Kooperation statt Egoismus

25. Januar: „Elbvertiefung abgeschlossen – ganz ohne Feier. Das 800 Millionen Euro teure Mammutprojekt ist offiziell beendet. Hafen optimistisch. Umweltverbände prüfen erneut juristische Schritte

Jahrzehntelange Ausbaggerungen der Elbe ergeben ökologisch und ökonomisch keinen Sinn, Hamburg liegt nun mal nicht an der Küste. Statt einer Arbeitsteilung mit Wilhelmshaven als perfekten Tiefwasserhafen duldet Hamburg in bewährter Pfeffersackmentalität keine Konkurrenz. Aber gerade Kooperation statt Egoismus wäre eine vernünftige Basis. Eine spezielle Container-Eisenbahnstrecke mit Doppelstockwagen z.B., wie in den USA üblich, könnte im Shuttle-Verkehr den Tiefwasserhafen mit Hamburg verbinden. Das wäre allemal preiswerter und umweltfreundlicher.

Jens Ode

Neuer Wall nur für Superreiche

25. Januar: „Neue Luxusmarken ziehen an den Neuen Wall. Dior öffnet Boutique in der Edelmeile, Vilebrequin und Elisabetta Franchi ebenfalls. Inhabergeführte Geschäfte wie Budapester Schuhe geben auf“

Die Entwicklung der Edel-Einkaufsstraßen bedeutet für mich die zentrale Ursache der Verödung und Versteppung der Innenstädte, weil außer (Vorsicht, Klischee... aber trotzdem!) Ölscheichs und russischen Oligarchen dort niemand mehr etwas zum Einkauf findet. Deshalb ist ein (wirtschaftliches) Wiederaufleben etwa des Neuen Walls eine schlechte Nachricht für Hamburg insgesamt. Besser wäre für die Mehrheit der Kunden ein möglichst deutlicher Zusammenbruch der dortigen Mieten mit dem Effekt, dass z.B. familiengeführte und/oder Handwerksunternehmen eine Chance hätten, dort wieder ein Geschäft zu eröffnen. Niemand unter den Hamburger Bürgern (als Speckgürtel-Bewohner zähle ich mich dazu) hat etwas davon, dass es in den beliebten Innenstadtvierteln nur noch Dinge zu kaufen gibt, die sich der Normalbürger nicht mehr leisten kann, oder die nicht zum halbwegs normalen Bedarf gehören. Deshalb: Nein, keine Begeisterung für die Rückkehr von Luxusmarken-Shops in die Innenstadt, sondern ganz das Gegenteil.

Till Neumann

Angst vor der Nato

24. Januar: „Marinechef stürzt über Putin-Äußerung. Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach verlangte ,Respekt auf Augenhöhe‘ für Russlands Präsidenten und ist jetzt sein Amt los“

Mir wird angst und bange vor der Nato, die sich Verteidigungsgemeinschaft nennt. Ohne auf die Sicherheitsbedürfnisse Russlands einzugehen, wird hier ein Krieg geradezu herbeigeredet. Von möglichen kriegerischen Auseinandersetzungen dürften die USA als Hauptakteure in diesem Spektakel wieder einmal verschont bleiben. Mich erinnert das Ganze an die Lügen zur Vorbereitung des Irak-Krieges. Leider spielten die Medien das Spiel damals allzu leichtgläubig mit, genauso wie es mir heute erscheint. Passend dazu nimmt General Schönbach seinen Hut. Er hat es gewagt, die offizielle Linie zu kritisieren. Ich wünsche mir Volksabstimmungen über einen möglichen Beitritt der Ukraine zur EU und Nato. Das Ergebnis dürfte für die Machtpolitiker in Brüssel und Washington wenig schmeichelhaft ausgehen.

