Weit weg von der Wirklichkeit

7. Januar: „Showkönig Pilawa verlässt die ARD. Beliebter Moderator steht nach gut 20 Jahren beim Ersten laut Medienbericht vor Wechsel zur privaten Konkurrenz“

Wenn ein hoch bezahlter TV-Mann wie Bator die Gagen, die im öffentlich-rechtlichen TV gezahlt werden, als unzeitgemäß ansieht, dann zeigt das nur, wie weit weg von der Lebenswirklichkeit der im Sinne von Wolfgang Thierse „normalen“ Menschen diese modernen Unterhaltungssöldner inzwischen entfernt sind. Aber der Zuschauer sollte nicht schimpfen. Er hat es in der Hand. Schaltet er nicht ein, wird auch nicht zu üppig bezahlt.

Andreas Kaluzny

Wünsche Einzelner?

7. Januar: „Nachbarschaftstreff auf dem Parkplatz. In Eimsbüttel verschwinden Stellflächen für ein sogenanntes Parklet. ADAC befürchtet Spannungen zwischen Anwohnern und Autofahrern“

Vom Sofa auf die Straßenbank – wäre nicht ein kleiner Spaziergang mit dem Nachbarn um den Block sinnvoller? Nicht jeder Wunsch Einzelner, zumal mit finanzieller Hilfe der Gemeinschaft, ist umsetzbar und der Gemeinschaft zumutbar.

Regina Somann

Abhängigkeit wovon?

6. Januar: „Annalena Baerbock auf Joschka Fischers Spuren“

Altbürgermeister Herr von Dohnanyi hat erst kürzlich in einem Abendblatt-Interview Annalena Baerbock bescheinigt, dass sie nichts von Porzellan versteht. Russland wird die Milliarden teure Pipeline ganz gewiss nicht ohne das Einverständnis Deutschlands gebaut und finanziert haben. Nun, nach Fertigstellung, die Betriebserlaubnis dafür in Frage zu stellen, ist ein unmögliches Geschäftsgebaren. Dass sich die Amerikaner darüber freuen, ist klar – sie möchten gerne ihr eigenes Gas verkaufen. Wieso Deutschland in eine gefährliche Versorgungsabhängigkeit von Russland gerät, wenn das Gas nicht mehr durch Transitländer geleitet wird, erschließt sich mir nicht.

Herbert Mellin

Fürsorgepflicht statt Profit

6. Januar: „Werden Immobilien in Hamburg 2022 teurer? Vieles spricht dafür, dass die Preise auch in diesem Jahr steigen. Doch die Risiken für einen Absturz nehmen zu. Was Experten voraussagen“

Vor 35 Jahren konnte mit Festgeld ein Zinsertrag von fast neun Prozent erzielt werden. Wer den Wert einer Wohnung auf dem Konto hatte, konnte mit den Zinsen locker seine Miete sogar mit Nebenkosten bezahlen und noch etwas übrigbehalten. Mieten war attraktiver als Eigentum zu erwerben. Schon zehn Jahre später hatte sich der Markt durch steigende Mieten und sinkende Zinsen total verändert, so dass die Nachfrage nach Eigentum enorm stieg. Während sich 2015 die Hamburger mit 247.000 Euro für den Immobilienkauf verschuldeten, wurden es nur sechs Jahre später 495.000 Euro - eine unglaubliche Entwicklung. Höhere Zinsen und die angehobene Grunderwerbssteuer werden die Kaufnachfrage und einen Preisanstieg von Immobilien eher dämpfen. Interessanter dürfte eine andere Frage werden: viele Käufer zahlen ihr Eigentum häufig bis zum Renteneintritt ab und können sich höhere Zinsen überhaupt nicht mehr leisten - wie kann diese finanzielle Schieflage bewältigt werden? Eigentum um jeden Preis kann nur zum Fiasko werden, Privatinsolvenzen und Zwangsversteigerungen werden die Folge sein. Banken sollten künftig bei Kreditvergaben nicht nur an ihre Profite denken, sondern eine Fürsorgepflicht für ihre Kunden haben, damit diesen nicht eines Tages das Wasser bis zum Hals steht.

Dietmar Johnen-Kluge

Große Lebensweisheit

6. Januar: Kolumne: „Einfach mal loslassen – nicht nur den Tannenbaum“

An jedem Donnerstag freue ich mich auf die Kolumne von Annabell Behrmann. Heute war der „Hit“ so ein Schatz in Ihrer Redaktion! Eine junge Frau lehrt uns eine große Lebensweisheit, das Thema „Loslassen“. Generationen arbeiten sich daran wund – sie lässt uns in so leichten Worten wissen, was es bedeutet und wie es gehen kann.

