Kirche hat Vertrauen verspielt

16. Februar: „Abschied per Mausklick. Kirchenaustritt im Internet ist bequem – aber auch gut?

Die Kirchen haben in weiten Teilen das in sie gesetzte Vertrauen verspielt. Selbst für Experten kaum durchschaubare rechtliche Parallelstrukturen, eine nur unzureichende Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen, ein haarsträubendes Gebaren als Arbeitgeber und die allgegenwärtigen (Macht-)Missbrauchsskandale: Die über Jahre angehäufte Mängelliste ließe sich ewig fortsetzen. Andere staatliche Gebilde mit einer solchen Bilanz wären längst aufgelöst worden. Solange aber ein grundgesetzlich verankerter Sonderstatus besteht, wird sich an diesem Befund nichts ändern. Hinzu kommt, dass eine kaum wegzudiskutierende Abhängigkeit von den kirchlichen Sozialangeboten besteht. Eine Entflechtung in diesem Bereich hinzubekommen, dürfte kaum machbar sein, zumal der politische Wille (noch) fehlt. Man könnte ja mal klein anfangen: Schluss mit dem kostenfreien Eintreiben der Kirchensteuern durch den Staat. Das wäre mal ein Anfang.

Dr. Tim Schurig

Mausklick schnell ermöglichen

Der „Abschied“ sollte schnellstmöglich per Mausklick ermöglicht werden. Was soll dieser alte Zopf, dass man persönlich Erscheinen und dann noch 31 Euro bezahlen muss? Die Kirchen werden doch schon genug alimentiert! Die Zwangsmitgliedschaft sollte eh sofort abgeschafft werden, genau so gut könnte man mich bei der Geburt gesetzlich für eine Mitgliedschaft in irgendeinem Verein wie den ADAC oder Greenpeace verpflichten!

Bernd Lange

Ergebnis überrascht nicht

16. Februar: „Wo es die meisten Corona-Toten gab. Erstmals Todeszahlen nach Stadtteilen vorgelegt. Linke sieht Benachteiligte stärker betroffen. Sperrstunde fällt“

Das Ergebnis der Studie kommt wenig überraschend. Schließlich hat schon die Spanische Grippe 1918 in vielen größeren Metropolen wie etwa New York gezeigt, was sich in persönlichen Erinnerungen und der wissenschaftlichen Forschung sehr gut nachlesen lässt, dass von einer Pandemie gerade die ärmeren Bevölkerungsschichten aufgrund ihrer beengten Wohnverhältnisse sowie einer häufig auch schlechteren medizinischen Versorgung im besonderen Maße betroffen sind, was beides ebenfalls heutzutage auf einige der genannten Stadtteile wie eben Wilhelmsburg zutrifft. Deshalb erfordert ein echter gelebter und nicht nur als leere Worthülse in den Sonntagsreden der Politik auftauchender gesellschaftlicher Zusammenhalt in jedem Fall ein deutliches Umdenken, damit sich insbesondere sehr bedenkenswerte und leider auch von einem wenig mitdenkenden Krisenmanagement zeugende Vorfälle nicht wiederholen, wie zum Beispiel, als nach einem größeren Corona-Cluster auf der Veddel im Frühjahr 2021 seitens der Sozialbehörde den dortigen Menschen eine bevorzugte Priorisierung bei der Impfreihenfolge strikt verweigert wurde!

Rasmus Ph. Helt

Seien wir auf der Hut

14. Februar: „Zeit für mehr Freiheit. Grundrechte sind keine Gnadenrechte“

Dieser Stil gefällt mir! Herr Prantl beschreibt die Situation mit den Corona- Maßnahmen. Sie schränken unsere Freiheit massiv ein, und er fragt, ob es denn „Gnadenrechte“ seien, die wir alle uns so sehr wünschen. Es geht hier nicht um Schuld, Geimpfte oder Nichtgeimpfte, es geht um unsere Grundrechte. Der Vergleich mit Schmerzen, die chronisch werden können, wenn sie länger andauern, passt. Und chronischer Schmerz zieht Veränderungen in Körper und Psyche nach sich. Seien wir auf der Hut. „Die Gesellschaft muss aus dem Sog der Verbote wieder herauskommen“, sagt Heribert Prantl. Ich wünsche uns bald wieder ein freiheitliches Leben für alle.

