So geht Menschlichkeit

2. März: „Nadia – mit einem Baby auf der Flucht. Die 23-Jährige ist mit ihrem Sohn aus der Ukraine nach Hamburg gekommen. Sie bangt um ihren Mann – und bekommt Hilfe von einer Russin“

Der eindrucksvollste Artikel befindet sich auf Seite neun. Eigentlich gehört er auf den Titel. Elena und Nadia zeigen uns, wie Menschlichkeit verstanden werden muss. Gerade in dieser wahnsinnigen Zeit dürfen wir nicht vergessen, dass wir Individuen sind. Wir sollten alles daran setzten, dass der Irrsinn und das Blutvergießen beendet wird, daher sollten wir das Regime verurteilen, aber nicht die Menschen, die auf allen Seiten leiden. Europa hat viel Potenzial, es wäre schön, wenn wir uns darauf besinnen.

Christiane Dornecker

Brücken bauen in dieser Zeit

2. März: „Russlands Krieg gegen die Städte“

Wenn man aufgrund dessen nun einen baldigen Waffenstillstand erwartet, ist man blind für die nun erwartbare militärische Eskalation, nicht nur in der Ukraine, sondern in Gesamteuropa. Aerosolbomben, erste taktische Atomwaffeneinsätze mit Ausbreitung radioaktiver Partikel – genau das muss nun schnellstmöglich verhindert werden! Wie? Indem man nach gemeinsamen Brücken sucht, über die beide Seiten gehen können. Sollte dieser Brückenbau nicht sehr bald geplant werden, werden sie nie mehr gebaut und das Allerschlimmste für Europa unausweichlich, da sich Putin und sein Land in die Enge getrieben sieht.

Manfred Puls, Hamburg

Maß und Mitte verloren

2. März: „Anna Netrebko sagt Elbphilharmonie-Konzert ab. Dirigent Valery Gergiev verlor mehrere Posten und Engagements“

Ich bin erschüttert über die Nachricht, dass es nun scheinbar schon genügt, keine Meinung zu einem weltpolitischen Ereignis zu äußern, um von seinem Arbeitgeber aus seinem Dienstverhältnis entlassen zu werden. So ist es dem Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev ergangen. Sein Arbeitgeber, in diesem Fall die Stadt München und repräsentiert von ihrem Oberbürgermeister, Dieter Reiter, hatte von Gergiev ultimativ verlangt, sich öffentlich von Putins völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu distanzieren und diesen zu verurteilen. Und dies, wohlgemerkt, ohne dass Gergiev in den Tagen zuvor den Überfall auf die Ukraine öffentlich begrüßt hätte. Was tat der Dirigent? Er schwieg einfach – und wurde nun schließlich entlassen. Vieles spricht dafür, dass Gergiev in der Tat das Vorgehen Putins begrüßt und richtig findet. Ich finde, genauso wie eine überwältigende Mehrheit meiner Mitmenschen, eine solche Auffassung in diesen Tagen unerträglich. Und dennoch verlieren manche von uns in dieser Zeit jegliches Maß und Mitte. Herr Oberbürgermeister Reiter, manche Journalisten und viele applaudierende Leserkommentare, die den Rausschmiss begrüßen, scheinen zu vergessen, für welche Werte die Menschen in der Ukraine Widerstand leisten, für welche Werte die EU und damit auch wir Deutschen über den eigenen Schatten sprangen und Waffen liefern: Es sind die Werte des Westens – Freiheit, Demokratie, Menschenwürde. Dazu gehören untrennbar verbunden auch die Freiheit der Presse und die Meinungsfreiheit. Jeder hat bei uns ein Recht auf freie Meinungsäußerung oder in diesem Falle Nichtäußerung. Der Beruf von Herrn Gergiev ist Dirigent, sein Job ist es, zu dirigieren, nicht öffentliche Statements abzugeben (was er ja auch nicht tut). Was er denkt, während er dirigiert, hat seinen Arbeitgeber nichts anzugehen.

