Hübsche Showeinlage

3. Januar: „Ansturm auf Neujahrsimpfen im Rathaus. Etwa 1300 Menschen lassen sich eine Drittimpfung spritzen

Eine gigantische Schlange auf dem Rathausmarkt, Leute, die stundenlang bei Regen und unangenehmen Temperaturen auf ihre Impfung warten. Jeder denkt nur eins: Warum hat Bürgermeister Tschentscher das gut funktionierende Impfzentrum am Funkturm so früh geschlossen oder zumindest nicht jetzt sofort wieder aufbauen lassen? Da hilft auch nicht die mediengerechte Einzelimpfung auf der Titelseite vom Abendblatt, hübsche Showeinlage, mehr nicht!

Gerald Staschke

In der Praxis fehlen Impfdosen

Die Impfaktion im Rathaus hat zwar einen hohen symbolischen Wert, aber dass mir in der Praxis nur ein Drittel der bestellten Dosen in der ersten Januarwoche geliefert werden, macht mich wütend. Die Verlegung von geplanten Terminen frustriert meine Mitarbeiterinnen und Patienten! Woher bekommt das Rathaus die Impfdosen? Auf Kosten der Arztpraxen?

Dr. Torsten Hemker

Wettbewerb der Städte

3. Januar: „Elbtower wächst 75 Meter in die Tiefe. Gründung des Hochhauses in der HafenCity soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein“

Wem nützt diese Anhäufung von Rekorden in die Tiefe und in die Höhe? Politiker und Investoren haben die unangenehme Eigenschaft, mit anderen Metropolen gigantomanische Wettbewerbe auszufechten. Das Gegenteil wäre angebracht. Würde man klimaneutral und bedarfsgerecht bauen, würde sich die Planung solcher Hochhäuser erübrigen. Für den Bau des Elbtowers werden Schlitzwände in einer Tiefe von bis zu 50 Metern auf der Fläche von drei Fußballfeldern in den Boden getrieben. Das hat aber nichts mit Fußball zu tun, es geht vielmehr um den Aufstieg in die Topliga der Städte mit den höchsten Hochhäusern. Der Elbtower wäre dann der Dritthöchste Wolkenkratzer nach zwei Frankfurter Hochhäusern. Da wäre mir der Aufstieg von zwei Hamburger Fußballclubs in die Topliga der Bundesliga schon lieber.

Bruno Brandi

Denkblockade aufheben

Silvester/Neujahr: „Was wird aus Hamburg? ,Der Mensch ist keine Rohrpost‘. Der Autor Arno Luik ist Bahnkenner und -kritiker zugleich. Er lehnt den Umzug des Fernbahnhofs nach Diebsteich ebenso ab wie den Bau einer U-Bahn“

Die berechtigten Kritikpunkte von Herrn Luik stimmen mich nachdenklich, die Hamburger Politik offensichtlich nicht. Da wird ohne Not ein funktionierender Verkehrsknoten von Fern-, Regional-, S-Bahn und Bussen am Bahnhof Altona zerrissen, indem der Fern- und Regionalbahnteil amputiert wird. Da soll für bald zehn Milliarden Euro eine Zick-Zack-U-Bahn durch die Stadt gebaut werden, die frühestens in 2035 fertig sein wird, da redet die Politik von einem Verbindungsbahnentlastungstunnel zwischen Hauptbahnhof und Altona, der wenn er denn kommen sollte, die ganzen Bahnhofsverlegungspläne zur Makulatur werden lässt. Gleichzeitig werden für die, für Fahrgäste und Bürger Hamburgs, wichtigen Nahverkehrsprojekte, wie der Bau einer S-Bahn zur geplanten Science City und weiter nach Osdorf, wie auch der Anschluss von Harburg und Wilhelmsburg an eine über die Elbe zu verlängernde U4 auf die lange Bank geschoben. Von einer Koordination der Projekte, der Überprüfung auf ihren Nutzen für die Fahrgäste, die Verkehrswende und ihre Finanzierbarkeit, ganz zu schweigen. Wann endlich stellen sich Politik und Verwaltung in Hamburg den Realitäten, stimmen die Projekte aufeinander ab und heben die Denkblockade in Sachen „Straßenbahn“ auf? Ich hoffe, der Artikel gibt einen Anstoß für eine breite öffentliche Diskussion, in die auch die von zahlreichen Initiativen entwickelten Ideen einfließen und diese nicht weiterhin als unsachliche Kritik abgetan oder gänzlich ignoriert werden. Wir haben im Hinblick auf die notwendige Verkehrswende und den Klimawandel keine Zeit zu verlieren.

