Wie kann man dazu schweigen

18. März: „,Helfen Sie uns, diesen Krieg zu stoppen‘“

Beeindruckend und bewegend: Die Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Deutschen Bundestag. Empörend: Die (Nicht-)Reaktion der Bundesregierung und der Parlamentarier. Wie kann man dazu schweigen, wenn Selenskyj zu Recht das deutsche Beharren auf wirtschaftliche Interessen (Nord Stream 2) beklagt? Wie kann man reglos bleiben, wenn der ukrainische Präsident das „Nie wieder!“ zitiert, das wir doch mit ihm zusammen beschwören müssten, wenn er von neuen Mauern spricht, die man einreißen muss! Wie ist so wenig Empathie möglich, dass der Bundeskanzler schweigt, statt wenigstens Betroffenheit und Verständnis zu äußern und Selenskyj für seine offenen, ehrlichen, emotionalen Worte zu danken? Wie kann der Deutsche Bundestag einfach zur Tagesordnung übergehen? Dass das am Vortag so verabredet wurde – auch mit der Union –, macht es nicht besser. Natürlich können wir der Ukraine nicht in jeder Beziehung helfen, natürlich wollen wir keinen größeren Krieg und keinen Vorwand dafür liefern, aber das kann und darf uns doch nicht hindern, mitzufühlen und die Erschütterung zum Ausdruck zu bringen, die doch wohl alle in unserem Land fühlen, wenn wir die Bilder und Berichte über das Leid sehen und lesen.

Gerhard Lippe

Eine verpasste Situation

Ein Parlament ist dafür da, gerade in besonderen Zeiten sich auszutauschen, zu debattieren und auch Respekt gegenüber anderen Ländern zu zeigen. Ich finde es persönlich inakzeptabel, dass die Situation verpasst wurde nach dieser Rede zumindest eine kurze Debatte über dieses wichtige Thema zu führen. Die Bürger sind wieder einmal gerne bereit, notleidenden Menschen zu helfen und sich durch persönlichen Einsatz solidarisch zu verhalten. Ich habe Abgeordnete nicht zum weggucken gewählt. Dies ist jedoch ein Schlag ins Gesicht aller beteiligten Ehrenamtler und ihrem Engagement! Ich denke diese Einschätzung haben viele Menschen in unserem Land, und ich schäme mich dass diese Koalition sich an diesem Geschäftsordnungsverfahren beteiligt hat.

Peter Ahrens

...und der Westen applaudiert

Selenskyj hätte die sofortige Beendigung des Krieges in der Hand. Er bräuchte nur die Neutralität der Ukraine zu verkünden. Stattdessen fordert er Waffenlieferungen, womit er lediglich die Verlängerung des Krieges und die damit einhergehende völlige Zerstörung seines Landes bewirkt. Und der Westen applaudiert diesem Repräsentanten, der vor kurzem als völlig korrupt eingestuften ukrainischen Politikerkaste, und ist sich der Eskalationsgefahren nicht bewusst.

Gerd Wienke, Mechtersen

Unangemessener Auftritt

Ich gehöre zu der Generation, die den Zweiten Weltkrieg und dessen Ende als Kind noch bewusst erlebt hat. Ich erinnere mich an die sinnlosen Durchhalteparolen der Nazis als der Krieg längst verloren war und die Rekrutierung eines „Volkssturms“. In diesem Zusammenhang finde ich den Video-Auftritt des ukrainischen Präsidenten vor dem deutschen Bundestag unangebracht. Und in Ihrer Berichterstattung vermisse ich einen Blick auf die russischen Sicherheitsinteressen und die dubiose Rolle, die Herr Selenskyj als „Freiheitsheld“ spielt, der ganz offensichtlich Deutschland und die Nato in den Krieg involvieren möchte, was für Europa furchtbare Folgen hätte.

Klaus Plauschinat, Ahrensburg

Billig ist eher teuer

18. März: „Wenn die Stadt baut, wird’s teuer“

Die ganz einfache Antwort ist doch alleine im vergebenen Ausschreibungsverfahren zu sehen. Es muss der billigste genommen werden. Und wie wir alle wissen, ist billig eher teuer. Sobald Ausschreibungen nicht nur quantitative sondern auch qualitative Aspekte berücksichtigen sowie alle möglichen Risikopositionen vom Auftragnehmer eingepreist werden müssen, werden die Ampeln im Baumonitoring viel weniger die Farbe „Rot“ anzeigen und das journalistische Fingerpointing reduzieren. Beim Discounter einkaufen und Michelin-Küche erwarten, geht halt nicht.