Thomas Zimmermann

Mut zur Wahrheit

Mit seinen Äußerungen zu Russland und der Krim zeigte Ex-Vizeadmiral Schönbach, was von einem führendem Militär eigentlich zu erwarten wäre: geopolitischer Realitätssinn, militärische Weitsicht und Mut zur Wahrheit. Das dies den regierenden Illusionisten ein Ärgernis ist, zeigt seine prompte Liquidierung aus der Truppe. Lieber folgt Berlin der altbewährten, anglo-amerikanischen „Teile-und-herrsche-Strategie“, indem der Keil zwischen Russland und „dem Westen“ noch tiefer eingeschlagen wird. Offensichtlich scheinen es sich Deutschland und die EU leisten zu können, Russland in die Arme Chinas zu treiben. Jedenfalls sollte dieses Glanzstück politisch-korrekter Belehrung allen Bürgern in Uniform die Augen öffnen für die Erkenntnis, vor welchen Karren sie sich möglicherweise spannen lassen. Eng damit verbunden ist die Frage, wer in Wahrheit die Zügel führt. Kay-Achim Schönbach ist nun ein freier Mann, und vielleicht besitzt er nun genug Zeit, seine Sicht der Dinge offen zu legen. Wünschen wir ihm hierzu weiterhin Mut und Tapferkeit.

Martin Hartmann

Kein diplomatisches Geschick

Vizeadmiral Schönbach hat recht, auch wenn sein diplomatisches Geschick deutlich schmaler ist als seine Kolbenringe (Dienstgrad auf seinem Uniformärmel). Man muss mit Putin oder Lawrow reden. Man muss reden, reden, reden, damit niemand anfängt zu schießen. Die Krim ist weg. Keine Frage, daran habe ich keinen Zweifel. Aber, lieber Herr Schönbach, das erzählt man nicht in Indien auf einer Pressekonferenz. So etwas gibt man in Berlin in kleinem Kreis mit der Frau Ministerin zu bedenken. Sonst ist man leider seinen gut dotierten Job los und geht in Pension.

Michael Köhncke

Mut, Geduld und etwas Wut

24. Januar: „Warum ich noch in der Kirche bin? Missbrauch durch Geistliche kann doch eigentlich nur zum Austritt führen, meint unsere Autorin. Doch sie hat anders entschieden“

Vielen Dank für diesen Beitrag von Frau Zinkler, sie spricht mir aus der Seele. Mein Leben lang schon plage ich mich mit Zweifeln an meiner katholischen Konfession, und die aktuelle Situation macht es nicht gerade einfacher. Aber ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Christentum Gemeinde braucht. Mir sind dabei so viele Menschen begegnet, die sich mit Überzeugung, Humor und Tatkraft für ihre Sache einsetzen. Nicht immer liturgisch, aber mit dem Herzen, und das hat mich überzeugt zu bleiben. Denn wenn alle die gehen, denen das Leid und das Unrecht nicht egal ist, wer bleibt dann noch und wie soll sich die Kirche ohne uns erneuern? Nur Mut und Geduld, ruhig auch etwas Wut: Kirche hat Zukunft.

Antje Dahmen

Glaube benötigt keine „Kirche“

Die Autorin kennt die Antwort auf ihre selbst gestellte Frage nicht, dabei wäre es interessant zu wissen, was jemanden noch in der Institution Kirche hält. Angesichts schwerster Straftaten, ist mir rätselhaft, wie man die Mitgliedschaft in der „Vereinigung Kirche“ aufrecht erhalten kann. Das Gutachten der Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl spricht u.a. von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, begangen von katholischen Priestern, Diakonen, Religionslehrern und hauptamtlich Bediensteten der Erzdiözese München. Mit der Mitgliedschaft wird das System „Kirche“ nicht nur finanziell unterstützt, sondern darüber hinaus in ihrem Bestand bestärkt und legitimiert. Eine Kirche, in der massenhaft schwerste Straftaten durch ihre engsten Vertreter im Schutze der Gutgläubigkeit ihrer Opfer begangen werden können und zudem von der Kirchenhierarchie gedeckt werden, erinnert mich mehr an eine kriminelle Vereinigung als an eine höhere moralische, geistige Instanz, so wie die Kirche sich gerne selbst sieht. Der Glaube, an welchen Gott auch immer, benötigt keine Institution „Kirche“, sondern lediglich einfache, praktizierte Nächstenliebe.

Hans-Jürgen Neff, Glinde

Das kann ja noch werden...

24. Januar: Nachspiel: „Wer will schon in die Bundesliga?“

Wie Recht doch Herr Schiller hat! Schon lange habe ich das gleiche gedacht. Die beste „zweite Liga“ die es bisher gab. Eigentlich könnte es so bleiben! Aber ehrlich gesagt, gern hätte ich den HSV doch in der „Ersten“ gesehen. Was nicht ist, kann ja noch werden.

Horst Schnoor