechselsystem betreibt, eröffnet sich als Betreiber natürlich auch ein lukratives Geschäftsfeld. Das ist beim vorhandenen Tankstellennetz auch nicht anders. Das sich eine kleine Firma jetzt diesem Thema annimmt, ist sehr ehrenvoll. Vermutlich wird sich so aber eine flächendeckende Verfügbarkeit eines Batteriewechselsystems nicht umsetzen lassen. Es sei denn, auch die etablierten Fahrzeughersteller würden sich mit dieser Idee einmal ernsthaft beschäftigen.
Michael Niebuhr, Bargteheide
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