Wer riskiert, will auch Gewinn

26. April: „Finanzinvestoren kontrollieren immer mehr Hamburger Arztpraxen. Ärzteverband schlägt Alarm

Das Narrativ, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hier aufbaut, unterscheidet zwischen „gewinnorientierten“ Finanzinvestoren und niedergelassenen Ärzten, die dies nicht sind. Das ist aus meiner Sicht ein Märchen! Die niedergelassenen Kollegen, die als selbstständige Unternehmer agieren, sind auf der einen Seite zum Risiko bereit, auf der anderen Seite aber auch absolut gewinnorientiert. Warum sollten sie das auch nicht sein? Wenn nun junge Kollegen diese Unternehmerrolle scheuen und kein eigenes Kapital einsetzen wollen, dann bedeutet dies, dass sie sich mit Angestelltengehältern begnügen, und der unternehmerische Gewinn gleichzeitig von den nicht ärztlichen Geldgebern gemacht wird. Ob das aus Sicht der jungen Kollegen eine kluge Entscheidung ist, sei dahingestellt. Ein Kampf zwischen einem gewinnorientierten System und einem, dass das nicht ist, ist es aber in jedem Falle nicht.

Dr. med. Philip Düwel

Der Patient ist der Dumme

Wenn Finanzinvestoren sich an irgendetwas beteiligen, zeigt das in erster Linie, dass mit diesem Etwas viel Geld zu verdienen ist. Die Folgen dieser Investitionen kann der Bürger überall spüren. Bei privatisierten Betrieben der Daseinsvorsorge verfällt oft die Infrastruktur, die Löhne der Angestellten sinken, und die Gewinne werden vollständig in Steueroasen abgeführt. Vor der Privatisierung fielen sie an die Staatskasse und kamen der Allgemeinheit zu Gute. Bei Arztpraxen ist das besonders bitter, weil hier die Einnahmeüberschüsse dem Investoren- und nicht mehr dem Patientenwohl dienen, und somit der eigentliche Zweck vollständig auf den Kopf gestellt wird. Der Vorsitzende der KV John Afful hat das sehr akzentuiert und treffend formuliert. Ich befürchte jedoch, der politische Wille, das zu ändern, ist nicht vorhanden. Dazu ist auch dieser Teilbereich des Lebens zu lukrativ. Der Dumme ist der Bürger, der in diesem Falle Patient ist, was es noch fataler macht.

Andreas Kaluzny

Besonnenheit ist angesagt

26. April: „Ein Pakt zur rechten Zeit. Die Partnerschaft mit Kiew ist ein Zeichen im Krieg – und Hoffnung für den Frieden“

Der Autor spricht mir aus der Seele. Besonnenheit ist jetzt angesagt, nicht Krawallreden wie die von Herrn Melnyk. Radikale Politik macht mir Sorgen, sie provoziert Eskalation. Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, dass die bisherige Friedenspolitik dazu beigetragen hat, viele Jahre in Deutschland Frieden zu bewahren. Ich hoffe, dass das so bleibt.

Regina Grabbet

Kernkraft hat keine Zukunft

26. April: „Hamburger CDU-Chef Ploß fordert Ausbau der Kernkraft“

Was für ein Wahnsinn! Jahrzehntelang haben die Regierungen von Helmut Kohl und Angela Merkel die Wende in der Energiepolitik verschlafen und selbstgesetzte Ziele im Bereich Klimaschutz verfehlt. Der Atomausstieg unter Kanzlerin Merkel war richtig und zukunftsweisend. Der anschließend schleppende Ausbau der erneuerbaren Energien ist aus heutiger Sicht sehr bedauerlich und wäre vermeidbar gewesen. Die Pflicht zum Installieren von Solaranlagen bei Neubauten hätte schon mit dem Plan zur Abschaltung der Kernkraftwerke begonnen werden können. Ist aber nicht passiert. Auch unter der Ampelkoalition ist diese Idee nicht umgesetzt worden. Mittelfristig könnten Altbauten nachgerüstet werden. Auch das war nie Thema. Jetzt soll Kernenergie, deren atomare Abfallentsorgung immer noch nicht im Ansatz gelöst ist, laut Herrn Ploß unsere Zukunft darstellen. Hoffentlich kommt dieser Mann nie in Regierungsverantwortung. Wir brauchen Politiker mit Ideen und keine, die in der Vergangenheit schwelgen.