Michael Jung

Stadtbusnetz ausbauen

Na klar: Neue U-Bahnlinien können dank der gewaltigen CO2-Immissionen während des Baus kaum jemals klimaneutral werden. Das wäre aber auch genauso beim jahrzehntelangen Aufbau eines Straßenbahnnetzes – zumal in zehn bis 20 Jahren der konkurrierende Pkw-Verkehr fast nur noch elektrisch erfolgen soll. Hamburg hat ein deutschlandweit vielgelobtes Stadtbusnetz. Der ökologischste und schnellste Weg ist, dieses Stadtbusnetz weiter auszubauen und es zu elektrifizieren. Dabei ist es egal, ob dies per Batterie mit Zwischenaufladungen oder per Trolley-Bussen für die Fans von Stromoberleitungen in den oftmals engen Straßenräumen geschieht. Das Fraunhofer-Institut forscht mit dem Ziel, 18 Meter lange Gliederbusse mit durchgehend lenkbaren Achsen auf die Straße zu bringen. Das wäre ein realistisches Projekt für Hamburg. Dem Hauptbahnhof mit seiner unsinnigen Konzentration zu vieler innerstädtischer Bahnlinien ist nur mit mehr Platz zu helfen. Das wäre mit einer vollständigen zweiten Plattform über den Fernbahn- und S-Bahngleisen möglich.

Bernd Wenzel, Buchholz

Fünf persönliche Wahrheiten...

Silvester/Neujahr: „Mehr Radler – aber eigenes Auto bleibt wichtig. Serie: Fünf Wahrheiten über … Heute Teil 7: Straßenverkehr“

Meine ganz persönlichen fünf Wahrheiten über den Hamburger Straßenverkehr: Erstens betreibt der Senat eine Verkehrspolitik, die komplett und explizit gegen die Wünsche und Bedürfnisse der Hamburger Bürger ausgerichtet ist: Die Zahl der Pkw-Zulassungen in Hamburg steigt kontinuierlich an, aber oberstes Ziel der Verkehrspolitik ist, das Auto aus der Stadt zu verbannen und die Hamburger aufs Fahrrad und in „Öffis“ zu zwingen. Zweitens ist der von Herrn Tjarks beim Thema Fahrradstadt unablässig vorgebrachte Vergleich der Metropole Hamburg mit den kaum halb so großen Städtchen Kopenhagen und Amsterdam weltfremd. Drittens hat ein Senat, der es zulässt, dass in eng bebauten Gebieten wie Eimsbüttel Anwohner per Antrag den überaus knappen Parkraum in „Parklets“ mit Pingpongplatten, Kickern u. ä. umwandeln können, die Bedürfnisse seiner Bürger und die Anforderungen einer modernen Verkehrspolitik einfach nicht verstanden. Viertens ist überall dort, wo innerstädtisch Parkraum vernichtet wird, und „neue Lebensqualität“ entstehen soll, bisher meist nichts entstanden außer öden Betonflächen – Beispiel Heuberg und Glockengießerwall/Hauptbahnhof. Und fünftens erschließt sich mir nicht, warum ich als Bürgerin und Steuerzahlerin auf mein Auto verzichten soll, solange der Hamburger Senat eine Dienstwagenflotte betreibt, anstatt seinen Amtsgeschäften mit Bus, Bahn oder Fahrrad nachzugehen.

Ilsabe Fürstenhoff-Rüß

Immer noch nicht verstanden?

30. Dezember: „Eurowings steuert sechs neue Ziele von Fuhlsbüttel aus an“

Laut Eurowings wird man mit dem neuen Sommerflugplan mehr Ziele anbieten als jemals zuvor und mit rund 2500 wöchentlichen Flügen werde bereits wieder das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht. Ich möchte hier einmal fragen: Kann es sein, dass wir als Gesellschaft mehr als jemals zuvor in die falsche Richtung gehen? Kann es sein, dass wir immer noch nicht verstanden haben, was wir eigentlich auf der Erde anrichten? Kann es sein, dass der Leidensdruck noch immer nicht groß genug ist, um einzusehen, dass wir unser Verhalten ändern müssen? Es macht mich jedes Mal sprachlos, erkennen zu müssen, dass der allergrößte Teil der Gesellschaft einer wirklichen Verhaltensänderung gleichgültig und desinteressiert gegenübersteht. Ich schäme mich manchmal dafür, zur Spezies Mensch zu gehören.

Steffie Haddenga