Alexander Anton

Vorbildliches Verhalten

16. März: „Hamburgs unbekannte Multimillionärin“

Der Artikel über Frau Wilma Süllau hat bei meiner Frau und mir manche Erinnerungen wachgerufen. Wir waren von 1975 bis 1984 Mieter in dem Frau Süllaus gehörenden und von ihr auch persönlich verwalteten Eckhaus Fuhlsbüttler Straße/Hellbrookstraße; ihr Büro, in dem sie täglich viele Stunden verbrachte, lag direkt über unserer Wohnung. Ein Aspekt, der in dem Artikel nicht erwähnt wird, ist Frau Süllaus geradezu vorbildliches Verhalten als Vermieterin. Unsere keineswegs besonders hohe Miete blieb in neuneinhalb Jahren unverändert. Das Haus befand sich stets in hervorragend gepflegtem Zustand, Reparaturen wurden prompt und fachmännisch erledigt. Für gelegentliche Wünsche ihrer Mieter hatte Frau Süllau immer ein offenes Ohr; kein Wunder, dass die meisten schon seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten im Haus wohnten. Von Herrn Süllaus Rolle hatten wir einen etwas anderen Eindruck, als er in dem Artikel vermittelt wird. Seine Frau hatte ihn – zumindest in unserem Fall – mit der Neuvermietung der Wohnung beauftragt, wobei er zwei Bedingungen für den Abschluss eines Mietvertrages stellte: zum einen sollten wir – damals noch nicht verheiratet – wenigstens die Bestellung des standesamtlichen Aufgebots nachweisen, auch 1975 schon eine etwas aus der Zeit gefallene Forderung, aber Indiz dafür, wie wichtig Frau Süllau stabile Verhältnisse ihrer Mieter waren. Zum anderen wollte Herr Süllau sich einen näheren Eindruck von uns verschaffen und zu diesem Zweck eine unserer beiden damals noch getrennten Wohnungen in Augenschein nehmen. Wir entschieden uns für die Studentenwohnung meiner (späteren) Frau, wo sie auf kleinstem Raum ein schickes und gemütliches Zuhause geschaffen hatte. Herr Süllau kam also zum Nachmittagskaffee und nahm alles wohlwollend zur Kenntnis – bis auf den Umstand, dass meine Frau Türrahmen und Lamperien leuchtend grün und rot lackiert hatte. Er nahm uns das Versprechen ab, ähnliches in der neuen Wohnung nicht zu veranstalten, was wir ihm gern zusicherten.

Christoph von Teichman

Was tun Sie, Herr Lauterbach?

17. März: „100 Tage Ampel: Baerbock am besten“

Vor zwei Jahren wurden die Pflegekräfte bejubelt, und es wurde ihnen ein Bonus versprochen. Damit ist es nicht getan. Wie immer mal wieder berichtet wird, haben während der Pandemie zahlreiche in der Pflege tätigen Menschen ihre Arbeit aufgegeben und sich etwas anderes gesucht. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht tut ihr übriges dazu. Das hat zur Folge, dass mehrere tausend Intensivbetten nicht bedient werden können. Hätten wir mehr Pflegekräfte, wäre die Situation allgemein entspannter. Ich habe nichts davon gehört, dass die Politik sich während der Pandemie um dieses Problem gekümmert hätte. Was gedenkt Herr Lauterbach zu tun, um diesem Problem Abhilfe zu verschaffen? Es wäre an der Zeit, dass er Überlegungen anstellt, wie Menschen motiviert werden können, in diesen herausfordernden, anstrengenden und familienfeindlichen Berufszweig einzusteigen. Wer in diesen Berufen tätig ist, muss hart körperlich arbeiten und hat Schichtdienste. Zudem ist meines Wissens die Bezahlung nicht allzu üppig. Es wäre schön, wenn Sie darauf einwirken könnten, dass dieses Thema nicht immer wieder aufgrund des Mangels kurz hoch schwappt um dann für lange Zeit wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Angelika Eilers