Rudolf Scholz, Halstenbek

Stoppen Sie diesen Irrsinn

1. März: „In der Blechlawine Richtung Westen“

Die täglichen Medienberichte und Bilder aus der Ukraine von verzweifelten Menschen und deren Kindern, zeigen die brachiale Gewalt und Eiseskälte gegen ein unschuldiges Volk. „Herr Präsident Putin, Sie sind im siebzigsten Lebensjahr und haben zwei nette Töchter: Katarina und Maria. Vielleicht sind Sie ja inzwischen Großvater und haben Enkelkinder. Würden Sie Ihre Familie nicht auch vor kriegerischer Gewalt schützen? Unschuldige Kleinkinder mit ihren Eltern sind auf der Flucht vor militärischen Angriffen. Diesen Irrsinn müssen Sie aufhalten und stoppen. Die Kinder haben Ihnen doch nichts getan. Die Menschen suchen überall Frieden auf der Welt und wollen ihr Zuhause in der Ukraine wiederhaben. Ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk können Sie sich schon morgen machen: Sofortiger Rückzug aller Truppen aus der Ukraine.“

Rita Humpke, Hamburg

Handeln ist verständlich

1. März: Leitartikel: „Russland – mehr als Putin“

Die Kommentare von Herrn Iken mit seinen vielfältigen Anregungen schätze ich in der Regel sehr. Ein Leben in einem autoritären Staat ist mit Sicherheit wesentlich komplizierter und gefährlicher, als es der Durchschnittsdeutsche aus dem Westen ahnt. Gerade aber Valery Gergiev und Anna Netrebko sind Künstler, die ihrerseits nicht unter politischem Druck stehen, beruflich durch die ganze Welt reisen und somit den Wahrheitsgehalt der Äußerungen und Taten Putins durchaus von verschiedenen Seiten beleuchten können. Wenn jetzt auf demokratischer Seite berechtigte Konsequenzen aus deren starker Nähe zu einem Diktator und Kriegsverbrecher gezogen werden, ist dieses Handeln sicherlich für die meisten Menschen – auch ohne ein „plumpes Freund-Feind-Denken“ – sehr verständlich. Gleiches gilt natürlich auch für Gerhard Schröder, den seine Büro-Mannschaft bekanntlich auch schon verlassen hat.

Burkhard Meyer, Rosengarten

Zusammenhalt führt zum Ziel

Danke für die mutigen Worte von Matthias Iken. In diesem Konflikt ist eine kluge strategische Vorgehensweise erforderlich. Nur ein Zusammenhalt Europas führt zum Ziel. Hier wieder „Unschuldige“ auszuschließen, Sanktionen gegen die gesamte russische Bevölkerung zu verhängen, ist auch nicht der richtige Weg. Es leidet das Volk. Wie in so vielen Ländern. Und diese dürfen wir auch nicht vergessen, z. B. Afghanistan in denen nach wie vor unhaltbare Zustände herrschen. Hier sind die Medien gefragt. Danke für die vielen wahren Worte zu allen verschiedenen Themen – souverän, ausgewogen, auf den Punkt gebracht.

Susanne Lüders

Die soziale Nutzung passt

1. März: „Das wird das neue Quartier St. Trinitatis. Neben der Altonaer Hauptkirche entstehen fünf neue Blöcke mit Wohnungen und sozialen Einrichtungen“

Ich freue mich über das neue Quartier. Die soziale Nutzung passt. Eine Aufgabe der Aral-Tankstelle und der Bau eines kleinen Stadthauses in Erinnerung an das alte Rathaus von Claus Stallknecht könnte die Geschichtslosigkeit der Altstadt von Altona überwinden. Die Kritik von CDU-Fraktionschef Sven Hielscher kann ich nicht nachvollziehen. Stadtautobahnen und ein Erhalt der stadtzerstörenden Kahlschläge der Nachkriegsjahre sind nicht ökologisch und von gestern.

Martin Wendt

Eine sichtbare Erinnerung

Das neue Quartier ermöglicht eine sichtbare Erinnerung an Altonas vergessene Mitte mit all ihren historischen Bezügen – deutsch-jüdische Geschichte, europäische Aufklärung, Johann Friedrich Struensee – und eine Abkehr von der autogerechten Stadt durch eine dem Ort angemessene straßenbegleitende Bebauung. Hier wird Stadtreparatur im besten Sinne realisiert. Was fehlt noch? Statt einer raumgreifenden Tankstelle mit asphaltierten Flächen könnte ein neu-altes Stallknecht-Rathaus als offene Kulturvilla den Stadtpark Neu-Altona noch erweitern und zusätzlich kulturell befördern.

Katrinka und Markus Erich Delattre