Axel Pabst

Einigkeit in schweren Zeiten

26. April: „Streit um Waffenlieferungen. Plant Merz Schlag gegen Scholz?“

Es ist schon beschämend, dass unsere Politiker tagtäglich in aller Öffentlichkeit darüber diskutieren, ob nun schwere Waffen an die Ukraine geliefert werden sollen oder nicht. Es werden mit unseren Steuergeldern Milliarden in Waffen investiert, die nur Zerstörung, Tod und Leid bedeuten. Haben unsere Politiker dabei im Blick, dass ein dritter Weltkrieg auf dem Spiel steht? Es geht doch bei dem Ernst der Lage nicht mehr um Schuldzuweisungen und einzelne oder parteiliche Befindlichkeiten im Hinblick auf anstehende Wahlen. Hier geht es darum, Geschlossenheit und Einigkeit zu zeigen in diesen schwierigen Zeiten! Der Gewinner in diesen Zeiten ist die Waffenindustrie, die unaufhörlich weiterproduziert.

Susanne Lüders

Mehr Churchill wagen

25. April: Leserbrief: „Einsamer Rufer im Walde?“ und 22. April: „Wladimir Putin erklärt Mariupol für erobert. Die seit Wochen umkämpfte Hafenstadt ist wohl gefallen. Die letzte Bastion der Ukrainer ist jetzt das riesige Stahlwerk“

Über die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen die russischen Aggressoren kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Die Befürworter der Lieferung schwerer Waffen, wie Anton Hofreiter, aber als Befürworter einer Gewaltspirale zu bezeichnen, halte ich für absurd. Wer dreht im Ukraine-Konflikt eigentlich an der Gewaltspirale? Wer bricht dort das Völkerrecht? Wer verübt dort die abscheulichsten Verbrechen? Es ist eine Frage politischer und strategischer Vernunft, die Ukraine militärisch auch mit schweren Waffen zu unterstützen. Beileidsbekundungen und symbolische Handlungen wie Gebete und Lichterketten sind nett, aber leider unzureichend. Und nicht zu vergessen: Drohungen und plumpe Lügen gehörten schon immer zum Arsenal russischer Politik. Wer sich davon im Westen einschüchtern lässt, spielt genau das Spiel, das sich Herr Putin wünscht. Nein, Putin muss man mit Selbstbewusstsein, Stärke und Härte begegnen. Nur so kann man diesen Kriegsverbrecher zur Aufgabe zwingen. Und nur so lässt sich verhindern, dass Putin seine Aggressionspolitik auf weitere Nachbarstaaten ausdehnt und damit definitiv die Gefahr eines dritten Weltkrieges heraufbeschwören würde. Friedensappelle und einseitige Verhandlungsbereitschaft sind für diesen Diktator Zeichen der Schwäche. Er gleicht damit seinen großen Vorbildern. Wir sollten verhindern, dass sich Geschichte wiederholt. Deshalb mehr Churchill wagen, weniger Chamberlain.

Karl-Heinz Schröder

Naive Russlandpolitik

22. April: Dohnanyi am Freitag: „Verhandeln besser als schießen. Hamburgs Altbürgermeister im Gespräch“

Ich lese die Gespräche mit Herrn von Dohnanyi eigentlich sehr gern, denn seine Gedanken und Analysen zu politischen Themen sind oft sehr aufschlussreich und treffen häufig genau den Kern. Über den hier vorliegenden Gedankenaustausch muss ich mich aber doch sehr wundern. Hier wird die erst seit wenigen Monaten im Amt befindliche Außenministerin Baerbock kritisiert, ob zu recht oder zu unrecht bleibt dahingestellt, aber Frau Merkel, und die gesamte SPD-Riege, angefangen bei Gerhard Schröder, Steinmeier, Gabriel, Platzek und andere „Putin-Versteher“, denen erteilt Herr von Dohnanyi sozusagen Absolution. Diese seit vielen Jahren betriebene naive und wirklichkeitsfremde Russlandpolitik, die trotz vielfacher Mahnung aus dem befreundeten Ausland stur und beratungsresistent betrieben wurde, fällt uns allen mit aller Macht und mit schrecklichstem Ausmaß auf die Füße. Diesen Makel einer verfehlten Politik werden die Genannten und auch die Partein nicht abschütteln können. Schon allein die Zeit wird dafür sorgen. Historiker spitzen bereits ihre Griffel, um diese Periode zu analysieren und zu kommentieren.

Ekkehard Below