Fast 80 Jahre Warnungen

4. April: „Die Toten von Butscha schockieren die Welt. Ukrainische Militärs entdecken Hunderte tote Zivilisten. Der ukrainische Präsident spricht von Völkermord, Baerbock will Sanktionen verschärfen

„Aus der Vergangenheit lernen“, „Nie wieder Krieg“, „Preußischer Militarismus“, „Griff nach der Weltmacht“ – das sind die Warnungen, die uns Deutschen aus eigenen Reihen wie auch seitens unserer zweimaligen Kriegsgegner seit bald 80 Jahren vorgehalten werden. Wieso wundern die sich jetzt darüber, machen uns sogar Vorwürfe, dass wir in einem Krieg, den zwei unserer ehemaligen Feindstaaten gegeneinander führen, ein militärisches Engagement ablehnen? Auch die entsetzlichen Grausamkeiten, die jetzt offenbar geworden sind, hat der Teil unserer Bevölkerung, der 1945 von der Roten Armee, der auch die Ukraine angehörte, „befreit“ wurde, erleiden müssen. Von ihnen erzählen keine Zeitzeugen in unseren Schulen, und deren schriftliche Erinnerungen („Ostpreußisches Tagebuch“, „Die Tragödie Schlesiens“, „Tagebuch aus Pommern“) werden schon lange nicht mehr aufgelegt. Bundeskanzler Olaf Scholz ist schon bis an die Grenzen des zur Vermeidung des Rechtszustands einer Kriegspartei völkerrechtlich Zulässigen gegangen. Unser Land nimmt in großer Zahl ukrainische Frauen und Kinder auf, die vor dem Kriegsgeschehen Zuflucht suchen, gibt ihnen Nahrung, Obdach und Unterricht für die Kinder. Dabei (und unseren Waffenlieferungen) muss es sein Bewenden haben.

Otto Schulze, Buchholz

Putins Tote

Halten wir fest: Die Toten von Butscha sind zunächst einmal Putins Tote! Die direkte Verantwortung und die personalisierte Schuldzuweisung für den jüngsten Genozid wird man Putin und seiner Kreml-Gang zu Recht ewiglich anlasten. Diese Hypothek wird er und darüber hinaus die Nation Russland vor der Geschichte niemals wirklich tilgen können. Das jüngste Massaker von Butscha reiht sich ein in die Massaker von Katyn 1940, Babyn Jar 1941, My Lai 1968 und Srebrenica 1995. Sie werden angesichts der besonderen Schwere der Schuld niemals der Vergessenheit anheimfallen. Man kann nur hoffen und beten, dass Putin und seine Entourage dereinst vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag landen!

Thomas Prohn

Jeder Tag zählt

Genug der vielen Worte und Ankündigungen: Putin muss gestoppt werden! Russland muss total isoliert werden. Jeder Tag zählt! Oder würden Sie bei Ihrem Kaufmann weiterhin einkaufen, während der gerade seinen Nachbarn ermordet?!

Bruno Trierweiler

Bedenkliche Entwicklung

4. April: Kommentar: Putins Lügenmaschine. Die grausem Bilder von Butscha stehen für Russlands Kriegsverbrechen

Bei den Kommentaren im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Gräueltaten bemerke ich immer häufiger eine bedenkliche Entwicklung. Kriege sind immer mit Menschenrechtsverletzungen und völkerrechtswidrigen Geschehen verbunden. Leider passiert dieses an verschiedenen Orten auf der Erde. Doch es scheint, als sei das Töten von Europäern für die Politik und die Medien bedeutender als jenes von zum Beispiel Asiaten, Arabern oder Afrikanern. Wie sollen wir da unseren Kindern erklären, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassenhass verwerflich sind? Wenn Russland sich wegen Kriegsverbrechen verantworten muss, erinnere ich nur an die USA, die in der Vergangenheit durch kriegerische Handlungen auch verbrannte Erde hinterließen. Die Betroffenen jeden Krieges verdienen unser Mitgefühl, unseren Beistand. Mit heftiger, verbaler Aufrüstung lassen sich zwar Bürger aufhetzen, doch sie widerspricht einem echten Streben nach Frieden.