Delf-Peter Schmidt, Hamburg

Die Wahl ist ein Trauerspiel

5. Januar: „Leitartikel: Geschönte Niederlage: CDU unterstützt Steinmeier“

Klar, die Union kann sich keine weitere Niederlage erlauben und so unterstützt sie den Amtsinhaber, wie dies auch die Grünen am Tag zuvor angekündigt haben. Letzteren ging es dabei primär um die Pflege des Koalitionsklimas. Bei allem Respekt vor dem derzeitigen Amtsinhaber: Ist es nicht ein Trauerspiel, dass die „Wahl“ des deutschen Staatsoberhauptes am 13. Februar ohne einen einzigen Gegenkandidaten und ohne eine einzige Gegenkandidatin auskommen soll? So wird dieses Ereignis wieder einmal ein Paradebeispiel für unwürdiges Parteiengeschacher, was dem Ansehen des Amtes und dessen Inhaber schadet. Ein Armutszeugnis für das zweitgrößte Parlament der Welt!

Michael Deil, Bargteheide

Keine sinnvolle Investition

5. Januar: „Verkehr Hamburg. Brauchen wir wirklich noch eine neue Autobahn?“

Jede neue Autobahn nimmt erfahrungsgemäß 50 Prozent Bestandsverkehr auf und erzeugt 50 Prozent zusätzlichen Verkehr. Die A26 Ost schafft für viele Pendler einen zusätzlichen Anreiz, vom ÖPNV wieder auf das Auto umzusteigen. Der Hafenwirtschaft bringt die A26 rein gar nichts, da sie tangential im Süden des Hafens vorbeiführt. Für die Hafenwirtschaft einzig relevant ist die umgehende Erneuerung der Köhlbrandquerung in Tunnellage, denn sie ist eine zentrale Erschließungsachse für den gesamten Hafen. Dazu muss natürlich auch die Anbindung an die A1 im Osten verbessert werden. Es bedarf schon des Einsatzes aller planerischer und finanzieller Ressourcen Hamburgs, um dieses wirkliche Nadelöhr für den Wirtschaftsverkehr schnellstmöglich zu beseitigen. Zudem ist es wohl eine Illusion zu glauben, der Bund würde zwei West-Ost-Verbindungen zwischen der A7 und der A1 in nur fünf Kilometer Abstand gleichzeitig finanzieren. Darüber hinaus beruhen die Verkehrsprognosen für die A26 auf unrealistischen Zahlen für den künftigen Hafenumschlag in Hamburg, in denen die Politik noch immer von 20 Mio. TEU (Standardcontainern) Umschlag in 2023 träumt. Wenn der Hamburger Hafen jemals mehr als zehn Mio. TEU umschlagen sollte, dann hat Hamburg Glück gehabt. Zu unser aller Wohl sollten Realismus und eine Konzentration der knappen Ressourcen auf wichtige und klimafreundliche Vorhaben die Hamburger Verkehrspolitik bestimmen.

Kim Pomarius

Öffentliche Mittel als Lösung?

3. Januar: „Tschentscher: Mietaufschlag für Modernisierung ist zu hoch“

Auch wenn sich der Erste Bürgermeister in seiner Wohnungs(neu)baustrategie sonnt, die anstehende energetische Sanierung des Wohnungsbestands wird zu erheblich steigenden Mieten führen. In Schleswig-Holstein rechnet man für eine klimagerechte Sanierung pro Wohnung mit Kosten von 100.000 Euro. Das würde, auf Hamburg übertragen, zu Mieterhöhungen von drei bis vier Euro/qm Wohnfläche im Monat führen. Wer soll das bezahlen? Grundsätzlich doch derjenige, der einen Nutzen von derartigen Maßnahmen hat, in erster Linie die Bewohner. Wenn das nicht so wäre, wer würde dann noch modernisieren oder klimagerecht sanieren? Wenn dem Ersten Bürgermeister der Modernisierungsaufschlag zur bisherigen Miete zu hoch erscheint, dann ist er aufgerufen, öffentliche Mittel bereit zu stellen, die wenigstens die unrentierlichen Kosten aus der Sanierung abdecken. Wohnen ist für Mieter wie für Eigentümer extrem teuer. Tschentschers Vorgänger, der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz, hat es gewusst, wenn er in seinem 2017 erschienenen Buch „Hoffnungsland“ schreibt: „Die Wohnungswirtschaft bietet ein Produkt an, das sich die meisten nicht leisten können“.

Helgo Klatt, Hamburg