Dr. Christiane Ebert,

Hamburg-Blankenese

Ein Gewinn für die Umwelt

15. Februar: „Wegen ,grauer Energie‘: Neubauten in Hamburg nur noch im Ausnahmefall? Experten fordern in der Klimakrise ein Umdenken. Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, müsse jetzt die Sanierung bestehender Gebäude Vorrang erhalten“

„Und sie bewegt sich doch!“, soll der Astronom Galilei im Jahr 1633 gemurmelt haben, als er der Vorstellung, die Erde würde um die Sonne kreisen, unter dem Druck der Kirche abgeschworen hat. Die Klimaleugner von heute scheinen langsam zu begreifen, dass das Bauen und Wohnen doch etwas mit den CO2-Emissionen zu tun hat. Dass der Anteil an den Emissionen ungefähr 40 Prozent beträgt, hat bereits im Wahlkampf 2017 die damalige Bundesumwelt- und Bauministerin Hendricks in Hamburg auf Nachfrage bestätigt. So langsam nimmt die Erkenntnis von der Klimabelastung durch das Wohnen und den Wohnungsbau offenbar an Fahrt auf. Warum hat das so lange gedauert? Wer wollte das bisher nicht wahr haben? Das Mantra vom „bauen, bauen, bauen“ war in erster Linie im Interesse von Bauindustrie, Grundstücksspekulanten und der Wohnungswirtschaft, aber – last but not least – sind wir es, die vom immer Mehr an Wohnraum nicht lassen können. 48 qm sind es heute bundesweit und in Hamburg und Berlin 40 Quadratmeter pro Kopf, das bedeutet für Hamburg beispielsweise das Dreifache gegenüber 1939. Jährlich 400.000 zusätzliche neue Wohnungen sind keine frohe Botschaft. Die Zukunft des Wohnungsbaus liegt in der klimagerechten Modernisierung des Bestands, ein Gewinn für die Umwelt und uns alle. In Hamburg sollten im Ausnahmefall kleine Wohnungen für die 54 Prozent Einpersonenhaushalte gebaut werden dürfen. Große Haushalte mit fünf Personen und mehr machen in Hamburg nur noch ca. 2,8 Prozent aus. Große Haushalte dürften in Zukunft durch Wohnungen aus dem Bestand versorgt werden können, die durch Wohnungstausch und den Bau von kleinen Wohnungen frei werden.

Helgo Klatt

Alles sieht gleich aus

16. Februar: „Was würde Loki Schmidt wohl dazu sagen? Beton statt Blumenwiese: Stiftung und Anwohner kritisieren Gestaltung des nach der Naturschützerin benannten Platzes im Pergolenviertel“

Ihr Artikel „Was würde Loki Schmidt wohl sagen“ trifft den Nagel auf den Kopf, was die „grüne Planung“ der Stadtentwicklung angeht. Ich war kürzlich nach zehn Jahren mal wieder im Gertrudenkirchhof und entsetzt, was aus der kleinen Oase geworden ist. Jegliches Grün verschwunden, nur Versiegelung mit teurem Granit und ein paar Alibibäume. Kein Vogel oder Käfer findet hier ein Auskommen. Kostet alles viel Geld. Mich treibt es nicht mehr in die Innenstadt, alles sieht gleich aus.

Susanne Atzert-Hinzmann

Keine Angst mit Schmidt

15. Februar: Serie: „Die Flut. Schmidt als Krisenmanager – zwischen Wahrheit und Legende. Vor 60 Jahren brachen in Hamburg die Deiche. Schmidts Biograf Prof. Reiner Lehberger spricht im Interview über dessen Rolle – und wie sie ihm bei der Karriere half“

Bei allen heutigen Überlegungen, wie groß Schmidts Leistung damals war, ist doch absolut sicher, dass wäre er nicht gewesen, die Zahl der Todesopfer im vierstelligen Bereich gelegen hätte. Mein damals 33-jähriger Vater, der bereits als 16-Jähriger – fast noch halbes Kind – an der Ostfront stand und somit sehr erfahren war für Ausnahmesituationen, ist sofort los, um zu helfen. Erst drei Tage später kam er nach Hause. Total erschöpft und ausgebrannt. Er hat nicht viel geredet und fiel für Stunden in einen tiefen Schlaf. Sein erster Satz nach seiner Rückkehr ist mir als damals 13-Jährige dennoch im Kopf geblieben: „Wenn wir solche Leute haben wie den Schmidt, dann brauche ich keine Angst zu haben um die Zukunft meiner Kinder!“ Diese Worte haben sich mir eingebrannt! Ich hatte nie Angst, so lange Deutschland Schmidt hatte!

Lea Grunewald-Schreier