Christiane Mielck-Retzdorff

Kosten, die ein anderer trägt

4. April: „CO2-Preis für Wohnungen: Regierung entlastet Mieter. Ampel-Koalition nimmt Vermieter in die Pflicht. Stufenmodell greift ab 2023.“

Es freut mich sehr, dass die Regierung wieder einmal Mieter entlasten will, indem Mieter umso weniger CO2-Abgabe zahlen müssen, je schlechter das Haus isoliert ist. Nun ist es doch so, dass die Qualität der Isolierung mit dem Alter der Wohnung einhergeht. Das, was im Jahr 2020 Standard ist, war im Jahr 1970 unvorstellbar. Ein 50 Jahre altes Haus auf den Energiestandard von heute zu bringen, ist, wenn überhaupt, nur mit sehr hohen Kosten möglich. Die Mieter werden bereits entlastet, und zwar massiv: Die mittlere Miete für eine 50 Quadratmeter große Wohnung, Baujahr 1970, beträgt 7,78 Euro je m2, beim Baujahr 2020 sind es 14,03 Euro je m2. Bezogen auf die 50 m2 entspricht das einer monatlichen (!) Entlastung von 312,50 Euro. Auch scheinen die Damen und Herren der Koalition vergessen zu haben, welcher Zweck die Energieabgabe hat: Durch hohe Kosten soll das Verhalten geändert werden, das nennt man auch Marktwirtschaft. Das funktioniert aber nicht, wenn die durch mein Verhalten ausgelösten Kosten ein anderer trägt.

Stefan Bohn

Großartig

1. April: Richtig, dass Kultur nicht auf Sanktionslisten steht. Kultursenator Carsten Brosda über barbarische Verbrechen, Hamburgs konkrete Hilfe für geflüchtete Künstler und den Fall Anna Netrebko.

Großartig! Richtig differenziert und konstruktiv, dieses Interview. Kunst hat die Natur zu verbinden, besonders die Musik.

Johannes Zink

Clever ist sie ja

4. April: In meiner Seele war es finster. Sie hatte Erfolg als Spitzenpolitikerin, doch das machte Katja Suding nicht glücklich: Die frühere Hamburger FDP-Chefin über ihre Zerrissenheit

Eine Politikerin entschließt sich im Herbst 2021 für eine berufliche Veränderung und lässt jetzt die Öffentlichkeit an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Wer kennt sie nicht, diese Phasen der Entscheidungsfindung: Habe ich noch den richtigen Job, fühle ich mich noch wohl damit, sollte ich mal etwas ganz anderes machen? Frau Suding strickt aus dieser Phase der Unklarheit und Orientierung ein verkaufsförderndes Drama. Aus Zweifeln werden „innere Zerrissenheit“ und eine „finstere Seele“; aus der frei gewählten öffentlichen Präsenz wird ein „grausames Spiel“. Nun, nur wenige Monate später, ist sie beruflich gut im Geschäft und selbst Protagonistin dieses „grausamen Spiels“ der öffentlichen Inszenierung. Clever ist sie ja, diese Frau Suding.

Klaus Steffen

Nach Leistung bezahlen

4. April: Alle Jahre wieder … verspielt der HSV im Frühjahr den Aufstieg. Nach dem 1:2 gegen Paderborn regt Sportvorstand Boldt eine Debatte über Strukturreform an

Auf jeden Fall ist auf den HSV Verlass: Die Mannschaft ist seit Jahren bestrebt, in der Zweiten Liga zu bleiben, und es sieht so aus, als ob das auch in dieser Saison wieder gelingt. Der Verein kann so viele Trainer auswechseln, wie er will, das bringt nichts. Schuld sind die überbezahlten Spieler, die keine Leistung bringen. Da braucht der Verein sich nicht zu wundern, dass die Zuschauer wegbleiben. Selbst die treuesten Fans haben langsam die Nase voll. Es wäre sicher hilfreich und motivierend, die Spieler nach Leistung zu bezahlen – Geld ist immer ein starker Motivator. Wie wohl­tuend hebt sich da doch der andere Stadtverein St. Pauli ab – die Spieler kämpfen und bringen Leistung. Auch wenn es gegen Rostock nicht gelangt hat, sind sie leistungsstark und motiviert. Sie werden gegen Bremen sicher alles geben. Anders als dem HSV wäre St. Pauli der Aufstieg zu gönnen.

Helmut Jung