Unanständig, aber legal

7. Februar: „Russland-Engagement: Kritik an Schröder reißt nicht ab“

Wenn sich Spitzenpolitiker oder Minister aus der Politik verabschieden, dann tauchen sie oft nach einer gesetzlichen Schamfrist in anderen Spitzenpositionen in der Wirtschaft oder in Behörden wieder auf – ob sie Matthias Wissmann, Philipp Rösler oder Andrea Nahles heißen. Das ist weder unanständig, noch illegal – das ist vollkommen normal. Wer sich darüber mokiert, ist möglicherweise neidisch oder möchte diesen Aspiranten einfach nur ans Bein pinkeln. Nicht viel anders sieht es doch bei Gerhard Schröder aus mit seinen Aufsichtsratsposten, die pikanterweise seine deutliche Nähe und Freundschaft zu Putin offenbaren, den er ernsthaft als „lupenreinen Demokraten“ bezeichnet. Darüber darf gelästert werden. Punkt. Schröder stehen als Ex-Bundeskanzler Büro, Mitarbeiter und Dienstwagen zu. Das kann man in Frage stellen, aber es steht dem Steuerzahlerbund nicht an, dieses moralisch zu kritisieren und ihn aufzufordern, auf diese Leistungen zu verzichten. Wenn ausgerechnet ein Sozialdemokrat und Genosse in den Genuss von kapitalistischen Millionenbezügen kommt, ist das ein gefundenes Fressen für die Jusos und natürlich allen anderen politischen Gegnern, die sich empören und Schröder vorwerfen, Halt und Anstand verloren zu haben. Kritik an Gerhard Schröder mag nachvollziehbar und verständlich sein, aber er bewegt sich im Rahmen der Legalität und die moralische Bewertung seiner Aktivitäten muss er mit sich selbst ausmachen.

Dietmar Johnen-Kluge

Wegschauen und schönreden

5./6. Februar: „Chinas Winterspiele sind eröffnet“

Was für eine Farce. Die Medienwelt zeigt mit dem Finger auf China, berichtet aber von den Olympischen Spielen. Unsere Sportler nehmen daran teil, die Fernsehsender sind live dabei. Bei dieser ganzen Heuchelei kann einem Übel werden. Die Krönung ist der Deutsche Thomas Bach, er bekommt die Goldmedaillen im wegschauen und schönreden. Die Politiker der westlichen Welt bleiben fern, was für ein Zeichen. Ob sich China wohl davon beeindrucken lässt? Wohl kaum. Sie laden Putin und zeigen der Welt, wer die „Ansagen“ macht. Europa ist eine Wirtschaftsmacht, nicht mehr und abhängig von China, die USA eine Weltmacht auf tönernen Füßen. Seit der erfolgreichen „Flucht“ aus Afghanistan, nehmen China und Russland Europa und die USA nicht mehr ernst. Die USA und Europa sind aufeinander angewiesen, wie schon lange nicht mehr. Ob das auch von jedem Amtsträger erkannt wird, ob jeder seine nationalen Interessen für die gemeinsamen Interessen zurückstellt, ist entscheidend für ein freies Europa.

Fred Bonkowski

Die Leute sind selbst schuld

5./6. Februar: „Aus für die großen Osterfeuer am Elbstrand

Das die Osterfeuer in diesem Rahmen nicht weiter „veranstaltet“ werden, war zu erwarten. Bei dem Dreck, Müll und Unrat der immer hinterlassen wird! Die Leute sind ja selbst schuld, dass solche Events verboten werden. Es ist wie im Stadtpark, feiern ja, aber Selbstverantwortung für seinen Müll und Unrat – nein! Kann ja die Stadt machen. Es sollte selbstverständlich sein, seinen Müll wieder mitzunehmen!

Andreas Itzenplitz

Keine Einnahmen, keine Party

Wiederholt wird in Hamburg ein Thema gestrichen, nur weil es Aufwand, aber keine Einnahmen generiert. Verwunderlich, dass nicht auch noch der CO2-Ausstoß der Feuer herangezogen wird. Wäre aber unpassend angesichts der dort vorbeifahrenden Kreuzfahrer, die nicht nur viel CO2, sondern auch viel Geld produzieren. Dass städtischer Aufwand an anderer Stelle, z.B. der umfangreichen polizeilichen Verkehrsregelung bei Fußballspielen, selbstverständlich geleistet wird, ist hier sicher ein ganz unpassender Vergleich... Die Tradition von Osterfeuern an sich, deren Blankeneser Umsetzung sowie die touristische Bedeutung zählen wenig, wenn kein Geld reinkommt. Das Thema könnte auch ganz anders angegangen werden, insofern ist Herrn Scheuerl Erfolg zu wünschen. Aber was soll man von einer „Welt“-Stadt erwarten, in der selbst die Alsterfontäne nur aufgrund von Spenden sprudelt.

