Auf den Punkt gebracht

15./16. Januar: „Wir müssen reden. Im Umgang mit ungeimpften Freunden sollten wir dem Dialog eine Chance geben

Theresa Martus hat sehr einfühlsam den Umgang mit ,ungeimpften Freunden‘ auf den Punkt gebracht, nur dass ich diesen auch auf unbekannte Menschen erweitern möchte. Zufällig kam ich vor kurzem vor einem Supermarkt mit einem fremden Mann ins Gespräch, in dem es auch um das Für und Wider des Impfens ging. Er war nicht geimpft, ich schon. Wir tauschten einfach freundlich unsere Argumente aus und trennten uns nach 20 Minuten. Ich hatte das Gefühl, ihn zumindest nachdenklicher gemacht zu haben. Auch in anderen Situationen ist es mir wichtig, bei gegensätzlichen Meinungen fair und aggressionslos miteinander zu sprechen und die Meinung anderer nicht brüsk zurückzuweisen, sondern zu bedenken und eventuell auch zu übernehmen.

Wolf Brake

Gedanken zu wichtigen Fragen

14. Januar: „,Ich sehe bei Putin keine Radikalisierung‘. In seinem neuen Buch „Nationale Interessen“ bürstet Klaus von Dohnanyi in der außenpolitischen Debatte gegen den Strich“

Ich kann als Hamburger nur bedauern, dass Herr von Dohnanyi nicht mehr in der aktiven Politik tätig ist. Um so mehr freue ich mich über seine Äußerungen in den Medien zu den wirklich wichtigen Fragen unserer Zeit und hoffe, dass die derzeitig verantwortlichen Politiker auch in der Hektik des Tagesgeschäfts diese Gedanken ernsthaft in Betracht ziehen.

Hans-Dietrich Schubert, Hamburg

Russland ernst nehmen

Welch ein Armutszeugnis für unsere Demokratie, wenn aktive Politiker ihre Gedanken „nach dem träge fließenden Mainstream ausrichten“ müssen wie Herr Iken es in seinem Artikel zum Buch „Nationale Interessen“ von Klaus von Dohnanyi nahelegt. Es bleibt zu fragen, wer denn die Richtung des Mainstream bestimmt? Sind es die USA, die nach Dohnanyi die Welt nach ihrem Geschmack bauen und haben sich aktive Politiker hier dem unterzuordnen? Es bleibt zu befürchten, dass diese Frage mit „ja“ beantwortet werden muss. Warum sonst gibt es so wenig Engagement für eine deutsch-russische Freundschaft auf politischer, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene. Das Bild, das die meisten Medien in Deutschland von Putin zeichnen, ist ein feindseliges, aggressives Bild. Putin-Versteher ist für den Mainstream ein negatives Wort, aber Herr von Dohnanyi schreibt sehr richtig: Ohne Verstehen keine Vernunft. Mehr als einmal hat Russland in der Vergangenheit westliche Truppen vor den Toren Moskaus erleben müssen, kein Land hatte im 2. Weltkrieg so viele Tote zu beklagen wie Russland. Unsere Politiker sollten Russlands Sicherheitsbedenken ernst nehmen und auf eine Nato-Osterweiterung verzichten. Und in Bezug auf Herrn Nawalny möchte ich anmerken: Wir im Westen sollten besser vor der eigenen Türe kehren und uns mehr Gedanken über Julien Assange machen, der unter schlimmen Haftbedingungen schon über Jahre in London festgehalten wird, weil er Informationen zu Menschenrechtsverletzungen veröffentlicht hat, die mit bestimmten „Nationalen Interessen“ im Westen unvereinbar zu sein scheinen. Und Julien Assange hatte nicht wie Herr Nawalny die Freiheit, zur medizinischen Behandlung in ein Land seiner Wahl auszureisen. Und anders als Nawalny wäre Julien Assange vermutlich nicht freiwillig in das Land seiner Peiniger zurückgekehrt. Ich bin Herrn von Dohnanyi sehr dankbar für seine Weitsicht und seine klugen Gedanken. Und ich hoffe, dass nicht nur über 90-jährige Politiker in Deutschland den Mut haben dürfen, offen für eine bessere deutsch-russische Beziehung einzutreten.

Hilde von Schwartzenberg

Ein weitsichtiger Mann

Herr von Dohynanyi ist ein sehr weiser, kluger, mutiger und weitsichtiger Mann, perfekt interviewt von Herrn Matthias Iken. Herr Putin reagiert schlichtweg auf die große Nato-Osterweiterung und die USA haben uns nach dem Zweiten Weltkrieg sehr geholfen, aber auch in vielen Ländern danach (Vietnam, Irak etc.) extrem viel Leid verursacht.

Antje Netz

Sprache prägt und beeinflusst

12. Januar: „Geschlechtergerechtigkeit durch Gendern? Bürger*innenschaft oder Bürger*innenmeister*inwahl – wohin das neue Sprechen führen könnte“

Dass Sonderzeichen wie Sternchen oder Doppelpunkt beim Gendern keine optimale Lösung sind, ist unstrittig. Dass Gendern aber generell notwendig ist – als Kompromiss zumindest die Nennung der männlichen und der weiblichen Form – belegen zahlreiche linguistische Studien: Sprache prägt nicht nur, sondern sie beeinflusst und manifestiert auch. Wer denkt bei Managern, Malern, Mathelehrern oder Mördern wirklich gleich an Frauen? Ich nicht. Ein anschauliches Beispiel: Ein Vater fuhr mit seinem Sohn im Auto. Sie verunglückten. Der Vater starb an der Unfallstelle. Der Sohn wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert und musste operiert werden. Mehrere diensthabende Ärzte eilten in den OP. Eine Person wurde kreidebleich und sagte: „Ich bin nicht imstande zu operieren. Das ist mein Sohn.“ Fragen?

Uta Keite, Hamburg