Holger Schütz

Natur für alle

4. Februar: „Neues Bündnis will Wildgehege Klövensteen retten“

In Anbetracht des künftig nicht mehr ganz so prall gefüllten Staatssäckels finde ich die Vorschläge des Bündnisses zur Entwicklung des Wildgeheges sehr weitsichtig, weil es in einem überschaubaren Kostenrahmen realisierbar ist und auf Bezirksebene finanziert werden kann. Hier wird mit vertretbarem Aufwand Natur für alle erlebbar gemacht. Für ein Zooerlebnis gibt es doch Hagenbecks Tierpark, den Wildpark Schwarze Berge oder den Wildpark Eekholt.

Jürgen Zeller, Hamburg-Rissen

Zoos haben wir genug

Umwelt- und Klimaschutz fängt im Kleinen und mit den Kleinsten an. Aus diesem Grund habe ich mit großer Freude gelesen, dass das Wildgehege im Klövensteen jetzt mit einem nachhaltig aufgebauten Umweltbildungskonzept gerettet und zukunftssicher gemacht werden soll. Gerade für Kinder im großstädtischen Raum sind niederschwellige und vor allem kostenfreie Angebote wichtig, um Natur in ihrem natürlichen Zusammenhang mit allen Sinnen zu erfahren. „Zoos“ haben wir wirklich genug in Hamburg und Umgebung. Der Ansatz von „NaturErleben-Klövensteen“, sich auf wenige attraktive heimische Tierarten in Käfigen zu beschränken und mehr „echte“ Natur mit umweltpädagogischen Angeboten im Klövensteen mit seinen wunderbaren Landschaften erfahrbar zu machen, klingt vielversprechend und gerade auch unter dem kritischen Kostenaspekt in der vorgeschlagenen Form machbar und damit politisch durchsetzbar. Weniger ist auch hier sehr viel mehr!

Christina Schröder

Lebensgefahr für Betroffene

5./6. Februar: „Depression: Hilft eine Online-Psychotherapie? Bis zu sechs Monate warten Patienten auf eine Behandlung“

Es stimmt nicht, dass in Deutschland mehr als 1600 Psychotherapeuten fehlen, im Gegenteil, es gibt genügend von ihnen. Allerdings verhindern die deutschen Krankenkassen die Zulassung von dringend erforderlichen 7000 Kassensitzen für Psychotherapeuten, ein Grund für Therapie-Wartezeiten von mehr als sechs Monaten. Eine lebensgefährliche Haltung für Betroffene. Nur PrivatpatientInnen haben die Chance auf kurzfristige Termine. Ihr Artikel über Online(!)-Therapie von schwerkranken und teilweise hilflosen Menschen per App spielt den Krankenkassen in die Hände.

Gabriele Ebert

Brillant und glasklar

7. Februar: „Bachs h-Moll-Messe als Tanz zur Ehre Gottes. Thomas Hengelbrock und die Balthasar-Neumann-Ensembles“

So überragend, brillant, glasklar, tieftraurig, überglücklich, geradezu dreidimensional und „ausinterpretiert“ habe ich die h-Moll-Messe von Bach noch nicht gehört. Nun, seit letztem Freitag weiß ich: Es gibt Chöre und es gibt den Balthasar-Neumann-Chor. Es gibt Dirigenten und es gibt Thomas Hengelbrock. So etwas kann man nur direkt in der Aufführung erleben, das gibt es nicht als konservierte Aufnahme. Vom ersten Ton, dem wie aus einem Munde klingenden Konsonant K des Kyrie bis zum letzten Akkord, der noch lange im Saal schwebte und nachklang, weil für zwei ewige Minuten alle absolut still waren, war es ein im höchsten Masse beeindruckendes Erlebnis. Der dann losbrechende Applaus war unbeschreiblich.

Hardy Koch, Hamburg